Suizid als Tabu Thema

Für alle, die ihre Lebensprobleme und Schickale mit anderen teilen möchten

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Carta
Beiträge: 30
Registriert: Freitag 1. März 2024, 00:01

Suizid als Tabu Thema

Beitrag von Carta »

Hallo zusammen.

Gerade laß ich einige Threads hier im Forum. Ich bekomme das Gefühl das es selbst hier schwierig ist darüber zu reden. Und auch den Menschen in meinen Umfeld merke ich immer wieder das sie Überhaupt nicht kapieren worum es geht. Alles in allem habe ich mittlerweile das Gefühl das es für dieses Thema nirgendwo einen "Safe-Space" gibt. Traurig. :( :( :(

1) Keiner Weiß was nach dem Tod kommt und ob das Leben überhaupt einen Sinn hat.
2) Jeder sollte selbst das Recht haben über Leben und Tod entscheiden zu dürfen, da es ja sein Leben und sein Schmerz ist.
3) Sterben müssen wir so oder so. Ein früher Tod wäre mir lieber als noch 10 - 20 - 30 - 40 Jahre weiter dahin zu siechen.

Natürlich unterstütze ich die Meinung das wenn es Hoffnung gibt, man sich Hilfe suchen sollten, insofern man sein Leben dann wieder mit etwas Freude führen könnte.
ABER jemand wie ich ist in einer Schwierigen Situation. Antidepressiva wirken bei 10 bis 20 % der Menschen garnicht. Ärzte findet man kaum und Therapieplätze noch weniger. Inkompetente Ärzte und andere Hürden habe ich auch schon alles durch. Kurz um: Mir würde mittlerweile die Kraft fehlen es überhaupt nocheinmal zu versuchen.

Mein Umfeld:
Heute noch mit einer Bekannten geschrieben. Das Thema war das meine Mutter bei der ich lebe operiert worden ist und die Bekannte fragte mich auch wie es mir geht (im Grunde genommen ja eine nette Sache). Ich meinte dann nur das es mir nicht gut geht, aber Mutter hätte die OP gut überstanden. Und sie dann: "Du bist auch wichtig."
OK ich dachte mir vll versteht sie meinen Schmerz ja und ich schrieb zurück, theoretisch sollte mein Leben wichtig sein, praktisch würde das Universum es nicht zu lassen (also so ähnlich, nicht genauso hatte ich das geschrieben). Und hatte erwähnt das meine Mutter sich auch nicht wirklich um mich schert.
Dann kam wieder der Text (großgeschrieben): "GEHE ZUM ARZT". Und blablabla das meine Mutter mich ja "lieben" würde und den Eltern wären die Hände gebunden und jeder wäre ja für sich selbst verantwortlich.

Nur halt wenn ich sowas lese, werde ich nur noch depressiver. "Gehe zum Arzt" als wenn es die WUNDERPILLE geben würde, die dein Leben wieder in die Fugen bringen würde, so ein Bullshit. Und die Sache "deine Mutter liebt dich" da denkst dir dann zu der Bekannten: Hallo lesen kannst du auch nicht oder?
Würde mir jemand sowas schreiben, würde ich vll mal Fragen wieso derjenige so denkt über die familäre Situation und nicht irgendwelche Sätze aus einem Poesi Album raushauen die keinem Helfen und keinen Sinn ergeben.



Nur jemand der wirklich fast 24 Stunden am Tag schlimme Gedanken im Kopf hat und vll auch körperliche Schmerzen kann verstehen wieso man seinem Leben ein Ende setzen möchte. Weil es manchmal keinen anderen Ausweg zu geben scheint.
Wenn Leute dann wieder ankommen mit FU-CK-ING "geh zum Arzt" zeigt das eigentlich nur wie wenig sie verstehen. Traurig nur das denen die eh schon leiden, dann auch noch solche Sachen geraten werden, welche alles nur noch schlimmer machen. Und ja ich gehe demnächst nochmal zum Arzt, muss da eh noch etwas abklären lassen.


