Peterchen hat geschrieben:
Das ergibt keinen Sinn. Wie gesagt: Würden Gedanken und Gefühle nicht im Gehirn, sondern in einer unkörperlichen Seele stattfinden, dann dürfte ein Hirnschaden keine Veränderung der Persönlichkeit bewirken. Die Gedanken und Gefühle wären immer noch dieselben und nur die Kontrolle des Körpers durch die Seele wäre beeinträchtigt.
In Wirklichkeit kann ein Hirnschaden die Persönlichkeit eines Menschen grundlegend verändern. Durch ein Frontalhirnsyndrom kann zum Beispiel aus einer freundlichen Person ein wütender Soziopath werden.
Oder nehmen wir einen Alzheimerpatienten, der auf das Niveau eines Kleinkindes zurückfällt. Glaubst du, dass dieser Patient in seinem "Geist" immer noch ein intelligenter Mensch ist, der sich vielleicht gerade mit Quantenphysik beschäftigt und nur durch die gestörte Signalübertragung zum Körper wie ein Kleinkind äußert?
Selbst die Wirkung von Drogen kann mit der Antennentheorie des Gehirns nicht erklärt werden. Warum hat ein Mensch, der MDMA nimmt, für ein paar Stunden vollkommen andere Gefühle? Emotionen sind nach dualistischer Auffassung ein seelischer Zustand. Warum ändert sich der Zustand der Seele, wenn mein Gehirn mit einer Chemikalie in Kontakt kommt?
Also ich verstehe diese Theorie so, dass man zunächst mal die These akzeptieren muss, dass Bewusstsein ein kosmisches Phänomen ist, oder selbst das ist noch zu wenig, der Kosmos IST Bewusstsein. Es ist sozusagen die materialistische Theorie auf den Kopf gestellt. Im Materialismus wird davon ausgegangen, dass zuerst die Materie da war und aus dieser dann nach Milliarden Jahren in Gehirnen das Bewusstsein entstanden ist. Die andere Theorie ist genau umgekehrt. Bewusstsein ist ewig, gab es also schon vor dem Urknall. Und zwar nicht irgendwo, sondern ÜBERALL. In der Sprache der alten westlichen Philosophie: Bewusstsein ist das Ding an sich.
Zugegeben: Das ist aus unserer Sicht einen abenteuerliche Hyphothese, um es mal noch harmlos zu formulieren. Aber wenn man sie einfach mal einen Augenblick annimmt, dann macht die
Gehirn als Empfänger Theorie schon Sinn. Das kosmische Bewusstsein ist nondual, weil es alles beinhaltet, was es gibt. Wenn nun aber in der materiellen Welt sich ein Gehirn bildet, dann kann dieses Gehirn bestimmte, sehr stark eingeschränkte Signale von diesem Bewusstsein empfangen. Das wäre dann das Bewusstsein der Tiere. Was beim Menschen zusätzlich noch passiert ist, ist, dass das Bewusstsein im Gehirn eine Art Rückkopplung erreicht hat - so entsteht dann Selbst-Bewusstsein, also duales Bewusstsein. Und wenn man sich jetzt vorstellt, dass so ein Empfänger-Gehirn beschädigt wird, dann werden die Signale des universellen nondualen Bewusstseins auf der dualen Ebene nicht mehr richtig verarbeitet und führen auch zu Verhaltensänderungen.
Ich behaupte im Übrigen nicht, dass das alles so stimmt, ich gebe nur die Theorie wider, wie ich sie verstanden habe. Unmöglich scheint es mir aber nicht.
Lovecraft hat geschrieben:...wenn man diese Idee bis zum logischen Ende weiterverfolgt, dann kommt man zu dem Ergebnis daß das ganze Affentheater hier noch sinnloser wäre als ohnehin schon...warum sollte sich jemand überhaupt die Mühe machen, eine solch unermeßliche Zahl von Marionetten hier herumtanzen zu lassen, nur um sie dann irgendwann "abzuschalten" und durch andere Marionetten zu ersetzen...? Das ergibt einfach keinen Sinn, sogar noch weniger als eine Welt, in der das Bewußtsein allein im Gehirn jedes Einzelnen existiert...
Ich behaupte überhaupt nicht, dass sich dadurch irgend etwas an unserer Situation bessern würde. Ausser wenn es jemanden beruhigt, dass es nach dem Tod weiter geht, wenn auch auf der nondualen Ebene, die nichts mit dieser hier gemeinsam hat. Aber diese Welt bleibt der Tummelplatz des Leidens, der sie ist, ob nun materialistisch oder idealistisch erklärt.