Ich denke ebenfalls, dass die Chancen auf ein überwiegend glückliches Lebensgefühl nicht gleichberechtigt verteilt sind, da ein solches Empfinden mE unter anderem an das weitgehende Fehlen von ernsthaften (gesundheitlichen, zwischenmenschlichen, finanziellen, existentiellen) Problemen und die faktisch gegebene Erfüllbarkeit der meisten seiner persönlichen Bedürfnisse inklusive der Ansprüche an sich selbst gekoppelt sein müsste.Peterchen hat geschrieben: ↑Mittwoch 12. April 2017, 15:44 Darum halte ich die Idee der Chancengleichheit im Grunde für menschenverachtend. Man tut so, als hätten alle das gleiche Potenzial und wenn jemand im Leben abschmiert, dann gibt man ihm selbst die Schuld, ohne zu fragen, welche (...) Ursachen, die er selbst nicht beeinflussen konnte, zu diesem Ergebnis geführt haben. Man beschwört ein völlig unrealistisches Bild von Freiheit, nur um den Menschen die Schuld an ihrem verkorksten Leben zu geben, obwohl dieses oft nur die Manifestation von verkorksten Voraussetzungen ist.
Je größer und unüberwindbarer die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit der eigenen Lebensbedingungen bewusst wahrgenommen wird, desto weniger potentielle Wohlfühlfaktoren zur Schaffung und Aufrechterhaltung von Glückseeligkeit stehen einem letztendlich zur Verfügung.
In diesem Zusammenhang glaube ich zB auch, dass ein nach Außen hin als "rundum glücklich und zufrieden" kommuniziertes Leben möglicherweise des Öfteren vielmehr eine zur Schau gestellte Fassade bzw. ein dem Selbstschutz dienendes, realitätsausblendendes Wunschdenken ist und nicht unbedingt den tatsächlichen Lebensumständen entspricht. Auf der anderen Seite könnte ich mir wiederum sehr gut vorstellen, dass Glück im Sinne von einzelnen unerwartet positiven Ereignissen vielleicht sogar insbesondere durch diejenigen überhaupt erst bemerkt und entsprechend hoch bewertet wird, deren gewohnter Alltag eben nicht durch einen größtenteils sorglosen und tiefenentspannten Dauerzustand geprägt ist.