Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Meinungs- und Erfahrungsaustausch zum Thema Suizid; Berichte über gescheiterte Suizidversuche; suizidales Verhalten; Leben mit Suizidgedanken; Hilfestellungen

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Nachtmahr
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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Nachtmahr »

Wir kommen allein auf die Welt,
wir leben allein, wir sterben allein.
Nur Liebe und Freundschaft
können uns für einen Augenblick
die Illusion verschaffen,
nicht allein zu sein.

(Orson Welles)
Thanatos
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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Thanatos »

Sterben
Ist eine Kunst, wie alles.
Ich kann es besonders schön.

Ich kann es, dass es die Hölle ist, es zu sehn.
Ich kann es, dass man wirklich fühlt, es ist echt.
Sie können, glaube ich, sagen, ich bin berufen zu diesen Ziele.

(Sylvia Plath)
tschick
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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von tschick »

[T. Mann - Buddenbrooks]
Der Tod war ein Glück, so tief, dass es nur in begnadeten Augenblicken, wie dieser, ganz zu ermessen war. Er war die Rückkunft von einem unsäglich peinlichen Irrgang, die Korrektur eines schweren Fehlers, die Befreiung von den widrigsten Banden und Schranken - einen beklagenswerten Unglücksfall machte er wieder gut.

War nicht jeder Mensch ein Missgriff und Fehltritt? Geriet er nicht in eine peinvolle Haft, sowie er geboren ward? Gefängnis! Gefängnis! Schranken und Bande überall! Durch die Gitterfenster seiner Individualität starrt der Mensch hoffnungslos auf die Ringmauern der äußeren Umstände, bis der Tod kommt und ihn zu Heimkehr und Freiheit ruft.
Zuletzt geändert von tschick am Samstag 1. September 2012, 15:22, insgesamt 1-mal geändert.
Thanatos
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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Thanatos »

Wenn du das Leben aushalten willst, richte dich auf den Tod ein. (Sigmund Freud)
tschick
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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von tschick »

Tod ist Konsumverweigerung. (Werner Schneyder)
Lifeless
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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Lifeless »

The so-called ‘psychotically depressed’ person who tries to kill herself doesn't do so out of quote ‘hopelessness’ or any abstract conviction that life's assets and debits do not square. And surely not because death seems suddenly appealing. The person in whom Its invisible agony reaches a certain unendurable level will kill herself the same way a trapped person will eventually jump from the window of a burning high-rise. Make no mistake about people who leap from burning windows. Their terror of falling from a great height is still just as great as it would be for you or me standing speculatively at the same window just checking out the view; i.e. the fear of falling remains a constant. The variable here is the other terror, the fire's flames: when the flames get close enough, falling to death becomes the slightly less terrible of two terrors. It's not desiring the fall; it's terror of the flame yet nobody down on the sidewalk, looking up and yelling ‘Don‘t!’ and ‘Hang on!’, can understand the jump. Not really. You'd have to have personally been trapped and felt flames to really understand a terror way beyond falling.

David Foster Wallace
Deadly Snowflake

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Deadly Snowflake »

Lifeless hat geschrieben:The so-called ‘psychotically depressed’ person who tries to kill herself doesn't do so out of quote ‘hopelessness’ or any abstract conviction that life's assets and debits do not square. And surely not because death seems suddenly appealing. The person in whom Its invisible agony reaches a certain unendurable level will kill herself the same way a trapped person will eventually jump from the window of a burning high-rise. Make no mistake about people who leap from burning windows. Their terror of falling from a great height is still just as great as it would be for you or me standing speculatively at the same window just checking out the view; i.e. the fear of falling remains a constant. The variable here is the other terror, the fire's flames: when the flames get close enough, falling to death becomes the slightly less terrible of two terrors. It's not desiring the fall; it's terror of the flame yet nobody down on the sidewalk, looking up and yelling ‘Don‘t!’ and ‘Hang on!’, can understand the jump. Not really. You'd have to have personally been trapped and felt flames to really understand a terror way beyond falling.

David Foster Wallace
Ein tödliches Dilemma eben. Zur Auswahl stehen: Hölle A oder Hölle B.
Dennoch können auch abstrakte Überzeugungen mit der Zeit und/oder unter gewissen Umständen ein verdammt reales Eigenleben entwickeln...aber letztlich ist es die Summe/Intensität des Leidens welches Suizide motiviert.
tchanavitka
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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von tchanavitka »

"Die edlen Wahrheiten vom Übel:

Geburt ist übel,
Altern ist übel,
Krankheit ist übel,
Sterben ist übel,
Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung sind übel,
mit Unbliebem verbunden sein und von Liebem getrennt sein ist übel,
nicht erlangen was man wünscht ist übel,
kurz- die fünf Gruppen des Ergreifens sind übel (...)"
-सिद्धार्थ गौतम-
Siddhartha Gautama Buddha

