Weihnachten?

Für alle, die ihre Lebensprobleme und Schickale mit anderen teilen möchten

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

berlinichbins
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Weihnachten?

Beitrag von berlinichbins »

ich dachte mir: was ist eigentlich mit weihnachten als ich mitbekam, dass jmd, dem es auch gerade nicht gut geht, allein ist, einsam ist.
wie geht es euch damit? was macht ihr? und wenn ihr allein seid, dann wäre es vielleicht eine große unterstützung für andere user, zu schauen, wie ihr den tag verbringt. also, ich bin gespannt, was wir hier zu lesen bekommen und hoffe, dass es dem ein oder anderen etwas bedeuten könnten.
weihnachten ist ja zum glück nicht nur das fest der zerstrittenen familien, sondern auch sonnenlichtwendezeit, d.h. die tage werden dann wieder länger :D
khoehman
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Re: weihnachten?

Beitrag von khoehman »

Ohje......mir ist es gerade ganz lieb, wenn der Tag so kurz wie möglich ist. Im Moment funktioniere ich nur noch. Auf die Arbeit gehen, fröhlich nach außen wirken. Die Tugenden erfüllen, die von mir verlangt werden und mich selbst über meine bisher begangene Fehler ärgern, aufregen, nennt wie ihr es wollt. Das Leben könnte eigentlich so einfach sein, würden andere das Leben nicht so stringent nehmen.....und nach irgendwelchen vermeintlichen Formeln, Menschen, Therapeuten hören, sondern auf sich, auf ihr Herz......schade eigentlich. Und Weihnachten......das Fest der Liebe...tja, zu welchem Fest wird es denn, wenn es keine Liebe gerade gibt?!
berlinichbins
Beiträge: 218
Registriert: Dienstag 25. September 2012, 11:37

Re: weihnachten?

Beitrag von berlinichbins »

eigentlich könnten sich doch die user hier virtuell verabreden oder so, wenn sie allein sind. wenn man schreibt, geht diezeit schneller um.
über PN´s kann man sich fast wie im chat unterhalten :D
Darkrose
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Re: weihnachten?

Beitrag von Darkrose »

berlinichbins hat geschrieben:eigentlich könnten sich doch die user hier virtuell verabreden oder so, wenn sie allein sind. wenn man schreibt, geht diezeit schneller um.
über PN´s kann man sich fast wie im chat unterhalten :D
gute Idee :)
ich "feier" zwar mit meiner Familie, naja mit meiner Mutter...aber trotzdem fühle ich mich Weihnachten immer sehr einsam
und mies...es wäre toll mit jemanden zu schreiben der genauso fühlt^^
berlinichbins
Beiträge: 218
Registriert: Dienstag 25. September 2012, 11:37

Re: weihnachten?

Beitrag von berlinichbins »

hi,ich weißnicht,wie ich hier bin zu weihnachten, aber vielleicht sind hier auch ncoh andere,denen es so geht.ich denke eigentlich schon:-)
berlinichbins
Beiträge: 218
Registriert: Dienstag 25. September 2012, 11:37

Re: weihnachten?

Beitrag von berlinichbins »

Ein Tag vor Weihnachten und es war bitterkalt draußen. Nichts, aber auch gar nichts deutete auf irgendetwas Besonderes hin, das Wetter war trübe und die Straße nass. Die Frau wischte mit dem Staubtuch ein wenig auf der Fensterbank hin und her, aber sie war nicht bei der Sache.
Wenn es wenigstens schneien würde, so wie sich das gehörte zu dieser Zeit... aber freilich, sie hatte zwar an jedes Fenster einen Stern mit wechselndem Farblichtspiel gehängt, doch die Stecker baumelten lose. Sie hatte sie nicht einmal eingesteckt dieses Jahr.

"Wozu auch?", dachte sie sich. Niemand würde sie besuchen kommen an diesem Fest, die Kinder waren weit weg, irgendwo in Spanien. "Wir wollen dem Trubel ausweichen, Mutter. Das ganze Trara um Weihnachten ist doch nichts weiter als Geschäftemacherei. Wir schicken dir eine Karte."



