Laute Nachbarin

Themenbezogene Diskussionen, die sich nicht nur auf eine Person beziehen; Ursachen und Auslöser für Depressionen und Daseins-Ängste; Bewältigungsstrategien bei Lebensmüdigkeit; psychische Krankheitsformen; Suchtkrankheiten; Alkohol-, Drogen- und Medikamenten-Abhängigkeit; Beziehungsprobleme

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Springer

Re: Laute Nachbarin

Beitrag von Springer »

Das ist schon krass ungerecht. Eigentlich sollten doch die angeschlagenen Menschen die einsame Villa auf Langeoog oder Spikeroog kriegen und nicht die 5-Köpfige Familie.

Ja, genauso meine ich das und auch nicht irgendwie anders.
Agnetha
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Re: Laute Nachbarin

Beitrag von Agnetha »

Ich brauch keine villa ...

Mir würde ein moderner Wohnwagen oder Bauwagen schon reichen. Irgendwo wo es ruhig ist.

Oder ein "tiny house " . Ein kleines Holzhaus auf Rädern. Leider fehlt mir dafür aber das nötige Geld.
Gnosis
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Re: Laute Nachbarin

Beitrag von Gnosis »

Ab und an gibt es auch Mietwohnungen, die isoliert von anderen Immobilien stehen und nicht viel kosten. Leider sind diese Angebote sehr selten (wenn man stets die Immobilienscout-Seite sichtet, kann man aber mit reichlich Glück Erfolg haben). Im Prinzip ist das die einzige Lösung - in den üblichen "Mietkasernen" kann einem üblerweise immer so etwas passieren, ohne dass man sich wirklich wehren kann (Ohropax sind leider nicht zureichend gegen perkussive Geräusche). Ich kann insgesamt extrem gut nachvollziehen, wie ihr euch in der Situation fühlt, da es mir in meiner Mietwohnung über die Jahre immer mal wieder genauso ging, derzeitig auch wieder. Man kann jemandem, der nicht betroffen ist, kaum vermitteln, wie auszehrend eine solche Situation sein kann. Wenigstens zu Hause sollte man Ruhe haben und Schlaf ist nun mal überaus wichtig. Im Grunde handelt es sich dabei um einen Eingriff in die privatesten Momente, weswegen ich es auch immer als unerträglich intrusiv empfand (ich stellte mir teils unweigerlich einen grinsenden Kobold vor, der mit einem kleinen Hammer fortwährend meinen Kopf bearbeitete) und in den Zeiten einen regelrechten Hass auf meinen Wohnraum entwickelte, der auch noch anhielt, wenn wieder für längere Zeit Ruhe einkehrte.
lunar-x7
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Re: Laute Nachbarin

Beitrag von lunar-x7 »

Es stimmt schon, die gut isolierten Wohnungen kann man an einer Hand abzählen und sie würden auch meine finanziellen Mittel sprengen. In diesen Mietkasernen lebt man mit viel zu vielen Menschen auf engstem Raum Tür an Tür. Kaum Freiräume, ständig ist Unruhe im Haus, ganz besonders in den Treppenhäusern. Jeder will sich auf seine Art ausleben, inklusive Krach mit meist nicht eingehaltener Nachtruhe.

Ich wohne in meiner Wohnung seit zwanzig Jahren und es fällt deutlich auf, dass es bei fast jedem Mieterwechsel immer lauter, und vom Verhalten her rücksichtsloser wird. Es beginnt schon beim Einzug, dass mit den Möbeln ein dermaßender Lärm veranstaltet wird, dass es sich anhört, als würden die Möbel durchs Treppenhaus und in die Wohnung geworfen. Dementsprechend ramponiert sieht mittlerweile der Hausflur aus, mehrere Treppenhausfenster sind schon zu Bruch gegangen. Das sind Situationen in den ich ernsthaft an der Menschheit zu zweifeln beginne. Was sind das nur für Menschen? (Menschen? :evil:) So was macht mich wütend, fassungslos, ratlos. :shock:

Natürlich reichen Ohrenstöpel meist nicht aus, es ist ja auch nur ein Kompromiss. Ein Teil des Lärms wird abgefangen, Türenschlagen und Getrampel (und Bohrmaschinen) hört man bei den besten Ohrenstöpseln durch. Es hilft ein wenig, um nicht ganz irre zu werden. Viel schlimmer empfinde ich den Trittschall/Körperschall, dass sich Poltern und Trampeln deutlich spürbar durch Mark und Bein fressen.

Ich hatte über zwei Wochen Ruhe und schon gehofft die Trampelfrau unter mir wäre dabei auszuziehen. Tja nix, nada.

