Verzweifelt - Psychopharmaka?

Praktische Erlebnisberichte und Hilfestellungen aus der Foren-Community; erfolgreiche und gescheiterte Therapien; Erfahrungen mit Psychotherapien und Therapeuten

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Grenzwelten
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Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von Grenzwelten »

wenn ich das kurz anfügen darf;

ich nehme seit einer woche abilify.
das ist eines der neuesten atypschen neuroleptika.

ich versuche mich vorüber gehend mit den nebenwirkungen zu arrangieren
(verflachung der gefühlswelt, müdigkeit, gleichgültigkeit gegenüber der umwelt...)

ich erlebte, bevor ich abilify nahm, einen starken inneren druck und schmerz
der nicht mehr verschwand und ich nicht mehr aushalten konnte.... ich hatte die möglichkeiten; suizid oder psychatrie

ich wollte beides nicht und nahm wieder abilify.


ich möchte damit sagen dass es schon medikamente geben kann
die in krisen helfen und vorübergehend inneren halt erstehen lassen....

ich mache in gewisser weise "urlaub vom selbst".......
Cassie
Beiträge: 18
Registriert: Sonntag 10. Oktober 2010, 20:01

Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von Cassie »

Hallo Grenzwelten,

nimmst Du das Abilify jeden Tag in einer bestimmten Dosis, oder als Bedarf?

Ich komme mit Neuroleptika irgendwie nicht so gut klar. Hatte bisher diverse verschiedene Mittel sowohl als durchgehende als auch als Bedarfsmedikation. Momentan nehme ich Seit einigen Jahren Seroquel, von dem ich allerdings mittlerweile irgendwie keine Wirkung mehr spüre, ausser, dass ich total müde werde. Da ich das immer vor dem Schlafen nehme, ist das gut, aber tagsüber könnte ich das nicht nehmen. Das Problem hatte ich bisher bei den meisten Neuroleptika. Am Anfang betäuben sie den Schmerz noch und nach einigen Monaten merk ich gar nix mehr davon. Hab jetzt zwar noch nen Bedarfsmedi, dass ich aber nie nehme, weil es mich erstmal umhaut und ich schlafen muss.
In der psychosomatischen Klinik, in der ich war gab es keine Bedarfsmedis für niemanden. Man sollte seine Krisen ohne überstehen. Da war es auch nicht so schwer, man war ja im geschützen Rahmen. Aber im normalen Alltag fällt es mir zunehmend schwerer, mein Leben auf die Reihe zu kriegen..
Das ist so paradox. Auf psychiatrischen Stationen sowie in den Tageskliniken haben die einem immer sofort ne Tavor angeboten wenn es einem schlecht geht. Und jetzt soll man im normalen Alltag so klar kommen. Tu mich da irgendwie schwer mit :-( Wobei Tabletten wahrscheinlich auch keine Dauerlösung sind..
Grenzwelten
Beiträge: 515
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Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von Grenzwelten »

HI Cassie,

ich nehme Abilify jeden Tag.
Morgens 2.5 mg.

soviel ich weiss gibt es verschiedene Arten
von Neuroleptika. Sedierende und antriebssteigernde.

Abilify gehört zu den antriebssteigernden.

und ich denke auch das jedes Neuroleptika
bei jedem Menschen anders wirken kann.

ich hatte auch schon einige;
Zyprexa, Leponex, Seroquel und Risperdal.
die hab ich nur bedingt vertragen.

Abilify finde ich sehr gut.
Es ist so sanft :)
so-lebt-der-lurch
Beiträge: 247
Registriert: Freitag 22. Juli 2011, 18:34

Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von so-lebt-der-lurch »

Cassie hat geschrieben: Dann hat er mich gefragt, ob ich damit andeuten will, dass ich darüber nachdenke, mir das Leben zu nehmen. Ich habe gesagt, dass ich mir in letzter Zeit sehr viele Gedanken darüber gemacht habe und auch einen Plan habe. Er meinte, dass so ein Plan ja auch durchaus etwas tröstliches haben kann. Und das wars dann zu dem Thema. Wir haben dann noch über belangloses Zeug geredet.
Hi Cassie,

was hättest du dir denn gewüscht, was dein Therapeut sonst noch zu deinem Plan hätte sagen können?
Hättest du nicht, anstatt das Angebot über belangloses Zeug zu quatschen anzunehmen, das Thema selbst mehr vertiefen können und was hättest du in diesem Fall gerne noch mehr dazu gesagt?
glycerine

Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von glycerine »

ich habe mal durch verschiedenste Psychopharmaka versucht Schluss zu machen,
ich kann nur sagen, dass es nicht funktioniert hat und ich dadurch den grausamsten Trip meines Lebens erleben musste. ich landete im Krankenhaus nach zwei Tagen.
ich hatte nur noch Krämpfe und es war die Hölle,...
Cassie
Beiträge: 18
Registriert: Sonntag 10. Oktober 2010, 20:01

Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von Cassie »

Hallo zusammen,

ich war lange nicht mehr hier, doch nach langer Zeit verschlägt es mich doch wieder ins Forum. Ich hoffe, das ist ok.

