Würde mich interessieren, wie. Wenn du darüber schreiben magst. Mal die andere Sicht hören.
Was ist es denn für ein Grund, dass du hier bist?
Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator
Der Grund, warum ich hier bin, besteht aus vielen kleineren und größeren Bausteinen in meinem Leben, die jetzt zu einer Bilanz führen, an der ich nicht mehr wirklich will und auch ehrlich gesagt, keine Kraft mehr habe, mich immer wieder durchzubeißen. Mir scheint, die ganze Welt ist verrückt geworden. Angefangen vom irren Ivan, der meint, er müsse 1900 wieder ausrufen und andere Länder überrollen, bis hin zu Weißen, die Schwarzen erzählen wollen, wann diese sich beleidigt zu fühlen haben, vom Gendern will ich hier mal bewusst gar nicht anfangen
Scotti hat geschrieben: ↑Freitag 22. April 2022, 07:32 Nun, ich begreife bis heute nicht, warum man so manche Psychiatrie unmittelbar in die ? der Bahngleise gebaut hat... Mir drängt sich da so ein Verdacht auf, aber den schluck ich mal runter.
Zu deinem Beispiel mit der Patientin: ich habe bei meinem zweiten Suizidenten vom Polizisten folgendes zu hören bekommen: "Ach, übrigens, das war Frau *****, die ist hier schon bekannt, die hat es schon öfter versucht, das letzte Mal vor 3 Wochen mit nem Seil, ist wohl jetzt endlich zum Ziel gekommen" Was soll man dazu noch sagen? Ich war wirklich durch, nach diesem Satz.
Klar, heute weiß ich, dass man niemanden, der es wirklich will, aufhalten kann. Evtl. den Tag rauszögern, es versuchen, aber letztendlich wird die Person ihren Plan, egal wie er ausschaut, auch umsetzen. (Beispiel Reportage WDR vor ein paar Jahren, als ein Paar eine junge Frau von der Autobahnbrücke geführt hat und diese sich dann 6 Wochen später unmittelbar nach Entlassung aus der Schießbude an genau dieser Brücke suizidiert hat)
Puh, was denkst du als Tf in der Situation? Das ist ne gute Frage. Bei meinem Ersten weiß ich es noch sehr genau "Bitte nicht, geh da weg, verschwinde!!! Tu mir das nicht...." BUMM! Das Schlimme ist nicht der Anblick, du hast die Augen sowieso abgewendet oder versuchst es, die letzten 5m siehst du, bauartbedingt, eh nicht vor dir, aber das Geräusch ist der Horror. Das kann man sich nicht vorstellen, so unfassbar grausam, laut und brutal, das ist das Schlimmste daran, selbst, wenn du dir die Ohren zuhältst, nimmst du das noch wahr.
Danach läuft es in dir einfach nur noch automatisch, du setzt den Notruf ab, wartest und bist allein, ganz allein.. niemand, der dir hilft, der mit dir redet. Du stehst einfach nur mutterseelenallein in der Pampa, evtl. nachts und wartest... und das kann, je nachdem wo du mit dem Zug stehst, dauern, bis Hilfe kommt. Bei Nummer 2 waren es knappe 30 Minuten, bis der erste Beamte mit dem Notfallmanager aufgetaucht ist und selbst die sind keine große Hilfe
Was danach kommt ist für die Helfer Routine, einsammeln, Spuren sichern, den Zug untersuchen, Lokführer ablösen, Situation klären, evtl. unter Schock stehende Fahrgäste betreuen, evakuieren usw.
Was übrigens niemand, der sich mit dem Gedanken trägt, den Zug zu nehmen vergessen sollte: Falls ihr entdeckt werdet, ein Lokführer, Gleisarbeiter o.ä. euch vorher sieht, bzw. dem was komisch vorkommt.. wird die Strecke sofort gesperrt und es fährt nix mehr und es wird sofort mit Hubschrauber gesucht und glaubt mir, die finden euch, dank Wärmebild und was das für euch kostet, wenn die euch haben, könnt ihr euch denken, denn jede MInute Verspätung, jeder Tropfen Kerosin für den Heli, wird man euch in Rechnung stellen und ggf. euren Familien und ob es das wert ist? Nein, da gibt es wahrlich deutlich einfachere Methoden, die genauso sicher und effektiv sind, aber weitaus weniger Leid verursachen.. Karma und so
Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig "die andere Seite" vermitteln und ihr überlegt euch, ob ihr wirklich diesen Weg wählen wollt, anstatt es anders zu machen.
Kuckuck hat geschrieben: ↑Donnerstag 21. April 2022, 09:45 @Scotti die Welt IST definitiv komplett irre geworden. Das kommt dir nicht bloss so vor.
Was ich wissen möchte, nun, einfach das, was du erzählen magst. Will dich da nicht drängen.
Was mich immer genervt hat, dass man post mortem übel über Menschen herzieht, die Suizid vor dem Zug begangen haben. Ihre Verzweiflung und was es braucht, so einen drastischen Schritt zu gehen, darüber sprechen die Leute nicht. Das fand ich immer sehr ungerecht.
Natürlich ist es schlimm für Lokführer. Das steht ausser Diskussion. Ich denke, die Zugmethode ist auch oft eine Affekthandlung.
Wir haben hier in der Kleinstadt eine Psychiatrie, etwas erhöht auf einem Hügel. 10 Fussminuten entfernt ist ein Bahnhof mit grossem Durchgangsverkehr, Güterzüge, ICE's, die nicht halten etc. Ich kann nicht sagen, wieviele Menschen sich hier pro Jahr das Leben nehmen. Viele jedenfalls. Die meisten sind hier ein- oder mehrmal an einen "zerstückelten" Menschen, der auf den Gleisen lag, rangelaufen. Oft habe ich erlebt, dass der Zugverkehr aufgrund eines "Personenunfalls", wie sie es nennen, unterbrochen, stillgelegt war.
Und auch viele aus der Psychiatrie begehen hier Selbsttötung auf den Gleisen. Ich war 2020 selbst Patientin da, als der Chefarzt in eine Gruppensitzung kam um mitzuteilen, dass sich Frau xy, die wenige Wochen zuvor noch Patientin auf ebendieser Station gewesen war, das Leben genommen hat am Bahnhof. Man ging von einer Affekthandlung aus.
Das mit der Nachsuche durch die Polizei/Rettungsdienst ist etwas anderes, da dies "öffentliche Suchen" sind.enough hat geschrieben: ↑Freitag 22. April 2022, 22:37
Echt heftig und das tut mir Leid für dich.
Aber muss man die Kosten wirklich selbst tragen , wenn man gesucht wird? Ich kann es mir nicht vorstellen, wenm man aus der Psychiatrie flieht, gesucht wird von der Polizei oder eingeliefert wird, muss man das ja auch nicht bezahlen, zumindest bei uns in D...
lg