Suizidrate in Deutschland hat sich halbiert

Meinungs- und Erfahrungsaustausch zum Thema Suizid; Berichte über gescheiterte Suizidversuche; suizidales Verhalten; Leben mit Suizidgedanken; Hilfestellungen

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Abendstern
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Re: Suizidrate in Deutschland hat sich halbiert

Beitrag von Abendstern »

cabinas hat geschrieben:Bei mir, also wo ich lebe, gibt es extra ein Gesetz zum Schutz aeltere Menschen. Niemand darf die integritaet psychischer oder physischer Art beschaedigen. Und was Schaden ist bestimmt das Opfer ...
Interessant... Wo ist das? Kann man da bitte hinziehen?

Ansonsten bin ich eher anderer Ansicht. Aber was soll's... Habe keine Kraft und Energie, mich darüber zu streiten...
cabinas
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Re: Suizidrate in Deutschland hat sich halbiert

Beitrag von cabinas »

Abendstern hat geschrieben:
cabinas hat geschrieben:Bei mir, also wo ich lebe, gibt es extra ein Gesetz zum Schutz aeltere Menschen. Niemand darf die integritaet psychischer oder physischer Art beschaedigen. Und was Schaden ist bestimmt das Opfer ...
Interessant... Wo ist das? Kann man da bitte hinziehen?

Ansonsten bin ich eher anderer Ansicht. Aber was soll's... Habe keine Kraft und Energie, mich darüber zu streiten...
In Lateinamerika.
Nein, wir wollen nicht streiten, da verstehe ich dich wirklich!
chris84

Re: Suizidrate in Deutschland hat sich halbiert

Beitrag von chris84 »

Solche Länder bewundere ich immer wieder die noch würdevoll mit älteren Menschen umgehen. Wenn ich hier so die täglichen Nachrichten und Polizeiberichte lese: Altersarmut, Angriffe und Raubüberfälle auf Rentner, Täter polizeibekannt, Täter wird wieder laufen gelassen usw. :evil: Vor allem das Ganze ist schon trauriger und unhinterfragter Alltag, was in anderen Ländern unvorstellbar wäre.
cabinas
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Re: Suizidrate in Deutschland hat sich halbiert

Beitrag von cabinas »

chris84 hat geschrieben:Solche Länder bewundere ich immer wieder die noch würdevoll mit älteren Menschen umgehen. Wenn ich hier so die täglichen Nachrichten und Polizeiberichte lese: Altersarmut, Angriffe und Raubüberfälle auf Rentner, Täter polizeibekannt, Täter wird wieder laufen gelassen usw. :evil: Vor allem das Ganze ist schon trauriger und unhinterfragter Alltag, was in anderen Ländern unvorstellbar wäre.
Das hat Geschichte und Entwicklung.

"Auf die Moral der Maedchen wurde vor 150 Jahren noch sehr geachtet.
Niemals ging ein Maedchen ohne Begleitung aus dem Haus. Selbst in die Kirche
ging sie nicht alleine."

"Die politische Verfassung bot bereits am 1.Januar 1847 allen Bewohnern,
ohne Unterschied der Farbe und Religion, vollkommene politische Gleichheit.
Jeder muendige Buerger durfte waehlen, aber nur wenn er Lesen und Schreiben
konnte.
Es gab allerdings auch Einschraenkungen der Buergerrechte.
Wie etwa dies:
Verlust des Buergerechts bei Undankbarkeit gegen Vater und Mutter“.
Das Verlassen der Ehefrau und der Kinder oder eine notorische
Vernachlaessigung der durch die Familie auferlegten Pflichten zogen den Verlust des Buergerechts
nach sich.
Der Praesident und Vizepraesident durften das Land in der Regierungszeit nicht
verlassen."

Die Kolonierung Lateinamerikas geschah durch Hidalgos, das waren Soehne der Barone, die in Spanien kein Land besassen. Die hofften in Lateinamerika ihr Glueck und Geld zu finden. Und sie brachten Peons mit, Hilfsarbeiter. Es reichte wenn diese Leute lernten die Bibel zu lesen und den Namen zu schreiben.

