Ich kann nicht mehr
Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator
Ich kann nicht mehr
Hi zusammen
Ich stecke (wiedermal) in ner nicht endendwollenden Krise. Und ich fül mich wie n geplatzter Ballon, ich kann einfach nicht mehr. Seit meiner Kindheit bin ich (heute 28) in psychischer Behandlung, immer mit einem kleinen Erfolg und dem anschliessenden noch tieferen Fall. Ich leide unter schwersten Depressionen und einem starken ADHS. Und ich möchte nicht mehr leben. Eigentlich wollte ich das noch nie, niemand hat mich gefragt ob ich leben will, sie haben mich einfach hier in die unzulässiges Wort gesetzt und dann allein gelassen. Nun stehe ich hier, mit einer verkorksten Psyche und habe zusätzlich noch Mann und Kinder. Jetzt werden viele von euch aufschreien - um Himmels Willen denk an deine Kinder!!! Aber wisst ihr was, was haben meine Kinder von einer depressiven Mutter, deren Stimmung 5mal täglich wechselt von fröhlich und lebendig über hasserfüllt bis zu tieftraurig? Meine Kinder sind gestraft mit mir, ich wünsche mir dass mein Mann nach mir jemand Liebes und nettes findet - und nicht so eine kaputte und zerrüttete Persönlichkeit wie ich es bin. Meine Kinder sind klein, sie werden sich später nicht gut an mich erinnern können - wenn sie Glück haben... Nun zu meiner eigentlichen Frage: Obwohl ich mein Mann schreibe sind wir nicht verheiratet, nur schon sehr lange zusammen. Was muss ich tun um meiner Familie meinen Abschied so leicht wie möglich zu machen? Ich hab mir bereits die einfachsten administrativen Dinge aufgeschrieben, alle Zeitschriften kündigen, Pensionskassengeld auszahlen lassen oder ihn eintragen lassen als Erben, vorgängig alle Spuren im Internet verwischen....Aber wie sieht es mit den Kinder-Konten aus? Muss ich die auch auf ihn überschreiben lassen? Muss meine Familie nach mir noch Versicherung bezahlen? Und wie siehts aus mit den Handy Abo's? Fragen über Fragen....
Ich stecke (wiedermal) in ner nicht endendwollenden Krise. Und ich fül mich wie n geplatzter Ballon, ich kann einfach nicht mehr. Seit meiner Kindheit bin ich (heute 28) in psychischer Behandlung, immer mit einem kleinen Erfolg und dem anschliessenden noch tieferen Fall. Ich leide unter schwersten Depressionen und einem starken ADHS. Und ich möchte nicht mehr leben. Eigentlich wollte ich das noch nie, niemand hat mich gefragt ob ich leben will, sie haben mich einfach hier in die unzulässiges Wort gesetzt und dann allein gelassen. Nun stehe ich hier, mit einer verkorksten Psyche und habe zusätzlich noch Mann und Kinder. Jetzt werden viele von euch aufschreien - um Himmels Willen denk an deine Kinder!!! Aber wisst ihr was, was haben meine Kinder von einer depressiven Mutter, deren Stimmung 5mal täglich wechselt von fröhlich und lebendig über hasserfüllt bis zu tieftraurig? Meine Kinder sind gestraft mit mir, ich wünsche mir dass mein Mann nach mir jemand Liebes und nettes findet - und nicht so eine kaputte und zerrüttete Persönlichkeit wie ich es bin. Meine Kinder sind klein, sie werden sich später nicht gut an mich erinnern können - wenn sie Glück haben... Nun zu meiner eigentlichen Frage: Obwohl ich mein Mann schreibe sind wir nicht verheiratet, nur schon sehr lange zusammen. Was muss ich tun um meiner Familie meinen Abschied so leicht wie möglich zu machen? Ich hab mir bereits die einfachsten administrativen Dinge aufgeschrieben, alle Zeitschriften kündigen, Pensionskassengeld auszahlen lassen oder ihn eintragen lassen als Erben, vorgängig alle Spuren im Internet verwischen....Aber wie sieht es mit den Kinder-Konten aus? Muss ich die auch auf ihn überschreiben lassen? Muss meine Familie nach mir noch Versicherung bezahlen? Und wie siehts aus mit den Handy Abo's? Fragen über Fragen....