Einmal möchte ich die Fragen hören wie:
- WIe fühlst du dich?
- Wieso fühlst du dich so?
- Was hat dich in diese Situation getrieben?
- Ja Suizid kann ich verstehen, aber es gäbe noch andere Möglichkeiten.
- Hast du jemand mit dem du drüber reden kannst?

Aber die Leute checken es einfach nicht. Und vll kann ich es auch verstehen, weil wer ein schönes Leben hat, sieht die Welt nunmal anders.

Und irgendwie warte ich jetzt auf die Person in diesem Forum die etwas schreibt, was mich dann noch mehr runter ziehen wird. Aber naja ich wusste ja worauf ich mich einlasse.

Danke schonmal fürs lesen. Ich wollte nur trost spenden und mich mal "auskotzen". Aber niemanden auf die Füße treten.
Black2Light
Beiträge: 122
Registriert: Dienstag 13. September 2022, 18:53

Re: Suizid als Tabu Thema

Beitrag von Black2Light »

Hi, kann ich alles gut verstehen und persönlich nachvollziehen.

Mit Ärzten habe ich aus eigener Erfahrung auch so meine Schwierigkeiten. Was mir beim lesen deiner Zeilen aufgefallen ist, mich hat tatsächlich noch nie ein Arzt oder Psychologe gefragt:
- WIe fühlst du dich?
- Wieso fühlst du dich so?
- Was hat dich in diese Situation getrieben?
- Ja Suizid kann ich verstehen, aber es gäbe noch andere Möglichkeiten.
- Hast du jemand mit dem du drüber reden kannst?
Eher kommt die Frage:
Sind Sie gesetzlich oder privat versichert?

Grüße
Fragil
Beiträge: 111
Registriert: Mittwoch 31. Mai 2023, 21:55
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Re: Suizid als Tabu Thema

Beitrag von Fragil »

Hi
1) Keiner Weiß was nach dem Tod kommt und ob das Leben überhaupt einen Sinn hat.
2) Jeder sollte selbst das Recht haben über Leben und Tod entscheiden zu dürfen, da es ja sein Leben und sein Schmerz ist.
3) Sterben müssen wir so oder so. Ein früher Tod wäre mir lieber als noch 10 - 20 - 30 - 40 Jahre weiter dahin zu siechen.
Den Sinn gibst Du Deinem Leben und die Menschen, die Dich lieben - Dir nah' stehen - oder Tiere oder auch Dinge, Tätigkeiten..

Rechte über Dein Leben, dass es so wird, wie Du es wünschst, hast Du nicht. Ebenso nicht über Deinen Tod -...es sei denn, Du hast das, was entscheidend ist auf dieser Welt - genug Geld, um es alles zu organisieren, wie Du es willst.

Wenn Du 40 Jahre in Erwägung ziehst "weiter dahin zu siechen", dann bist Du noch recht jung. Versuch' viel Kohle zu machen, dann musst Du auch nicht "dahin siechen", glaub' es mir.
Einmal möchte ich die Fragen hören wie:
- WIe fühlst du dich?
- Wieso fühlst du dich so?
- Was hat dich in diese Situation getrieben?
- Ja Suizid kann ich verstehen, aber es gäbe noch andere Möglichkeiten.
- Hast du jemand mit dem du drüber reden kannst?
Offenbar stellen Dir Deine nächsten Menschen diese Fragen nicht.

Eine Möglichkeit wäre, die Antworten von Dir auf diese Fragen irgendwo aufzuschreiben - Blog - oder hier im Forum . Zumindest die Antworten auf die ersten beiden Fragen.

