Abschiedsbrief Ja / Nein ?

[Fin]

Hallo,

ich hatte zwar schon mal einen thread zu Abschiedsbriefen eröffnet, aber hier geht es mir um eine ganz andere, eher philosophische Frage dahinter:

Muss ein Abschiedsbrief wirklich sein?
Die meisten Suizidenten hinterlassen ja angeblich keinen. Ich sehe ein, wie wichtig sie sind und war bis dato großer Vertreter der Wichtigkeit von Abschiedsbriefen für Hinterbliebene. Aber ich glaube, dass ich die Möglichkeit, jederzeit sofort, ohne große, stundenlange Vorbereitung aus dem Leben zu gehen, wesentlich verlockender finde. Das heißt nicht, dass ich nicht trotzdem welche schreiben würde, wenn es mir möglich ist. Aber ich denke, es ist wieder eine Hürde, die man erstmal überwinden muss, und das belegt das Thema für mich mit einer ziemlichen Schwelle, die ich erst überwinden müsste. Denn bisher hatte ich wie gesagt das Gefühl, es müsste Abschiedsbriefe geben.

Aber ist es nicht auch in Ordnung, einfach dann zu gehen, wenn man es für richtig hält, ohne sich noch mit etwas zu belasten? Ist das in irgendeiner Weise aus Sicht des Suizidenten entschuldbar? Für mich würde es mein Freiheitsgefühl bezüglich der Frage um meinen eigenen Tod extrem steigern.

Ich möchte jetzt keine Gründe durchkauen, warum es so wichtig ist, Abschiedsbriefe zu schreiben. Davon kenne ich eben zu viele. Ich würde an der Stelle gerne explizit Argumente kennen, warum es auch ohne in Ordnung sein kann.

Würde mich sehr über eine Diskussion dazu freuen.

[SSchluSS2]

Kein Abschiedsbrief oder ähnliches! sonst kommt noch jemand auf die Idee einem zu "helfen"

[Thorsten3210]

ch würde an der Stelle gerne explizit Argumente kennen, warum es auch ohne in Ordnung sein kann

Auch wenn es einige gute Argumente für einen solchen Brief gibt (vor allem die Schuldgefühle der Angehörigen mildern) könnte man sich auch einfach auf den Standpunkt stellen, nach mir die Sintflut. Man ist dann ja eh dann nicht mehr da, was soll also noch ein Abschiedsbrief. Oft lassen solche Briefe auch mehr Fragen offen als sie beantworten. Sie werden ja auch oft kurz vor dem Suizid geschrieben, in großer Verzweiflung, wer kann da noch klar denken und es gut ausformulieren ?

[Forlorn]

Ich finde das jeder für sich selbst entscheiden sollte, ob er einen Abschiedsbrief schreibt oder nicht. Man sollte sich nicht unter "Druck" setzen lassen, ob ein Brief sein muss oder nicht. Jeder hat dazu eine andere Meinung und wenn dir hier jetzt 10 Leute schreiben, dass man einen Brief schreiben sollte und 10 Leute dir abraten einen zu schreiben, denkst du wieder darüber nach was nun die beste Lösung sei.

Keinen Brief schreiben würde ich wenn ich alleine leben würde und keine Freunde und/oder Familie mehr hätte.
Ansonsten würde ich einen Brief hinterlassen. Ich stelle es mir noch schwerer für den Partner/die Partnerin/Familie/Freunde vor, wenn derjenige kein Brief hinterlassen hat.

[Rasiel]

Hallo,

ich hatte zwar schon mal einen thread zu Abschiedsbriefen eröffnet, aber hier geht es mir um eine ganz andere, eher philosophische Frage dahinter:

Muss ein Abschiedsbrief wirklich sein?
Die meisten Suizidenten hinterlassen ja angeblich keinen. Ich sehe ein, wie wichtig sie sind und war bis dato großer Vertreter der Wichtigkeit von Abschiedsbriefen für Hinterbliebene. Aber ich glaube, dass ich die Möglichkeit, jederzeit sofort, ohne große, stundenlange Vorbereitung aus dem Leben zu gehen, wesentlich verlockender finde. Das heißt nicht, dass ich nicht trotzdem welche schreiben würde, wenn es mir möglich ist. Aber ich denke, es ist wieder eine Hürde, die man erstmal überwinden muss, und das belegt das Thema für mich mit einer ziemlichen Schwelle, die ich erst überwinden müsste. Denn bisher hatte ich wie gesagt das Gefühl, es müsste Abschiedsbriefe geben.

Aber ist es nicht auch in Ordnung, einfach dann zu gehen, wenn man es für richtig hält, ohne sich noch mit etwas zu belasten? Ist das in irgendeiner Weise aus Sicht des Suizidenten entschuldbar? Für mich würde es mein Freiheitsgefühl bezüglich der Frage um meinen eigenen Tod extrem steigern.

Ich möchte jetzt keine Gründe durchkauen, warum es so wichtig ist, Abschiedsbriefe zu schreiben. Davon kenne ich eben zu viele. Ich würde an der Stelle gerne explizit Argumente kennen, warum es auch ohne in Ordnung sein kann.