Re: Ich kann nicht mehr
Hallo Powerless,
ich kann deine Gedankengänge gut nachvollziehen. Ich habe zwar keine Kinder, so wie du, trotzdem eine ähnliche Problematik.
Bitte denk nochmal darüber nach ob du das wirklich tun willst.Es ist ein Symptom von Depressionen, dass man sich als Belastung anderer fühlt. Bitte denk dran! Ich denke dein Mann liebt dich genauso wie deine Kinder dich lieben. Und auch wenn die Kinder noch klein sind, werden sie womöglich einen schlimmern psychischen Knacks wegkriegen.
Ich kann dich wirklich verstehen. Und nur für andere Leben erfüllt auch nicht gerade einen Lebenstraum. Aber hast du nicht selbst gesagt, dass es gewisse Lichtblicke gab? Versuch dich daran zu erinnern und gib nicht auf... Zumindest noch nicht ...
Das Leben kann man sich zu einem späteren Zeitpunkt immernoch nehmen. Aber das Leben kriegt man nicht mehr zurück sobald man dieses endgültige Entscheidung getroffen hat.
Wir können uns auch gerne austauschen, wenn du magst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das manchmal die Situation nicht ganz so auswegslos erscheinen lässt.
LG
ich kann deine Gedankengänge gut nachvollziehen. Ich habe zwar keine Kinder, so wie du, trotzdem eine ähnliche Problematik.
Bitte denk nochmal darüber nach ob du das wirklich tun willst.Es ist ein Symptom von Depressionen, dass man sich als Belastung anderer fühlt. Bitte denk dran! Ich denke dein Mann liebt dich genauso wie deine Kinder dich lieben. Und auch wenn die Kinder noch klein sind, werden sie womöglich einen schlimmern psychischen Knacks wegkriegen.
Ich kann dich wirklich verstehen. Und nur für andere Leben erfüllt auch nicht gerade einen Lebenstraum. Aber hast du nicht selbst gesagt, dass es gewisse Lichtblicke gab? Versuch dich daran zu erinnern und gib nicht auf... Zumindest noch nicht ...
Das Leben kann man sich zu einem späteren Zeitpunkt immernoch nehmen. Aber das Leben kriegt man nicht mehr zurück sobald man dieses endgültige Entscheidung getroffen hat.
Wir können uns auch gerne austauschen, wenn du magst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das manchmal die Situation nicht ganz so auswegslos erscheinen lässt.
LG
Re: Ich kann nicht mehr
hi.....
ich weiss dass mich meine familie liebt, das ist ja das schlimme. mein grosser sohn sagt mir täglich mehrmals wie sehr er mich liebt und dass er immer mit mir zusammen sein will. und ich sage schreckliche sachen zu ihm, wenn ich wieder mal austicke. und leider kommt das austicken so oft vor... ich hab einfach keine kontrolle über mich, wenn der schalter mal umgelegt ist ist's vorbei... aber sogar mein mann sagt er habe angst die kinder mit mir allein zu lassen. mein gott was bin ich für ne schreckliche person, nicht mal kinder kann man mit mir allein lassen. ich könnt ko**** ab mir selbst. und das mit den "lichtblicken"... so würd ich das nicht nennen. nach den therapien gabs n paar monaten in denen ich einigermassen normal war, und fiel danach nur noch tiefer. gestern hab ich vor lauter wut und hass meine schlafzimmertür zertrümmert - tolles vorbild. und morgen maul ich an den kindern rum wenn sie türe schlagen. ich will doch einfach nur normal sein, normal denken, normal empfinden. ich war immer anders, wurde schon seit der 2ten klasse übelst gemobbt.... ich mag mich nicht, ich mag mein leben nicht, ich will nichts davon haben, einfach nichts
danke dir für deine lieben worte....