Aus dem Zusammenhang gerissen? Ja. Verlinkt eventuell nur meine persönliche Interpretation diese freie Übersetzung in Richtung der Nichtexistenz? Möglich, wenn auch unwahrscheinlich. (Gar niemals geboren worden zu sein als das Höchste? Gut, ein gewisses Paradox vielleicht; so radikal wars wohl auch von ihm nicht gemeint, nehme ich an.)
Aber da Gautama Buddha auch gesagt haben soll er glaube nicht an das Verschwinden des Übels vor dem Ende unserer Welt, -und ich nicht an Karma, Saṅkhāra, Reinkarnation usw.- finde ich es hier doch irgendwie treffend...
Auch buddhistische Denkweisen haben mich jüngst zum frei-individuellen Philosophieren angeregt :wink:

(Was mir mal nebenbei auffiel -auch wenn es jetzt dafür eigentlich keinen besonderen Scharfsinn brauch-; die meisten "normalen" Leute sehen eine Geburt doch immer als so etwas sooo positives, regelrecht Partyalarm-auslösendes an -ach ich liebe dieses Zitat einfach, Geburt ist übel, das Alter nicht erstrebenswert :mrgreen:)
Thanatos
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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Thanatos »

tchanavitka hat geschrieben:... die meisten "normalen" Leute sehen eine Geburt doch immer als so etwas sooo positives, regelrecht Partyalarm-auslösendes an ...
Wir sind leider genetisch so programmiert, dass wir in einem Neugeborenen etwas Wunderbares sehen - von "nicht normalen" Ausnahmen abgesehen. Diejenige Linie, die ein Neugeborenes aus Mitleid nicht aufzog, ist bedauerlicherweise ausgestorben... :wink:
Das Cioran-Zitat des Tages: „Das Leben ist nur möglich dank der Mangelhaftigkeit unserer Vorstellungskraft und unseres Gedächtnisses. Wären wir mit Klarsicht ausgestattet, würden wir uns sofort abschaffen.
Deadly Snowflake

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Deadly Snowflake »

Thanatos hat geschrieben:
tchanavitka hat geschrieben:... die meisten "normalen" Leute sehen eine Geburt doch immer als so etwas sooo positives, regelrecht Partyalarm-auslösendes an ...
Wir sind leider genetisch so programmiert, dass wir in einem Neugeborenen etwas Wunderbares sehen - von "nicht normalen" Ausnahmen abgesehen. Diejenige Linie, die ein Neugeborenes aus Mitleid nicht aufzog, ist bedauerlicherweise ausgestorben... :wink:
Das Cioran-Zitat des Tages: „Das Leben ist nur möglich dank der Mangelhaftigkeit unserer Vorstellungskraft und unseres Gedächtnisses. Wären wir mit Klarsicht ausgestattet, würden wir uns sofort abschaffen.
Man muss aufpassen, dass man seine eigenen Lebensnegierenden Gefühle nicht verallgemeinert. Eine Umfrage in der Ostschweiz ergab, dass 85% der Befragten sehr zufrieden seien mit ihrem Leben. Letztlich zählt ja nur das je eigene Urteil (ob dies evolutionär bedingt ist oder auf Grund mangelnder Klarsicht besteht: das ist völlig irrelevant...darin wurzelt ja ein Hauptdenkfehler von Benatar...und wenn man das (menschliche) Leben in toto als besser nie Gewesenes oder besser nicht mehr Seiendes behauptet dann bitte mit gültigen Argumenten).
Der Mahayana-Buddhismus identifiziert Samsara und Nirvana, d.h. die extreme Dichotomie ist nicht mehr so ausschlaggebend (auch wenn das nachtodliche Nirvana immer noch Zielpunkt bleibt).So ist das Thema Karma/Reinkarnation/nachtodliches endgültiges Verlöschen im Zen auch kaum vorhanden, da ist der Fokus, das Ziel fast auschliesslich auf den erwachten Zustand im hier und jetzt gerichtet.
tchanavitka
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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von tchanavitka »

Deadly Snowflake hat geschrieben:...und wenn man das (menschliche) Leben in toto als besser nie Gewesenes oder besser nicht mehr Seiendes behauptet dann bitte mit gültigen Argumenten).
Gut, da bleibt eine Menge argumentativer Spielraum, richtig... Ohne zumindest an dieser Stelle verkomplizierend in die Tiefe zu gehen würde ich anbringen, dies hätte eben im Gegensatz zur Existenz fühlender Wesen keinerlei Nachteile, niente, zero, rein gar keine... Nicht einmal den, das einer wäre der die Nichtexistenz positiver Aspekte beklagen müsste.

Es ist eine Sache die Frage nach der Existenz für Andere entscheiden zu wollen, aber eine andere zu der Überlegung zu gelangen dass ein derartige Menge an Leid ethisch nicht mehr zu vertreten ist, und darüber hinaus ein Anhaften, Festkrallen an den ganzen Abläufen, Bedingtheiten und Erzeugnissen des Seins sich zusätzlich noch jeglicher rationaler Argumentation entzieht.

Es gibt Ursachen und Zusammenhänge, aber eben keine Rechtfertigung für Leid, Grausamkeit und Schmerz, (auch keine die im "Aufwiegen" mit parallel existierendem Positivem zu erlangen wäre) so jedenfalls meine ethische Aufassung...

