Thanatos hat geschrieben:
Ich soll einen Vortrag über Buddhismus in einer christlichen Gemeinde halten.
Oh Thanatos, dann gib aber dort gut Acht auf deine Dämonen, nicht dass die stibitzt werden
Du hältst mich von Dämonen besessen? Wie komme ich nur zu dieser Ehre...
Im Grunde sprichst du allerdings einen interessanten Punkt an. In dieser Gemeinde kenne ich mindestens zwei Personen, von denen ich mir jetzt schon sicher bin, dass ihnen mein Vortrag Angst machen wird. Nicht nur, dass sie von der Existenz von Dämonen fest überzeugt sind, sondern sie fürchten diesen Dämonen Zugang zu gewähren, sobald sie sich mit anderen Dingen als den vom Gemeindedogma vorgeschriebenen beschäftigen.
Schon zu viel zu denken kann Dämonen Zugang gewähren. Das ist kein Witz. Von dieser „Lehre“ wurde ich vor einigen Monaten Zeuge, wobei ich allerdings zugeben muss, dass sie nicht aus der Gemeinde stammt, wo ich den Vortrag halten soll, sondern aus einer charismatischen Gemeinde. So eine Lehre ist doch ideal, um Leute auf der fundamentalistischen Linie zu halten. Tolle Erfindung...
Thanatos hat geschrieben:
Deine Ideen sind hervorragend. Leider wird es das Niveau dieser Gemeinde nicht zulassen, auch nur im Geringsten diesen Ansätzen zu folgen. Ich muss so schon aufpassen, dass mich mein Vortrag nicht auf den Scheiterhaufen bringt.
Im Übrigen hatte ich mich missverständlich ausgedrückt. Auch wenn ich sicher Parallelen zwischen christlicher und buddhistischer Ethik ansprechen werde, so doch nicht eine generelle Kompatibilität der beiden „Religionen“.
Darf ich ohne allzu neugierig zu sein fragen was deine Funktion in "deiner" Gemeinde ist? Hast du irgendein offizielles Amt inne oder handelt es sich da mehr um etwas Informelles?
Deadly Snowflake hat geschrieben:...
Darf ich ohne allzu neugierig zu sein fragen was deine Funktion in "deiner" Gemeinde ist? Hast du irgendein offizielles Amt inne oder handelt es sich da mehr um etwas Informelles?
Ich gehöre dieser Gemeinde nicht an. Früher besuchte ich sie öfter. Ich bin heute noch mit einigen Leuten von dort gut bekannt. Auch wenn sie in meinen Augen in gewissen Bereichen ziemlich schräg sind – das bin ich schließlich ebenfalls, wenn auch in anderen Bereichen –, sind sie als Menschen nicht verkehrt.
Eine gute Bekannte sagte einmal zu mir: „Ich kann gar nicht verstehen, wieso du dich mit solchen Flachköpfen abgibst.“ Vielleicht hänge ich noch zu sehr an menschlicher Gesellschaft, um mich wirklich von ihnen zu trennen....
Deadly Snowflake hat geschrieben:...
Darf ich ohne allzu neugierig zu sein fragen was deine Funktion in "deiner" Gemeinde ist? Hast du irgendein offizielles Amt inne oder handelt es sich da mehr um etwas Informelles?
Ich gehöre dieser Gemeinde nicht an. Früher besuchte ich sie öfter. Ich bin heute noch mit einigen Leuten von dort gut bekannt. Auch wenn sie in meinen Augen in gewissen Bereichen ziemlich schräg sind – das bin ich schließlich ebenfalls, wenn auch in anderen Bereichen –, sind sie als Menschen nicht verkehrt.
Eine gute Bekannte sagte einmal zu mir: „Ich kann gar nicht verstehen, wieso du dich mit solchen Flachköpfen abgibst.“ Vielleicht hänge ich noch zu sehr an menschlicher Gesellschaft, um mich wirklich von ihnen zu trennen....
Mère sagte: es sei viel einfacher alle Menschen lieben zu lernen als alle Liebe in sich zum veschwinden zu bringen. Menschliche Gesellschaft ist ja nicht nur illusionär, verlogen etc...