Alles, was in Europa an "Aufklaerung" geschah, an Moderner, auch und gerade an fragwuerdigen modernen Einfluessen, wurde in Lateinamerika blockiert, durch die Hidalgos, die Interesse hatten dass das Volk ordentlich arbeitet und Respekt zeigt. Die alte Geschichte, das man auf der Finca gemeinsam lebt wie eine grosse Familie wurde ja in "100 Jahren Einsamkeit" schoen beschrieben.

Es entwickelte sich also nicht Strukturen wie in Europa gegen die Regierung (Aufstaende gegen Barone, Kaiser, Koenige), sondern ein Gehorchen, dass sich mitunter, bei schweren Ungerechtigkeiten, in Revolutionen Luft schafft
So, das ist die Theorie. Darum hat man Respekt. Das wird bereits in den Schulen gelehrt. Die Lehrer achten auch darauf, dass die Schueler anstaendig und sauber gekleidet zum Unterricht kommen.
Ich koennte ein paar Beispiele bringen, wie schnell die Polizei kommt, wenn man als "adulto mayor", als alter Mensch sie um Hilfe ruft. Da bekommen dann die Jugendlichen, die respektlos sind, eine gehoerige Portion Beigebracht, bis der Jugendlich ganz klein ist und sich entschuldigt.

"La Red de Atención Progresiva para el Cuido Integral de las Personas Adultas Mayores es la estructura social compuesta por personas, familias, grupos organizados de la comunidad, instituciones no gubernamentales y estatales, que articulan acciones, intereses y programas, en procura de garantizar el adecuado cuido y satisfacción de necesidades a las personas adultas mayores del país, promoviendo así una vejez con calidad de vida."
Kann man mit Google ein wenig uebersetzen.


Oder dies:
Los objetivos de la presente ley serán:


a) Garantizar a las personas adultas mayores igualdad de oportunidades y vida digna en todos los ámbitos.
Also eine Garantie, dass alte Menschen gleiche Rechte und Moeglichkeiten haben auf ein leben in Wuerde in allen Bereichen.

b) Garantizar la participación activa de las personas adultas mayores en la formulación y aplicación de las políticas que las afecten.
Es wird garantiert, dass alte Menschen aktiv an gesellschaftlichen und politischen Bewegungen teilhaben koennen


Oder dies:
Atención integral: Satisfacción de las necesidades físicas, materiales, biológicas, emocionales, sociales, laborales, productivas y espirituales de las personas adultas mayores. Para facilitarles una vejez plena y sana, se considerarán sus hábitos, capacidades funcionales y preferencias.

Es wird gesorgt, dass alte Menschen ihre physischen, materiellen, biologischen, gefuehlsmaessigen, arbeitsrechtlichen, produktiven und geistigen Beduerfnisse befriedigen koennen! Damit sie ein hohes und gesundes Alter erreichen und ihre Vorlieben und Faehigkeiten weiter nachgehen koennen.

Und als letztes dies:
Violencia contra las personas adultas mayores: Cualquier acción u omisión, directa o indirecta, ejercida contra una persona adulta mayor, que produzca, como consecuencia, el menoscabo de su integridad física, sexual, psicológica o patrimonial.

Verboten ist Gewalt gegen ältere Menschen: Das ist jede Handlung oder Unterlassung, die direkt oder indirekt gegen eine ältere Person ausgeübt wird, die als Ergebnis eine Beeinträchtigung der körperlichen, sexuellen, psychischen oder wirtschaftliche Integrität erzeugt.

Es gibt hier jede Menge aktivitaeten fuer alte Leute.
Altersrassismus wie in deutschland gibt es hier nicht.


Wie gesgat, das hat sich entwickelt durch andere gesellschaftliche Umstaende. In Deutschland wird der Begriff "Freiheit" hochgehalten, obwohl die meisten nicht mal wissen, was Freiheit eigentlich ist. Unter Freiheit wird oft zuegellosigkeit verstanden.
Freiheit ist auch Verantwortung dem Naechsten gegenueber.

