Wie Einsamkeit krank macht

Themenbezogene Diskussionen, die sich nicht nur auf eine Person beziehen; Ursachen und Auslöser für Depressionen und Daseins-Ängste; Bewältigungsstrategien bei Lebensmüdigkeit; psychische Krankheitsformen; Suchtkrankheiten; Alkohol-, Drogen- und Medikamenten-Abhängigkeit; Beziehungsprobleme

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Abendstern
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Wie Einsamkeit krank macht

Beitrag von Abendstern »

https://www.nzz.ch/wissenschaft/medizin ... 1.18653525

Wer sich sozial isoliert fühlt, hat ein erhöhtes Risiko, krank zu werden und vorzeitig zu sterben. Das weiss man schon länger. So ist etwa bekannt, dass einsame Menschen vergleichsweise häufig unter Schlafstörungen, Bluthochdruck oder Depressionen leiden. Man weiss seit längerem, dass Personen, die unter ihrer Isolation leiden, in einem permanenten Stresszustand sind. Damit einher geht eine Aktivierung des vegetativen Nervensystems.

Was für ein Wunder... Es ist ja auch schon seit längerem bekannt, daß Affen, die aus der Gemeinschaft ausgestoßen werden, meist keine langen Überlebenschancen haben. Bei Pinguinen in der Antarktis ist es dasselbe. Und auch beim Menschen sinkt das Überleben, wenn er sich alleine durch die sibirische Taiga schlagen muß. Klar führt das zu Streßreaktionen.

Ich bin ja immer wieder erstaunt, für welch naheliegende Zusammenhänge wir Studien brauchen, anstatt den Empfindungen der Menschen zu vertrauen. Aber nein, da verschreiben wir lieber Pillen gegen die "Krankheit" Depression anstatt einen Menschen in die Sozialgemeinschaft zu integrieren. Von Pillen bleibt er genauso einsam wie zuvor. Wann kapieren wir mal endlich, daß negative Gefühle Warnsignale sind und keine f*cking Krankheiten??
Lebensmüder
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Re: Wie Einsamkeit krank macht

Beitrag von Lebensmüder »

Abendstern hat geschrieben:Wer sich sozial isoliert fühlt, hat ein erhöhtes Risiko, krank zu werden und vorzeitig zu sterben.
Wollen wir's hoffen.
glycerine

Re: Wie Einsamkeit krank macht

Beitrag von glycerine »

@Abendstern:
Aber ganz ehrlich, wie stellst du dir denn das vor, die Einsamen oder psychisch Kranken zu integrieren? Willst du, dass die Menschen per Gesetz dazu verpflichtet werden, die psychisch Kranken zu respektieren?
Abendstern
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Re: Wie Einsamkeit krank macht

Beitrag von Abendstern »

Erst einmal müßte überhaupt das Bewußtsein dafür geschaffen werden. Es gibt bereits Programme für Senioren gegen die Einsamkeit, aber niemand rechnet damit, daß viele Menschen bereits in jungen und mittleren Lebensjahren einsam sind. Um diese kümmert sich niemand, weil niemand den Bedarf sieht. Konkrete Maßnahmen könnten unter anderem neue Wohnformen sein. Wohnformen, die beispielsweise generationsübergreifend Familienersatz bieten, wo es eben an Familie fehlt. Auch in dem ganzen Flüchtlingsstrom dachte ich mir oft: Da werden für Neuankömmlinge Plätze in einheimischen Familien geschaffen, aber niemand denkt daran, daß es auch unter Einheimischen Bedarf gäbe, in Ersatzfamilien integriert zu werden. Niemand sieht es, weil es uns allen doch so gut geht. Jeder hat doch hier eine Familie. Ist doch eine Selbstverständlichkeit, oder...? Und selbst wenn theoretisch eine Familie da ist, dann heißt das ja leider immer noch nicht, daß diese auch ein seelisches Zuhause bietet. Dazu kommt, daß man als Frau noch aufpassen muß, nicht die Aufmerksamkeit dubioser männlicher Gestalten auf sich zu ziehen, die sich doch gerne einer einsamen Frau annehmen... Habe einmal ein Mädchen kennengelernt, das von einer solch zwielichtigen Gestalt sogar stets nachmittags aus der Psychiatrie abgeholt wurde. Diese Aasgeier wissen schon ganz genau, wo sie suchen müssen. Das ist alles so widerlich... :cry: Passend dazu auch gerade der ganze Skandal in Hollywood...
Abendstern
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Re: Wie Einsamkeit krank macht

