Macht uns der dekadente Zeitgeist psychisch krank?

Themenbezogene Diskussionen, die sich nicht nur auf eine Person beziehen; Ursachen und Auslöser für Depressionen und Daseins-Ängste; Bewältigungsstrategien bei Lebensmüdigkeit; psychische Krankheitsformen; Suchtkrankheiten; Alkohol-, Drogen- und Medikamenten-Abhängigkeit; Beziehungsprobleme

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

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Jenseitsforscher
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Registriert: Montag 28. Juni 2021, 14:42

Macht uns der dekadente Zeitgeist psychisch krank?

Beitrag von Jenseitsforscher »

Hallo liebe Leidensgenossen,

es wird ja viel über die Ursachen für die Explosion der psychischen Krankheiten in den letzten Jahrzehnten spekuliert. Hier mal ein etwas anderer Ansatz: Vielleicht ist es ja der dekadente und verkommene Zeitgeist, der uns krank macht. Ich würde jedenfalls lieber in der Vergangenheit leben, als die Dinge noch eine gewisse Ordnung hatten. Auch mit strengeren Vorschriften könnte ich gut leben. So halte ich zum Beispiel die antiautoritäre Erziehung für einen falschen Ansatz. Auch die politische Korrektheit und die Wattebäuschchen-Gespräche, bei denen man jedes Wort abwägen muss, ob es nicht jemanden beleidigen könnte, gehen mir auf die Nerven. Ich glaube, dass die Welt bis in die 60er/70er Jahre noch einigermaßen normal war, aber spätestens ab den 80ern, dem Jahrzehnt in dem ich geboren wurde, ging es bergab. Ich glaube, dass meine zahlreichen psychischen Probleme eine Folge dieser dekadenten Entwicklungen sein könnten. Ich habe dies aber zusätzlich noch selber verschlimmert, indem ich eine Zeit lang bei dieser Dekadenz sogar aktiv mitgemacht habe.

Wie steht ihr zu diesem Thema? Sind das nur Schuldzuweisungen oder könnte da was dran sein?
Unfreiheit
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Registriert: Samstag 17. Juli 2021, 08:45

Re: Macht uns der dekadente Zeitgeist psychisch krank?

Beitrag von Unfreiheit »

Hallo Jenseitsforscher,

ich kann Deine Gedanken in Ansätzen nachvollziehen und bin auch dieselbe Altersgruppe, aber bei mir ist das glaube ich mehr ein psychologischer Mechanismus: Seitdem gewisse Traumata eingetreten sind und mein Leben so vor die Wand gefahren ist, versetze ich mich auch mal gerne in die Vergangenheit. Ist ja auch irgendwie verständlich: Man lebt lieber in der Zeit, als für einen selbst das Leben noch halbwegs in Ordnung war und keine großen Brüche vorhanden waren. Ich schaue mir deshalb manchmal alte Filme oder Dokus an und sinniere über meine Kindheit oder das Leben als junger Erwachsener.
Mein persönliches Unglück hat allerdings nichts mit einer anderen Entwicklung der Gesellschaft zu tun, sondern da gibt es konkrete Auslöser, die zu jedem Zeitpunkt so hätten passieren können.

Ob die Zeit früher allgemein besser war, weiß ich auch nicht. Sicher hast Du damit Recht, dass damals noch etwas mehr Struktur/Ordnung war und es wohl weniger schnelllebig zuging. Aber andererseits sehe ich auch negative Aspekte, wie zum Beispiel, dass man damals einige Dinge auch weniger hinterfragt hat, gerade wenn wir von psychischen Erkrankungen reden und deren Anerkennung.
Lovecraft
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Registriert: Montag 26. Juni 2017, 12:09

Re: Macht uns der dekadente Zeitgeist psychisch krank?

