TheBest_Chan hat geschrieben:Schwierige Sache.
Wenn man ihm eine gewünschte Therapie verweigert und ihm damit die Möglichkeit auf eine Verbesserung seiner Situation genommen hat, ist es immerhin konsequent, Sterbehilfe zu leisten. Schlimmer wäre es, ihm auch das zu verweigern.
Konsequent wäre es gar keine Hilfe anzubieten und auf verdrehte Art geschieht das ja auch (das macht die Sache ja so dubios). Therapie und Sterbehilfe sind ja nicht vergleichbar: Therapie wäre (die einzig) wirkliche Hilfe (im Sinne einer Leidminderung eines Lebenden), Sterbehilfe ist eben Hilfe zum Sterben und nicht zum Leben. Insofern, und nur insofern, ist es konsequent: da es bei der hier zugestandenen Sterbehilfe offensichtlich gar nicht um Hilfe geht. Hier von Hilfe zu reden wäre zynisch.
Selbst wenn es für den Insassen schlimmer wäre keine Sterbehilfe zu erhalten so doch nur darum weil er dank willkürlich unterlassener Hilfe sich in einer unerträglichen Situation wiederfindet. Hier von `schlimmer` zu reden, ohne den Ausdruck zuvor explizit relativiert zu haben, wäre genau jene Art Rhetorik die jene benutzen würden um einen Missbrauch zu kaschieren (es ist wie eine zynische Variante der Rede von `der besten aller möglichen Welten`, nur dass hier das `Bestmögliche` eben nicht wirklich das Bestmögliche ist).
Man darf sich nichts vormachen: Die Einführung der Sterbehilfe (egal in welchem Zusammenhang) bringt immer gewisse Risiken und Nebenwirkungen mit sich. Weil es einfacher ist, 'überflüssiges' Leben (im Sinne der nun mal allseits herrschenden Verwertungslogik) durch Verweigerung adäquater Hilfestellungen in eine Situation zu bringen, in der der Tod tatsächlich eine Erlösung ist, als wirkliche Hilfe anzubieten.
Hier differenzierst du in meinem obigen Sinne. Ansonsten hast du wohl recht: Missbrauch wird sich nie völlig eliminieren lassen (der `Gesamtnutzen` würde vereinzelten Missbrauch in Kauf zu nehmen haben).
Wobei natürlich keinesfalls ausgeklammert werden sollte, dass es auch in einer gedachten Utopie (im Rahmen der menschlichen Möglichkeiten) Fälle geben wird, bei denen Sterbehilfe ein zutiefst menschlicher Akt ist.
Versteht sich von selbst (es sei denn man malt sich das Menschenmögliche ohne Grenzen aus).
Angesichts der herrschenden Umstände und auch aufgrund der Tatsache, dass jeder mit seinem Leben machen dürfen sollte, was er/sie für richtig hält, bin ich dennoch dafür, Sterbehilfe so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen.
Nein, definitiv nicht. Das würde ja eine völlige Freigabe ohne irgendwelche Kontrollen oder Einschränkungen gleichkommen. Selbst die extremsten Befürworter kommen doch nicht darum herum Mindestbedingungen zu nennen, die erfüllt sein müssen (so z.B. Urteilsfähigkeit, zumindest dann wenn sie nur vorübergehend eingeschränkt ist. Bei der Rede von `für richtig halten` muss die Betonung ebenso sehr auf `richtig` liegen wie auf `halten`).
Ausserdem gibt es Fälle an denen zu offensichtlich etwas nicht ganz koscher ist (so am belgischen Fall). In solchen Fällen Sterbehilfe anstelle einer Aufdeckung und Verhinderung von Missbrauch zu befürworten, wäre unhaltbar.
Allenfalls `angesichts der herrschenden Umstände` (dann und nur dann wenn sie momentan ersichtlich nicht zu verändern sind) müsste man sich für den gegebenen Augenblick mit dem nicht bestmöglichen `Bestmöglichen` zufriedengeben .
...aber vielleicht meintest du auch, dass innerhalb der gegebenen legalen Grenzen möglichst weitgehend Sterbehilfe ermöglicht werden sollte. Da würde ich dir auch nur bedingt (je nach Gesetzeslage, die zudem nicht der unmittelbaren/mittelfristigen Veränderungsmöglichkeit offen stehen dürfte) zustimmen.