Beitrag von Abendstern »

Lebensmüder hat geschrieben:
Abendstern hat geschrieben:Wer sich sozial isoliert fühlt, hat ein erhöhtes Risiko, krank zu werden und vorzeitig zu sterben.
Wollen wir's hoffen.
:lol:
Immer wieder schön, der Galgenhumor hier. ;-)
Peterchen
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Re: Wie Einsamkeit krank macht

Beitrag von Peterchen »

Abendstern hat geschrieben:Erst einmal müßte überhaupt das Bewußtsein dafür geschaffen werden. Es gibt bereits Programme für Senioren gegen die Einsamkeit, aber niemand rechnet damit, daß viele Menschen bereits in jungen und mittleren Lebensjahren einsam sind. Um diese kümmert sich niemand, weil niemand den Bedarf sieht. Konkrete Maßnahmen könnten unter anderem neue Wohnformen sein. Wohnformen, die beispielsweise generationsübergreifend Familienersatz bieten, wo es eben an Familie fehlt. Auch in dem ganzen Flüchtlingsstrom dachte ich mir oft: Da werden für Neuankömmlinge Plätze in einheimischen Familien geschaffen, aber niemand denkt daran, daß es auch unter Einheimischen Bedarf gäbe, in Ersatzfamilien integriert zu werden.
Ich denke, dass intakte Menschen wenig Interesse daran haben, einen "kaputten", sozial isolierten Menschen in ihre Familie zu integrieren.

Die gleiche Asymmetrie gibt es zwischen Alt und Jung. Wie viele junge Menschen wollen mit alten Menschen zusammenleben?

Der Mensch ist halt auch im Sozialverhalten egoistisch und sucht sich Kontakte auf seinem Level.
Abendstern
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Re: Wie Einsamkeit krank macht

Beitrag von Abendstern »

Peterchen hat geschrieben: Ich denke, dass intakte Menschen wenig Interesse daran haben, einen "kaputten", sozial isolierten Menschen in ihre Familie zu integrieren.

Die gleiche Asymmetrie gibt es zwischen Alt und Jung. Wie viele junge Menschen wollen mit alten Menschen zusammenleben?

Der Mensch ist halt auch im Sozialverhalten egoistisch und sucht sich Kontakte auf seinem Level.
Ja, das ist wohl leider wahr...

Andererseits gibt es Nachbar-schaftshilfe für Senioren, Pflegefamilien für Kinder, Vermittlungen für kranke und gebrechliche Tiere... Nur für Menschen mittleren Alters gibt es nix... Ich glaube einfach wirklich, daß diese Problematik zu wenig thematisiert wird. Die Situation der Flüchtlinge war monatelang Thema auf allen Kanälen, daraufhin bildeten sich überall Hilfsorganisationen, im Fernsehen wurde gezeigt, wie nett und hilfsbedürftig die Neuankömmlinge doch sind, die ersten Familien erzählten, wie toll es doch sei, in einem jungen, intelligenten Flüchtlings-Studenten nun eine neues Familienmitglied zu haben, und auch die interviewten Flüchtlings-Studenten wirkten sympathisch und integer, Herbert Grönemeyer gab schließlich für all die Bahnhofsklatscher und freiwilligen Helfer als Dankeschön ein Großkonzert und all die helfenden Hände erschauderten dabei wohlig angesichts ihrer eigenen Gutmenschlichkeit... Ich wette, wenn so viel medialer Aufwand für die Einsamen und Depressiven in diesem Land gefahren werden würde, dann wären auch viel mehr Menschen bereit, sich diesen Menschen zuzuwenden oder sie gar in ihre Familien aufzunehmen. Dann würde man nämlich sehen, daß die meisten davon keine grenzdebilen, gammligen Geisteskranken sind, sondern ganz normale Leute wie "Du und ich". Erst neulich sah ich eine Sendung, in der es um Sterbehilfe in den Niederlanden ging. Die junge Frau, die da völlig offen über ihre Depressionen und ihren Sterbehilfeantrag sprach, sah - oh, welche Überraschung - wie ein ganz normaler sympathischer Mensch aus. Selbiges in einer Sendung über gesetzliche Betreuer, in der es ebenfalls um eine betreute depressive junge Frau ging. Auch diese nett anzusehen und ohne angsteinflößende skurrile Persönlichkeit. Ich bin mir jedenfalls sicher, wenn es für Einsame und Depressive solch herzzerreißende Vermittlungsvideos wie für ausgesetzte Haustiere gäbe und Musiker, die für Helfer und Ersatzfamilien medienwirksam Konzerte gäben, dann wäre durch die öffentliche Bewußtwerdung des Problems sowie die abgebauten Berührungsängste sehr viel mehr Hilfe möglich als jetzt...