Würde mich sehr über eine Diskussion dazu freuen.

Die Frage ist doch - hast du noch was zu sagen was für die Nachwelt wichtig ist ?
Das muss man alleine entscheiden.

[Peterchen]

Für mich ist der Abschiedsbrief ein moralisches "Must have". Man muss den Leuten die Gründe erkklären, damit sie den Freitod nicht als pathologische Affekthandlung, sondern als rationale Entscheidung verstehen und akzeptieren können. Außerdem sollte man sich für ihre Hilfe bedanken (wenn Anlass dafür besteht) und betonen, dass sie nichts falsch gemacht haben und auch nichts hätten tun können, um die Entscheidung zu verhindern.

Der Schreibstil sollte freundlich, sachlich, gefestigt sein.

Wer den Brief nicht kurz vor der Tat aufsetzen will, kann ihn ja lange vorher tippen.

[Thorsten3210]

Kann man machen, ich persönlich tendiere derzeit dazu, ohne Abschiedsworte von dieser Welt zu verschwinden. Passt auch gut zu der geplanten Seebestattung. Also: keine Abschiedsworte, keine Grabstätte (zumindest an Land keine). Einfach kommentarlos verschwinden. Und wie "Rasiel" schon sehr richtig fragt: "Hast Du noch was zu sagen, was für die Nachwelt wichtig ist ?" Eindeutige Antwort : NEIN.

[Peterchen]

Die Angehörigen sind ja nicht "Die Nachwelt".

Hat man keine nahestehenden Angehörigen, sieht es natürlich anders aus. Dann kann man höchstens noch eine Grußkarte für den Pathologen beilegen

[Agnetha]

Wenn man gar keine Abschiedsworte hinterlässt, wird viel hineinspekuliert und phantasiert. Ich glaube, das wäre nicht in meinem sinne. Mir ist es wichtig, dass meine Zurückbleibenden wissen, dass ich nicht aus akuter not heraus gegangen bin, sondern es gut geplant hatte.

Schade, dass wir uns hier nicht auch von einander verabschieden können. So ist man einfach weg und schreibt irgendwann nicht mehr.

[Thorsten3210]

Schade, dass wir uns hier nicht auch von einander verabschieden können

Hättest Du denn hier im Forum jemanden, der/die Dir so wichtig ist, dass Du Dich von ihm/ihr ausdrücklich verabschieden möchtest ? Ich zumindest wüsste für mich (derzeit) keine(n), ich finde sowiso, es geht hier recht oberflächlich zu - was mir aber auch ganz recht ist. Keine Verpflichtungen.

[Agnetha]

Schade, dass wir uns hier nicht auch von einander verabschieden können

Hättest Du denn hier im Forum jemanden, der/die Dir so wichtig ist, dass Du Dich von ihm/ihr ausdrücklich verabschieden möchtest ? Ich zumindest wüsste für mich (derzeit) keine(n), ich finde sowiso, es geht hier recht oberflächlich zu - was mir aber auch ganz recht ist. Keine Verpflichtungen.

Gute Frage .... ja .... es geht hier oberflächlich und unsicher zu. Mir ist auch nie ganz klar, wann ich die "gelbe Karte" gezeigt bekomme, also was ich schreiben oder fragen darf. Ich bin immer noch auf der Suche nach einem Suizidforum, in dem wirklich über alles geschrieben werden darf ... auch ein Abschied, wenn man dann an dem Punkt ist, ohne dass "lalülala" vor der Tür steht.

[glycerine]

Wenn man es dem Forum gerne mitteilen möchte dann könnte man ja im Abschiedsbrief für die Angehörigen etwas anmerken.
Es wäre natürlich auch eine Möglichkeit dass man jemand Bescheid gibt per PN und derjenige, wenn es sicher feststeht, dann dem Rest des Forums Bescheid gibt.

[Thorsten3210]

Es wäre natürlich auch eine Möglichkeit dass man jemand Bescheid gibt per PN und derjenige, wenn es sicher feststeht, dann dem Rest des Forums Bescheid gibt.

Dieses Wissen ist aber für denjenigen, den man benachrichtigt, sich in kürze umzubringen, eine enorme Belastung. Und er könnte auf die Idee kommen, den Suizid verhindern zu müssen (also aus moralischen Gründen) und die Polizei auf den Plan rufen. Hingegen im Abschiedsbrief den Wunsch zu äussern, im Forum Bescheid zu geben, ist schon besser.

[Agnetha]

Wäre das denn hier auch so, dass man was verhindern will? Irgendwie fände ich das "schizophren". Wir wissen ja voneinander, warum wir hier sind und was unser Ziel ist. Wir geben uns Tipps, wie wir uns suizidieren können und rufen dann die Polizei, wenn der andere es umsetzt? Das passt doch gar nicht.

[Thorsten3210]

Wir wissen ja voneinander, warum wir hier sind und was unser Ziel ist.

Ein "uns" gibt es hier nicht, dies ist ein recht anonymes Forum, in dem sich wildfremde Menschen austauschen, es gibt keinen Zusammenhalt. Der ist glaube ich von den meisten auch gar nicht erwünscht.