ich weiss dass mich meine familie liebt, das ist ja das schlimme. mein grosser sohn sagt mir täglich mehrmals wie sehr er mich liebt und dass er immer mit mir zusammen sein will. und ich sage schreckliche sachen zu ihm, wenn ich wieder mal austicke. und leider kommt das austicken so oft vor... ich hab einfach keine kontrolle über mich, wenn der schalter mal umgelegt ist ist's vorbei... aber sogar mein mann sagt er habe angst die kinder mit mir allein zu lassen. mein gott was bin ich für ne schreckliche person, nicht mal kinder kann man mit mir allein lassen. ich könnt ko**** ab mir selbst. und das mit den "lichtblicken"... so würd ich das nicht nennen. nach den therapien gabs n paar monaten in denen ich einigermassen normal war, und fiel danach nur noch tiefer. gestern hab ich vor lauter wut und hass meine schlafzimmertür zertrümmert - tolles vorbild. und morgen maul ich an den kindern rum wenn sie türe schlagen. ich will doch einfach nur normal sein, normal denken, normal empfinden. ich war immer anders, wurde schon seit der 2ten klasse übelst gemobbt.... ich mag mich nicht, ich mag mein leben nicht, ich will nichts davon haben, einfach nichts
danke dir für deine lieben worte....
Re: Ich kann nicht mehr
@Powerless...das finde ich sehr, sehr tragisch, wenn ich deine Zeilen lese. Ich bin selbst Vater und versuche mein bestes zu geben...es tut mir sehr, sehr leid, für deine Kinder
Re: Ich kann nicht mehr
@stefan_41
Mir tun sie auch leid, glaub mir das!! Ich hab ebenfalls versucht, mein bestes zu geben, zur zeit bin ich bei psychologin, psychiater und zusätzlich kommt regelmässig ne familienhilfe vorbei. Und niemals war ich mir zu schade selber hilfe zu holen, kommt alles von mir selbst. Aber mein bestes reicht nicht mal ansatzweise.
Mir tun sie auch leid, glaub mir das!! Ich hab ebenfalls versucht, mein bestes zu geben, zur zeit bin ich bei psychologin, psychiater und zusätzlich kommt regelmässig ne familienhilfe vorbei. Und niemals war ich mir zu schade selber hilfe zu holen, kommt alles von mir selbst. Aber mein bestes reicht nicht mal ansatzweise.
Re: Ich kann nicht mehr
wie alt sind eure Kinder??? und wie geht dein Freund mit allem um???
Re: Ich kann nicht mehr
Er versucht zu helfen wo er kann, aber er arbeitet ja den ganzen Tag, ist nicht einfach für ihn.... meine kids sind 4 und 6.... allen dreien würde eine fröhliche person im leben gut tun...
Re: Ich kann nicht mehr
Sehr schwierig, nicht falsch verstehen, aber wenns nur um dich ginge, würde ich sagen, ja wenns dir so beschissen geht, häng dich auf, aber es geht nicht nur um dich...deine Kinder sind 4 und 6, es sind keine Babys mehr...esprägt sich alles ein...und sie vergessen nicht so leicht
Re: Ich kann nicht mehr
aber für sie ist es noch früh genug um neu zu beginnen....
Re: Ich kann nicht mehr
...das würde sich später rausstellen....
Re: Ich kann nicht mehr
Es geht in diesem Fall um deine Kinder. Auch wenn es schwer fällt, du musst für deine Kinder durchhalten. Sie brauchen dich in diesem Alter sehr!
Und es ist falsch, wenn du denkst, dass sie neu anfangen können. Sie kriegen so viel mit... und werden dich werder vergessen noch von neuem anfangen können.
Hast du es mal mit einer Vollstationären Therapie versucht?
Ich weiß es ist nicht einfach aber versuch dir die Kraft aus jedem Lächeln deiner Kinder zu nehmen....
Und es ist falsch, wenn du denkst, dass sie neu anfangen können. Sie kriegen so viel mit... und werden dich werder vergessen noch von neuem anfangen können.
