Petition "Sterbefasten!"

Themenbezogene Diskussionen, die sich nicht nur auf eine Person beziehen; Ursachen und Auslöser für Depressionen und Daseins-Ängste; Bewältigungsstrategien bei Lebensmüdigkeit; psychische Krankheitsformen; Suchtkrankheiten; Alkohol-, Drogen- und Medikamenten-Abhängigkeit; Beziehungsprobleme

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Abendstern
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Petition "Sterbefasten!"

Beitrag von Abendstern »

Thorsten3210
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Re: Petition "Sterbefasten!"

Beitrag von Thorsten3210 »

zu dem Thema empfehle ich den sehr eindringlichen Film "Das Summen der Insekten - Bericht einer Mumie" (auch als Hörbuch):
In knapper präziser Sprache schildert der Off-Sprecher (offensichtlich liest er aus den Aufzeichnungen der Leiche aus dem Wald vor), wie der Unbekannte einen ungeheuren Entschluss fasst. Er will sich zu Tode hungern. Tag für Tag beschreibt er nun seinen schleichenden Tod, registriert den Verfall seines Körpers mit grausamer Neutralität, schildert seine Empfindungen und den Lauf der Natur in dem selbstgebauten Sterbehospiz im Wald. In stilisierten Bildern liefert die Kamera den dazugehörigen "stream of consciousness", zeigt Details der Natur des Waldes, schwarzweiße Impressionen des Lebens da draußen. Peter Liechtis Film kombiniert Bilder von hoher Symbolkraft, die an die frühen Meister des Kinos wie Carl Theodor Dreyer und an diverse Regisseure des filmischen deutschen Expressionismus erinnern, mit dokumentarisch-nüchternen Fragmenten zu einem collagenartigen Bilderteppich, der von einem ebenso diffus gewebten Soundgebilde voller Düsternis kongenial ergänzt wird.

http://www.kino-zeit.de/filme/das-summe ... iner-mumie
Als Hörbuch:

https://youtu.be/WYppHrFu9tA
Peterchen
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Re: Petition "Sterbefasten!"

Beitrag von Peterchen »

Schön und gut. Aber dass Menschen überhaupt auf diese Methode angewiesen sind, ist doch der eigentliche Skandal.
Thorsten3210
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Re: Petition "Sterbefasten!"

Beitrag von Thorsten3210 »

Aber dass Menschen überhaupt auf diese Methode angewiesen sind, ist doch der eigentliche Skandal.
Allerdings, es müsste so wie es auch einen Geburtshelfer gibt, auch einen Sterbehelfer als Beruf geben, der die Fach-Kenntnisse hat und das geeignete Medikament bereithält. Dann brächte sich keiner mehr auf die Schienen legen oder aus dem Fenster springen. So etwas in der Art gibt es in der Schweiz ja schon, aber in Deutschland ist es in der rechtlichen Grauzone wie bei Roger Kusch oder Uwe-Christian Arnold.
Peterchen
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Re: Petition "Sterbefasten!"

Beitrag von Peterchen »

Seit letztem Herbst ist es nicht mehr in der Grauzone, sondern verboten :( Jedenfalls für jeden Arzt, der in seinem Leben öfter als 1 mal hilft.

Umso wichtiger ist die Selbsthilfe. Ich selbst werde mich ja vermutlich schon in relativ jungen Jahren verdünnisieren. Aber auch allen anderen kann man nur empfehlen, sich ab 60 eine geeignete Medikamenten-Kombi zu besorgen. Hat man die in der Schublade, dann kann man das weitere Alter völlig entspannt auf sich zukommen lassen.
cabinas
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Re: Petition "Sterbefasten!"

Beitrag von cabinas »

Peterchen hat geschrieben:Seit letztem Herbst ist es nicht mehr in der Grauzone, sondern verboten :( Jedenfalls für jeden Arzt, der in seinem Leben öfter als 1 mal hilft.

