Sterbehilfe

Themenbezogene Diskussionen, die sich nicht nur auf eine Person beziehen; Ursachen und Auslöser für Depressionen und Daseins-Ängste; Bewältigungsstrategien bei Lebensmüdigkeit; psychische Krankheitsformen; Suchtkrankheiten; Alkohol-, Drogen- und Medikamenten-Abhängigkeit; Beziehungsprobleme

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

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Bluebird.fly
Beiträge: 15
Registriert: Mittwoch 6. Juli 2022, 21:42

Sterbehilfe

Beitrag von Bluebird.fly »

Ich habe mich gefragt, ob es denn bestechliche Ärzte/ Apotheker/ Gutachter/ Sterbehilfebegleiter gibt, die einem helfen würden an Sterbehilfe bzw. todbringende Medikamente heranzukommen.
Es muss doch irgendeine humane, zugängliche Möglichkeit geben?
Sicherlich ist der Weg nicht legal, aber wenn ich danach tot bin, kann es einem egal sein und es ist immernoch besser wie bei einem Suizidversuch mit Kohlenmonoxid oder vor den Zug springen andere Menschen zu gefährden und zu traumatisieren.
Drogen wie Cannabis werden nun auch legalisiert.
Aber wieso können uns nicht Mittel für friedliches, selbstbestimmtes Sterben frei zugänglich gemacht werden? Was ist daran so schlimm?
Ich darf Suizid ausüben, aber nur auf brutale Art und Weise, wo ich danach womöglich nicht mehr anschaubar bin für meine Mitmenschen? Wozu?
Ist es für den Staat nicht eh besser die Schwachen, die dem Gesundheitssystem auf der Kasse sitzen, loszuwerden?
Im China regulieren sie die Einwohnerzahl über die Geburtenrate und die Todesstrafe wird auch noch großzügig ausgeübt.
Wieso lässt man die Menschheit sich nicht einfach selbst regulieren mit Hilfe sicherer Medikamente, wo man danach nicht als Pflegefall endet? Schließlich ist es doch unser gutes Recht auf selbstbestimmtes Leben und Sterben. Und man wäre weniger beschäftigt das (blutige) Chaos von manchen Suiziden zu beseitigen und Todesursachen zu hinterfragen.
Natürlich könnte man ein Raster erstellen, damit nicht Kinder und Jugendliche Zugang dazu bekämen oder jemand nur aus dem Affekt heraus oder einmaligen Depression/ Burnout handelt. Aber aktuell kriegen ja nur Schwerkranke Zugang dazu. Selbst Menschen nicht, die wissen, dass sie aufgrund von Körpereinschränkungen oder Demenz o.ä. kein zufriedenstellendes Leben mehr führen könnten. Ich hätte nie die Chance auf Sterbehilfe und das obwohl ich seit über 15 Jahren mir nichts mehr wünsche... Man wird irgendwie gezwungen am Leben zu bleiben auch wenn alles schon ausgeschöpft wurde wie Medikamente, Therapien usw. bekommt man nur dabei Hilfe.
Sorry, dass ich so weit ausgeholt habe, aber ich mache das nun mein halbes Leben mit und ich will und kann einfach nicht mehr. Aber wie so viele bin ich immernoch hier und suche verzweifelt nach einem sicheren, humanen Ausweg ohne groß Angst vor Komplikationen haben zu müssen. Ich will lediglich friedlich sterben dürfen ! Und finde es zum Kotzen, dass sich hier keine Entwicklungen zeigen uns das zu ermöglichen.
Stefan.h.f

Re: Sterbehilfe?

Beitrag von Stefan.h.f »

Hallo,
Im China regulieren sie die Einwohnerzahl über die Geburtenrate und die Todesstrafe wird auch noch großzügig ausgeübt.
Nun ja das in einem Satz mit unserem Problem zu sehen hmmmm wo ist da die freiwilligkeit???
😏

Deinen Unmut kann ich aber durchaus nachvollziehen und bekräftigen
nihilist
Beiträge: 2
Registriert: Montag 17. April 2023, 13:21

Re: Sterbehilfe

Beitrag von nihilist »

Für mich schon sehr nachvollziehbare Gedanken. Ärzte etc. werden sich für so ein Unterfangen aber wohl kaum bereit erklären, da sie a) genug money verdienen und b) sonst ihre Zulassung verlieren würden und c) wohl die wenigsten bereit sind, zu eigenem Vorteil das Leben eines tendenziell verhältnismäßig gesundem Menschen eigenmächtig zu beenden.

