Habt Ihr Angst vor einem weiteren Leben?

[Lexx]

Es fällt mir auch irgendwie schwer zu glauben, dass man mehr oder weniger lediglich das fleischgewordene Produkt seiner Gene ist und der einzige Daseinszweck in der Aufrechterhaltung eigener Vitalfunktionen zur erfolgreichen Erzeugung von Nachkommen besteht. Wäre dem so, dann hätte sich unsere Spezies doch eigentlich schon vor sehr langer Zeit mit der Befriedigung seiner Grundbedürfnisse und eben der Fortpflanzung absolut zufrieden geben können, ohne den Wunsch nach Weiterentwicklung überhaupt jemals zu empfinden.

Was mich am Reinkarnationsthema dennoch irritiert: wenn man die Theorie gedanklich einfach einmal als gegeben nimmt, dass dieser Kreislauf existiert und auf den Tod konsequent ein neues Leben folgt, dann existieren ja zugleich auch unzählige bereits vergangene eigene Leben inklusive ebenso vieler durchgemachter Sterbeprozesse und Tode. Wenn man daran also eigentlich zumindest unterbewusst bzw. intuitiv längst schon gewöhnt sein müsste - warum empfinden so viele Menschen (wie auch ich) dann überhaupt diese Angst davor? Warum bildlich gesprochen nicht einfach nach links wischen, quasi nach dem Motto "next please"?

[good_old_joe]

1. Es fällt mir auch irgendwie schwer zu glauben, dass man mehr oder weniger lediglich das fleischgewordene Produkt seiner Gene ist und der einzige Daseinszweck in der Aufrechterhaltung eigener Vitalfunktionen zur erfolgreichen Erzeugung von Nachkommen besteht. Wäre dem so, dann hätte sich unsere Spezies doch eigentlich schon vor sehr langer Zeit mit der Befriedigung seiner Grundbedürfnisse und eben der Fortpflanzung absolut zufrieden geben können, ohne den Wunsch nach Weiterentwicklung überhaupt jemals zu empfinden.

2. Was mich am Reinkarnationsthema dennoch irritiert: wenn man die Theorie gedanklich einfach einmal als gegeben nimmt, dass dieser Kreislauf existiert und auf den Tod konsequent ein neues Leben folgt, dann existieren ja zugleich auch unzählige bereits vergangene eigene Leben inklusive ebenso vieler durchgemachter Sterbeprozesse und Tode. Wenn man daran also eigentlich zumindest unterbewusst bzw. intuitiv längst schon gewöhnt sein müsste - warum empfinden so viele Menschen (wie auch ich) dann überhaupt diese Angst davor? Warum bildlich gesprochen nicht einfach nach links wischen, quasi nach dem Motto "next please"?

zu 1.:
Aber der Mensch ist nun einmal erfinderisch! Und stell Dir doch einmal vor, Du würdest im Supermarkt nur Wurzeln, Gräser und Blätter vorfinden, dann würdest Du doch auch die Nase rümpfen! Nein- es ist gut, daß soviel erfunden wird, von dem wir alle profitieren können- z.B. vegetarische Lebensmittel! Die gab es ja früher nur im Reformhaus- heute sind sie allgegenwärtig! Ich kann nur jeden ermutigen, erfinderisch tätig zu werden- vielleicht wartet ja die ganze Menschheit nur auf Deine Erfindung!

zu 2.:
Also ich glaube, vor dem Tod hat unter normalen Umständen niemand Angst. Wenn man tot ist, ist man einfach in einer anderen Dimension und fühlt sich da auch wohl. Aber der Sterbeprozess ist es, der den Leuten Angst macht. Jahrzehntelanges Dahinsiechen ohne eine Chance auf Heilung. Das macht die Leute mürbe. Das Wissen, daß danach ein weiteres Leben kommt, kann als Bedrohung oder auch als Chance wahrgenommen werden- es ist widersprüchlich. Ich hätte Angst, in einem weiteren Leben wieder den gleichen Problemen zu begegnen wie in diesem Leben- nein, es wäre geradezu entsetzlich! Trotzdem kann man sein Leben nicht einfach wegwerfen oder wegwischen, unsere Folterknechte, die darauf bestehen, daß wir weiterleben, sind unerbittlich. Die Todesangst ist ein unnatürlicher Reflex. Immer, wenn ein Mensch in Gefahr ist, pochen seine/ihre Schutzgeister darauf, daß er/sie sein Leben schützen soll. Daher steigt in uns diese Angst auf. Wir dürfen uns einfach nicht fallenlassen! Das Leben ist extrem lang und wir müssen darauf achten, daß uns nichts zustößt. Es besteht nicht einfach aus schönen Erfahrungen- wir müssen kämpfen und am Ende doch feststellen, daß der Kampf sinnlos war. Denn übrig vom Körper bleibt meist nur ein Häufchen Asche oder ein Skelett in einem Sarg. Aber wenn Du weißt, es gab und gibt da noch weitere Leben-früher und in Zukunft- dann hast Du ja schon viel gelernt. Dann kann es Dich auch nicht verblüffen, wenn Du nach dem Tod in einer anderen Welt aufwachst. Und Dein nächstes Leben planst. So bist Du einfach gut gewappnet- und kannst dem nächsten Leben mit einem Lächeln entgegensehen...

