Deadly Snowflake hat geschrieben:Was ich meine ist doch klar: dass ein Sterbewilliger das Rezept erhält und damit zur Apotheke geht. Ob und wann er das Zeugs gebraucht ist dann ihm überlassen (das wäre dann ohne Kontrolle). Aber gerade das Beispiel im link spricht gegen solche Praxis (wobei es noch andere Argumente dagegen gebe).
Nein, für mich ist das nicht klar.
Ich denke/meine, es wäre rechtlich schon jetzt möglich, dass jemand selber sein Rezept einlöst, ebenso wie sonst ein Rezept für ein rezeptpflichtiges Mittel. Sterbehilfe-Organisationen sind ja (nur) (private) Vereine, keine behördlichen oder sonstwie geprüften oder diplomierten Organisationen oder so etwas, und die Helfer/Besorger/Abholer somit letztlich Privatpersonen; also warum sollte das eine andere Privatperson holen müssen statt dem/der Sterbewilligen bzw. dem/der, auf den/die das Rezept ausgestellt wurde, selbst. Allerdings haben längst nicht alle Apotheken sowas, oder können/wollen es besorgen. Es gab mal einen Medienbericht über eine (die einzige?) Apotheke in Zürich, die das auf Rezept abgibt, und wie sie z. T. von Sterbe(hilfe)gegnern angefeindet werden dafür. Somit ist es einfacher, wenn es die gewohnten Wege (in Zürich) geht - aber notwendig ist das meines Wissens eigentlich nicht unbedingt.
Sicherstellen müsste man aber wohl, dass es wirklich für den Sterbewilligen selbst benutzt wird, bzw. eben von ihm/ihr für sich - und nicht etwa für Mord an einem andern Menschen, der nicht sterben will.
Meintest du das mit "Kontrolle"?
Deadly Snowflake hat geschrieben:Chron hat geschrieben:Was ist daran "kontrolliert"? Richtig ist: Um eine Todesspritze* zu bekommen, und wenn man es nicht selber kann, muss man mit jemandem einen Termin abmachen. Damit hätte ich kein Problem.
Für Einzelne könnte schon die Tatsache das Mittel nicht jederzeit und alleine zu sich nehmen zu können als kontrolliert empfunden werden. Deine Wahrnehmung ist da eben nur für dich massgebend. Ich hatte mehr Beihilfe zum Suizid/Suizid im Kopf als aktive Sterbehilfe wo die potentiellen Handlungsmöglichkeiten natürlich schon im vorhinein eingeschränkt sind.
Das hat (mal wieder) nichts mit verschiedenen Wahrnehmungen zu tun, sondern du drückst nicht klar aus, was du meinst.
Geht es dir um die Frage, ob Sterbewillige am liebsten allein zu einem spontan-beliebigen Zeitpunkt sterben möchten?
Eine schlichte Abmachung mit jemandem, der/die mir etwas bringen und/oder bei etwas helfen soll, empfinde ich noch längst nicht als Kontrolle, sondern das geschieht ja sehr häufig im Leben (Handwerker usw. usw. - da gäbe es wohl Hunderte von Beispielen), und bei pflegebedürftigen/hilfsbedürftigen Menschen ist das sogar Alltag (im wörtlichen Sinn).
Also eben: Geht es dir um die Bestimmung des Todeszeitpunktes (allein/spontan oder in Abmachung mit jemandem)? Oder ums allein Sein (keine Fremden und/oder keine Bekannten) dabei?
Was mich angeht: Möglichst einfach. Also so die Wunschvorstellung: Ich strecke die Hand aus, tue was wie z. B. schlucke was (in diesem Fall "Todespillen"), und Schluss ist (wobei dieser spontanen Handlung natürlich der Beschluss, ich will nicht mehr leben, vorausgegangen ist). Oder lasse es machen ("Todesspritze"). Aber weil es das Letzte in meinem Leben ist/wäre, könnte ich auch mit einem Taxi oder Krankenwagen in eine Sterbeklinik gefahren werden (wie zu einer ambulanten Operation oder zum Zahnarzt) - womit sichergestellt wäre, dass niemand stirbt, der nicht sterben will. Und für die Entsorgung ist bzw. wäre auch gleich gesorgt (das merke ich zwar nicht mehr, aber ich fände es anständiger als vor sich hin zu faulen, bis es jemand bemerkt). Das wäre zwar nicht optimal bequem, aber eben: Für dieses letzte Ereignis ein kleiner Aufwand ist ja nun echt nicht schlimm.
So, wie es jetzt läuft, mit dem Natriumpentobarbital (immer?) nur über Sterbehilfevereine, finde ich es viel zu langwierig und viel zu kompliziert. Ein Haufen "Kontrolle" (von "Urteilsfähigkeit" bis sonstwas, was es im normalen Leben nicht mal als Wort gibt) und Fremdbestimmung längst VOR dem Sterben. Auch wenn der/die Sterbewillige doch längst weiss, was er/sie will - und das selber bestimmen können will.