Also das hat ich als erstes Beeindruckt als ich zum ersten mal hier war: Alte Leute tanzen mit jungen Leuten, nicht etwa jeder fuer sich, nein, alte Damen und junge Maenner,oder Umgekehrt, Gemeinsam, Zuammen. Ich war baff.

Als ich das letzte mal in Deutschland zu Besuch war, schauderte es mich.
(Aber du, Chris, verstehst jetzt vielleicht etwas mehr, warum ich so Verantwortung und Pflege der Eltern betonte. Ich habe einen Freund, dessen Vater starb ueber Monate, der kam jeden Abend nach der Arbeit, hat den Papa gewaschen, rasiert, den Hintern gewischt alles gemacht, Monatelang, bis zum Ende.

Es machen viele hier.
Peterchen
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Re: Suizidrate in Deutschland hat sich halbiert

Beitrag von Peterchen »

Ich koennte ein paar Beispiele bringen, wie schnell die Polizei kommt, wenn man als "adulto mayor", als alter Mensch sie um Hilfe ruft.
Dafür hat man in Lateinamerika auch öfter Grund die Polizei zu rufen ^^
cabinas
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Re: Suizidrate in Deutschland hat sich halbiert

Beitrag von cabinas »

Peterchen hat geschrieben:
Ich koennte ein paar Beispiele bringen, wie schnell die Polizei kommt, wenn man als "adulto mayor", als alter Mensch sie um Hilfe ruft.
Dafür hat man in Lateinamerika auch öfter Grund die Polizei zu rufen ^^
Das haengt wohl davon ab,. wo man lebt.
Bei mir eigentlich nicht. Klar passieren hier Kriminalitaeten wie in allen Laendern der Welt, aber die Statistik bei uns ist immer noch geringer als in Deutschland.
Allerdings, wenn du nach Salvador gehst....die Maras sind gefuerchtet und eine Pest. Das sind Banden bis zu 1000 (tauesend!) Mitgliedern, und wenn du in eine eintreten willst, dann kill erst mal irgendjemanden, also Mutprobe. Die Maras erkennen sich an den kompletten Taetowierungne ueber den ganzen Koerper, einschliesslich Gesicht.

Aber allgemein gesehen: wer als Tourist kommt und vergisst, dass Lateinamerika wesentlich aermer ist als Europa und darum seine Goldkettchen, dicke Kamera, Briliantenringe und was die Damen so an Geschmeide mit sich tragen, bei abendlichen Besuchen von Restaurants anbehaelt, darf sich kaum wundern wenn er/sie dadurch den Neid der Armen erweckt, die boeses im Sinne haben.
Hinzu kommen natuerlich Drogen. Crack ist das dreckigste Zeug das es gibt, enthemmt total, macht sofort suechtig,ist billig. Und wer auf Sucht ist, der klaut auch bei hellem Tag den naechsten Passanten an, wenn es denn sein muss. Aber die Suechtigen sind meistens in eng begrenzten Bezirken,wo sie schnell an die Droge kommen.

Ich lebe 21 Jahre hier und bin, bis auf eine Ausnahme die ich provoziert habe (weil ich in diesen Bezirk abends bewusst rein ging mit dem Wissen was geschehe kann) noch nie ueberfallen worden.

Wenn du aber, allgemein gesprochen, Suicid begehen willst, kannst du schnell jemanden finden, der dich gegen Zahlung eines nicht sehr hohen Preises eine Kugel durch den Kopf jagt.
Abendstern
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Re: Suizidrate in Deutschland hat sich halbiert