PS: Ich finde es ja immer lustig, daß der Schimpfwortfilter hier sogar in Wörtern wie Nachb-a.r.s.c.h-aft Unflätiges herausliest... ;-)
Lovecraft
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Re: Wie Einsamkeit krank macht

Beitrag von Lovecraft »

Abendstern hat geschrieben:
Peterchen hat geschrieben: Ich denke, dass intakte Menschen wenig Interesse daran haben, einen "kaputten", sozial isolierten Menschen in ihre Familie zu integrieren.

Die gleiche Asymmetrie gibt es zwischen Alt und Jung. Wie viele junge Menschen wollen mit alten Menschen zusammenleben?

Der Mensch ist halt auch im Sozialverhalten egoistisch und sucht sich Kontakte auf seinem Level.
Ja, das ist wohl leider wahr...

Andererseits gibt es Nachbar-schaftshilfe für Senioren, Pflegefamilien für Kinder, Vermittlungen für kranke und gebrechliche Tiere... Nur für Menschen mittleren Alters gibt es nix... Ich glaube einfach wirklich, daß diese Problematik zu wenig thematisiert wird. Die Situation der Flüchtlinge war monatelang Thema auf allen Kanälen, daraufhin bildeten sich überall Hilfsorganisationen, im Fernsehen wurde gezeigt, wie nett und hilfsbedürftig die Neuankömmlinge doch sind, die ersten Familien erzählten, wie toll es doch sei, in einem jungen, intelligenten Flüchtlings-Studenten nun eine neues Familienmitglied zu haben, und auch die interviewten Flüchtlings-Studenten wirkten sympathisch und integer, Herbert Grönemeyer gab schließlich für all die Bahnhofsklatscher und freiwilligen Helfer als Dankeschön ein Großkonzert und all die helfenden Hände erschauderten dabei wohlig angesichts ihrer eigenen Gutmenschlichkeit... Ich wette, wenn so viel medialer Aufwand für die Einsamen und Depressiven in diesem Land gefahren werden würde, dann wären auch viel mehr Menschen bereit, sich diesen Menschen zuzuwenden oder sie gar in ihre Familien aufzunehmen. Dann würde man nämlich sehen, daß die meisten davon keine grenzdebilen, gammligen Geisteskranken sind, sondern ganz normale Leute wie "Du und ich". Erst neulich sah ich eine Sendung, in der es um Sterbehilfe in den Niederlanden ging. Die junge Frau, die da völlig offen über ihre Depressionen und ihren Sterbehilfeantrag sprach, sah - oh, welche Überraschung - wie ein ganz normaler sympathischer Mensch aus. Selbiges in einer Sendung über gesetzliche Betreuer, in der es ebenfalls um eine betreute depressive junge Frau ging. Auch diese nett anzusehen und ohne angsteinflößende skurrile Persönlichkeit. Ich bin mir jedenfalls sicher, wenn es für Einsame und Depressive solch herzzerreißende Vermittlungsvideos wie für ausgesetzte Haustiere gäbe und Musiker, die für Helfer und Ersatzfamilien medienwirksam Konzerte gäben, dann wäre durch die öffentliche Bewußtwerdung des Problems sowie die abgebauten Berührungsängste sehr viel mehr Hilfe möglich als jetzt...