[Dissolved_Alice]

Natürlich haben die Menschen sich allerlei Jenseitsvorstellungen erschaffen, es übersteigt einfach unsere Vorstellungskraft, dass wir einfach aufhören, zu existieren.
Wozu der ganze Aufwand hier überhaupt wenn am Ende einfach alles vorbei ist
Ich liebe die Vorstellung des ewigen Schlafens.

Angst vor einem weiteren Leben habe ich nicht, da ich es zum einen für nicht sehr wahrscheinlich halte, zum anderen wüsste ich ja eh nix mehr von diesem Leben.

[n°cturne]

Angst vor einem weiteren Leben habe ich durchaus. Nicht sehr konkret, weil auch ich das Szenario für unwahrscheinlich halte. Aber man kann schon in erhebliche Panik geraten, wenn man sich gedanklich zu sehr damit befasst, was sein könnte, falls doch … Denn seien wir einmal ehrlich - auch wenn die meisten hier gute Gründe haben, weswegen sie des Lebens müde sind - es gibt Schicksale, die möchte hier erst recht niemand haben. Gerade, wenn man bedenkt, dass man mitunter vielleicht gar nicht als Mensch wiedergeboren werden würde. Aber auch menschliche Schicksale können bei weitem noch das übersteigen, was uns schon das Leben unerträglich sein lässt …

[Lexx]

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Das Wissen, daß danach ein weiteres Leben kommt, kann als Bedrohung oder auch als Chance wahrgenommen werden- es ist widersprüchlich.
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Gerade, wenn man bedenkt, dass man mitunter vielleicht gar nicht als Mensch wiedergeboren werden würde.
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Hi, nun haben sich bei mir nochmal zwei Fragen zum Thread- und Reinkarnationsthema aufgetan:

1.) Wie würde es sich konkret mit den geliebten Menschen und Tieren verhalten, die teilweise schon mehrere Jahrzehnte vor einem selber verstorben sind, und die man nach seinem eigenen Tod jedoch wirklich sehr gerne wiedersehen möchte? Selbiges gewünschte Zusammentreffen würde natürlich auch für die geliebten lebendigen Personen gelten, die einem irgendwann zu einem späteren Zeitpunkt nachfolgen würden.

Wenn allerdings jeder von uns sozusagen ganz obligatorisch von einem ins nächste irdische Leben inkarniert usw., dann würde zumindest von meinem aktuellen Verständnis her eigentlich keine Chance auf ein finales gemeinsames Wiedersehen "wo auch immer" bestehen. Vielmehr wäre jeder Einzelne in diesem Kreislaufsystem dauerhaft individuell für sich unterwegs, wobei alles einen von Leben zu Leben Umgebende quasi immer nur wechselnde Kulissen und Mitspieler darstellen würde.

2.) Inwieweit besteht die Möglichkeit einer spezies-übergreifenden Reinkarnation, wie @n°cturne es hier angedeutet hat? Besonders diesen doch ziemlich speziell anmutenden Aspekt habe ich früher automatisch mit dem Reinkarnationsglauben verbunden und das Thema im Sinne von "danke, aber nein danke" damit auch für mich abgehakt; diese Option erschien mir definitiv einfach zu weit entfernt vom eigenen Vorstellungsvermögen...

Lg Lexx

[n°cturne]

Das sind wirklich interessante Fragen. Es gibt da ja noch die Theorie eines Multiversums. Vielleicht fänden sich dort die Antworten. Aber wie wir ja wissen, ist die Antwort am Ende 42.

[Epsilon]

Du bist nicht deine Persönlichkeit, die Persönlichkeit ist etwas theoretisch sehr variables, je nach Hirnphysiologie. (Beispiel hierfür: Menschen mit Demenz, die nicht selten ihre Persönlichkeit ändern).

Oder die eben nur noch sehr eingeschränkt auf ihre Persönlichkeitsmerkmale zugreifen und demnach auch nicht mehr "typisch wie man es von ihnen kannte" handeln können, da die zwingend benötigten (neuro)physiologischen Voraussetzungen für eine korrekte Informationsverarbeitung und kognitive Fähigkeiten wie zB Erinnerungsvermögen, logisches Denken und Sprachverständnis durch derlei Erkrankungen ganz erheblich gestört sind.

Ach Mensch @Epsilon, ich weiß es doch auch nicht. Wenn es nach mir ginge, dann möchte ich einfach nur mit all den vor mir gegangenen geliebten Tieren und Menschen wieder vereinigt werden. Ob nun auf ewig glücklich in einem hübschen Garten, oder schlicht als zusammengefügte pure Energie.

Doch wenn es diesem Threadthema entsprechend wirklich ein bzw. mehrere weitere Leben geben sollte- was genau von uns "lebt" denn dann weiter? Was macht eine unsterbliche Seele oder was auch immer aus, wenn es nichts mit der eigenen Persönlichkeit zu tun hat?

Ich würde grob schätzen, dass es eine Art "Essenz" gibt, die dich definiert. Diese Essenz erlebt Gedanken, Gefühle etc., steuert diese aber nicht wirklich. Ich vermute (wobei ich sehr weit ausholen müsste, um das zu verargumentieren), dass diese "Essenz" in irgendeiner Form schon vor der Geburt bestand und nach dem Tod besteht (wahrscheinlich auch zeitlos ist), jedoch vermutlich auf eine für uns nicht vorstellbare weise.