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Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Gesperrt
Eingesperrte
Beiträge: 31
Registriert: Mittwoch 27. Januar 2010, 09:22

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Beitrag von Eingesperrte »

Hallo Ihr's,
war ein paar Wochen nicht hier weil es mir nicht so besonders gut ging. Körperlich und seelisch.
In dieser Zeit habe ich mir wirklich sehr viele Gedanken über das Leben und den Tod gemacht.
Als ich mich hier angemeldet habe, wollte ich nur "gehen"! Wollte dem entfliehen,was ich dachte, nicht mehr ertragen zu können. Dann lernte ich im Internet jemanden kennen,der hatte mit 18 einen Mopedunfall und sitzt seitdem im Rollstuhl. Durch die schweren Kopfverletzungen, ohne Helm ist er ständigauf die Hilfe seiner Eltern angewiesen, einen Sprachfehler hat er zudem noch. Wie gut, das er solche Eltern hat. Er ist jetzt 44 Jahre.
In den verschiedenen Krebsforen habe ich auch sehr nette Menschen kennengelernt, mit manchen telefoniere ich stundenlang.
Dann habe ich auf einmal angefangen vom Tod zu träumen, träumte ich wäre einfach nicht mehr da, weder mein Geist noch meine Seele.
Ich las alles, was das Internet hergibt zum Thema Vortodeserfahrungen.
Geholfen hat es mir nicht, da die Meinungen auseinandergehen.
Am liebsten hätte ich eine fundierte,wissenschaftliche Aussage gelesen, das unser Geist weiterlebt, leider gibt es diese nicht.
Dann las ich hier viele Beiträge im Forum und das hat mich auch schockiert.
Da gibt es Menschen, die sind noch so jung und wollen aus dem Leben gehen wegen Liebeskummer, als Beispiel.
Wie oft habe ich mit meinen 48 Jahren Liebeskummer gehabt? Einige Male! Und jedesmal wollte ich sterben, geht wohl jedem so. Und plötzlich trifft man jemanden in den man sich neu verliebt und das ganze geht wieder von vorne los. Das ist ein Teil des Lebens.
Einige hier haben wohl niemand anderen, dem sie ihre Gedanken mitteilen können und das ist sehr traurig. Und es ist auch schlimm,wenn die zuständigen Psychologen und Psychiater nicht auf den einzelnen eingehen und nicht bemerken, wie es wirklich um den Menschen bestellt ist.
Diese Bitten um den schmerzlosen Tod haben mich sehr beschäftigt!
Wenn man wie ich manches Mal unerträgliche Schmerzen hat, wenn man bei jeder Chemo hofft, das diese endlich eine Wirkung zeigt und man doch wieder enttäuscht wird, dann denkt man eigentlich weniger über "Schmerz" nach. Seltsam, das man sich grade für die Minute oder Stunde des Todes ein klares Bewußtsein, Ruhe und "keine" Schmerzen wünscht. Es geht mir nicht anders!
Letztendlich habe ich in den letzten Wochen eines gelernt. Es gibt viele die noch kränker sind als ich und sie wollen trotzdem leben.
Dieser Freund im Rollstuhl, er hatte noch nie eine Freundin, er ist nie in die Disko, er kann sich nicht bewegen. Trotzdem strahlt er Lebensfreude aus.
Es gibt einige mit der Diagnose Krebs, denen sagt der Arzt, sie haben noch 6 Wochen und sie versuchen aus diesen 6 Wochen vielleicht sieben zumachen. Jeder Tag mehr ist ein Tag mehr!
Ich mache jetzt eine neuartige Krebstherapie, die vielleicht auch nichts nutzt, aber die Hoffnung habe ich mir einfach genommen, weil sie da ist, da sein kann.
Genauso kann es doch auch jemand sehen, der psychisch krank ist. Bei mir ist die Psyche ja auch zudem noch am Ende.
Warum schreibe ich das?
Möchte all denen Mut zusprechen, die denken es geht nicht mehr weiter. Es geht weiter und grade wenn man jung ist, wird noch vieles weitergehen. Man will und kann es vielleicht grade nicht sehen, aber dann muß man danach suchen.
Jeder, der rumlaufen kann, der keine unerträglichen Schmerzen hat, der ist doch glücklich zu schätzen. Es gibt bestimmt auch viele innere, unerträgliche Schmerzen, doch auch diese sind bestimmt nicht unheilbar.
Eine Seele im Rollstuhl ist mit Sicherheit auch eine Behinderung.
Macht jeden Tag etwas Gutes, helft jemanden, der noch schlimmer d'ran ist als ihr selbst. Und wenn es nur reden ist.
Es ist für mich schockierend, wie einfach manche den Tod sehen.
Ich selbst werde jetzt erstmal weiterleben und darauf warten, das es Frühling wird. Den Gedanken eines Freitodes habe ich erstmal verschoben, denn noch kann ich schauen, denken, lächeln und mit Menschen reden.
Vielleicht hilft das eine oder andere ja dem ein oder anderen, wäre schön.
lg
Eingesperrte
Paula-
Beiträge: 32
Registriert: Samstag 30. Januar 2010, 23:15