Deadly Snowflake hat geschrieben:...
Mère sagte: es sei viel einfacher alle Menschen lieben zu lernen als alle Liebe in sich zum veschwinden zu bringen. Menschliche Gesellschaft ist ja nicht nur illusionär, verlogen etc...
Wer zum Hirsch ist Mère? Mutter Teresa?
Wie auch immer, ich möchte nicht behaupten, dass ich meine Bekannten aus jener Gemeinde liebe, aber ihre entwaffnende Freundlichkeit – man kann sie vielleicht tatsächlich Nächstenliebe nennen - hat etwas, ist richtiggehend auffällig im Vergleich zu den „normalen“ Menschen. Ich kann da gar nicht anders, als selbst freundlich mit ihnen zu sein.
Wenn ich dort über Themen spreche, darf ich sie mir selbst aussuchen, sie müssen also nicht christlich sein. In einem kleineren Kreis, also nicht vor der ganzen Gemeinde, hielt ich einmal einen Vortrag über Freitod und Sterbehilfe.... Das kam seltsamerweise gut an. Ein Vortrag über Willensfreiheit war allerdings zu hoch für einige der Zuhörer. Mittlerweile lernte ich, was ich ihnen zumuten kann...
Okay, in drei Wochen werde ich sehen, wie viele Leute sich dort nach meinem Vortrag entschließen, den Pfad des Buddha zu gehen.....
Deadly Snowflake hat geschrieben:...
Mère sagte: es sei viel einfacher alle Menschen lieben zu lernen als alle Liebe in sich zum veschwinden zu bringen. Menschliche Gesellschaft ist ja nicht nur illusionär, verlogen etc...
Wer zum Hirsch ist Mère? Mutter Teresa?
Wie auch immer, ich möchte nicht behaupten, dass ich meine Bekannten aus jener Gemeinde liebe, aber ihre entwaffnende Freundlichkeit – man kann sie vielleicht tatsächlich Nächstenliebe nennen - hat etwas, ist richtiggehend auffällig im Vergleich zu den „normalen“ Menschen. Ich kann da gar nicht anders, als selbst freundlich mit ihnen zu sein.
Wenn ich dort über Themen spreche, darf ich sie mir selbst aussuchen, sie müssen also nicht christlich sein. In einem kleineren Kreis, also nicht vor der ganzen Gemeinde, hielt ich einmal einen Vortrag über Freitod und Sterbehilfe.... Das kam seltsamerweise gut an. Ein Vortrag über Willensfreiheit war allerdings zu hoch für einige der Zuhörer. Mittlerweile lernte ich, was ich ihnen zumuten kann...
Okay, in drei Wochen werde ich sehen, wie viele Leute sich dort nach meinem Vortrag entschließen, den Pfad des Buddha zu gehen.....
Mère, die spirituelle Gefährtin von Sri Aurobindo (die Aussage bezieht sich auf unterschiedliche Wege zur Befreiung: Loslösung von allen irdischen Bindungen incl. der allzumenschlichen Liebe zu Menschen oder aber einen Weg gehen der das Ego durch "göttliche Liebe" transzendiert)...egal, habe mich früher sehr intensiv mit seiner und ihrer "Lehre" befasst.
Deadly Snowflake hat geschrieben:...
Mère, die spirituelle Gefährtin von Sri Aurobindo (die Aussage bezieht sich auf unterschiedliche Wege zur Befreiung: Loslösung von allen irdischen Bindungen incl. der allzumenschlichen Liebe zu Menschen oder aber einen Weg gehen der das Ego durch "göttliche Liebe" transzendiert)...egal, habe mich früher sehr intensiv mit seiner und ihrer "Lehre" befasst.
Aha, wieder etwas dazugelernt.
Mittlerweile kommt mir Deadly Snowflake fast wie ein Althippie vor, der einst die Erleuchtung in einem Aschram in Indien suchte......
Aber wahrscheinlich liege ich mit dieser Vermutung doch völlig daneben...
Deadly Snowflake hat geschrieben:...