Beitrag von Lovecraft »

Manchmal frage ich mich auch, ob ein Leben in einer anderen Zeit -möglicherweise sogar einer anderen Welt - nicht das bessere für mich gewesen wäre, ob ich ein besseres und erfüllteres Leben als Ägypter, Spartaner, Römer, Ritter der Tafelrunde am Hofe von König Artus - oder gar als Klingone, Romulaner oder Cardassianer :) -hätte führen können...mir erscheint diese ganz und gar vom dekadenten materialistischen Zeitgeist durchseuchte Zeit jedenfalls als Ausgeburt der Hölle, in der ich definitiv nicht leben möchte...

...nur hatte das Leben in anderen Zeiten auch seine Tücken - es war auch dort nur wirklich gut, wenn man einer der herrschenden Eliten, etwa der römischen Aristokratie, der ägyptischen Priesterschaft, der spartanischen Kriegerkaste oder dem Rittertum -angehörte -als Bauer oder Sklave war das Leben im alten Rom wohl auch nicht so doll, könnte ich mir vorstellen...fest steht jedoch, dass diese alten Zivilisationen alle an Gott oder eine Vielzahl von Göttern glaubten...und allein damit hatten die dem atheistischen Denken des "modernen" Menschen, der nur noch an die Wissenschaft und ihre ebenso unbewiesenen Aussagen über die Beschaffenheit der Wirklichkeit glaubt etwas voraus, eine Bezeihung zum Universum an sich, der dem Atheisten von heute fehlt, und der das Wesen einer jeden Aristokratie ausmacht...sich selbst als Teil von Gott oder etwas Göttlichem zu sehen: und daher sage ich euch: wenn ihr an einen menschengemachten Klimawandel und ähnlichen Unsinn glaubt, darf ich genausogut an Zeus oder an Seth, an Marduk, Tiamat oder Quetzalcoatl glauben...sich anzumaßen, die Wissenschaft hätte immer Recht und wüßte alles, ist vielleicht der größte Irrtum des modernen Menschen...
Zuletzt geändert von Lovecraft am Freitag 23. Juli 2021, 12:01, insgesamt 1-mal geändert.
Unfreiheit
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Re: Macht uns der dekadente Zeitgeist psychisch krank?

Beitrag von Unfreiheit »

An welchen Gott glaubst Du denn...oder besser gesagt kannst Du glauben, Lovecraft? Wer A sagt muss auch B sagen :!:

Die Wissenschaft macht über Gott und Götter keine Aussagen. Nur vielleicht die Philosophie spekuliert darüber.
Lovecraft
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Re: Macht uns der dekadente Zeitgeist psychisch krank?

Beitrag von Lovecraft »

Unfreiheit hat geschrieben: Freitag 23. Juli 2021, 11:41 An welchen Gott glaubst Du denn...oder besser gesagt kannst Du glauben, Lovecraft? Wer A sagt muss auch B sagen :!:

Die Wissenschaft macht über Gott und Götter keine Aussagen. Nur vielleicht die Philosophie spekuliert darüber.
An welchen Gott/welche Götter man glaubt, ist letzten Endes egal...auch wenn überzeugte Christen/Juden/Moslems dem wohl entschieden widersprechen und sagen würden, "ihr" Gott, also der Gott der Bibel,bzw. Allah aus dem Koran, oder Jahwe aus dem alten Testament - sei der einzig wahre und richtige Gott...ich sehe das aber entschieden anders und denke eher, das alle das gleiche sehen, nur jeweils anders und durch ihre Wahrnehmung gefärbt...ich möchte hier keiner bestimmten Religion das Wort reden und alle übrigen schlecht machen...das halte ich für den falschen Weg, da ich glaube, das jeder seine Sichtweise haben -im Gegenzug aber auch die der anderen respektieren sollte...ich halte den Atheismus z.B. für lediglich eine weitere "Religion" unter den vielen anderen, nur mit dem Unterschied, daß an die Stelle von Gott andere Dinge/Konzepte gestellt werden, wie z.B. der Glaube an die Wissenschaft oder ähnliches...

...ich selber sehe mich eher als Freidenker mit einem Hang zum Satanismus, bzw. Sethianismus.
Unfreiheit
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Re: Macht uns der dekadente Zeitgeist psychisch krank?