Hast du es mal mit einer Vollstationären Therapie versucht?
Ich weiß es ist nicht einfach aber versuch dir die Kraft aus jedem Lächeln deiner Kinder zu nehmen....
Re: Ich kann nicht mehr
Vollstationär war ich mal 10 monate... ging dnach n gutes halbes jahr gut und dann hat's wieder angefangen. ich fühl mich hilf- und ratlos. ich liebe meine kinder, aber ich tu ihnen unrecht und ich kann ihnen nicht das geben was sie brauchen. und ich hab keine ahnung wie ich unser leben noch verbessern könnte, ich hab ja wirklich schon alles versucht...jeder tag ist ein kampf, und es tut mir im herzen weh mit anzusehn wie sie unter mir leiden und schon meine wutausbrüche kopiert haben. lieber ein ende mit schrecken als ein schrecken ohne ende sagt man doch...
Re: Ich kann nicht mehr
Ich glaube die meisten hier können dein Leiden nachvollziehen.
Aber bitte bedenke doch, was du deinen Kindern damit antust.
Auch wenn du denkst, dass es das beste für deine Kinder ist.. Das ist nicht wahr... Auch diese Gedanken gehören mit zu deiner Krankheit... Glaube mir.... Deine Kinder brauchen dich .... Dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen....
Aber bitte bedenke doch, was du deinen Kindern damit antust.
Auch wenn du denkst, dass es das beste für deine Kinder ist.. Das ist nicht wahr... Auch diese Gedanken gehören mit zu deiner Krankheit... Glaube mir.... Deine Kinder brauchen dich .... Dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen....
Re: Ich kann nicht mehr
Ich muss nb91 absolut beipflichten...du kannst nicht abschätzen, was es für deine Kinder, in der Zukunft bedeutet....
Es will dir niemand ein schlechtes Gewissen einreden, aber bedenke.....
Es will dir niemand ein schlechtes Gewissen einreden, aber bedenke.....
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- Registriert: Samstag 27. August 2011, 12:35
Re: Ich kann nicht mehr
Powerless,
es tut mir unendlich leid, wie Du Dich plagst, für Dich, Deine Kinder und Deinen Mann.
Beinahe jeder, der Depressionen kennt, weiß, dass gute Ratschläge wenig nutzen und einen nicht erreichen. Imgrunde weiß man doch alles selbst, aber man kann es eben nicht fühlen.
Mir ging es auch lange unsäglich, aber jetzt geht es mir gut. Mir geht es sogar so gut wie eigentlich noch nie in meinem Leben. Ich habe mich, seit ich denken kann, nie glücklich gefühlt, zwar nicht immer depressiv, aber eigentlich doch latent. Und die depressiven Phasen, insbesondere die letzte, waren die Hölle auf Erden. Auch ich habe Kind und Familie, Job und Verantwortung. Auch bei mir war noch vor nicht langer Zeit der Drang enorm, dem allen ein Ende zu setzen und die Welt und meine Familie von meiner Existenz zu befreien. Hätte ich kein Kind, ich hätte es getan.
Vielleicht kann ich Dir ein bisschen Hoffnung und Mut machen, wenn ich Dir von der ziemlich unspektakulären Wende meiner Gefühlslage erzähle, und Dich ermutigen, die Flinte nicht ins Korn zu werfen. Ich habe auch immer gedacht, dass es egal ist, wenn die Depression geht, weil sie zuverlässig wieder zurückkehrt. Auf diese kurzen Verschnaufphasen kann ich pfeifen. Das Leben ist trotzdem eine Qual, ich eine Fehlproduktion und eine Last für andere ohne Zugang zu dem, was andere als die schönen Seiten des Lebens bezeichnen. Phrasendrescherei über das Leben war mir zuwider (ist es immer noch), sollte für die anderen gelten, mit mir hatte das Leben nichts zu tun.
