Weshalb immernoch ein Tabuthema?

Themenbezogene Diskussionen, die sich nicht nur auf eine Person beziehen; Ursachen und Auslöser für Depressionen und Daseins-Ängste; Bewältigungsstrategien bei Lebensmüdigkeit; psychische Krankheitsformen; Suchtkrankheiten; Alkohol-, Drogen- und Medikamenten-Abhängigkeit; Beziehungsprobleme

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Antworten
Dissolved_Alice
Beiträge: 274
Registriert: Donnerstag 16. Juli 2015, 05:50
Wohnort: irgendwo dazwischen

Weshalb immernoch ein Tabuthema?

Beitrag von Dissolved_Alice »

Ich verstehe wirklich nicht, weshalb alles rund um den Tod immernoch ziemlich tabuisiert wird scheinbar?
Von Suizid und allen damit zusammenhängenden Gedanken ganz zu schweigen.
Kann mir das nur so erklären, dass wir in so ner fake Gute-Laune-Gesellschaft leben?
Und wir den Tod als was durch und durch Negatives definieren?
Aber weshalb? Das macht doch wirklich gar keinen Sinn, da er uns allen bevorsteht.

Es ist wirklich abartig, zu welchen Methoden Menschen greifen müssen, wenn sie nicht mehr weiter leben wollen.
Warum dürfen sie nicht einfach gehen?
Wer ausser mir selbst soll, kann, darf diese Entscheidung treffen? Das ist doch irgendwie wahnwitzig.
Emely
Beiträge: 210
Registriert: Mittwoch 17. November 2021, 14:03

Re: Weshalb immernoch ein Tabuthema?

Beitrag von Emely »

Ich erlebe tatsächlich einen Wandel.
In meinem Helfernetz gibt es z.B. jemanden....Sie versteht meine Suizidalität und sagt, wenn es meine Entscheidung ist, ist es meine Entscheidung.
Natürlich will sie lieber was tun, damit es mir besser geht. Sie ist schließlich in einem therapeutischen Beruf unterwegs. Aber hätte sie passende Pillen, würde sie die für die zugänglich machen, die das kn Anspruch nehmen wollen würden.

Und auch in der Suizidfachberatungsstelle hieß es damals immer, dass Suizid kein Tabu ist und dass es meine Entscheidung ist.

Ich glaube, dass das Thema deshalb so schwierig ist, weil es immer noch so viele Menschen gibt, die sich vor den Zug oder vom Haus werfen - also andere Menschen daran "teilhaben lassen". Und das ist das nicht mehr nur der eigene Suizid. Und ich glaube, dass, wäre es möglich, ins Hospiz zu gehen und da begleiteten Suizid zu bekommen, dann würde das Thema tatsächlich immer wieder enttabuisiert werden. Weil es dann nicht mehr die Öffentlichkeit betrifft.
Sonnenuntergang66
Beiträge: 5
Registriert: Sonntag 17. September 2023, 13:01

Re: Weshalb immernoch ein Tabuthema?

Beitrag von Sonnenuntergang66 »

Ich persönlich glaube, das Das Thema Freitod ( Das Wort Lelbstmord ist sowas von schwachsinnig ) gar nichtmal ein Tabuthema ist, es will sich nur kaum Jemand Die Mühe machen, sich einmal damit auseinanderzusetzen, das Es auch Menschen gibt/geben könnte, die Das eigene Leid nicht mehr ertragen können/wollen. Wenn Ich in meinem Umkreis dann mit Den Begriffen " Würde und Selbstbestimmung " anfange, gehen Den lieben empathielosen " Mitmenschen " ganz schnell Die Antworten aus 😉
whatever
Beiträge: 17
Registriert: Dienstag 22. August 2023, 13:19

Re: Weshalb immernoch ein Tabuthema?

Beitrag von whatever »

Ich denke, es liegt einfach daran, dass Menschen sich nicht gern mit dem Tod beschäftigen. Jeder möchte leben und das Beste aus seinem Leben "rausholen", sprich: reisen, Familie gründen, gut Essen, Spaß haben, beruflich erfolgreich sein usw. Da sind Menschen, die nicht mehr leben wollen, die psychisch krank sind, die nicht mehr können vor Trauer und Depression irgendwie ungemütlich, sie "stören" das Leben. Man kann mit ihnen Kontakt haben, aber nicht zuviel, das belastet natürlich auch die Familie, den Freundeskreis usw. Man möchte halt nicht sterben, es soll ewig so weitergehen, Erfolg, Spaß, Freude usw. Und wenn man stirbt, dann glücklich und zufrieden, der "Film" des Lebens soll voll mit schönen Erinnerungen sein.
Zuletzt geändert von whatever am Dienstag 26. September 2023, 16:54, insgesamt 2-mal geändert.
Stummfilm
Beiträge: 159
Registriert: Freitag 16. August 2013, 13:38

Re: Weshalb immernoch ein Tabuthema?

Beitrag von Stummfilm »

Wer sich nicht damit beschäftigen will, hält sich bitte einfach raus und kehrt vor der eigenen Tür. Das Problem sind Menschen, die sich gern in die Belange anderer einmischen. Erst sagten sie, dass bestimmte Menschen sterben müssten. Dann, dass niemand sterben dürfte. Und jetzt wieder vielleicht, aber nur als körperliche Halbleiche bei seelischer Topfitness. Das gilt ausnahmslos in allen Bereichen bis in die Intimsphäre. Dabei geht es einfach niemanden etwas an, ob, wie und wo ich lebe und wer mir dabei behilflich ist.
Antworten