Beitrag von Abendstern »

cabinas hat geschrieben:Freiheit ist auch Verantwortung dem Naechsten gegenueber.
Schön gesagt.
Also das hat ich als erstes Beeindruckt als ich zum ersten mal hier war: Alte Leute tanzen mit jungen Leuten, nicht etwa jeder fuer sich, nein, alte Damen und junge Maenner,oder Umgekehrt, Gemeinsam, Zuammen. Ich war baff.
Wie wunderbar ...
Verboten ist Gewalt gegen ältere Menschen: Das ist jede Handlung oder Unterlassung, die direkt oder indirekt gegen eine ältere Person ausgeübt wird, die als Ergebnis eine Beeinträchtigung der körperlichen, sexuellen, psychischen oder wirtschaftliche Integrität erzeugt.
Warum aber nur gegen ältere Menschen? :( Würde mir das als mitteljunger Mensch auch sehr wünschen...
Wenn du aber, allgemein gesprochen, Suicid begehen willst, kannst du schnell jemanden finden, der dich gegen Zahlung eines nicht sehr hohen Preises eine Kugel durch den Kopf jagt.
Wenn das mal nicht noch ein Argumente ist, dorthin auszuwandern ... :lol:
cabinas
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Re: Suizidrate in Deutschland hat sich halbiert

Beitrag von cabinas »

Abendstern hat geschrieben:
Verboten ist Gewalt gegen ältere Menschen: Das ist jede Handlung oder Unterlassung, die direkt oder indirekt gegen eine ältere Person ausgeübt wird, die als Ergebnis eine Beeinträchtigung der körperlichen, sexuellen, psychischen oder wirtschaftliche Integrität erzeugt.
Warum aber nur gegen ältere Menschen? :( Würde mir das als mitteljunger Mensch auch sehr wünschen...
Wenn du aber, allgemein gesprochen, Suicid begehen willst, kannst du schnell jemanden finden, der dich gegen Zahlung eines nicht sehr hohen Preises eine Kugel durch den Kopf jagt.
Wenn das mal nicht noch ein Argumente ist, dorthin auszuwandern ... :lol:
Aber natuerlich! Nur ist es so, dass aeltere Menschen sich schlechter wehren koennen. Ich bin auch schon bedroht worden und dann steh ich da und kann nicht eben mal wegrennen. Davon abgesehen geht es aber mehr um den Respekt, denn die aelteren Leute haben das land mit aufgebaut und zu dem gemacht was es heute ist.(Das gilt fuer alle Laender).
Die Qualitaet ist nicht gut.
https://www.youtube.com/watch?v=A-fUIywLobs
https://www.youtube.com/watch?v=sN5y63msRyM

Ach, nur wegen der Kugel auszuwandern lohnt nicht....Es koennte ja auch sein, dass du so ueberwaeltigt von der Schoenheit der Natur bist, dass du am Leben bleiben moechtest!
Ich bin aber nie ausgewandert.
Ich bin angekommen. Grosser Unterschied. Darum ist das hier auch meine Heimat.
Ich bekomme die Diskussionen in Deutschland und der Schweiz ja mit. Die ganzen Auslaender kommen nie an. Sie wollen auch nicht. Sie wollen ihr Leben fuehren wie im Sudan meinethalber. Dadurch gibts die Probleme.
Aber viele Deutsche (und Schweizer!) hier kommen auch nie an. Die wollen nur die Sonne, das Volk geht ihnen hinten vorbei. Respektlos dem Gastland gegenueber.
Abendstern
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Re: Suizidrate in Deutschland hat sich halbiert

Beitrag von Abendstern »

Kürzlich stieß ich auf diese Digitalbroschüre des Frauenministeriums Luxemburg zum Thema
"Das Gesetz über die häusliche Gewalt: Eine neue Herausforderung?":

http://www.mega.public.lu/fr/publicatio ... gewalt.pdf

Ganze 128 Seiten lang geballte Information. Insofern habe ich nicht alles gelesen. Sehr interessant erscheint mir jedoch den Verlauf dieses Threads betreffend der Vortrag von Joachim Lempert auf Seite 105: "Gewalttätig werden nicht Menschen, sondern Männer."