Die letzten 1,5 Jahre ging es mir besser. Ich habe viel Therapie gemacht und hatte zwischenzeitlich auch mal das Gefühl, ich könnte es wirklich packen. Habe mich selbst nicht mehr ganz so unzulässiges Wort gefunden und mein Leben etwas besser in den Griff bekommen. Seit Ende letzten Jahres geht es mir jedoch wieder schlechter und seit 6 Wochen sind mein Mann und ich getrennt. Zum Großteil bin ich an der Trennung Schuld und ich vermisse ihn schrecklich. Zwei Wochen nach unserer Trennung hatte er schon eine Neue. Aus dem Internet gesucht. Es macht mich einfach total fertig, zu sehen, dass er ständig bei ihr ist und dass er mich einfach auch seinem Leben gestrichen hat. Dass es sich für ihn einfach erledigt hat und er jetzt ein neues Leben angefangen hat.
Seit über zwei Jahren habe ich jetzt abstinent gelebt, vorgestern habe ich mich total besoffen und mich selbst geschädigt. Ich möchte gerade einfach nicht mehr leben. Es überfordert mich alles, die Suizidgedanken sind zurückgekehrt. Die Zeit davor habe ich es geschafft, mich von ihnen zu distanzieren. Und jetzt drängen sie sich mir wieder auf.
Ich will dagegen ankämpfen, aber es ist einfach so schwer. Ich hab bald keine Kraft mehr, könnte die ganze Zeit heulen und im Bett liegen.
Sorry für das selbstbemitleidende Rumgeheule, aber ich musste das grad mal loswerden
EinsamerEngel
Beiträge: 29
Registriert: Sonntag 11. Mai 2014, 18:18

Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von EinsamerEngel »

Hallo Cassie, als ich eben Deinen Beitrag gelesen habe, musste ich feststellen, das ich mich selbst in Deinen Worten mehr als wiedererkannt habe. Ich kann dir leider keine Lösung anbieten, aber ich wollte nur mal schreiben das Du nicht alleine bist. Deiner hat immerhin zwei Wochen gebraucht, meiner war da schneller und es waren nur drei Tage. Er sagte immer: "ach das ist nichts ernstes, nur eine affäre um den kopf frei zu bekommen...". Daraus wurde nun Liebe und diese "Affäre" schläft jetzt in unserem Bett, wofür ich noch jeden Monat die Raten bei der Bank zahle.

Aber mach Dir keinen Kopf das du Dich selbstbemitleidest oder rumheulst, das ist normal so, mir hat es sehr geholfen hier im Forum einiges loswerden zu können, da ich sonst ja ganz alleine da stehe. Ich kann sehr gut nachempfinden, wie es Dir gerade geht, aber einen Ratschlag kann ich Dir leider auch nicht dalassen, da ich ihn noch nichtmal für mich selbst gefunden habe.

LG vom Engel
Cassie
Beiträge: 18
Registriert: Sonntag 10. Oktober 2010, 20:01

Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von Cassie »

Hallo Engel,

danke, dass Du mir schreibst. Deine Zeilen geben mir das Gefühl, nicht ganz alleine zu sein und dass es irgendwo Menschen gibt, denen es ähnlich geht wie mir.
Ich weiß, dass ich jetzt wohl einfach durch diese Zeit durch muß, ich kann an seiner Entscheidung nichts ändern, für Ihn hat es sich erledigt. Aber es ist echt schwer, weil wir ja im gleichen Haus wohnen und es mich einfach total verrückt macht, zu sehen, dass er zu ihr fährt oder so.

Und ich weiß, dass das eigentlich auch kein Grund ist, um sich das Leben zu nehmen, aber gerade im Moment sehe ich nicht mehr den Sinn in meinem Leben. Früher hat mich der Gedanke, dass sich mein Mann auch umbringen würde wenn ich es tue (das hat er mir gesagt), davon abgehalten, es nicht zu tun. Weil ich nicht wollte, dass er leidet. Jetzt ist aber niemand mehr da, auf den ich Rücksicht nehmen muss... und die Gedanken kommem mir immer wieder :-(
EinsamerEngel
Beiträge: 29
Registriert: Sonntag 11. Mai 2014, 18:18

Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von EinsamerEngel »

Hallo Cassie, wie Du schon schreibst, ändern kannst Du daran nichts, man keinen Menschen zwingen einen zu Lieben. Deine Gefühle verstehe ich sehr gut, mir gehts ähnlich wie Dir, wenn ich tagtäglich an unserem Haus vorbei fahre und ihr Auto dort stehen sehe. Das schmerzt schon sehr und bringt Gedanken mit sich, welche in die Kategorie Schnellschuss gehören.

Bei mir war dieses Ereignis nicht der Grund für meine Entscheidung "Lebe wohl" zu sagen, jedoch der letzte Tropfen der das Fass zum Überlaufen brachte. Heute sind auf den Tag genau fünf Monate vergangen und die Trauer und der Schmerz des Verlustes nicht weniger, sondern sogar noch mehr geworden. Das soll jetzt keine Schwarzmalerei sein und Dich ängstigen, natürlich kann es bei Dir ganz anders verlaufen, die Zukunft kann man nun mal nicht vorher sagen. Anfangs kamen diese Gedanken bei mir auch nur einhergehend mit neuen, schmerzlichen Erlebnissen, dann aber habe ich mich damit auseinandergesetzt und sie verarbeitet, so das ich nach langer Überlegung zweifelsfrei sagen kann, ja ich will... Was ich damit sagen möchte ist, Deine Gedanken sind für mich völlig nachvollziehbar und legitim, beschäftige Dich mit Ihnen, aber gib Dir Zeit und tue nichts unüberlegtes. Ich bin auch gern für Dich per PN erreichbar, falls Du das möchtest.

LG vom Engel
glycerine

Re: Verzweifelt - Psychopharmaka?

Beitrag von glycerine »

Ich nehme Psychopharmaka, aber für Suizid sind die alle ungeeignet
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