Umso wichtiger ist die Selbsthilfe. Ich selbst werde mich ja vermutlich schon in relativ jungen Jahren verdünnisieren. Aber auch allen anderen kann man nur empfehlen, sich ab 60 eine geeignete Medikamenten-Kombi zu besorgen. Hat man die in der Schublade, dann kann man das weitere Alter völlig entspannt auf sich zukommen lassen.
Tja, da stimme ich dir zu. Ich habe in meiner Schublade eine Pistole Marke Astra, seit so 4 Jahren. Ich habe 3 Infarkte hinter mir und lebe alleine. Sollte ich spueren dass der 4.Infarkt kommt, oder Schlaganfall oder was es so gibt, ist der Schuss sicher.
Seit ich die Waffe habe und seit ich weiss, ich habe eine Notausgang, lebe ich viel ruhiger. Es ist so, manchmal bin ich derart schwer depressiv, dass ich die Waffe auf den Tisch lege, sie anschaue, sie mir in den Mund stecke, sie behandele wie eine Freundin, und durchspiele, was zu tun ist, doch bisher tauchte der Lebenswille wieder auf.
Ich bin 69.Und manchmal wuensche ich mir, einfach zu sterben. Und manchmal moechte ich einfach wieder mal frei und sorgenlos leben und gluecklich sein.
Eigentlich lebe ich nur noch fuer meine Tochter, aber ich weiss nicht,wie lange ich es durch halte. Das Gefuehl, mein Herz ist tot (nicht wegen der Infarkte!), mich beruehrt nichts mehr, mich erreicht nichts mehr, mich interessiert nichts mehr wirklich, alles ist nur noch aeusserlich, leere, ablenkung von der leere.
Das Wissen, dass es keine Rettung gibt, also keine Rueckkehr in ein gutes Leben mit Hoffnung ist schrecklich. Das Aufwachen morgens in die Einsamkeit und seelische Leere ist ein Alptraum. Dennoch suche ich nach so etwas wie Hoffnung. Hoffnung auf bessere Zeiten, auf Liebe, auf Lachen, auf Freunde, auf -ja, auf Liebe, seelische Liebe. Ein Laecheln am Morgen mit dem man begruesst wird.
Es ist nichts da und nichts wird kommen.

Sterbefasten ist eine Idealisierung des Hungertodes. Hungertod ist sehr sehr schmerzhaft, das verschwiegt die gute Barbara.
Und verdursten bringt ungeheuere Qualen der Niere. Irgendwie sehr naiv was da geschrieben wird.
Sterbefasten....klingt etwa so wie biologisches fasten um den Koerper zu reinigen....Quark. Esoterischer Kram, der an der Wirklichkeit der Qual ganz vorbei geht. Die Leute wissen nicht was sie da unterschreiben. Die sollten mal die Berichte aus den KZs lesen,wo die Leute verhungert sind, wie die sich gewunden haben vor Schmerz....Sterbefasten,ich fass es nicht. Sterbeschauckeln...in der Schlinge....Sterbefahren, mit dem Auto an die Wand....das sind so dumme Sprueche, um zu verschleiern um was es eigentlich geht, um die Brutalitaet der Todesart zu verschleiern. Schlimm diese Luegnerei.
Lebensmüde

Re: Petition "Sterbefasten!"

Beitrag von Lebensmüde »

...
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Balduin
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Re: Petition "Sterbefasten!"

Beitrag von Balduin »

Sterbefasten, auch FVNF, wird weithin als sehr sanfte Sterbemethode beschrieben. Gerade auch in den Kommentaren zu Barbara Rüttings Petition. Ich denke, es liegt auch am Alter und Gesundheitszustand, wie schnell FVNF zum Tod führt - ein gesunder Körper wird mehr Widerstand leisten als ein kranker, alter Körper-

Ich vermute, nicht nur der Arzt, sondern auch die anwesenden Angehörigen bringen sich gesetzlich in eine schwierige Lage. Garantenpflicht, unterlassene Hilfeleistung. Diskutierten wir hier auch schon.

http://forum.dignitas.ch/viewtopic.php? ... vnf#p78173
http://forum.dignitas.ch/viewtopic.php? ... vnf#p88739

FVNF kann man googeln.
Peterchen
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Re: Petition "Sterbefasten!"

Beitrag von Peterchen »

Balduin hat geschrieben:Sterbefasten, auch FVNF, wird weithin als sehr sanfte Sterbemethode beschrieben. Gerade auch in den Kommentaren zu Barbara Rüttings Petition. Ich denke, es liegt auch am Alter und Gesundheitszustand, wie schnell FVNF zum Tod führt - ein gesunder Körper wird mehr Widerstand leisten als ein kranker, alter Körper-
Schon dehsalb ist es nicht für jeden geeignet. Zum Beispiel Menschen mit Demenz im Frühstadium, die körperlich noch voll da sind.

Aber selbst wenn man völlig "durch" ist: So richtig angenehm ist es verhungern und verdursten bestimmt nicht. Es bedeutet auf jeden Fall, dass das Leben mit Siechtum endet. Und genau das will ich nicht. Ich möchte bis zum Ende 100% klar und selbstständig sein und dann quasi mit den Fingern schnipsen und weg sein :)
SSchluSS2
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Re: Petition "Sterbefasten!"

Beitrag von SSchluSS2 »

Peterchen hat geschrieben: quasi mit den Fingern schnipsen und weg sein :)
Geht mir auch so. Da bleibt nur Zug oder springen.
Oder Waffe, is aber schwer hier ran zukommen.
cabinas
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Re: Petition "Sterbefasten!"