"Guten Tag, herzlichen Dank für Ihre Einladung hier nach Luxembourg. Ich stelle Ihnen gerne unsere Arbeit mit Tätern von häuslicher Gewalt vor. Ich bin Psychologe und habe 10 Jahre lang die Beratungsstelle „Männer gegen Männer-Gewalt®“ aufgebaut und geleitet.
...
Ich weiß, es ist ein wenig unverschämt, Sie aufzufordern, Gewaltsituationen oder die Welt aus der Täterperspektive zu betrachten. Allerdings weiß ich: nur wenn ich jemanden verstehe, habe ich auch die Möglichkeit Einfluss auf ihn zu nehmen. Nur wenn ich ihn verstehe, kann ich ihn verändern. Verstehen ist die Grundvoraussetzung, aber Verstehen bedeutet nicht, dass ich akzeptiere, dass jemand gewalttätig wird oder dass ich das gar gutheiße - dann würde Täterarbeit keinen Sinn machen. Aber Verstehen ist die Voraussetzung, um überhaupt Einfluss nehmen zu können!

Wenn man sich die Erklärungsmuster für Gewalt anschaut, stellt man etwas Interessantes fest: Es gibt hinsichtlich der Altersstruktur oder der gesellschaftlichen Herkunft relativ wenig Auffälligkeiten. Das markanteste Merkmal von Gewalttätern, ganz besonders im häuslichen Bereich, ist ihr Geschlecht: das wird häufig in der Arbeit kaum oder gar nicht berücksichtigt. Gewalttätig werden nicht Menschen, sondern Männer. Ganz gleich, in welchem Bereich wir uns das anschauen - die Zahlen vom Bundeskriminalamt legen offen: Zwischen 85% und 99% der Täter sind männlichen Geschlechts. 92% der Mörder sind nach der neuesten Statistik des Deutschen Bundeskriminalamts Männer. Im Bereich der schweren Körperverletzung, anderer Tötungsdelikte oder Vergewaltigung sind es zwischen 85% und 99%. Man kann nicht davon ausgehen, es sei für beide Geschlechter dasselbe Problem. Täterschaft ist eindeutig ein männliches Problem.

Das heißt nicht, wir Männer - ich gehöre ja mit dazu - sind das schlechte Geschlecht und die Frauen sind das gute. Aber ich frage: Wer übt diese Handlung aus? Und die Antwort ist leider: Das sind Männer, das machen wir, das macht mein Geschlecht. Damit stellt sich die Frage: Wie kommt es dazu? Wieso macht das jemand? Wieso werden Männer gewalttätig? Was geschieht, welche Erklärungsansätze gibt es dafür?"


"White Ribbon" - die Männerbewegung gegen Gewalt an Frauen:
https://de.wikipedia.org/wiki/White_Ribbon
Rasiel
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Re: Suizidrate in Deutschland hat sich halbiert

Beitrag von Rasiel »

:?
Die armen Männer ohje !

Die Diskussion ist der Hammer, ich geh jetzt schnell meinen Mann streicheln.
Abendstern
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Registriert: Montag 28. September 2015, 08:03

Re: Suizidrate in Deutschland hat sich halbiert

Beitrag von Abendstern »

Hm, warum "die armen Männer"? Ich finde, das muß man ganz pragmatisch betrachten. Und da wären wir wieder beim "Depressed Realism".

Obwohl die Statistik etwas anderes sagt, lese ich hier mehr vom bemitleidenswerten Mann. Das finde ich durchaus seltsam.
Warum nicht auch "die armen Frauen"? Und das ist nicht provokant gemeint. Nur eine Überlegung.

Ein aggressiver Mann hatte anno dazumal immerhin auch seine Berechtigung zum Schutze und zur Verteidigung seines Clans. Nicht umsonst finden Frauen oft den "Beschützer-Typ" attraktiv. Allein der ganze Körperbau und Hormonstoffwechsel ist völlig anders als bei der Frau. Wissenschaftliche Studien legen noch dazu nahe, daß sogar Psychopathie aufgrund genetischer Ursachen in der Hauptsache männlich ist, da eine entsprechende Disposition bei Frauen durch die beiden X-Chromosome ausgeglichen werden kann. Was de facto auch heißt, daß die entsprechende Veranlagung zwar über die mütterliche Linie weitervererbt wird, da sie auf dem X-Chromosom sitzt - aber da der Mann nur eines davon besitzt, kann eine entsprechende Veranlagung bei ihm leider nicht ausgeglichen werden, sondern schlägt in jedem Fall voll durch. Doofe Sache, aber so ist es offenbar nun einmal (sofern nicht weitere Studien zu einem anderen Schluß kommen). Da kann man nun mit den Männern zwar Mitleid haben, aber Frau hat es dadurch auch nicht gerade einfacher.