Mère, die spirituelle Gefährtin von Sri Aurobindo (die Aussage bezieht sich auf unterschiedliche Wege zur Befreiung: Loslösung von allen irdischen Bindungen incl. der allzumenschlichen Liebe zu Menschen oder aber einen Weg gehen der das Ego durch "göttliche Liebe" transzendiert)...egal, habe mich früher sehr intensiv mit seiner und ihrer "Lehre" befasst.
Aha, wieder etwas dazugelernt.
Mittlerweile kommt mir Deadly Snowflake fast wie ein Althippie vor, der einst die Erleuchtung in einem Aschram in Indien suchte......
Aber wahrscheinlich liege ich mit dieser Vermutung doch völlig daneben...
Bei meiner "Menschenscheu" (von Gruppen ganz zu schweigen) hätte ich es allenfalls zum "spinnerten" Einsiedler gebracht (auf meine Art ist mir das wohl auch gelungen).
Von Ashrams (Auroville...nach Miravillage in München schaffte ich es sogar einmal) oder anderen spirituellen Gemeinschaften (Zen-Kloster) habe ich zwar intensivst geträumt und gelesen (sogar 3 Jahre recht intensiv Japanisch gelernt) aber mehr auch nicht...(insgesamt 2 Jahre Psychiatrie, aber das zählt wohl nicht als Ashram ). Gegen ein Hippie-Dasein hätte ich nichts einzuwenden gehabt (Hendrix, Doors, Joplin etc. waren durchaus meine Jugendbegleiter auch wenn die Blüte der Hippiezeit etwas vor meiner Zeit war).
Nein, mein Lebensmotto war unfreiwillig (und ich befürchte es könnte so enden): "Träume dein Leben"...wenn ich z.B. das Wort Biografiearbeit höre, denke ich jeweils: "welche Biografie?"
Deadly Snowflake hat geschrieben:... Gegen ein Hippie-Dasein hätte ich nichts einzuwenden gehabt (Hendrix, Doors, Joplin etc. waren durchaus meine Jugendbegleiter auch wenn die Blüte der Hippiezeit etwas vor meiner Zeit war).
...
Siehst de, also lag ich doch nicht so ganz daneben.
Ja, auch ich suchte jahrzehntelang (träumte von Zen-Klöstern und lernte ebenfalls mal Japanisch – allerdings nur ein Jahr -, bevor ich es aufgab). Alles, was ich fand, entpuppte sich bei genauerer Betrachtung doch wieder als Illusion. Heute suche ich nicht mehr. Was sollte es auch zu finden geben?
Einen schönen Sonntag,
wünscht Thanatos
Thanatos hat geschrieben:
Siehst de, also lag ich doch nicht so ganz daneben.
Ja, auch ich suchte jahrzehntelang (träumte von Zen-Klöstern und lernte ebenfalls mal Japanisch – allerdings nur ein Jahr -, bevor ich es aufgab). Alles, was ich fand, entpuppte sich bei genauerer Betrachtung doch wieder als Illusion. Heute suche ich nicht mehr. Was sollte es auch zu finden geben?
Einen schönen Sonntag,
wünscht Thanatos
Zu "finden" gäbe es sicher einiges. Nur, wenn man das Hinterfragen nicht lassen kann (also nach einer für das Denken absolut zwingenden, nicht weiter hinterfragbaren (Letzt-)Antwort auf die Sinnfrage verlangt) oder das Leid zu intensiv ist oder die Lebenssituation zu verfahren, dann hilft eben auch keine "Erleuchtung" (wie man die jetzt auch genau verstehen will). Und selbst wenn: wie wollte man sie erlangen? (auch wenn es nach den "höchsten" buddhistischen Lehren (Dzogchen) eh nichts zu erreichen gibt, da der erleuchtete Zustand immer schon potentiell gegeben ist).
Und wenn man nicht an das ganz Andere (und dass alles ganz anders ist als unser Denken suggeriert) glauben kann, dann scheinen gangbare (oder nicht-gangbare) Wege nicht zu existieren (zumindest sehe ich keine).
