Assistierter Suizid in Deutschland

[Unheilbar2024]

Hallo zusammen,

gibt es zufällig Benutzer in diesem Forum die von weiteren/anderen Ärzten in Deutschland wissen, die beim sog. Suizid Assistieren?

Oder muss man dazu immer unbedingt über Organisationen wie die DGHS gehen um an solche Ärzte dran zu kommen?

Viele Grüße

[Thomas_Aquinas]

https://www.welt.de/wissenschaft/plus2 ... 7.6.C_test

Leider hinter der Bezahlschranke berichtet die „Welt“ über den „Fall Turowski“.
Wer von dem Artikel etwas mehr lesen will, bitte per PN melden.

[n°cturne]

Hier ohne Bezahlschranke:
https://www.medical-tribune.de/meinung- ... rantworten

[Balduin]

Hier ohne Bezahlschranke:
https://www.medical-tribune.de/meinung- ... rantworten

Danke. Sehr interessant.
4 Wochen geschlossene und weiterhin akut suizidal.

Interessant auch, dass hier nicht ein Becherchen mit toxischer Lösung gereicht, sondern eine Infusion gelegt wurde.
Der Suizident öffnet dann aus eigener Entscheidung das Ventil/das Infusionssystem.
So stelle ich mir das vor. Endgültig. Schonend. Sicher. Und hoffentlich auch juristisch unbedenklich.

[Thomas_Aquinas]

So einfach könnte es sein:

“Wie fühlt es sich an, jemandem das Sterbemedikament zu reichen?

Das ist für mich ein sehr ehrfürchtiger Moment, in dem ich auch den Mut dieser Person bewundere, die eigentlich immer ohne zu zögern das Getränk einnimmt.”

Quelle:
https://www.srf.ch/news/schweiz/sterbe ... -begleiten

[Emely]

Im weiteren Artikel steht aber auch, dass er mehr ablehnt als zusagt. Dass gerade bei psychiatrischen Fällen die Hürden auch bei Exit sehr hoch sind. Und dass auch selbst bei körperlichen Erkrankungen nicht jede Erkrankung das Go! bekommt. Und dass es dann eher dazu kommt, jemanden an Krisenstellen zu vermitteln als den Suizid zu begleiten.
Nur, damit es nicht zu romantisiert hier stehenbleibt.

[Thomas_Aquinas]

@ Emely:

Mir ging es weniger um Romantisierung als darum, daß, jemand nach einem sehr langen und (und völlig unnötig verkomplizierten) Weg im letzten Moment immer noch sowohl der festen Entschlossenheit als auch des großen Mutes bedarf. Das wird gerne vergessen, wenn es darum geht, daß Suizid immer feige und ein leichter Ausweg sei. Wenn ein direkt am Vorgang Beteiligter von “bewundern” spricht, scheint mir das wichtiger zu sein als die meist fernstehenden oberflächlichen Kommentatoren. Vielleicht hat es einen davon beim Lesen an der Stelle gerissen und ihm sind bisher unbekannte Gedanken gekommen. Es geht ja sehr vielen in diesem Forum so, daß selbst die Diskussion vom engsten Kreis verdrängt oder schlicht nicht verstanden wird. Auch wenn es für viele eine Erlösung ist, zeigt die von mir zitierte Stelle ganz gut, daß es eben keine aus einem momentan Impuls einer (psychischen) Krankheit getroffene Entscheidung ist und schlicht Respekt verdient. Aber das wird wohl ein Wunschtraum bleiben.

Die vielen Brocken, die da vorher dazwischengeworfen werden, haben mich während des Lesens einfach zu sehr geärgert, um explizit darauf hinzuweisen. Insgesamt lebt der kurze Artikel imho von einer eigentümlichen Spannung in den Aussagen des Sterbehelfers.
Von daher ergänzt Dein Beitrag meinen ganz gut.

Edit: Ich schaue gerade House M.D. “Informed Consent”. Da geht es direkt um aktive Sterbehilfe (“a syringe full of morphine”) und es gibt in einem Gespräch die Unterscheidung zwischen “respect” und “honour”
Respekt sollte das Ziel sein, niemand will eine ehrende Auszeichnung oder Glorifizierung des Suizids.

[Thomas_Aquinas]

https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/ ... cht-ethik/

Das Urteil im Fall Christoph Turowski:

Der Schuldspruch und das Strafmaß sind keine allzu große Überraschung, die abschließende Aussage des Richters dagegen schon:

„Wie die Journalistin Paulina Krasa, die den gesamten Prozess begleitete, gegenüber LTO mitteilte, spielte sich zum Ende Ungewöhnliches ab. Der Vorsitzende Richter Sautter sagte, er begrüße es, wenn der Verurteilte in Revision gehen werde, damit die zugrundeliegenden Rechtsfragen höchstrichterlich geklärt werden können. Laut Pressestelle ein einmaliger Vorgang, so Krasa. Die bislang vorliegende Rechtsprechung sei im Hinblick auf Leitplanken dürftig, der Gesetzgeber selbst sei untätig, so das Gericht weiter.“

Ich habe jetzt nicht alle Berichte geprüft, aber bemerkenswert ist, daß auf zdfheute dieses imho wichtigste Signal an die Öffentlichkeit nicht erwähnt wird.

Das Gericht argumentiert, daß zur Freiverantwortlichkeit der Entscheidung auch eine gewisse Dauerhaftigkeit und innere Festigkeit gehören. Beides sei im vorliegenden Fall nicht der Fall gewesen, was der Arzt hätte erkennen müssen. Weiterhin:

„Hinzu kam hier, dass Turowski der Frau wahrheitswidrig zusagte, "erforderlichenfalls auch über die Grenzen des Erlaubten hinaus nachzuhelfen, damit sie bei diesem zweiten Anlauf auch tatsächlich sterbe". Damit nahm er aus Sicht des Gerichts unmittelbar Einfluss auf die Entscheidung der Frau.

Aufgrund dessen lehnte das Gericht hier eine straflose Beihilfe zum Suizid ab und nahm die Fallkonstellation an, wonach der Arzt als mittelbarer Täter die Frau zum Werkzeug gegen sich selbst gemacht hat.“

Wer sich intensiver mit dem Fall beschäftigen möchte, findet hier einen sehr guten Begleiter:

https://justitias-wille.podigee.io/#subscribe