Meine letzte schwere Depression dauerte zwei Jahre, davor war ich aber schon bestimmt vier Jahre latent schwermütig, nach anderen vorangegangenen Phasen. Am Ende dieser zwei Jahre geriet ich in meinem desolaten Gemütszustand dann auch in eine reale existentiell bedrohliche Situation, die ich nur zum Teil selbst verschuldet hatte. Wahrscheinlich war ich aus Verzweiflung zu leichtgläubig, griff zu unreflektiert nach jedem Strohhalm. Ich wusste wirklich nicht mehr weiter, war heillos überfordert, lief wie ein Roboter durch die Welt, hin und her geworfen zwischen mörderischem Stress und tiefster Verzweiflung. Das war alles zuviel. Deshalb hörte ich einfach auf, etwas zu wollen, etwas zu tun, etwas zu planen, ich gestand mir zu, dass ich die Kontrolle verloren hatte, nur noch wie Sisyphos stoisch weiterlaufen konnte und mich dem Lauf und der Entwicklung der Dinge ergeben musste. Ich wusste wirklich nicht, wie ich meine Familie das nächste halbe Jahr durchbringen sollte mit dem Ballast und in meiner Verfassung.
Es klingt vielleicht kitschig, aber bei mir war es so, dass sich, als ich aufhörte, mir den Kopf zu zerbrechen, was momentan richtig und falsch ist, was ich tun soll, um die Probleme für die anderen und für mich zu lösen, auf einmal viel veränderte. Meine Erwartungen waren gleich Null und auf einmal ergaben sich Möglichkeiten, die Existenz zu sichern, aus Verzweiflung, weil ich nichts zu verlieren hatte, war ich ruhiger, mir kamen andere Ideen und Gedanken, ich fand langsam Möglichkeiten zu entspannen, meinen Kopf zu entlasten, ruhte auf einmal mehr in mir.
Es ist nicht alles eitel Sonnenschein, aber ich fühle mich deutlich gestärkt, und das ist für mich ein gutes Gefühl, weil ich mich einer möglichen Depression nicht mehr on dem Maße wie früher ausgeliefert sehe. Diese Erfahrung, mal nichts mehr zu wollen, weil Du völlig machtlos bist, war für mich ganz elementar. In der Depression will man der Quälerei möglichst ein Ende setzen. Man ist zwar meist äußerlich antriebslos, aber innerlich ruhelos und getrieben. Siehst Du ja auch an Deinen Aggressionsausbrüchen. Deshalb würde ich Dich gerne ermutigen, mal zu versuchen, die Dinge laufen zu lassen, wie sie gerade sind. Mach, was getan werden muss, ohne nach dem Sinn zu fragen. Ich weiß nicht, wie das bei Dir ist, aber ich habe mich früher, als mein Kind noch so klein war wie Deine, wenn ich keine Kraft hatte, mit ihm ins Bett oder auf den Boden gelegt, nichts machen, aber Körperkontakt haben. Ich glaube, das mögen Kinder und verstehen sie.
Ich weiß nicht, ob Du mit meinen Erfahrungen etwas anfangen kannst. Ich wünsche Dir jedenfalls, dass Du aus dem Tal wieder herausfindest.
es tut mir unendlich leid, wie Du Dich plagst, für Dich, Deine Kinder und Deinen Mann.
Beinahe jeder, der Depressionen kennt, weiß, dass gute Ratschläge wenig nutzen und einen nicht erreichen. Imgrunde weiß man doch alles selbst, aber man kann es eben nicht fühlen.
Mir ging es auch lange unsäglich, aber jetzt geht es mir gut. Mir geht es sogar so gut wie eigentlich noch nie in meinem Leben. Ich habe mich, seit ich denken kann, nie glücklich gefühlt, zwar nicht immer depressiv, aber eigentlich doch latent. Und die depressiven Phasen, insbesondere die letzte, waren die Hölle auf Erden. Auch ich habe Kind und Familie, Job und Verantwortung. Auch bei mir war noch vor nicht langer Zeit der Drang enorm, dem allen ein Ende zu setzen und die Welt und meine Familie von meiner Existenz zu befreien. Hätte ich kein Kind, ich hätte es getan.