Dass die Tochter mit ihrer Familie nichts mit diesem Feiertag zu tun haben wollte, schloss allerdings die langen Wunschzettel der Enkel nicht aus. Die hatten sich Sachen von Omi gewünscht, deren Namen sie nicht einmal aussprechen konnte. Und irgendwie war sie auch nicht gewillt gewesen, mit einem akribisch geschriebenen (Computerausdruck der Kinder) Zettel in die Geschäfte zu ziehen. Sie hatte einfach das Geld in einen Umschlag gesteckt und übergeben. Es war ihr gleichgültig gewesen. Wenn zu Weihnachten niemand hier war, der Geschenke auspackte und mit ihr zusammen aß, wozu dann die Umstände?




Müde wandte sie sich vom Fenster ab und ging in den Flur, um ihren Mantel überzustreifen. Ein oder zwei Kleinigkeiten brauchte sie denn doch noch, schließlich konnte sie über die Feiertage nicht schnell in den Laden gehen, um etwas Vergessenes einzukaufen. Weit war es ja nicht, und ein wenig Bewegung tat ihr nur gut. Entschlossen zog sie ihre Hand, die schon nach dem Autoschlüssel greifen wollte, wieder zurück und verließ das Haus. Im Vorbeigehen grüßte sie ihren Nachbarn, der mit seinem betagten Hund nach Hause strebte. Witwer war er, wie sie glaubte gehört zu haben. Ein ruhiger Mensch, der nie irgendwie in Erscheinung trat und immer höflich war. Tatsächlich lüpfte er wie immer die Mütze und gab den Gruß zurück, wie immer streichelte sie kurz den Hund und ging zielstrebig weiter.
Als die Frau eine halbe Stunde später wieder vor ihrer Haustür stand und in ihrer Einkaufstasche nach dem Schlüssel suchte, hörte sie hinter sich ein Räuspern. Erschreckt fuhr sie herum, und prallte fast gegen einen ziemlich dicken und alten Mann im Weihnachtsmannkostüm. "Oh nein, nicht schon wieder einer, der mit der Sammelbüchse rasselt", dachte sie, tastete aber trotzdem ergeben nach ihrer Börse.

"Einen wunderschönen Abend wünsche ich, junge Frau", meinte da der Alte mit tiefer und sehr angenehmer Stimme, die hinter dem weißen Bart hervorkam. Der sah übrigens ziemlich echt aus, fast wie gewachsen. "Wofür wollen Sie denn eine Spende?", fragte sie, "Ich habe nicht viel Zeit." Dröhnendes Lachen war die Antwort, was in der Frau den Gedanken auslöste, dass sie es mit einem Irren zu tun haben könnte. "Ich will doch nichts von Ihnen, eher im Gegenteil, meine Liebe. Ich bringe Ihnen Ihr Weihnachtsgeschenk."



Diese Kundenfängerei wurde immer dreister, das konnte ja nicht angehen, und so sagte sie kühl und mit hochgezogenen Brauen zu dem gemütlichen rotbackigen Weihnachtsmannersatz: "Sicher, und da macht Santa Claus Hausbesuche bei älteren Frauen. Nur um sie völlig selbstlos zu beschenken, weil er genau für so etwas Zeit hat." Da legte der Alte den Kopf schief, und sah sie über die randlose Nickelbrille, die er trug, verschmitzt an.




"Den Job habe ich aufgegeben, junge Frau. Es besteht kein Bedarf mehr dafür. Es ist weitaus einfacher für euch, einen Bestellzettel auszufüllen oder etwas online zu kaufen. Die Kinder warten schon lange nicht mehr auf meinen Besuch und die ganze Angelegenheit hat sich sehr verändert, wenn ich das so sagen darf. Aber das Nichtstun ist nichts für mich, meine Liebe, und so arbeite ich noch etwas nebenher... ehrenamtlich sozusagen. Weil es mir Spaß macht, und weil ich endlich die Gaben verteilen kann, die ich will." Mit diesen Worten kramte der rot gekleidete Alte in einem Sack, der ziemlich leer aussah und den die Frau jetzt erst bemerkte.
Eigentlich sollte sie diesem Kerl ja die Türe vor der Nase zuschlagen, aber er hatte sie neugierig gemacht. "Aha! Breuer Franz, sagt Ihnen das vielleicht etwas?" Die behandschuhte Hand des Mannes war mit einem Zettel wieder aus dem Sack aufgetaucht, und von diesem las er nun den Namen vor.
Ehrenamt

"Mein Nachbar vom Haus nebenan", erwiderte sie verwundert, "...was ist denn mit ihm?"