PS: Ich finde es ja immer lustig, daß der Schimpfwortfilter hier sogar in Wörtern wie Nachb-a.r.s.c.h-aft Unflätiges herausliest... ;-)
Das sind zwar ganz interessante Gedanken - doch leider gehen sie am Kern des Problems vorbei, bzw. greifen es nicht an seiner Basis: denn ebensosehr, wie eine Betrachtung der Flüchtlingsproblematik oberflächlich und sinnlos bleibt, solange man nicht darüber redet, was, bzw. wer diese Menschen erst zu Flüchtlingen gemacht hat, nämlich das von "unserem" herrlichen "Westen"- seinen Großbanken, Großkonzernen etc. geschaffene Elend in der "Dritten Welt" infolge imperialistischer Kriege, Landraub, Versklavung, etc, sollte man davon besser schweigen.

...ebenso verhält es sich mit den "Depressiven" - was hat diese Menschen derart an den Rand gedrängt und vereinsamt? - Armut, Geldnot, Einsamkeit - all das ist dieser selbstverliebten, voll und ganz auf Geld, Konsum und materiellen Besitz zentrierten Gesellschaft ansonsten schietegal, solange man selber sich zu den -vermeintlichen - "Gewinnern" im erzwungenen Wettlauf um den angeblich so knappen "Platz an der Sonne" zählen darf...Auch hier wird das Problem - wie üblich - nicht beim Namen genannt, denn ebenso wie bei den Flüchtlingen hieße das, den Kapitalismus als ganzes radikal infrage zu stellen, alle daran gekoppelten Facetten, vom geistlosen Arbeitswahn des deutschen Spießers bis hin zu den Großkonzernen und Bankers...vielleicht ist es auch besser so, dass um das Thema kein medialer Hype veranstaltet wird, wie um die Flüchtlings"krise" (...die ja in Wahrheit keine andere ist als die - permanente - Krise des Großkapitals) denn mit absoluter Sicherheit käme dabei ein verkürzter Lösungsansatz heraus wie oben beschrieben - und am Ende dann würde sich alles nur in gutmenschliches Wohlgefallen auflösen, oder, wie es in dem Song "The Return Of The Son Of Nothing" von Tiamat heißt: "Everything was like before and the Pharaoh killed the firstborn son" - mit anderen Worten: Rein gar nichts würde sich ändern, weil der "Durchnittsmensch" rein gar nichts davon versteht - und weil er auch rein gar nichts davon wissen will...er will nur so schnell wie möglich in seine heile Konsum-Traumwelt zurückehren, mehr nicht...
Abendstern
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Re: Wie Einsamkeit krank macht

Beitrag von Abendstern »

Lovecraft hat geschrieben: Das sind zwar ganz interessante Gedanken - doch leider gehen sie am Kern des Problems vorbei, bzw. greifen es nicht an seiner Basis: denn ebensosehr, wie eine Betrachtung der Flüchtlingsproblematik oberflächlich und sinnlos bleibt, solange man nicht darüber redet, was, bzw. wer diese Menschen erst zu Flüchtlingen gemacht hat, nämlich das von "unserem" herrlichen "Westen"- seinen Großbanken, Großkonzernen etc. geschaffene Elend in der "Dritten Welt" infolge imperialistischer Kriege, Landraub, Versklavung, etc, sollte man davon besser schweigen.
Wie darf ich das verstehen? Besser schweigen?! Ich glaube, jetzt schlägt's 13.

Seit wann ist in dieses Forum eigentlich eine derart unerträgliche Diskussionskultur eingezogen?

Zuerst einmal geht es in diesem Thread um Einsamkeit und Depression, nicht um Weltpolitik. Am Ende, ja, ist die Weltpolitik natürlich für vieles verantwortlich, aber AUCH DIE MEDIEN sind über die Maße verantwortlich, auf welches Thema eben gerade das Licht so fällt. Darum ging es mir bei der Überlegung primär. Hier jetzt die Moralapostelkeule zu schwingen, um sich selbst mit Gutmenschlichtkeit und Weltgewandtheit zu brüsten - und mir gleichzeitig damit moralisch eins über die Rübe zu hauen, finde ich absolut extrem daneben. Du hast nicht einmal versucht, zu verstehen, worum es mir ging:

» Man siehet nur die im Lichte, die im Dunklen sieht man nicht. «

Außerdem ist für einen Großteil der Flüchtlinge ein fataler Religionsfanatismus verantwortlich, für den selbst Großbanken nichts können. Großbanken können auch nichts dafür, daß in so gut wie allen Krisengebieten - und weit darüber hinaus! - Frauen zur Sexbeute von Männern werden und daß Vergewaltigung schon seit Jahrtausenden geradezu ein Mittel der Kriegsführung ist, wenn nicht gar ein willkommenes Mittel zur Befriedigung niedrigster sadistischer Triebe. Und komischerweise gewähren wir zwar politisches (unter anderem eben auch religionspolitisches) Asyl, aber per se kein gewaltbedingtes. Denn all die vergewaltigten, mißhandelten und verstümmelten Frauen (und andere) in aller Welt finden bei uns kein Asyl - wenn wir schon mal dabei sind, die Moralkeule zu schwingen und zum Kern der Sache vorzudringen!

Und wieder sind wir dabei beim Thema: "Man sieht nur die im Lichte, die im Dunklen sieht man nicht."

Mal abgesehen davon, daß es auch bei uns eine immense Zahl an Opfern gibt, die nicht weniger Schlimmes erlebt haben, als manche, die vor ähnlichen Taten zu uns flüchten. Und die Situation dieser Menschen ist extrem fatal. Kein mediales Bohei wird darum gemacht und unser Sozialstaat (Deutschland) versagt diesbezüglich auf sehr vielen Ebenen. Vermutlich ist es in den anderen beiden deutschsprachigen Staaten dieses Forums auch nicht viel anders.
Lovecraft
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Re: Wie Einsamkeit krank macht

Beitrag von Lovecraft »

Abendstern hat geschrieben:
Zuerst einmal geht es in diesem Thread um Einsamkeit und Depression, nicht um Weltpolitik. Am Ende, ja, ist die Weltpolitik natürlich für vieles verantwortlich, aber AUCH DIE MEDIEN sind über die Maße verantwortlich, auf welches Thema eben gerade das Licht so fällt. Darum ging es mir bei der Überlegung primär. Hier jetzt die Moralapostelkeule zu schwingen, um sich selbst mit Gutmenschlichtkeit und Weltgewandtheit zu brüsten - und mir gleichzeitig damit moralisch eins über die Rübe zu hauen, finde ich absolut extrem daneben. Du hast nicht einmal versucht, zu verstehen, worum es mir ging:

» Man siehet nur die im Lichte, die im Dunklen sieht man nicht. «
Komisch - genau das hatte ich nämlich eigentlich sagen wollen - da hast du mich offenbar gründlich falsch verstanden...mit "besser schweigen" hatte ich eigentlich all die ganzen korrupten Heuchler, also Politiker und Wirtschaftsbonzen, die sensationsgeilen Medien - ja, und auch genau jene Pfaffen und anderen religiösen "Moralapostel" im Sinn, die das nicht verstehen und auch nicht verstehen wollen - und denen es in Wahrheit doch nur um Geld und Macht geht. Ich wollte nur den Blick ein wenig auf diese Faktenlage hin erweitern, da es sich tatsächlich so verhält, dass die eigenen, persönlichen Probleme ohne den Blick auf die "Weltpolitik", das Ganze hin zu erweitern,größtenteils unerklärbar bleiben.
Außerdem ist für einen Großteil der Flüchtlinge ein fataler Religionsfanatismus verantwortlich, für den selbst Großbanken nichts können. Großbanken können auch nichts dafür, daß in so gut wie allen Krisengebieten - und weit darüber hinaus! - Frauen zur Sexbeute von Männern werden und daß Vergewaltigung schon seit Jahrtausenden geradezu ein Mittel der Kriegsführung ist, wenn nicht gar ein willkommenes Mittel zur Befriedigung niedrigster sadistischer Triebe. Und komischerweise gewähren wir zwar politisches (unter anderem eben auch religionspolitisches) Asyl, aber per se kein gewaltbedingtes. Denn all die vergewaltigten, mißhandelten und verstümmelten Frauen (und andere) in aller Welt finden bei uns kein Asyl - wenn wir schon mal dabei sind, die Moralkeule zu schwingen und zum Kern der Sache vorzudringen!
Das ist sicher der Fall - aber: Stichwort Religion - ein durchaus wichtiges Stichwort an dieser Stelle, doch: Was genau ist Religion? Religion als Erklärung reicht auch hier bei weitem nicht aus, denn Religion ist nichts als eine Maske, bzw. ein Vorwand, für ganz handfeste "irdische" Bedürfnisbefriedigung, seien diese nun sexueller - oder noch wichtiger - wirtschaftlicher Art, Religion war schon immer eine Maske, ein Deckmantel, und zwar im "guten" Christentum nicht minder als im "bösen" Islam...siehe Kreuzzüge, Inquisition, Hexenverfolgungen, Eroberung Mexikos und der Andenvölker durch die Spanier, usw..., oder, wie Marx es ausdrückte: "Religion ist das Opium des Volkes" - um dieses dumm und gefügig zu machen, denn Menschen, die glauben anstatt selber zu urteilen und zu denken, sind die besseren Sklaven...und der Kirche ging es immer nur um Geld, Geld und nochmals Geld, sowie darum, möglichst effektiv an der Macht zu partizipieren...alles was die Kirche im laufe der Jahrhunderte an Besitz zusammengerafft hat, hat sie durch Diebststahl, Raub, Betrug und oftmals durch Massenmord an sich gebracht, im Grunde alles Konstantinische Schenkungen...