Beitrag von cabinas »

SSchluSS2 hat geschrieben:
Peterchen hat geschrieben: quasi mit den Fingern schnipsen und weg sein :)
Geht mir auch so. Da bleibt nur Zug oder springen.
Oder Waffe, is aber schwer hier ran zukommen.
Weder Zug noch Springen, Niemand hat das Recht einen unschuldigen Menschen in seine Todesabsicht hineinzuziehen und ihm dadurch einen schweren seelischen Schaden zuzufuegen.
Bleibt also nur aufhaengen im Dachstuhl (oder Wohnung) mit Warnhinweiss an der Eingangstuer, oder den Segelschein machen, viele Jahre auf ein kleines Segelboot sparen, es kaufen, aufs Meer fahren und reinspringen, am besten wo es Haiverseucht ist.Scherz am Rande....
SSchluSS2
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Re: Petition "Sterbefasten!"

Beitrag von SSchluSS2 »

cabinas hat geschrieben: Bleibt also nur aufhaengen im Dachstuhl (oder Wohnung) mit Warnhinweiss an der Eingangstuer
ya klar doch, dass möglichst schnell einer polizei / Notarzt anruft und einem "geholfen" wird
Das rumgezapple an der Decke hängend ist doch ein schmerzhafter Tot, wenns klappt.
FVNF ist mMn nur was für alte Menschen, die Medikamente nehmen und wahrscheinlich kein Hunger- und Durstgefühl mehr haben.
Thorsten3210
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Re: Petition "Sterbefasten!"

Beitrag von Thorsten3210 »

cabinas hat geschrieben:viele Jahre auf ein kleines Segelboot sparen
Dazu reicht auch ein geliehenes Ruderboot - dicke Steine in die Taschen, rausfahren und dann ab über Bord. Du wirst nie gefunden und giltst von dann an als verschollen. Und Du tust noch was gutes, denn Du lieferst hochwertige Energie für die Haie :wink:
cabinas hat geschrieben:Bleibt also nur aufhaengen im Dachstuhl (oder Wohnung) mit Warnhinweiss an der Eingangstuer
Also das Warnschild würde ich auch weglassen, man muss ja nicht extra Leute darauf aufmerksam machen (oder Schaulustige anlocken). Tür zu reicht. Ich hab hier einen schönen Trockenboden, da hänge ich meine Wäsche immer auf. Starke Dachgiebel, sind schon recht verlockend. Aber wenn, dann ohne viel Zappelei :)
SSchluSS2
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Re: Petition "Sterbefasten!"

Beitrag von SSchluSS2 »

Thorsten3210 hat geschrieben: Dazu reicht auch ein geliehenes Ruderboot
Und was ist mit dem Verleiher, wenn sein Boot weg ist ?
Alle denken immer nur an den "armen" Lockführer
Abendstern
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Re: Petition "Sterbefasten!"

Beitrag von Abendstern »

So, da bin ich auch mal wieder...
cabinas hat geschrieben:Sterbefasten ist eine Idealisierung des Hungertodes. Hungertod ist sehr sehr schmerzhaft, das verschwiegt die gute Barbara.
Und verdursten bringt ungeheuere Qualen der Niere. Irgendwie sehr naiv was da geschrieben wird.
Balduin hat geschrieben:Sterbefasten, auch FVNF, wird weithin als sehr sanfte Sterbemethode beschrieben. Gerade auch in den Kommentaren zu Barbara Rüttings Petition.
Ich glaube, es geht Barbara Rütting vor allem um das Zulassen des natürlichen Sterbevorgangs im Alter oder bei Krankheit, anstatt in diesem Stadium noch künstlich über Schläuche ernährt zu werden, wenn der Körper schon gar nichts mehr will - und der Mensch auch nicht. Aus Zeiten schwerer Erkrankung kann ich bestätigen, daß der Körper bei zu großer Schwächung (und gerade auch im Fieberwahn) tatsächlich keinen Bedarf mehr an Nahrung verspürt. In dieser Art des Deliriums wäre ich vermutlich sanft entschlafen, ohne allzu stark durch Hunger leiden zu müssen - und das obwohl ich im Alltagsleben noch nicht einmal normales Fasten aushalten könnte. Nun ja, damals zog ich es jedoch vor, nicht zu sterben, hatte das Leben noch vor mir. Heute denke ich mir, da wäre mir wenigstens der Rest meines Lebens erspart geblieben... und das Sterben wäre auch noch gnädig dahergekommen. Jetzt graut es mir eher davor, was ich noch so alles vor mir habe... :( Noch einmal so viele Jahrzehnte, nachdem die erste Hälfte schon so furchtbar war...? Oh nö, bitte nich. :?
Thorsten3210 hat geschrieben:Allerdings, es müsste so wie es auch einen Geburtshelfer gibt, auch einen Sterbehelfer als Beruf geben, der die Fach-Kenntnisse hat und das geeignete Medikament bereithält.
Ja, ein sehr guter Gedanke. Ich frage mich auch immer, wie es sein kann, daß Abtreibung legalisiert ist, das eigene Sterben jedoch nicht. Nach "Mein Bauch gehört mir", sollte man vielleicht auch einmal die Kampagne "Mein Tod gehört mir" in's Leben rufen... :roll:
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