Lebensqualität

Themenbezogene Diskussionen, die sich nicht nur auf eine Person beziehen; Ursachen und Auslöser für Depressionen und Daseins-Ängste; Bewältigungsstrategien bei Lebensmüdigkeit; psychische Krankheitsformen; Suchtkrankheiten; Alkohol-, Drogen- und Medikamenten-Abhängigkeit; Beziehungsprobleme

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FluffsInTheNavel
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Registriert: Dienstag 27. Oktober 2015, 01:07

Re: Lebensqualität

Beitrag von FluffsInTheNavel »

Peterchen hat geschrieben: Aus einem bloßen Vermeidungsverhalten kann man vielleich noch nicht mit Sicherheit ableiten, dass ein Wesen Leid empfindet. Denken wir an Roboter, die zwar ganz anders gebaut sind, aber auch so programmiert werden können, dass sie Vermeidungsreaktionen zeigen, ohne dass wir davon ausgehen, dass sie (zumindest die heutigen Roboter) empfindungsfähig sind. Insofern ist es denkbar, dass Insekten, die ein nur sehr einfaches Nervensystem besitzen, völlig empfindungslos sind.
Beim Vergleich mit einem Roboter müsste man aber auch bedenken, dass dieser einen Schöpfer hatte, also einen Gott, nämlich den Menschen. Und der Roboter kann dann auch nur DAS und jenes vermeiden, dass wir ihm vorher, abhängig von UNSEREN eigenen Wertevorstellungen, einprogrammiert haben. Das heißt, der Roboter vermeidet dann nur das, was WIR als Empfindungswesen ihm befohlen haben zu vermeiden. Somit ist es dann nur UNSER positiv-negativ-Empfinden in unseren Köpfen, das durch den Roboter dann nur umgesetzt wird.

Da man bei den Insekten nun aber in unserem Fall hier nicht von einer Schöpfung ausgeht, sondern es sich von unten heraus entwickelt hat, war nichts als Informationsgabe und Empfindungs-VORLAGE schon DA.

Ich halte es für biologisch schwer ein Wesen durch die Welt krabbeln, fliegen und kämpfen zu lassen, nur gelenkt von Reflexen (also Bewegungen, die kein Nachdenken und kein Empfinden benötigen). Reflex-Bewegungen hat man natürich auch im Koma, also ohne bewusste Wahrnehmung. Aber ob man mit diesem Prinzip, ohne Belohnungssytem und OHNE vorherige geistige Schöpfungs/programmierkraft, komplexe Bewegungen und Kämpfe durchführen kann, scheint eher abwägig. Schon alleine die Informationsmengen, die so ein Nur-Reflex-gesteuertes Wesen benötigen würde. Es müsste ja auf jede erdenkliche Sinneswahrnemung (neben dem Tastsinn auch optisch über die Augen) mit einem vorab einprogrammierten korrekten Reflex reagieren. Da wäre es vom Prinzip her viel effizienter dem Wesen durch Botenstoffe und einem Belohnungsempfinden und ein Bestrafungsempfinden u.a. auch PERSÖNLICHE Motivationen für sein Handeln / Abwehren mitzugeben.

Könnte aber auch ein großer Denkfehler sein.

Aber dein Link beschreibt ja recht eindeutig Experimente und Erkenntnisse, bei denen bei Insekten entsprechende Botenstoffe gefunden wurden und sie auch bei Morphiumgabe entsprechend schmerzUNempfindlicher reagierten. Danke dafür. War mir neu.

In diesem Zusammenhang kann ich den Film The 13th Floor (1999) empfehlen, der sich mit virtuellem Empfinden/Bewusstsein beschäftigt. Bitte nicht vorab Wikipedia oder andere Spoiler lesen und auch nicht vom Trailer abschrecken lassen, sondern einfach glotzen!

Peterchen hat geschrieben: Die Frage ist, was du nach zwei Jahren Pizza-Ausfahren gesagt hättest.
Womöglich genau die selbe oder eine ähnliche Unzufriedenheit empfunden und hätte mir den alten Job zurückgewünscht.
Der Mensch ist nunmal dazu geboren unzufrieden zu sein. Selbst wenn er völlig gesund ist.