Mal abgesehen davon, daß es auch bei uns eine immense Zahl an Opfern gibt, die nicht weniger Schlimmes erlebt haben, als manche, die vor ähnlichen Taten zu uns flüchten. Und die Situation dieser Menschen ist extrem fatal. Kein mediales Bohei wird darum gemacht und unser Sozialstaat (Deutschland) versagt diesbezüglich auf sehr vielen Ebenen. Vermutlich ist es in den anderen beiden deutschsprachigen Staaten dieses Forums auch nicht viel anders.
Und ist dieser tolle Staat dann wirklich so sozial, wenn er bereits in dieser selbsternannten Rolle so jämmerlich versagt...? ich glaube, du hast das "A" vor sozial vergessen, um dieses Unrechtsregime treffend zu beschreiben, das seit seiner Existenz für unzählige Kriege, Folter politisch Andersdenkender hier wie auch in Drittweltländern, die von den Mächtigen als wichtige Wirtschaftspartner hofiert wurden und noch werden, verantwortlich ist...Schmidt, Kohl, Genscher, Schröder, Merkel, sie alle hätten längst eine Anklage in Den Haag als Kriegsverbrecher verdient gehabt - Hartz IV alleine, unter dessen unheilvollem Etikett seit mehr als einem Jahrzehnt schon ein massiver Sozialabbau zu lasten der vom System "Abgehängten" vorangetrieben wird, wäre schon ein hinreichender Grund dafür gewesen...in einem Staat, der noch in diesem Jahr den geistigen Brandstifter und Massenmörder Luther abgefeiert hat, der u.a. für den Massenmord an den deutschen Bauern, die sich gegen Leibeigenschaft und Knechtschaft erhoben hatten, maßgeblich mitverantwortlich war -und der mit seinen Ausfällen und Hasstiraden gegen die Juden bereits Hitlers "Endlösung" "inspiriert hatte...denn Armut ist ebenfalls vom System gewollt und künstlich generiert, um als Druckmittel gegen die lohnabhängige Bevölkerung eingesetzt zu werden....nein, der sogenannte "Reformationstag" in diesem Jahr, hätte wenn schon, dann Thomas Münzer zugestanden! Denn er dachte gemessen an den Vorstellungen einer von Aberglauben erfüllten Zeit, wo Luther wie die meisten seiner Zeitgenossen noch an Hexen und den Satan glaubten, wirklich fortschrittlich, er war der eigentliche Vorreiter der Aufklärung, nicht aber der Reaktionär Luther...aber in diesem noch immer von preußischem Kadavergehorsam geprägten Land wäre ein "Thomas Münzer-Gedenktag" daher natürlich ein Stilbruch gewesen....
Peterchen
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Re: Wie Einsamkeit krank macht

Beitrag von Peterchen »

Abendstern hat geschrieben:
Ja, das ist wohl leider wahr...