Beitrag von Unfreiheit »

Ich muss sagen, ich finde bei dem Thema zur Zeit interessant, wie vermeintliche Christen immer rumschwurbeln in Diskussionen mit Agnostikern oder Atheisten.

Ich bin selbst ein Agnostiker, aber was ich so entlarvend finde bei Gläubigen (egal ob Christen, Moslems oder Juden) ist, dass sie ihren eigenen Glauben ständig relativieren und an die "Moderne" anpassen wollen, wobei es sicher bei den Christen in Europa besonders stark ist...ist ja alles gar nicht so gemeint, es ist nur metaphorisch zu verstehen. Oder welche Dogmen plötzlich nicht mehr bei ihnen gelten :wink:
Dann lieber richtige Fundamentalisten, die sich um dogmatische Formulierungen streiten und sich auf Konzilien gegenseitig exkommunizieren :)
Ich habe grade etwas Zeit und schaue mir auf youtube öfter mal solche Diskussionen an, z.B. mit Michael Schmidt-Salomon und Gläubigen.

Andererseits finde ich "naive" Fundamentalisten wiederum lächerlich. Also die gar nicht den Versuch machen, Apologetik zu betreiben. Aber es ist eben auch schwer, weil so vieles dagegen spricht, wie ich finde.
Unfreiheit
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Registriert: Samstag 17. Juli 2021, 08:45

Re: Macht uns der dekadente Zeitgeist psychisch krank?

Beitrag von Unfreiheit »

Unfreiheit hat geschrieben: Freitag 23. Juli 2021, 12:25 Dann lieber richtige Fundamentalisten, die sich um dogmatische Formulierungen streiten und sich auf Konzilien gegenseitig exkommunizieren :)
Ich nehme diesen Satz zurück.

Habe gerade so einen absolut arroganten Islam-Prediger gesehen.

Die predigen auf Deutsch live im Internet, es ist zum Kotzen. :| Europa stirbt.
Unfreiheit
Beiträge: 13
Registriert: Samstag 17. Juli 2021, 08:45

Re: Macht uns der dekadente Zeitgeist psychisch krank?

Beitrag von Unfreiheit »

Wer ist der bessere Mensch für die Interessen der Europäer? Martin Sellner oder Mohammed?

Da traut sich natürlich jetzt niemand zu antworten :lol:
glycerine

Re: Macht uns der dekadente Zeitgeist psychisch krank?

Beitrag von glycerine »

Immer diese politischen Diskussionen, irgendwo her kommt mir das doch bekannt vor.
Salbeitee
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Registriert: Mittwoch 18. August 2021, 12:31

Re: Macht uns der dekadente Zeitgeist psychisch krank?

Beitrag von Salbeitee »

Hallo Jenseitsforscher,

ich hege ähnliche Vermutungen, würde aber die ökonomische "Dekadenz" nicht ausklammern. Die große "Freiheit" der heutigen Arbeitswelt ist ja meistens eine erzwungene Dauerflexibilität. In meinem Leben hat das zu großen Verwerfungen geführt und ist bis heute die Hauptproblematik. Wie will man sich etwa ein Sozialleben aufbauen, wenn man alle zwei Jahre befristeten Stellen hinterher reisen soll und dennoch beruflich keine Perspektive entwickeln kann? Solche Arbeitsverhältnisse wurden zumindest in Deutschland erst ab den 2000ern zur Norm, mit den berühmten Agenda-"Reformen". In der Generation meiner Eltern waren solche Situationen nahezu unbekannt. Selbst die Postboten und Lokführer waren verbeamtet. Es gab zwar weniger Flexibilität und die Verhältnisse mögen "spießiger" gewesen sein, die Menschen konnten sich jedoch auf eine gewisse Ordnung verlassen. Davon kann heute keine Rede mehr sein. Ich selbst bin als Kind der 80er mit der alten BRD und gewissen Glaubensgrundsätzen aufgewachsen, bin dann jedoch in der bitteren neoliberalen Realität gelandet.
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