"Was mit ihm ist? Nun, er hat sich das Gleiche gewünscht wie Sie für dieses Weihnachten. Er will das Fest nicht alleine verbringen. Er hat niemanden mehr außer seinem Hund und ihm graut vor dem morgigen Tag. Genau wie Ihnen." Diese letzten Worte klangen geradezu spitzbübisch, und dann brachte der Alte sein Gesicht nah an ihres (wobei sie bemerkte, dass der weiße Bart tatsächlich echt war) und meinte: "Sie haben doch alles daheim, was zu einem wirklich schönen Weihnachtsessen gehört, nicht wahr? Warum klingeln Sie nicht drüben? Er wird sich freuen."

In diesem Moment war das Licht im Fenster von Herrn Breuer angegangen, und fasziniert starrte sie hinüber. "Ja, warum eigentlich nicht", dachte sie. Und als sie sich umdrehte, war da niemand mehr neben ihr - kein Mann im Weihnachtsmannkostüm mit Bart und Gabensack. Er war einfach verschwunden.

Einige Zeit starrte die Frau auf die Stelle, an der er vor Sekunden noch gestanden hatte, dann stellte sie ihre Tasche ab und ging zur Tür des Nachbarhauses, um zaghaft zu schellen. Als sie eine halbe Stunde später die Lichtersterne anschaltete, lächelte sie noch immer über die offenkundige Freude, die Herr Breuer gezeigt hatte. Er war sehr nett gewesen und auch verlegen, aber er würde "gerne, sehr gerne kommen", wie er strahlend gesagt hatte. Und während sie sich verwundert fragte, wieso sie nicht von selber auf den Gedanken gekommen war, ihn einzuladen, bemerkte sie, dass es in dicken Flocken schneite.
Forgotten World
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Re: weihnachten?

Beitrag von Forgotten World »

Wunderschön :)
berlinichbins
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Re: weihnachten?

Beitrag von berlinichbins »

:D :) ja und was wäre, wenn es das wohl für uns auch gäbe? noch viel schöner!
Forgotten World
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Re: weihnachten?

Beitrag von Forgotten World »

Stimmt :wink:
ms40
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Re: weihnachten?

Beitrag von ms40 »

Ich bin froh, an Weihnachten niemanden sehen zu müssen. Die Familie versteht es halbwegs. Es sind für mich Tage wie alle anderen im Jahr auch. Ich habe keine Wehmut, ist mir eigentlich so ziemlich egal. Nutze die Zeit für den Jahresabschluss und bin froh, wenn man endlich wieder einkaufen gehen kann. Bin da völlig abgestumpft. Ist auch gut so.
Lacuna
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Re: weihnachten?

Beitrag von Lacuna »

@berlinichbins

Ist die Geschichte von dir? Sie ist wundervoll, ich habe jede einzelne Zeile genossen, sehr schön geschrieben!

***

Ich habe, wie jedes Jahr, Angst vor Weihnachten - Angst vor der Stille, der Trauer, die in mir aufsteigen könnte, dem Schmerz, der Traurigkeit. Ich habe niemanden mehr, mit dem ich diese Tage verbringen könnte, deshalb packe ich meine Koffer und fahre weg. Denn ich bin lieber in der Fremde allein, als in der gewohnten Umgebung.

Ich wünsche euch allen viel Kraft für die Feiertage und einen guten und vor allem gesunden Start ins Neue Jahr!
berlinichbins
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Re: weihnachten?

Beitrag von berlinichbins »

@lacuna: nein, ich schreibe zwar, aber das ist nicht meine Geschichte :D ich habe sie gefunden, als ich nach ein ehrenamt an weihnachten suchte. das ist ja auch eine Möglichkeit, um an weihnachten zu hause nicht sich so zu fühlen, wie du es beschreibst.
auch für mich ist weihnachten nicht die beste zeit. das wird wohl bei allen so sein, die mit diesem fest eher unangenehme gefühle verbinden. in diesem sinne wünsche ich allen, die weihnachten belastet eine möglichst gute zeit - vielleicht können wir versuchen andere wege zu gehen :)
Karli
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Re: weihnachten?

