Thanatos hat geschrieben:cabinas hat geschrieben:Thanatos hat geschrieben:
Die menschliche Eitelkeit lässt es allerdings nicht zu, einzusehen, dass es mit der menschlichen Willensfreiheit nicht weit her ist, von den riesigen Problemen, die eine nicht vorhandene Willensfreiheit für die Rechtsprechung bedeutet, ganz zu schweigen
Schönen Abend noch,
wünscht Thanatos
Jetzt weists du, warum ich dir nicht glauben kann. Weil du es negativ bewertest als Eitelkeit, also keinerlei subjektive Erkenntnis vermittelst.
Ich glaube an den freien Willen, also bin ich Eitel und dumm. Das sagst du im Grunde.
Damit knallst du jedem, der andres denkt als du, deine Bewertung wie einen Vorschlagshammer aufs Haupt:Peng.
Wo bleibt da die Toleranz des Andersdenkenden?
Es tut mir leid, dass du dich durch meine Worte angegriffen fühltest. Das war nicht meine Absicht.
Wenn ich von „menschlicher Eitelkeit“ spreche und mich zur Gattung Mensch zähle, bezieht sich diese meine Aussage auch auf mich. Ich fühle mich deswegen aber nicht beleidigt, weil ich ja nichts dafür kann, ein Mensch zu sein.
Schau mal, wie lange es gedauert hat, bis der Mensch einsah, dass die Erde nicht im Zentrum des Universums steht oder dass da kein Gott die Erde in sechs Tagen schuf (ich kenne Leute, die das bis heute noch nicht eingesehen haben), sondern dass das Leben das Ergebnis eines langwierigen, willkürlichen evolutionären Prozesses ist, oder dass der Mensch nicht mal Herr im eigenen Haus ist, wie Freud feststellte.
Das sind die sogenannten "drei Kränkungen der menschlichen Eigenliebe" (Freud). Die vierte wäre dann die nicht vorhandene Willensfreiheit.
Es mag ja sein, dass der Mensch doch einen freien Willen hat. Wenn mir das jemand stichhaltig beweisen kann, bin ich gerne bereit, meine Meinung zu korrigieren. Bisher konnte das aber noch niemand beweisen.
Wie ich weiter oben schrieb, lebe auch ich,
als ob ich einen freien Willen hätte und behandle meine Mitmenschen – jedenfalls die meisten
- so, als hätten sie den auch. Trotzdem bin ich wohl determiniert, wenn es keinen freien Willen gibt.
Übrigens wirken, laut Schopenhauer, Motive und Gegenmotive auf einen vorgegebenen Charakter. Wie am Ende die Entscheidung ausfällt, hängt eben von diesen drei Faktoren ab. Ein Schopenhauer- Spezialist würde mich jetzt vermutlich lynchen, weil ich das so kurz zusammengefasst habe, aber wer es genauer wissen möchte, kann ja nachlesen....
Schönen Rest vom Tag,
wünscht Thanatos
Dann war es ein Missverstaendnis. Schoen dass wir das geklaert haben, Danke.
Was den freien Willen betrifft - was hilft es dir (oder sonst jemanden) wenn er nun bewiesen bekommt, dass du einen voellig freien Willen hast? Handelst du dann andres?
Oder umgekehrt: Was aendert es an deinem Verhalten, wenn dir bewiesen ist, dass du keinen freien Willen hast?
Ich denke, nichts.
Philosphieren ist schoen und wichtig, nur, auch die Philosophie bietet dir keinerlei Gewissheit.
Wenn ich jetzt sage "ich habe sie alle "studiert", von Heraklit zu Kant, von Nietzsche zu Schopenhauer und Hegel, dann stimmt das zwar, wiel ich "erkennen wollte was die Welt,im innersten zusammen haelt", aber im laufe des Lebens habe ich auch gelernt, dass niemand auf dieser Welt,auch kein Schopenhauer, dir sagen kann,wie diese Welt, wie dieses Leben funktioniert.
Wir haben nur dieses eine Leben, und wir muessen damit klar kommen, irgendwie.
Freud, uebrigens, ist mittlerweile in der Wissenschaft, also der Psychiatrie/Psychologie hoechst umstritten und keinesfalls mehr die Kapazitaet die er mal war,. Das bedeutet seine "Drei Kraenkungen" musst du mit allergroesster Vorsicht geniessen . Und vergiss dabei nicht, wann er das schrieb. Jede Geisteswissneschaft ist auch immer gepraegt vom Zeitgeist. Darwin nannte die Evolution den "Kampf ums ueberleben" Heute wissen wir, seine Zeit war gepraegt vom Kolonialismus, dem Kampf der Laender um die Weltherrschaft, und besonders England tat sich da besonders hervor. Insofern ist es naheliegend, dass er auch die Natur als ein "Kampf" sah. Dabei uebersah er vieles. Die Schoenheit etwa. Schoenheit hatte im "Kampf" keinen Platz.
Also muss man auch seine Evolutionstheorier (Theorie,wohlbemerkt) unter anderem Winkel sehen, was ja auch geschieht.
Das gleiche gilt fuer S.Freud, von der "Traumdeutung" bis zur Psychopathologie des Alltagslebens oder seinen Sexualtheorien. Sie sind auch Ausdruck seiner Zeit.
Es wird am Ende niemals Gewissheiten geben.
Unterm Strich: Jeder, der sich hinstellt und behauptet, er wisse wie das leben funktioniert, luegt. Niemand weiss es, es sind alles immer nur Theorien, die man umgehend mit Gegentheorien entkraeften kann.