Habe mir schon Wohnungen angesehen und die Sorge, dass ich mit dem Lärmproblem wieder konfrontiert sein werde. Was kann ich auf die Aussagen von Maklern und Eigentümern geben, die nicht in diesem Haus wohnen, dass es ruhig wäre? Ich kann ja nicht einen Tag und eine Nacht probewohnen. Leider. Ich frage das tatsächlich bei der Wohnungsbesichtigung.

Ich möchte nicht wissen, wieviele Menschen alleine schon durch Lärm der Nachbarn, krank wurden. Aber ich denke das interessiert auch niemanden wirklich. Ist halt so, muss man mit leben. Ist man halt überempfindlich. Punkt. Thema erledigt.

Für mich wäre die einzige Lösung, laute und ruhebedürftige Menschen wohntechnisch von einander zu trennen. Illusorisch, ich weiß. Wunschdenken. Manchmal brauche ich das, hält meinen Verstand zusammen.
lunar-x7
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Re: Laute Nachbarin

Beitrag von lunar-x7 »

Wobei mir grad noch was zu den Ohrenstöpseln eingefallen ist. Habe einen Tipp aus einem Forum für Hochsensible: Ohrenstöpsel rein, darüber Kopfhörer tragen und die Lautstärke soweit hochregeln, dass Musik o. ä. wieder gut zu hören ist. Funktioniert prima, wäre ich nicht draufgekommen. Die fiese Schlagbohrmaschine habe damit nicht mehr gehört.
Gnosis
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Re: Laute Nachbarin

Beitrag von Gnosis »

Ja, tagsüber kann man der Problematik tatsächlich in etwa so begegnen. Das mit dem Umzug ist in der Tat auch nicht unproblematisch: Ich hatte es einmal - nachdem ich festgestellt hatte, dass es bei Freunden stets leiser war als bei mir - kurz versucht, wobei das Lärmproblem in der anderen Wohnung dann noch gravierender war. Da herrschte eine völlig absurde Schallübertragung. Selbst die Klospülung der Wohnung über mir war so laut, als ob sie sich direkt neben meinem Ohr befände. "Glücklicherweise" entdeckte ich dort nach einigen Tagen auch ein Schimmelproblem, sodass ich trotz unterschriebenen Vertrages ohne Komplikationen wieder in meine vorige Wohnung einziehen konnte.
Aber alleine die Konstruktion eines solchen Gebäudes veranschaulicht eine Tendenz, die sich spätestens parallel zur Bevölkerungsexplosion im vorigen Jahrhundert manifestierte: Es wird fast nur noch im Sinne der Quantität gedacht, von allem immer mehr, gerne auch immer lauter und immer intrusiver, ohne Rücksicht darauf, dass einzelne dabei unter die Räder kommen - und das in so ziemlich allen Lebensbereichen (die genannten Wohnungen sind so gesehen exemplarisch). Diese Strukturen erscheinen mitunter wie ein riesiger, lärmender, defäkierender Moloch, in dem Menschenseelen desorientiert ineinander verhakt und gleichzeitig völlig vereinsamt sind. So lange die Primitivbedürfnisse weitgehend abgedeckt sind, soll man sich damit abfinden und wenn einzelne dabei unter die Räder kommen, stört sich kaum einer daran.
lunar-x7
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Re: Laute Nachbarin

Beitrag von lunar-x7 »

Gnosis hat geschrieben:Aber alleine die Konstruktion eines solchen Gebäudes veranschaulicht eine Tendenz, die sich spätestens parallel zur Bevölkerungsexplosion im vorigen Jahrhundert manifestierte: Es wird fast nur noch im Sinne der Quantität gedacht, von allem immer mehr, gerne auch immer lauter und immer intrusiver, ohne Rücksicht darauf, dass einzelne dabei unter die Räder kommen - und das in so ziemlich allen Lebensbereichen (die genannten Wohnungen sind so gesehen exemplarisch). Diese Strukturen erscheinen mitunter wie ein riesiger, lärmender, defäkierender Moloch, in dem Menschenseelen desorientiert ineinander verhakt und gleichzeitig völlig vereinsamt sind. So lange die Primitivbedürfnisse weitgehend abgedeckt sind, soll man sich damit abfinden und wenn einzelne dabei unter die Räder kommen, stört sich kaum einer daran.
Das hast du sehr treffend beschrieben. Das ist die traurige Realität.