Vielleicht kann ich Dir ein bisschen Hoffnung und Mut machen, wenn ich Dir von der ziemlich unspektakulären Wende meiner Gefühlslage erzähle, und Dich ermutigen, die Flinte nicht ins Korn zu werfen. Ich habe auch immer gedacht, dass es egal ist, wenn die Depression geht, weil sie zuverlässig wieder zurückkehrt. Auf diese kurzen Verschnaufphasen kann ich pfeifen. Das Leben ist trotzdem eine Qual, ich eine Fehlproduktion und eine Last für andere ohne Zugang zu dem, was andere als die schönen Seiten des Lebens bezeichnen. Phrasendrescherei über das Leben war mir zuwider (ist es immer noch), sollte für die anderen gelten, mit mir hatte das Leben nichts zu tun.
Meine letzte schwere Depression dauerte zwei Jahre, davor war ich aber schon bestimmt vier Jahre latent schwermütig, nach anderen vorangegangenen Phasen. Am Ende dieser zwei Jahre geriet ich in meinem desolaten Gemütszustand dann auch in eine reale existentiell bedrohliche Situation, die ich nur zum Teil selbst verschuldet hatte. Wahrscheinlich war ich aus Verzweiflung zu leichtgläubig, griff zu unreflektiert nach jedem Strohhalm. Ich wusste wirklich nicht mehr weiter, war heillos überfordert, lief wie ein Roboter durch die Welt, hin und her geworfen zwischen mörderischem Stress und tiefster Verzweiflung. Das war alles zuviel. Deshalb hörte ich einfach auf, etwas zu wollen, etwas zu tun, etwas zu planen, ich gestand mir zu, dass ich die Kontrolle verloren hatte, nur noch wie Sisyphos stoisch weiterlaufen konnte und mich dem Lauf und der Entwicklung der Dinge ergeben musste. Ich wusste wirklich nicht, wie ich meine Familie das nächste halbe Jahr durchbringen sollte mit dem Ballast und in meiner Verfassung.
Es klingt vielleicht kitschig, aber bei mir war es so, dass sich, als ich aufhörte, mir den Kopf zu zerbrechen, was momentan richtig und falsch ist, was ich tun soll, um die Probleme für die anderen und für mich zu lösen, auf einmal viel veränderte. Meine Erwartungen waren gleich Null und auf einmal ergaben sich Möglichkeiten, die Existenz zu sichern, aus Verzweiflung, weil ich nichts zu verlieren hatte, war ich ruhiger, mir kamen andere Ideen und Gedanken, ich fand langsam Möglichkeiten zu entspannen, meinen Kopf zu entlasten, ruhte auf einmal mehr in mir.
Es ist nicht alles eitel Sonnenschein, aber ich fühle mich deutlich gestärkt, und das ist für mich ein gutes Gefühl, weil ich mich einer möglichen Depression nicht mehr on dem Maße wie früher ausgeliefert sehe. Diese Erfahrung, mal nichts mehr zu wollen, weil Du völlig machtlos bist, war für mich ganz elementar. In der Depression will man der Quälerei möglichst ein Ende setzen. Man ist zwar meist äußerlich antriebslos, aber innerlich ruhelos und getrieben. Siehst Du ja auch an Deinen Aggressionsausbrüchen. Deshalb würde ich Dich gerne ermutigen, mal zu versuchen, die Dinge laufen zu lassen, wie sie gerade sind. Mach, was getan werden muss, ohne nach dem Sinn zu fragen. Ich weiß nicht, wie das bei Dir ist, aber ich habe mich früher, als mein Kind noch so klein war wie Deine, wenn ich keine Kraft hatte, mit ihm ins Bett oder auf den Boden gelegt, nichts machen, aber Körperkontakt haben. Ich glaube, das mögen Kinder und verstehen sie.
Ich weiß nicht, ob Du mit meinen Erfahrungen etwas anfangen kannst. Ich wünsche Dir jedenfalls, dass Du aus dem Tal wieder herausfindest.