Peterchen hat geschrieben: Zweitens hat Intelligenz nicht nur berufliche Vorteile. Unser ganzes Dasein passiert ja eigentlich nur in unserem eigenen Gehirn, und man kann davon ausgehen, dass die Innenwelt eines Hochbegabten viel intensiver und facettenreicher ist als die einer Person mit geringer Intelligenz.
Aber wenn man das "facettenreiche" nicht kennt, dann kann man es auch nicht vermissen. Und du hast selbst gesagt, dass sich das Erfolgserlebnis bei jedem sowieso wieder herunterfährt. Ich denke so ist es auch bei überintelligenten und hochbegabten. Für die sind ihre Fähigkeiten einfach etwas selbstverständliches, so wie für uns das Sehen, und nichts, an das man sich immerwieder aufs neue erfreuen kann.

Ein Hund kann z.B. die Ankunft seines Herrchens, das mehrere Wochen weg war (Urlaub, Militär) als so überwältigend toll empfinden, wie es vielleicht noch nie ein Hochbegabter nur aufgrund seiner Skills und seines "Facettenreichtums" empfinden konnte. Zumindest könnte man das aufgrund der Reaktion des Hundes vermuten. Trotz (angeblich) wenig "Facettenreichtum" und wenig Intelligenz im Vergleich zum hochbegabten Menschen, ist sowas womöglich ein sehr intensives Erlebnis für ein "dummes" Tier.

Oder Beispiel Alkohol: Im Normalfall wird man während eines moderaten Rausches glücklicher und die Emotionalität wird facettenreicher. Man hat manchmal sogar das Gefühl kreativer zu sein. Deine subjektive "innere Welt" und Wahrnehmung und Intensität erweitern sich also. Würde man dich nun aber während des Rausches auf deine INTELLIGENZ testen (Logik, Schnelligkeit, Rechnen, Sprache, etc..), dann würdest du höchstwahrscheinlich viel schlechter abschneiden, als im nüchternen Zustand. Das ist ja bekannt.
Der "Facettenreichtum" und die Intensität der Wahrnehmung scheinen also laut diesen 2 Beispielen nicht unebdingt von der Intelligenz oder anderen Begabungen abzuhängen.

Peterchen hat geschrieben: Unsere Unfähigkeit, einen Zustand dauerhafter Glückseligkeit zu erreichen, beruht ja darauf, dass wir von der Evolution gar nicht dafür gemacht sind, glücklich zu sein. Glück ist nur die Mohrrübe, die die Natur uns vor das Maul hält, damit wir Aufgaben erledigen, die für die Weitergabe von Genen nötig sind.
Auch sehr schön beschrieben.

Peterchen hat geschrieben: Mit Hilfe der Gentechnik könnte es möglich werden, die Lust-Schmerz-Achse in unserem Gehirn so zu ändern, dass wir täglich ein Glück erleben werden, das weit über alles hinausgeht, was heutige Menschen sich unter Glück vorstellen können. Gleichzeitig könnte unsere Empfänglichkeit für Leid und Schmerz deutlich eingeschränkt werden.
Ok, das ist dann aber schon eine ganz andere Hausnummer. Das sind ja dann nicht nur "Fähigkeiten", die verbessert werden würden, sondern da schraubt man ja schon an der WAHRNEHMUNG herum. Wenn du aber schon die Macht und Möglichkeiten hast an deiner Wahrnehmung und der Wurzel deines Glücksempfindens herumzuschrauben, dann brauchst du die restlichen körperlichen und fähigkeitsbezogenen Skills gar nicht mehr.
Eine dauerhaft oder zu-oft glückliche Person wäre wahrscheinlich ziemlich unproduktiv. Denn hier gilt auch das Prinzip "Willst du gelten - mach dich selten."

Genau so wie das andere Extrem auch, nämlich eine dauerdepressive Person. Wenn auf die geforderte Handlung GAR KEINE Belohnung folgt, dann machts langfristig auch keinen persönlichen Sinn die Handlung durchzuführen.

Aber unsere ursprüngliche Frage diesbezüglich war ja eigentlich umgekehrt. Also, ob man NUR durch "äußere" Fähigkeiten (dazu zähle ich auch die Intelligenz), die "innere" Glückswahrnehmung dauerhaft beeinflussen und auf einem hohen Level halten kann. Oder ob sich eben auch bei der fähigsten Person der Welt ganz normal die Angleichung des Glücks-Pegels an die Fähigkeiten einstellt, da Dinge einfach zur Selbstverständlichkeit werden.
Peterchen
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Re: Lebensqualität

Beitrag von Peterchen »

Es geht hier demnächst weiter. Bin gerade nur etwas zu k.o. für längere Beiträge.
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