Andererseits gibt es Nachbar-schaftshilfe für Senioren, Pflegefamilien für Kinder, Vermittlungen für kranke und gebrechliche Tiere...
Kinder und Tiere sind niedlich. Depressive Menschen in den mittleren Jahren eher nicht. Und bei Nachbarschaftshilfe für Senioren geht es meist nur um kleine Dienste, die nicht viel Zeit in Anspruch nehmen.
Ich wette, wenn so viel medialer Aufwand für die Einsamen und Depressiven in diesem Land gefahren werden würde, dann wären auch viel mehr Menschen bereit, sich diesen Menschen zuzuwenden oder sie gar in ihre Familien aufzunehmen.
Bei letzterem bin ich skeptisch, aber grundsätzlich magst du recht haben. Es gibt hier tatsächlich kein Problembewusstsein. Wer in jungen oder mittleren Jahren keinen Anschluss findet, der gilt nicht als bedauernswert, sondern als Versager, der es nicht drauf hat.
Ich bin mir jedenfalls sicher, wenn es für Einsame und Depressive solch herzzerreißende Vermittlungsvideos wie für ausgesetzte Haustiere gäbe und Musiker, die für Helfer und Ersatzfamilien medienwirksam Konzerte gäben, dann wäre durch die öffentliche Bewußtwerdung des Problems sowie die abgebauten Berührungsängste sehr viel mehr Hilfe möglich als jetzt...
Aber möchtest du das? Wie ein ausgesetzter Hund in einem mitleidheischenden Video vermittelt werden? Also ich nicht. Ich würde gar keinen sozialen Kontakt wollen, der auf Mitleid beruht. Aber mein Problem ist auch weniger die soziale Situation als meine organische Krankheit.

Menschen, die an sozialer Deprivation leiden, kann man wohl nur empfehlen, trotz aller Schwierigkeiten eigene Versuche zu starten. Selbsthilfegruppen und Stammtische sind z.B. Möglichkeiten. Auf Wwoofing hatte ich schon mal hingewiesen.
PS: Ich finde es ja immer lustig, daß der Schimpfwortfilter hier sogar in Wörtern wie Nachb-a.r.s.c.h-aft Unflätiges herausliest... ;-)
Der "Arsch" in der Nachbarschaft ist ja leider oft Programm ;)
Abendstern
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Re: Wie Einsamkeit krank macht

Beitrag von Abendstern »

Peterchen hat geschrieben: Aber möchtest du das? Wie ein ausgesetzter Hund in einem mitleidheischenden Video vermittelt werden?
Nein, das möchte wohl niemand. ;-) Vor allem weiß man ja auch nie, was sich da dann für Leute melden. Gemeint war damit vielmehr, daß eine emotionale Aufbereitung des Themas in den Medien sowohl mehr Aufmerksamkeit auf die Situation lenken als auch Vorurteile und Berührungsängste gegenüber Betroffenen abbauen würde.
Peterchen hat geschrieben:
PS: Ich finde es ja immer lustig, daß der Schimpfwortfilter hier sogar in Wörtern wie Nachb-a.r.s.c.h-aft Unflätiges herausliest... ;-)
Der "Arsch" in der Nachbarschaft ist ja leider oft Programm ;)
Du triffst es mal wieder auf den Punkt! :lol:

PS: Wie hast Du es geschafft, das Wort auszuschreiben? Sind die Anführungszeichen die Zauberformel? :)
Abendstern
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Re: Wie Einsamkeit krank macht

Beitrag von Abendstern »

Lovecraft hat geschrieben:Komisch - genau das hatte ich nämlich eigentlich sagen wollen - da hast du mich offenbar gründlich falsch verstanden...mit "besser schweigen" hatte ich eigentlich all die ganzen korrupten Heuchler, also Politiker und Wirtschaftsbonzen, die sensationsgeilen Medien - ja, und auch genau jene Pfaffen und anderen religiösen "Moralapostel" im Sinn, die das nicht verstehen und auch nicht verstehen wollen - und denen es in Wahrheit doch nur um Geld und Macht geht. Ich wollte nur den Blick ein wenig auf diese Faktenlage hin erweitern, da es sich tatsächlich so verhält, dass die eigenen, persönlichen Probleme ohne den Blick auf die "Weltpolitik", das Ganze hin zu erweitern,größtenteils unerklärbar bleiben.
Danke für die Aufklärung. Tut mir Leid, daß Dich aufgrund dieses Mißverständnisses mein entsetzter Zorn ereilte. Ich war leider wirklich reichlich geschockt.

