Ich bin ja mittlerweile auch ein absoluter Freund biologischer Erklärmodelle. Allerdings darf man bei dieser These nicht außer Acht lassen, daß noch andere Faktoren eine Rolle spielen. Zum Beispiel der Faktor, daß auch Vertrautheit zu einer gesteigerten Attraktivitätsempfindung führt. Das heißt, jemand, den man auf den ersten Blick nicht attraktiv findet, kann im Laufe einer längeren Bekanntschaft (Freundeskreis, Arbeitsplatz etc.) im subjektiven Empfinden erheblich an Attraktivität gewinnen. Evolutionsbiologisch mag dies darin begründet sein, daß man im Notfall den unwiderstehlichen Drang verspürt, sich mit dem letzten Überlebenden auf einer einsamen Insel zu paaren.Peterchen hat geschrieben:Ich finde im Gegenteil, dass die reale Paarbildung die evolutionär erwartbaren Muster in 99% aller Fälle bestätigt. Wie oft passiert es z.B., dass ein hässlicher, kleinwüchsiger, beruflich erfolgloser Mann eine hochattraktive Frau bekommt?
Die sogenannte Liebe ist kein Mysterium, sondern folgt einfachen Marktgesetzen. Jeder Mensch hat einen bestimmten Marktwert, der sich aus körperlicher Attraktivität, Status (bei Männern wichtiger als bei Frauen) und anderen Eigenschaften zusammensetzt. Und in der Regel bekommt jeder nur ein Äquivalent zu sich selbst.
Lange Zeit war auch ich mit einem Mann liiert, der von der Allgemeinheit als weit unter meinem Attraktivitätsniveau empfunden wurde. Welch böse Dinge mir nachgesagt wurden, kann man sich vorstellen. Auf den ersten Blick wäre er sicherlich auch nicht in mein "Beuteschema" gefallen, aber mit der Zeit fand ich mit zunehmender Sympathie auch immer mehr Details an ihm als attraktiv wahr: Sein Lächeln, seinen Humor, seine Intelligenz. Zudem war ich damals noch auf der Suche nach der "wahren Liebe" und hatte vor allem auch keine Lust mehr auf all die Schönlinge, die man wohl als "gleichwertig" empfunden hätte, die aber aufgrund ihres exorbitanten Erfolgs beim weiblichen Bevölkerungsanteil eine recht lockere Einstellung zum Thema Beziehung hatten und es sich somit lieber offen hielten, von Blümchen zu Blümchen zu fliegen, um von jedem leckeren Nektar kosten zu können. Als biologischen Nutzfaktor kann man hier sicherlich wiederum die (vermeintliche) Stabilität und Sicherheit de Beziehung ansprechen. Nur letzten Endes war diese leider ein Trugbild.
Außerdem gab es noch einige andere Kriterien, die mich von dem mir zugedachten "Markt" wegbrachten: Oberflächlichkeit, übermäßiger Körperwahn, Übersexualisierung, fragwürdige Sexvorstellungen etc. etc. Mein Partner war anders: Er respektierte zu jedem Zeitpunkt meine körperliche Integrität, er war zärtlich, erwartete keine Pornoveranstaltung im Bett, und hatte - wie ich damals zumindest glaubte - ähnliche Ziele und Ideale im Leben. Er war für viele Jahre so etwas wie meine Trutzburg gegen all die übersexualisierten Männchen da draußen, die nicht ihre Finger bei sich lassen können. Dafür akzeptierte ich viele, viele, viele andere Dinge, die in der Beziehung leider nicht stimmten. Und kaum fuhr mein Leben mitsamt der Beziehung gegen die Wand, wußte ich auch wieder überdeutlich warum: Ich avancierte wieder zum Freiwild. So wie es schon immer war. Das allerwertgeschätzteste Merkmal, das ein Mann für mich heute somit noch immer haben kann, ist schlicht, daß er mich in Ruhe läßt.
Interessant finde ich übrigens die Primatenforschung dieses Wissenschaftlers:
https://www.brandeins.de/archiv/2001/gl ... menbruchs/
"Die Weibchen ziehen nämlich häufig die netten Jungs aus der zweiten Reihe vor."