Re: Lesen hier im Forum

Beitrag von Paula- »

Eingesperrte hat geschrieben: [...] schauen, denken, lächeln und mit Menschen reden. [...]
Die Argumente zu bleiben sind manchmal noch banaler als die zu gehen.

Vor ein paar Wochen hätts mir allein bei der Vorstellung den Magen umgedreht. Jetzt denk ich, ja, genau so isses. Den Frühling riechen, den Wind fühlen und die Hauswände, die von der Sonne angestrahlt werden, sehen.

Paula
Iphigenie
Beiträge: 3
Registriert: Donnerstag 11. März 2010, 15:03

Beitrag von Iphigenie »

Schwierig...

die Menschen sind so verschieden wie ihre Anzahl.
Schwer Kranke psychisch/körperliche leiden offensichtlich mehr,aber so ganz stimmt das nicht.
Ich kann mich an einen Bericht in einem Wissenschaftsmagazin erinnern.
Es ging um Angstzustände und Phobien.
Man hatte versucht die Stärke zu messen.
Auf der einen Seite waren Kriegsveteranen,die viel gesehen und viel gelitten haben und dadurch psychisch krank wurden.
Auf der anderen Seite waren Menschen mit "banalen" Ängsten.
Spinnen,Höhe etc.
Durch Tests haben die Forscher herausgefunden dass das Level der Angst und Verstörtheit ähnlich hoch ist,obwohl man ja annehmen könnte dass die Angst der Kriegsveteranen um einiges höher sein müsste.

Für jeden kann eine Situation eine Katastrophe auslösen.
Der eine gibt bei Liebesverlust auf,der andere beim Tod eines nahestehenden.Unterschiedliche Situationen lassen sich unterschiedlich aushalten.

Ich habe mich das auch oft gefragt wie Menschen extreme Belastungen aushalten können und trotzdem noch Lebensmut haben.
Das ist einfach entwicklungspsycholgisch bedingt denke ich.

Ich habe eine sehr dünne Haut,ich vertrage nicht viel Leid.
Thanatos
Beiträge: 1577
Registriert: Freitag 5. Februar 2010, 10:48

Beitrag von Thanatos »

Danke für die ergreifenden Worte, Eingesperrte.
Es ist in der Tat so, dass einen die Hilfe für andere helfen kann, sein eigenes Leid in den Hintergrund zu rücken und dadurch zu überleben.
Diese Erfahrung mache ich immer wieder durch mein Ehrenamt und durch die Hilfe für eine Verwandte mit vielen Problemen.
Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich dadurch mein wahres Ich nur verdränge. In meinen stillen Stunden, die ich glücklicherweise noch habe, kommt meine Todessehnsucht dennoch zurück. Und da ich solche Sehnsüchte seit rund drei Vierteln meiner Lebenszeit habe, darf ich diese Seite von mir wohl als mein wahres Ich bezeichnen.
Wie dem auch sei, wie ihr seht, lebe ich noch und das ist vermutlich nicht nur dem genetisch bedingten Selbsterhaltungstrieb zu verdanken, sondern eben auch der Tatsache, dass ich in der Hilfe für andere einen Lebenssinn sehen kann.
euer Thanatos
shevin
Beiträge: 30
Registriert: Donnerstag 18. Februar 2010, 02:01

Beitrag von shevin »