Und es ist so schwer zu ertragen.
Agnetha
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Re: Laute Nachbarin

Beitrag von Agnetha »

Hihi lunar, den tipp mit stöpseln und kopfhörer drüber hast du von mir :D
lunar-x7
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Re: Laute Nachbarin

Beitrag von lunar-x7 »

Oh, Agnetha, da hab ich wohl was verwechselt :oops: . Sorry, hab schon wieder Schlafmangel, da kommt so etwas dabei raus ...
Agnetha
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Re: Laute Nachbarin

Beitrag von Agnetha »

Macht ja nix :D

Ich kann mich daran erinnern, dass du schriebst, deine Nachbarin müsste durch die decke brechen, damit Du sie hörst. Ich fand die metapher so spassig, deshalb habe ich sie mir gemerkt.

Wie geht es dir heute?
lunar-x7
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Re: Laute Nachbarin

Beitrag von lunar-x7 »

Ah, jetzt habe ich mich auch wieder daran erinnert :D. Ich liebe diese Metaphern. Freut mich, dass sie dir gefallen.

Wie es mir geht? Pfft ... mittelmäßig genervt und etwas erschöpft. Ich nehme zur Zeit an einer Psychoedukation teil, um Krisen besser zu bewältigen, das ist gut und hilfreich. Es reisst mich halt trotzdem immer wieder von den Füßen. Und das dauert, bis ich das wieder aufgeräumt bekomme.

Wegen des Suizidfalls ist am Montag eine Andacht, da gehe ich besser lieber nicht hin, sonst kommt noch mehr Kram hoch.

Und wie geht es dir? Ist deine neue Nachbarin schon mit ihren Renovierungsarbeiten fertig? Ist es noch schlimm?
Agnetha
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Re: Laute Nachbarin

Beitrag von Agnetha »

Beerdigungen meide ich auch. Auch am grab meiner Mutter war ich Jahre nicht. Meine Schwester pflegt es.
Anderen hilft der gang auf den Friedhof. Ich kann das nicht. Wenn ich mal mit dem bus daran vorbei fahren muss, schließe ich die Augen.

Mir gehts so lala. Meine Nachbarin zieht am Samstag ein. Ich hoffe, es wird alles ertragbar. Bei meiner Nachbarin ganz unten war ich grad zum Kaffee und habe erfahren, dass die Hausverwaltung vorhat, den Trockenboden über mir zur Wohnung auszubauen. Ich hoffe, ich finde vorher eine neue Wohnung.

Ich überlege, ob ich noch einmal zur Stabilisierung in die Klinik nach bad Hersfeld gehe. Die ambulante Therapie wird frühestens in einem halben Jahr beginnen. Ich weiß nicht, ob ich das bis dahin ohne Hilfe schaffe. Allerdings weiß ich auch nicht, ob die mich noch einmal aufnehmen. Sie haben es mir zwar angeboten, aber in meinem leben ist nichts verlässlich. Wer nicht fragt, kann auch nicht abgewiesen und enttäuscht werden. Ich habe immer große Angst um etwas zu bitten, was ich brauche.

Vielleicht halte ich ja auch durch.
Agnetha
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Re: Laute Nachbarin

Beitrag von Agnetha »

Ich bin total erleichtert. Meine Nachbarin ist gestern eingezogen und ist unglaublich ruhig. Kein poltern, keine laute stimme. Ich konnte früh schlafen gehen, wurde nicht aus dem schlaf gepoltert und konnte heute morgen auch ausschlafen. Es scheint gut zu werden. Ich hoffe, es bleibt so.
gameovernow
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Re: Laute Nachbarin

Beitrag von gameovernow »

Oh man.
Ich bin genau in der umgekehrten Situation.
ICH bin der Störenfried, da ich nachtaktiv bin.
Tagsüber habe ich null Antrieb, und nachts bin ich halt wach.
Ich bin schon so leise wie möglich, aber man manche Tätigkeiten verursachen nunmal leider Geräusche.
Aber wenn die die Türen knallt, ist das doch schon dreist, das kann man ja vermeiden.
Ich will auch hier ausziehen, da meine Nachbarn extremst pingelig sind und dauernd den Vermieter oder die Polizei anrufen, wenn ich mal wieder zu laut (in ihren Ohren) war.
Das ist psychisch schon ziemlich belastend, ich bin dadurch mittlerweile relativ paranoid.
Agnetha
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Re: Laute Nachbarin

Beitrag von Agnetha »

Nee klar ... du bist so leise wie möglich und deine Nachbarn rufen deswegen die Polizei.

Hast Du Wahrnehmungsstörungen? :roll:

Ich fühle mich gerade beim lesen deines postings leicht ? :cry:
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