Und damit will ich bei weitem nicht sagen, daß nicht auch Frauen ihre Macken haben, weiß Gott nicht. Auch da können mal zwei falsche X-Chromosome zusammentreffen oder andere charakterliche Unfälle passieren. :roll: Da kann ich schon verstehen, daß auch manch ein Mann verzweifelt. Aber daß es der Mann, wie eingangs etwas lapidar dargestellt, per se schlechter trifft, das ist definitiv etwas einseitig.
Peterchen
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Registriert: Freitag 30. Januar 2015, 13:02

Re: Suizidrate in Deutschland hat sich halbiert

Beitrag von Peterchen »

Dass Männer sich häufiger umbringen, muss wirklich nicht heißen, dass es Männern schlechter geht. Es kann auch heißen, dass Männer häufiger den Mut finden, die Sache durchzuziehen.
Thanatos
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Registriert: Freitag 5. Februar 2010, 10:48

Re: Suizidrate in Deutschland hat sich halbiert

Beitrag von Thanatos »

Rasiel hat geschrieben: ...
Die Diskussion ist der Hammer, ich geh jetzt schnell meinen Mann streicheln.
Da kannst du mal sehen, wie wir (Männer) während deiner Abwesenheit hier im Forum zu leiden hatten! :wink:
Lexx
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Registriert: Mittwoch 24. Juli 2024, 21:12

Re: Suizidrate in Deutschland hat sich halbiert

Beitrag von Lexx »

Mediator hat geschrieben: Montag 15. August 2016, 07:02 1980 gab es in Deutschland doppelt so viele Suizide wie heute. Im Jahr 2014 gab es 10 209 Suizide, was einer Rate von 126 pro einer Million Menschen entspricht. Es sterben in Deutschland deutlich mehr Menschen durch die eigene Hand als durch Verkehrsunfälle, Mord, illegale Drogen und Aids zusammen. Aber ihre Zahl ist stark gesunken.

Rund 40 Jahre lang, von 1945 bis 1985, lag die deutsche Suizidrate immer bei ungefähr 220 bis 240 pro Million – also etwa doppelt so hoch wie heute. Dann folgten Jahre der Besserung bis zu einem Tiefstwert von 114 im Jahr 2007. Seither bewegt sich die Zahl ungefähr auf diesem Niveau. Als Hauptgründe für die positive Entwicklung nennen Experten die Fortschritte in der Psychiatrie und der Medikation, Präventionsprogramme und den steigenden Wohlstand.

Suizid ist überwiegend Männersache, und das Risiko steigt mit dem Alter: Beträgt die Suizidziffer 2013 bei 20- bis 25-jährigen deutschen Männern noch 113 (Frauen: 28), steigt sie bei den 85- bis 89-jährigen Männern auf 814 an (Frauen: 146). Bekannt ist, dass die Suizidquote der DDR, vom Apparat damals streng geheim gehalten, immer weit über jener der BRD lag – 1975 betrug sie im Osten 362 und im Westen 209. Seither haben sich diese Werte angenähert, doch Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gehören weiterhin zu den Bundesländern mit den meisten Suiziden – was im Übrigen schon vor der DDR der Fall war.

(Quelle: DER SPIEGEL vom 13.8.2016)
Meine persönliche Meinung zu Statistiken ist, dass sie aus verschiedenen Gründen mit Vorsicht zu genießen sind und nicht unbedingt automatisch eine Abbildung der Realität darstellen - mE wäre es zB unverzichtbarer Bestandteil für Verständnis und Einordnung, mitsamt der jeweiligen Statistik immer auch die Erhebungs- bzw. Ausschlusskriterien explizit zu benennen und diese bei langfristig angelegten Vergleichen konsequent beizubehalten.