In der Tat bin ich ebenfalls der Meinung, daß viele persönliche Probleme bei näherem Hinsehen oft auf systemimmanenten Machenschaften hinter den Kulissen beruhen. Und die Betroffenen schickt man dann zur Psychotherapie oder drückt ihnen Ratgeber wie "The Secret" in die Hand. Als würde Menschen in wirklich fatalen Lebenssituationen so ein Quark aus ihrer Lage heraushelfen. Wäre es so einfach, könnte man derlei Bücher ja schlicht mal über den Krisengebieten dieser Erde abwerfen und sehen, was passiert. Dann am besten noch ein paar Wünsche ans Universum schicken - und schon herrscht überall Love & Peace & Sonnenschein...
Lovecraft
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Re: Wie Einsamkeit krank macht

Beitrag von Lovecraft »

Abendstern hat geschrieben:
Lovecraft hat geschrieben:Komisch - genau das hatte ich nämlich eigentlich sagen wollen - da hast du mich offenbar gründlich falsch verstanden...mit "besser schweigen" hatte ich eigentlich all die ganzen korrupten Heuchler, also Politiker und Wirtschaftsbonzen, die sensationsgeilen Medien - ja, und auch genau jene Pfaffen und anderen religiösen "Moralapostel" im Sinn, die das nicht verstehen und auch nicht verstehen wollen - und denen es in Wahrheit doch nur um Geld und Macht geht. Ich wollte nur den Blick ein wenig auf diese Faktenlage hin erweitern, da es sich tatsächlich so verhält, dass die eigenen, persönlichen Probleme ohne den Blick auf die "Weltpolitik", das Ganze hin zu erweitern,größtenteils unerklärbar bleiben.
Danke für die Aufklärung. Tut mir Leid, daß Dich aufgrund dieses Mißverständnisses mein entsetzter Zorn ereilte. Ich war leider wirklich reichlich geschockt.

In der Tat bin ich ebenfalls der Meinung, daß viele persönliche Probleme bei näherem Hinsehen oft auf systemimmanenten Machenschaften hinter den Kulissen beruhen. Und die Betroffenen schickt man dann zur Psychotherapie oder drückt ihnen Ratgeber wie "The Secret" in die Hand. Als würde Menschen in wirklich fatalen Lebenssituationen so ein Quark aus ihrer Lage heraushelfen. Wäre es so einfach, könnte man derlei Bücher ja schlicht mal über den Krisengebieten dieser Erde abwerfen und sehen, was passiert. Dann am besten noch ein paar Wünsche ans Universum schicken - und schon herrscht überall Love & Peace & Sonnenschein...
In der Tat - nur - wenn die Verfasser, bzw. Verleger solcher nutzlosen Bücher sie einfach kostenlos unters Volk bringen würden - dann würden sie sich daran keine goldene Nase verdienen , bzw. an all den Leichtgläubigen, die bereitwillig an all diesen ganzen Unfug glauben - und sich von den Scharlatanen, die ihn fabrizieren, das Geld aus der Tasche ziehen lassen...das ist eben auch nur ein Geschäft, das den Geschäftemachern - und nur ihnen - einen Nutzen einbringt...selbst mit der Not anderer lässt sich bekanntlich viel Geld verdienen, Kapital schlagen aus dem wachsenden Elend - das ist wohl das lukrativste Geschäft zur Zeit - was die Erklärung dafür liefert, warum Armut und Elend in Wahrheit zu diesem System gehören - und darin trotz fortwährender gegenteiliger Beteuerungen der Mächtigen - äußerst erwünscht sind.
Jay2016
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Re: Wie Einsamkeit krank macht

Beitrag von Jay2016 »

Positive Thinking wirkt ja, nur es hat halt seine Grenzen, jedenfalls für mich.
Neben den positiven Gedanken muss man ja meistens auch noch aktiv was tun.
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