Es ist aber auch so, dass die Vorstellung einer solchen (auch dann nach pervertiert ökonomischen Nutzenkalkülen definierten) Gesellschaft nicht wirklich erstrebenswert erscheint. Jeder, der irgendein ernsteres Problem hat (und die Welt und Existenz sind nunmal inherent absurd und nichtig, sodass intensives Nachdenken bei jedem früher oder später zwangsläufig zu Todessehnsucht führen sollte) nimmt ne Pulle Natrium-Pentobarbital, schläft friedlich ein und finito ist der ganze Spaß. Ich persönlich hätte das sicherlich schon 20 mal in meinem Leben gemacht und wäre in der Leere der Nichtexistenz ganz gewiss im state of my dreams. Ich versteh auch nicht was das für eine erstrebenswerte Lebensqualität ab 50-60 Jahren sein soll, wenn eh alles massiv den Bach runtergeht. Deswegen bei mir eindeutig nur noch eine Frage der Zeit. Im Darknet bekommt man das Zeug eh relativ problemlos.

Dir wünsch ich viel Glück. Im Endeffekt sollte man andererseits auch irgendwie dankbar sein für jeden Tag, den man hier auf der Erde verbringen darf und dankbar auch für die dann doch irgendwie relativ hohe Hürde das eben - wie du sagst - nicht aus dem Affekt einfach so beenden zu können. Denn das Nichts ereilt uns früher oder später sowieso.
Delfino
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Re: Sterbehilfe

Beitrag von Delfino »

Bluebird.fly hat geschrieben: Montag 17. April 2023, 13:27 Ist es für den Staat nicht eh besser die Schwachen, die dem Gesundheitssystem auf der Kasse sitzen, loszuwerden?
Im China regulieren sie die Einwohnerzahl über die Geburtenrate und die Todesstrafe wird auch noch großzügig ausgeübt.

Die paar zehntausend Hinrichtungen von Kriminellen, die die Todestrafe erhalten haben, fallen da nicht so schwer ins Gewicht. Zudem ist China in jüngster Zeit wieder von der Einkindpolitik weggekommen.
Maja
Beiträge: 339
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Re: Sterbehilfe

Beitrag von Maja »

Das sagen viele , dass wenn sie die Pille hätten , es sofort tun würden.
Aber ich kenne Leute, die an das Zeug kamen..und dann als es dann endlich da war, es nicht Taten.

Nur eine. Aber selbst sie litt noch lange und traute sich auch nicht sofort, obwohl sie schwer krank war und Schmerzen hatte.
philosoph1
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Registriert: Samstag 29. Oktober 2022, 05:52

Re: Sterbehilfe

Beitrag von philosoph1 »

Maja hat geschrieben: Dienstag 18. April 2023, 00:27 Das sagen viele , dass wenn sie die Pille hätten , es sofort tun würden.
Aber ich kenne Leute, die an das Zeug kamen..und dann als es dann endlich da war, es nicht Taten.

Nur eine. Aber selbst sie litt noch lange und traute sich auch nicht sofort, obwohl sie schwer krank war und Schmerzen hatte.
Das ist ja das Gute: nur schon zu wissen, dass man gehen kann, erleichtert es sein Leiden zu ertragen.
Angeblich nehmen 2 von 3 Personen Beihilfe zum Suizid nicht in Anspruch, obwohl sie es könnten.
(Ein Teil suizidiert sich vielleicht anderswie...)
Maja
Beiträge: 339
Registriert: Mittwoch 11. Januar 2023, 21:50

Re: Sterbehilfe

Beitrag von Maja »

Das stimmt.
Zuletzt geändert von Maja am Dienstag 25. April 2023, 14:33, insgesamt 1-mal geändert.
OutofOrder
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Registriert: Donnerstag 14. Dezember 2017, 00:38

Re: Sterbehilfe

Beitrag von OutofOrder »

Bei den meisten Menschen muss der (psychische) Leidensdruck wirklich enorm sein, um die Motivation dafür zu haben. Man unterschätzt das (den Selbsterhaltungstrieb und die praktisch immer noch partiell vorhandene "Komfortzone") sehr oft. Ich würde bei den meisten Menschen hier, die "geplante" Suizide auf ein paar Monate hin verschieben, darauf wetten, dass sie nicht dazu in der Lage sind. Ich war mehrmals in den letzten Jahren an dem Punkt, wo ich überzeugt war, ich überlebe das Jahr nicht. Zudem haben manche Menschen, die schon lange gelitten haben, eine ausgeprägte Leidensfähigkeit (zähle mich auch dazu).

Starke körperliche Schmerzen sind m.E. mit Abstand der beste Motivator, weil bei starken Schmerzen kann man psychisch sogut wie gar nichts mehr kompensieren oder kanalisieren, der ganze Alltag wird zum Martyrium..die Lebensqualität ist am Nullpunkt angelangt..alles fokussiert sich schließlich nur mehr auf den Wunsch, von den Schmerzen erlöst zu sein..
Maja
Beiträge: 339
Registriert: Mittwoch 11. Januar 2023, 21:50

Re: Sterbehilfe

Beitrag von Maja »

Richtig.

Wobei es auch andere Faktoren gibt, die die Entscheidung beeinflussen. Kann hier nicht alles schreiben.
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