Als Beispiel zu kreativen Zahlenspielen war es in D zumindest noch vor einigen Jahren Usus, arbeitslose Menschen für einen Zeitraum X aus der offiziellen Arbeitslosenquote zu eliminieren, sofern sie mit s.g. Eingliederungsmaßnahmen ab einer Dauer von X Monaten belegt worden sind - allerdings stellten diese Veranstaltungen weder ein Arbeitsverhältnis dar, noch wurden durch die Veranstalter Lohnzahlungen an die somit weiterhin arbeitslosen Teilnehmer entrichtet.

Wie schon in einem anderen Thread berichtet ist mir zudem bekannt, dass in der Vergangenheit aufgrund steigender Einbruchs- bzw. Diebstahldelikte der dabei entstandene Schadensbetrag X schlicht ebenfalls erhöht worden ist, ab dem diese Straftaten überhaupt erst in die Kriminalstatistik aufgenommen werden. Regierung und Behörden konnten ergo mit moderaten Zahlen aufwarten, sich selber auf die Schulter klopfen und in der Bevölkerung das durchaus etwas ins Wanken geratene Obrigkeitsvertrauen neu bestärken.


Fast überflüssig zu erwähnen, dass das Publizieren interessensförderlich gestalteter Statistiken mE in vielen Fällen bestimmte Zwecke verfolgt: Sei es zur Präsentation (vermeindlicher) eigener Erfolge oder gegnerischen Versagens, zur Unterstreichung bzw. Legitimierung eines dringenden Handlungsbedarfs in eine gezielte Richtung, zur Heraufbeschwörung eines jeweils gewünschten öffentlichen Sicherheits- oder Unsicherheitsempfindens. Inwieweit im Vorfeld völlig ergebnisoffene, neutrale, mit teils landes- oder sogar weltweiten Zahlen erhobene Statistiken überhaupt jemals zustande kommen könnten, sei dahingestellt: Irgendwer stellt irgendwie generierte Zahlen zur Verfügung, die von irgendwem auf irgendwelche Weise auswertet werden, der von irgendjemand aus irgendeiner Motivation heraus dafür bezahlt wird.

Vermutlich muss man sich auch hier wie so oft im Leben lediglich vor Augen halten, wer aus dem stoischen Festhalten an bestehenden Gegebenheiten oder aber an der energischen Vorantreibung von Veränderungen schlussendlich am meisten profitiert und sein diesbezügliches Begehren mithilfe entsprechend überzeugender "Argumente" an den richtigen Stellen kundzutun vermag. Zahlen sprechen bekanntlich mehr als Worte, und die mit Abstand wohl unmissverständlichsten und einflussreichsten Zahlen enden mit zwei Nachkommastellen und einer Währung. Als Hauptgrund für diese "positive" Entwicklung benenne ich einfach mal die erfolgreiche Umwandlung kränklich-vulnerabler demokratischer Regierungssysteme in starke Wirtschaftsdiktaturen.


Selbst unter der Annahme, dass die im SPIEGEL genannten Zahlen halbwegs der Wahrheit entsprechen sollten, gibt es meiner Meinung nach einige mögliche Erklärungsansätze für die herausgearbeiteten Unterschiede:

▪Religion
Die überdurchschnittlichen Suizidquoten in den neuen Bundesländern könnten ua damit zusammenhängen, dass Religionszugehörigkeit inklusive postmortaler Bestrafungsszenarien im Westen meiner Kenntnis nach eine größere Rolle gespielt hat - in einem anderen Thread wurde erst kürzlich auf tw erheblich höhere Suizidraten in Kulturen ohne suizidverurteilende Glaubensrichtungen hingewiesen.