Was vermutlich der Grund ist, warum es immer noch viel mehr Selbst-Morde (im üblichen Sinn, inkl. gewaltsame Todesarten), und noch viiiel mehr Selbsttötungs-Versuche gibt, als Fälle mit dem Sterbehilfe-Verein-Todesmittel (gerade kürzlich am TV: Exit CH hatte etwas über 500 Fälle in einem Jahr. Sehr wenige und viel zu wenig, verglichen mit allen Todeswilligen bzw. anderen Selbsttötungsarten und gescheiterten, aber ernst gemeinten, z. T. wiederholten Versuchen; da sind mir 3- und 4-stellige Zahlen begegnet).
Wie ist es eigentlich bei (Haus-)Tieren? So viel ich weiss, wird zu deren Tötung ja z. T. auch Natriumpentobarbital, z. T. aber auch ein anderes Mittel benutzt.
Was ich so vom TV her mitbekomme, haben die Halter/-innen oft Mühe, sich von ihrem Hund, ihrer Katze u. Ä. zu verabschieden, und dauert das letzte Leiden des Tieres, bis zur oder auch ohne die erlösende Spritze, oft unnötig lange. Wenn Halter da tiergerechter entscheiden würden, oder mehr wie bei wilderen Tieren ("Gnadenschuss" bei Pferden gab's mal) - geht es dann bei denen unkompliziert? Dann dasselbe beim Menschen - was steht dem entgegen? (Verstehe ich bis heute nicht. Ein gewollter Tod ist doch keine Staatsaffäre; ein Mensch von Milliarden; es kommen neue - was soll's?).
Deadly Snowflake hat geschrieben:
Interessant und zugleich grotesk (da schläft sie ein bevor sie das Mittel austrinken kann, vermutlich auf Grund extremer Schwäche). Dachte es ginge zuweilen auch schneller (gerade auch wenn man physisch eh schon gezeichnet ist). Warum ein Opium-Pflaster bei einer Person in tiefer Bewusstlosigkeit? Wird da angenommen, dass da jenseits des Wachbewusstseins noch Schmerzen empfunden werden könnten, oder rechnete man mit dem Aufwachen der Person...und dann?
So viel ich weiss, werden bei Operationen immer Narkose- und Anti-Schmerzmittel gegeben. Entweder ist das Unsicherheit, ob jemand noch etwas spürt (was ein krasser Narkose-Fehler wäre!), oder dann hat das etwas mit dem "Schmerzgedächtnis" der Nerven zu tun (was z. B. zu den bekannten "Phantom-Schmerzen" "in" amputierten Gliedmaßen führen kann); also dass es nach der Operation mehr Schmerzen gäbe, wenn man die Schmerzen nicht unterdrückt hätte, sondern nur im Bewusstsein nicht wahrnehmbar (in Narkose) gemacht hätte. Und das wird dann wohl gewohnheitsmäßig auch bei solchen "Fällen" gemacht. Macht aber natürlich alles nur Sinn, wenn man damit rechnet, der/die Patient/-in könnte (sollte?) nochmals erwachen, ...
Ein sicherer Tod scheint generell nicht immer so einfach zu sein. Was die schon alles geübt haben bei Todesstrafe in den USA; hab mal was darüber gelesen irgendwo (Web?) ... Z. T. mehrere Mittel kombiniert oder nacheinander, wenn es mit Spritzen ist, und immer mal wieder lebt jemand noch zu lange bzw. überlebt vorerst das scheint's sicher Tödliche, oder krampft noch, bleibt noch länger wach (wobei ich ja nicht meine, Verbrecher sollten einen angenehmen Tod haben - aber die Methoden/Überlegungen, wie man Menschen am besten umbringt, sind wohl ähnlich wie die zu aktiver Sterbehilfe), wird es zu einem "Theater" statt zu einem kurzen sauberen Abgang. Und das vor Zuschauern hinter Glasscheiben. Und manche Menschen lassen sich ja auch beim Sterbehilfeverein-Tod filmen, und es gibt mal wieder einen Bericht darüber am TV - allerdings habe ich nie den eigentlichen Tod, und den/die Tote(n) dann, gesehen. Nur die letzten Handlungen/Abschiede. Und früher war's auf öffentlichen Plätzen, mit Guillotine und so - oder bei Saddam Hussein sah man sein Erhängen am TV. Aber nicht immer gelingt's wie es sollte. Das war dann die Kunst des Henkers.
Also tut man es lieber selber? Kann man es denn selber besser?
Oder man möchte sich nicht ausliefern. An Fremde - die meinen, über Andere bestimmen zu können/sollen/wollen. Gerade "Ärzte" wähnen sich zu oft als "Halbgötter in Weiss" - und haben ja bezüglich Rezept für NaP auch wirklich die Macht über Leben und Tod (wobei der Tod sicher irgendwann kommt, aber eben wie, können sie indirekt noch bestimmen). Während sie doch eigentlich bezahlte Dienstleister sind und sein sollten.
Vielleicht liegt dort der Kern von (Fremd-)"Kontrolle" - die wohl kaum jemand will..