Und hier noch ein Zitat welches mir vor Monaten auf der Dignitas- HP ins Auge fiel :wink:

«Nichts Besseres hat uns das ewige Gesetz geschenkt, als dass es uns einen einzigen Eingang ins Leben gab, doch viele Ausgänge.
Soll ich wirklich auf die Grausamkeit einer Krankheit oder eines Menschen warten, wenn ich die Macht habe, mitten aus allen Folterqualen ins Freie zu gelangen und alle Widerwärtigkeiten loszuwerden? . . . Gefällt dir das Leben, so lebe! Gefällt's dir nicht, so hast du die Freiheit, wieder dort hinzugehen, von wo du kamst.»
Lucius Annaeus Seneca
(ca. 1 - 65)
Römischer Philosoph, Dramatiker und Staatsmann
in: Epistulae morales LXX ad Lucilium (Briefe an Lucilius)
TraurigerMensch
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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von TraurigerMensch »

Deadly Snowflake hat geschrieben:Eine Umfrage in der Ostschweiz ergab, dass 85% der Befragten sehr zufrieden seien mit ihrem Leben.
Würden sie nicht existieren, wären sie noch viel zufriedener. So zufrieden, dass sie sich diese Frage niemals stellen könnten/müssten/würden.
Deadly Snowflake hat geschrieben: dies hätte eben im Gegensatz zur Existenz fühlender Wesen keinerlei Nachteile, niente, zero, rein gar keine... Nicht einmal den, das einer wäre der die Nichtexistenz positiver Aspekte beklagen müsste.
Genau so ist es... Nichts ist doch viel "einfacher" als nicht-Nichts, also Etwas. Damit bin ich nie klar gekommen... warum Etwas, wenn auch einfach Nichts sein kann?
Grenzwelten
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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Grenzwelten »

wie soll denn Nichts sein können?
Selbst die leere ist etwas
im endeffekt ist doch alles göttliche energie...
tchanavitka
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Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von tchanavitka »

TraurigerMensch hat geschrieben:
Deadly Snowflake hat geschrieben:Eine Umfrage in der Ostschweiz ergab, dass 85% der Befragten sehr zufrieden seien mit ihrem Leben.
Würden sie nicht existieren, wären sie noch viel zufriedener. So zufrieden, dass sie sich diese Frage niemals stellen könnten/müssten/würden.
Deadly Snowflake hat geschrieben: dies hätte eben im Gegensatz zur Existenz fühlender Wesen keinerlei Nachteile, niente, zero, rein gar keine... Nicht einmal den, das einer wäre der die Nichtexistenz positiver Aspekte beklagen müsste.
Genau so ist es... Nichts ist doch viel "einfacher" als nicht-Nichts, also Etwas. Damit bin ich nie klar gekommen... warum Etwas, wenn auch einfach Nichts sein kann?
Hey, das Zweite habe ich geschrieben^^
Die Frage nach dem Nichts... Auch so ein weiterer philosophisch harter Brocken. Es kann "Nichts" sein -aber nicht überall?
Grenzwelten hat geschrieben:wie soll denn Nichts sein können?
...
Per definitionem irgendwo eine Unmöglichkeit, ja.
Thanatos hat geschrieben:
tchanavitka hat geschrieben:... die meisten "normalen" Leute sehen eine Geburt doch immer als so etwas sooo positives, regelrecht Partyalarm-auslösendes an ...
Wir sind leider genetisch so programmiert, dass wir in einem Neugeborenen etwas Wunderbares sehen - von "nicht normalen" Ausnahmen abgesehen. Diejenige Linie, die ein Neugeborenes aus Mitleid nicht aufzog, ist bedauerlicherweise ausgestorben... :wink:
Ja eben, nicht weiter verwunderlich. Auch aus diesem und ähnlichen Mechanismen wird Buddha recht behalten. Ich werde meinen genetischen Beitrag jedenfalls nicht leisten -aus rein ethischen Gründen, versteht sich :mrgreen:
Deadly Snowflake

Re: Zitate zum Thema Tod und Suizid aus der Literatur

Beitrag von Deadly Snowflake »

TraurigerMensch hat geschrieben: Würden sie nicht existieren, wären sie noch viel zufriedener. So zufrieden, dass sie sich diese Frage niemals stellen könnten/müssten/würden.
Also spätestens seit Kant (und ohne ins Detail zu gehen Russell/Frege) gilt Existenz nicht als Eigenschaft von Dingen. Dinge, Zustände, Eareignisse lassen sich aber nur via Eigenschaften vergleichen: zu sagen ein "Nichtexistierender" sei zufriedener als ein Seiender ist nicht nur paradox sondern absurd. Der Vergleich bedingt den Existierenden und wie ich vermute nicht nur weil ein solcher fragen kann...und ob ein Vergleich vom Sein her möglich ist, würde ich nochmals bezweifeln (denn man kann nur wollen dies oder jenes nicht zu haben, nicht aber nacktes, blosses Sein).
Die Fähigkeit sich diese Frage stellen zu können, impliziert auch nicht per se ein Unzufriedensein oder eine grössere Unzufriedenheit als bei nicht Vorhandensein einer solchen.
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