Also wenn mir nichts dazwischen kommt, werde ich meine Unternehmungen auf den nächsten Winter verschieben. Allein schon wegen diesem Beitrag. Dieser Sommer ist doch viel zu schön, als an den Tod verschwendet zu werden.
andre53
Beiträge: 213
Registriert: Donnerstag 4. März 2010, 08:11
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Beitrag von andre53 »

Iphigenie hat geschrieben:Schwierig...
Für jeden kann eine Situation eine Katastrophe auslösen.
Der eine gibt bei Liebesverlust auf,der andere beim Tod eines nahestehenden.Unterschiedliche Situationen lassen sich unterschiedlich aushalten.

Ich habe mich das auch oft gefragt wie Menschen extreme Belastungen aushalten können und trotzdem noch Lebensmut haben.
Das ist einfach entwicklungspsycholgisch bedingt denke ich.
Hi "Iphigenie", ich denke mit letzterem wirst du recht haben.
Schau dir mal folgende Doktorarbeit an wenn es dich interessiert.
Ist aber ziemlich lang. Kannst aber überfliegen, der rein chemische Teil ist nicht wichtig.
Ab S.62 ist ganz aufschlussreich.
http://edoc.ub.uni-muenchen.de/113/1/Wi ... xandra.pdf
Grüsse
Judith
Beiträge: 39
Registriert: Samstag 13. März 2010, 02:41

Beitrag von Judith »

Ich glaube es ist ganz einfach: Je intelligenter und sensibler - umso schwieriger wird man es waehrend seines ganzen Lebens immer haben. Viele werden dann zum Aussenseiter, weil es schwer ist Gleichgesinnte zu finden. Man gehoehrt immer einer Minderheit an.

Es gibt ja auch diese Studien, dass glueckliche Ehepaare laenger leben. Aber das ist auch eine Minderheit: in Deutschland ist jede 3 Frau von haeuslicher Gewalt betroffen, und jede 3. Ehe wird geschieden.

In Deutschland gibt es auch keine Gesetze die Frauen vor Gewalt schuetzen. Und ohne Ehevertrag ist eine Frau dem Ehemann auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. In Deutschland ist ein Tier besser vor Missbrauch geschuetzt als eine deutsche Frau.
Es ist kein lebensfrohe Gesellschaft, sondern eine in der jeder nur an sich denkt, und in der die Mitmenschen lediglich ein Mittel zum Zweck sind.
rikki40
Beiträge: 42
Registriert: Samstag 9. Januar 2010, 17:21

Beitrag von rikki40 »

hay!!

Was hat die Jahreszeit mit dem Suizid zu tun?? Also ich denke jeden tag daran, egal ob frühling sommer herbst oder winter.
das ist doch schwachsinn wenn ich darüber nachdenken muß wann die richtige jahreszeit da ist!!
ich lese sehr viel in dem forum und es fesselt mich,mein herz klopft und habe schweißausbrüche,weiles mich bewegt.z.b.: das von bronco1386
"überlegter Suizid" solltet mal lesen.

bei mir war es zwar nicht so schlimm wie bei ihm,aber so ziehmlich gleich.
also was soll das dann für ein leben sein?

was ich damit sagen will: wenn man darüber nachdenken muß wann der richtige zeitpunkt da ist,dann will man es auch nicht(meiner meinung nach)so richtig.
ich habe alles was ich dazu brauche zu hause und werde es auf jeden fall tun egal ob frühling etc.

es ist einfach hoffnungslos für mich,mir kann niemand mehr helfen.es sind schon zu viele an mir gescheitert auch verschiedene psychologen,ärzte und auch in der klinik!!!!
blarb
Beiträge: 83
Registriert: Mittwoch 17. März 2010, 18:15

Beitrag von blarb »

edit
Zuletzt geändert von blarb am Sonntag 21. März 2010, 14:48, insgesamt 1-mal geändert.
rikki40
Beiträge: 42
Registriert: Samstag 9. Januar 2010, 17:21

Beitrag von rikki40 »

wollte damit ja auch niemanden angreifen jeder muß für sich den zeitpunkt treffen.ich meine ja nur, das die jahreszeit dabei keine rolle spielen sollte.

Lg rikki
Gesperrt