Die anderen zwei "Fragen" sind im Prinzip schon die Antworten, die Du von anderen gerne hören würdest. Verständnis und ein Angebot zu reden. Beides keine selbstverständlichen Reaktionen von anderen Menschen...
good_old_joe
Beiträge: 85
Registriert: Sonntag 21. Januar 2024, 14:31

Re: Suizid als Tabu Thema

Beitrag von good_old_joe »

Carta hat geschrieben: Freitag 1. August 2025, 00:28 1) Keiner Weiß was nach dem Tod kommt und ob das Leben überhaupt einen Sinn hat.
Tja...Keiner weiß es wirklich, aber jeder will seinen Senf dazugeben. So auch ich. Ich glaube, der eigentliche Sinn des Lebens ist es, den Tod erträglicher zu finden. Nach all den Anfeindungen, all den Schmerzen und all den Enttäuschungen im Leben ist der Tod wirklich nur noch eine Erlösung. Warum sollten die Menschen sonst soviel leiden? Es gibt keinen anderen Sinn. Aber die meisten quälen sich ca. 80 Jahre rum, versuchen sich mit Alkohol zu betäuben und finden doch keinen Sinn im Leben. Manche sagen ja, es sei der Sinn des Lebens, anderen Liebe zu schenken und sei es nur ein Stofftier, das Du in den Arm nimmst um es zu knuddeln. Dann fühlt man sich nicht ganz so einsam. Auch im Jenseits sollen die Menschen daran arbeiten, anderen Liebe zu geben. Aber Liebe zu geben? Das kann ich mir nicht vorstellen, daß das der Sinn des Lebens ist. Höchstens einem Hund. Aber mit dem muß man jeden Tag 3-4 Mal spazieren gehen und eklige Häufchen wegmachen. Nicht jedermanns Sache. Andere wieder behaupten, der Mensch sei ein soziales Wesen und gezwungen, für Eltern und Kinder zu sorgen. Aber die hat nicht jeder (mehr). Fällt also auch für viele flach. Ja- wie oft wollte ich den Sinn des Lebens schon ergründen, bin aber daran gescheitert... Das ist ja auch ganz normal. Wir haben uns ja auch nicht selbst auf die Welt gebracht, so daß wir gesagt haben: "Jetzt sind Mutter und Vater da, jetzt will ich auch auf der Welt sein!" Sowas sagt ja keiner. Dafür müßte es im Jenseits Alkohol geben, daß man sich das ganze Elend, was einen erwartet, schönsäuft... gibt es aber nicht. Wir haben keine Wahl. Wir müssen immer wieder reinkarnieren. Wie lange, weiß auch keiner. Da werden Vermutungen angestellt, daß, wenn man ein sehr guter Mensch war, man nicht mehr reinkarnieren muß. Aber was ist ein guter Mensch? Einer, der viel betet? Einer, der mit der Natur in Einklang lebt? Jemand, der konsequent vegetarisch lebt? Aber sogar Jesus hat Fisch gegessen! Kann das denn so schlimm sein? Man muß es ja nicht jede Woche tun! Aber wenn man sich die Welt so anschaut, dann wäre es wirklich am Besten, nicht geboren worden zu sein. Und dafür, nicht mehr geboren zu werden und nicht mehr diese Frage nach dem Sinn des Lebens beantworten zu müssen, tun viele sehr viel (insbesondere die in Indien zum Ganges pilgern oder den Jakobsweg beschreiten)! Aber was nach dem Tod kommt, da ist man der Lösung durch die vielen Berichte von Nahtoderfahrungen doch näher gekommen. Ich will nicht sagen, daß man die Frage vollständig beantwortet hat, aber es gibt verschiedene Berichte, die einem naheliegen, daß danach nicht nur "Schwärze" kommt, wie es viele behaupten. Viele berichten von einem Licht und daß sie von verstorbenen Verwandten oder sogar von Jesus in Empfang genommen werden. Dann geht es ab ins Fernsehzimmer und man muß einige Monate sein letztes Leben aufarbeiten. Und danach erfolgt in der Regel eine Vorbereitung auf das nächste Leben, wie z.B. daß man seine Eltern und seine Lebensumstände wählt. Also viel zu tun für Dich, Carta! Und: Du bist ja nicht allein. Es gibt hier im Forum und sonst auf Erden viele, die sich diese Fragen stellen. Das sind einige der Mysterien des Lebens, die wohl nie vollständig geklärt werden, aber Fragil hat recht: Wenn Du dem Leben selbst einen Sinn gibst, dann hast Du die Frage für Dich schon beantwortet. Und das ist doch schon was... :wink:
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