Beitrag von Karli »

Ich weiß noch nicht genau, was ich Weihnachten mache. OK, der erste und zweite Weihnachtstag ist nicht das Problem. Schwierig wird der heilige Abend. Der war schon schwierig, als meine Mutter (diesen Sommer gestorben, nachdem ich sie lange gepflegt hatte) verstorben ist. Jetzt wird es noch schwieriger. Zwei Brüder, die wahrscheinlich das gleiche Problem haben, wie ich erzeugen in mir eher Brechreiz. Da wäre Einsamkeit das geringere Übel. Bin zwar bei zwei meiner guten Schwestern eingeladen, aber da käme ich mir eher wie das fünfte Rad am Wagen vor. Und man will mit seiner eigenen schlechten Laune ja auch nicht die gute Laune der anderen verderben. Wobei ich allerdings nicht definitiv abgesagt habe. Es kommt halt auf meine Laune an. Kurzzeitig hatte ich mir auch überlegt, auch so einen Thread hier zu eröffnen und Leute, die in der gleichen Situation sind, zu mir (Eifelort zwischen Trier und Koblenz) einzuladen. Dann hätten wir wenigstens ein gutes Gesprächsthema, das garantiert alle interessiert und worüber man sonst nirgendwo sprechen kann. Nur fürchte ich, dass die meisten von euch nicht so mobil sind, hier her zu kommen. Von daher habe ich das wieder verworfen. Vielleicht mache ich auch ganz einfach eine längere Nachtwanderung. Das ist gesund und schlägt die Zeit tot. Vielleicht gehe ich auch nochmal in die Kirche? Bin zwar kein Kirchenfanatiker, aber es war früher Tradition bei uns und ein bisschen glaube ich ja noch an irgendwas höheres, was man auch als Gott bezeichnen könnte.
berlinichbins
Beiträge: 218
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Re: weihnachten?

Beitrag von berlinichbins »

deine idee eines treffens finde ich gut, deshalb war mein Vorschlag "virtuelle" verabredung. ich selbst werde in der stadt sein am heiligen Abend. ich denke, man kann da eine interessante stimmung aufschnappen und eigentlich auch menschen sehen, die eben nicht bei den familien hocken. eigentlich kann man da auch über das Thema ganz real ins gespräch kommen, wenn man sich nur traut und kontakt aufnimmt. ich denke, das ist alles möglich. oder eben dort helfen, wo hilfe benötogt wird. das ist alles sinnvoller als allein zu hause zu sitzen und macht erfahrungen, was immer gut ist :D
Rasiel
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Re: weihnachten?

Beitrag von Rasiel »

Was hindert euch daran Weihnachten wie jeden anderen Sonntag zu verbringen, oder Samstag, denn die Läden haben bis Mittag offen ????
Was macht euch denn Angst an diesem Tag ??
Er hat die gleiche Stundenzahl, nichts passiert an diesem Tag, also was.

Es kann nur das "wissen" sein, das andere friedlich zusammen sitzten usw..... aber das lehnen viele sowieso ab, Weihnachtsgelaber... Jesusgelaber....
alle tun so fröhlich....

keiner braucht mitmachen, ihr seit fast jeden Tag im Forum, also warum nicht an Weihnachten, so wie immer !

Ihr seit doch freie Menschen, tut was ihr immer tut.

Vorteil für die, die immer einen einsamen friedlichen Platz suchen (Thread im Forum) an Weihnachten findet ihr ihn, wenn alle bei Gänsebraten sitzten !
Raus in den Wald, die Ruhe auf sich wirken lassen.

Weihnachten kann man niemand aufzwingen. Und die meisten sind doch eh nicht christlich, also.

Ich hoffe ihr lest die gemeinte Ironie, denn eure Gefühle lassen sich nicht abschalten, aber wäre doch toll, wenn man Weihnachten für einige streichen könnte oder ?
Weihnachten und keiner macht mit.
Wäre da nicht das schleichende andere Gefühl im Herzen !
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