▪Medikamente
Frühere Medikamente haben sich zwar deutlich besser für einen willentlichen Suizid, jedoch genauso gut für eine versehentliche tödliche Überdosierung und schlussendlich ebenfalls für einen als Suizid bzw. Unachtsamkeit getarnten Mord geeignet. Hat sich die verstorbene Person nicht bereits zuvor suizidal geäußert bzw. verhalten und wurde kein hinreichender "Suizidbeweis" hinterlassen, stelle ich mir eine eindeutige Differenzierung relativ schwierig vor.

▪Methodenwahl
Zum Thema überproportionaler Männerquoten kann ich mir vorstellen, dass zB Waffenkundigkeit und Zugänglichkeit durch Berufswahl bzw. Hobbies (Sportschützen, Jäger) bei männlichen Personen insgesamt verbreiterter ist. Womöglich kam und kommt es hier vermehrt zur Anwendung härterer Gangarten, welche sich buchstäblich auf den ersten Blick sehr viel leichter als Suizide identifizieren und ergo in höherer Anzahl erfassen lassen.

▪Politischer Hintergrund
Während der Ära Merkel wurden über viele Jahre hinweg deutlich weniger Polizeianwärter ausgebildet als es notwendig gewesen wäre, um zB durch Pensionierung freigewordene Stellen neu besetzen zu können. Auch aufgrund des hierzulande exorbitanten bürokratischen Arbeitsaufwands schätze ich, dass die verbleibenden Ermittlungsbeamten mehr als genug anderweitig beschäftigt waren und sind, um Todesfälle ohne offenkundiges Fremdverschulden intensiver zu untersuchen, solange weder stichhaltige Hinweise auf ein Verbrechen, noch Kollateralschäden, noch öffentliches Interesse vorliegen.

▪Kategorie-Überschneidungen
Die Gegenüberstellung der Suizidstatistik zu tödlich verlaufenem Konsum illegaler Drogen und tödlichen Verkehrsunfällen löst in mir den Gedanken aus, dass der eine oder andere Freitod durchaus mittels ebendieser Methoden herbeigeführt worden sein könnte. Die ausdrückliche Betonung auf Todesfälle durch illegale Drogen lässt des Weiteren erahnen, dass die Todesziffer(n) in Zusammenhang mit legalen Drogen vermutlich aus ziemlich gutem Grund wiederum in seperate Statistiken einfließen.

▪Beliebtheitsskala von Todesursachen
Da selbstdurchgeführte Suizide keine kriminelle Handlung darstellen und ohne hierdurch verursachte Schäden auch keine etwaige Verantwortung Dritter ermittelt oder konstruiert werden muss, scheint die stabile Aufrechterhaltung dieser Rubrik auch heutzutage immerhin noch populärer zu sein, als untersuchungsintensivere und politisch unbequemere Todesfälle wie zB Mord und Todschlag.

▪ Magie
Je nach Bedarf könnte die offizielle Suizidrate mit etwas Zauberstaub wahrscheinlich problemlos rekordverdächtig hohe Zahlen erreichen, für weitere 100 Jahre gleichbleiben oder nahezu gen Null tendieren, indem Suizidhandlungen wann immer irgend möglich in andere Todesursachen einsortiert werden - sollte dies bei hinterfragungswürdig ansteigenden Realwerten und/oder im Sinne erfolgreicher Suizidpräventions-Kampagnen nicht sowieso bereits übliche Praxis sein.


Btw wer diese Art von Humor mag:
Vor einiger Zeit wurde mir eine angeblich wahre Anekdote zugetragen, nach welcher der die Todesursache bestimmende Mediziner eine eindeutig nicht eigenständig beigebrachte Schussverletzung in den Unterlagen als "natürlich" deklariert haben soll. Auf Nachfrage hin habe er dies damit begründet, dass eine derartig schwere Gewalteinwirkung auf einen Körper seiner fachlichen Einschätzung nach de facto immer absolut tödlich sein würde - insofern wäre im vorliegenden Fall das einzig Unnatürliche gewesen, wenn der Verstorbene diese Verletzung entgegen aller Logik tatsächlich überlebt hätte.
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