Sagen wir so: Jeder Mensch hat das recht auf seine eigene schmerzliche Lebenserfahrung, der zum Reifeprozess fuehrt. Buecher koennen zeitweilige Stuetzen sein.
Lies mal "Triffst du Buddha unterwegs...." von Sheldon B. Kopp.
Der Satz lautet vollstaendig: "Triffst du Buddha unterwegs, toete ihn." Denn du brauchst keinen Buddha, du bist dien eigener Buddha, deine eigener Herr.
Sheldon B.Kopp (leider verstorben) war Psychoanalytiker, hochsensibel. Er schrieb darin unter anderem den "eschatologischen Waschzettel", ich werde ihn unten zitieren.
Wir brauchen nicht die Erklaerung, ob unser Wille frei ist oder nicht. Zumindest ist das meine Erkenntnis. Denn diese Antwort geht nicht ueber das Herz, sondern ueber den Kopf, und der Gedanke an sich ist ein kalter Impuls. Wir brauchen das Gefuehl geliebt zu werden und lieben zu duerfen. Neben dem verschwindet alles in seine Winzigkeit. Was waeren wir ohne die Liebe?
Wie gesagt, das sind
meine subjektiven Erkenntnisse und Erfahrungen. Und dahin muss man erst mal kommen. Und das geht nur ueber Leiden. Man hat drei Moeglichkeiten des Lernens. Durch Nachahmen, die billigste. Durch Nachdenken, die edelste. Durch Erfahrung. Die Schmerzhafteste.
Ja ja, Schopenhauer, "Die Welt als Wille und Vorstellung", ein toller Titel. Es ist so 45 Jahre her dass ich ihn las.(Aha, ich bin also schon etwas aelter).
Privatfrage: Hast du eine Freundin?
Du brauchst die Frage mir nicht zu beantworten.
Falls ja, liebt euch.
Falls nein, suche sie.
Sheldon B. Kopp
Ein eschatologischer Waschzettel (Auszug aus dem Register der 927 (oder waren es 928?) ewigen Wahrheiten)
1. Dies ist es!
2. Es gibt keinen verborgenen Sinn.
3. Es gibt nur hier und jetzt und keinen verborgenen Ort, wo du hingehen kannst.
4. Wir sterben schon, und wir werden lange tot sein.
5. Nichts ist von Dauer.
6. Du kannst nicht alles bekommen, was du haben willst.
7. Du kannst nichts haben, solange du es nicht losläßt.
8. Du kannst nur behalten, was du weggibst.
9. Es gibt keinen besonderen Grund dafür, daß du einige Dinge, die du ersehnst, einfach nicht erreichst.
10. Die Welt ist nicht unbedingt gerecht. Gut zu sein zahlt sich oft nicht aus, und es gibt keine Entschädigung für Unglück.
11. Du hast die Verantwortung, trotzdem dein Bestes zu tun.
12. Es ist ein zufälliges Universum, dem wir da Sinn geben.
13. Du hast nichts wirklich unter Kontrolle.
14. Du kannst niemanden zwingen, dich zu lieben.
15. Keiner ist stärker oder schwächer als irgendein anderer.
16. Jeder ist auf seine Art verwundbar.
17. Es gibt keine großen Menschen.
18. Wenn du einen Helden hast, sieh noch einmal hin: du hast dich selbst irgendwie kleiner gemacht.
19. Jeder lügt, betrügt, tut so, als ob (ja , du auch und höchstwahrscheinlich ich selbst).
20. Alles Böse ist potentielle Vitalität, du mußt es nur umsetzen.
21. Alles an dir ist etwas wert, wenn du es nur besitzt.
22. Fortschritt ist eine Illusion.
23. Man kann das Böse hierhin und dorthin schieben, aber nie ausrotten, denn alle Lösungen brüten neue Probleme aus.
24. Trotzdem ist es notwendig, weiter zu kämpfen, und auf die Lösung hinzuarbeiten.
25. Die Kindheit ist ein Nachtmar.
26. Aber es ist so schwer, ein selbstständiger paß-auf -dich-auf-denn- es- gibt-keinen-anderen-der -es-für-dich-tut-Erwachsener zu sein.
27. Jeder von uns ist letztlich allein.
28. Die wichtigsten Dinge muß jeder für sich selbst tun.
29. Liebe ist nicht genug, aber sicher hilft sie.
30. Wir haben uns nur selbst und einander. Das ist vielleicht nicht viel, aber mehr gibt es nicht.
31. Wie seltsam, daß es oft all das wert zu sein scheint.
32. Wir müssen in der Unsicherheit teilweiser Freiheit, teilweiser Macht und teilweisen Wissens leben.
33. Alle wichtigen Entscheidungen müssen auf der Basis unzureichender Daten gefällt werden.
34. Und doch sind wir verantwortlich, für alles, was wir tun.
35. Entschuldigungen werden nicht angenommen.
36. Du kannst weglaufen, aber du kannst dich nicht verstecken.
37. Es ist sehr wichtig, alle Sündenböcke abzuschaffen.
38. Wir müssen die Kraft erkennen, die darin liegt, mit unserer Hilflosigkeit zu leben.
39. Dein einziger Sieg liegt in der Hingabe an dich selbst.
40. Alle wichtigen Schlachten trägst du in dir selbst aus.
41. Du bist frei, zu tun, was immer du willst. Du mußt nur bereit sein, die Konsequenzen zu tragen.
42. Was weißt du eigentlich.......sicher?
43. Lerne, dir selbst zu vergeben, und wieder...und wieder...und wieder.....und wieder......
In diesem Sinne, wir lesen voneinander.