Eltern-Kind-Beziehungen

Themenbezogene Diskussionen, die sich nicht nur auf eine Person beziehen; Ursachen und Auslöser für Depressionen und Daseins-Ängste; Bewältigungsstrategien bei Lebensmüdigkeit; psychische Krankheitsformen; Suchtkrankheiten; Alkohol-, Drogen- und Medikamenten-Abhängigkeit; Beziehungsprobleme

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

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Kai-Dennis
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Eltern-Kind-Beziehungen

Beitrag von Kai-Dennis »

Ich habe lange über dieses Phänomen nachgedacht!

Dass es zwischen zwei Menschen kaum eine engere Beziehung geben kann als die zwischen einer Mutter und ihrem Kind, ist an sich völlig naheliegend, um nicht zu sagen normal und natürlich! War doch unser allererstes Zuhause in diesem Leben der Mutterleib. Wir alle wurden von unseren Müttern versorgt, haben durch die Nabelschnur aufgenommen, was sie gegessen und vorverdaut hatten, haben mit dem Instinkt des Tieres, das wir damals waren, registriert, ob es ihr gut oder schlecht ging u.s.w.! Die erste Stimme, die wir nach unserer Geburt gehört haben, war zumeist die unserer Mutter.
Umgekehrt haben uns unsere Mütter monatelang in sich getragen, haben gespürt, wenn wir gestrampelt haben.
Ich denke, solch eine Erfahrung geht an keiner Frau spurlos vorbei!

Wenn du dann auch noch als Junge geboren wirst, musst du später nicht mal in Konkurrenz zur Mutter treten und sie nicht zu dir! Da ist eher der Vater gefragt! Also hat deine Mutter in dir als Sohn eine Kombination aus sich selbst und ihren Partner, dem sie im Idealfall in Liebe verbunden ist. Umgekehrt wirst du aber nie wieder eine Verbindung zu einem Menschen entwickeln können, die mit der Mutterbindung vergleichbar ist, und nie wieder einen solch bedingungslosen Schutz vor der Welt genießen. Ich weiß von Müttern, die spüren, wenn es ihrem Kind schlecht geht ... auch wenn das "Kind" inzwischen weit über 30 und irgendwo in Australien verheiratet ist!

Paradoxerweise birgt aber gerade diese enge Bindung, die ja eigentlich biologisch sinnvoll ist, die Gefahr in sich, ins Neurotische abzukippen! Vielleicht haben wir es hier sogar mit einer Gratwanderung zu tun. So kann es dir passieren, dass du - wie auch ich - jahrelang in der Therapie deine ungesunde Muttereziehung aufarbeitest, um letztlich zu dem Therapie-Erfolg zu gelangen, dass du auf dieser Welt buchstäblich "mutterseelenallein" bist!
Dann siehst du auf einem Klassentreffen deine ehemaligen Schulkollegen wieder.
Die allermeisten von ihnen längst verheiratet, mit eigener Familie und finanziell auf eigenen Füßen stehend.
Andererseits aber auch noch mit gesunder Beziehung zum Elternhaus bzw. speziell zur Mutter!
Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen ... die haben sogar einen Ehepartner, der das akzeptiert, ja, vielleicht sogar gutheißt! Und dies schon seit Jahren und Jahrzehzehnten und sogar ganz ohne Vorbehalte! So beschreibt etwa Andie MacDowell im Film "Groudhog Day" (zu deutsch "Und täglich grüßt das Murmeltier") ihren Idealpartner u.a. mit den Worten: "Er muss seine Mutter lieben!"

Da merkst du erstmal, dass du in diesem Leben wahrlich die A***-Karte gezogen hast!
Da wurde dir deine Mutterbeziehung im Rahmen der Therapie für teures Geld ausgetrieben!
Vielleicht ist das in vielen Fällen auch ganz gut so!
Aber eine andere Beziehung ist andererseits halt auch nicht in Sicht ... außer zu psycho-sozialen Betreuern, die sich dafür löhnen lassen, dass sie sich um dich kümmern! Wenn du ganz großes Pech hast, bleibt dir das erhalten bis an dein Lebensende.
Und zu allem Überfluss wird womöglich sogar noch Dankbarkeit von dir erwartet!

Wer da nicht über "unzulässiges Wort" nachdenkt, dem ist vermutlich eh nimmer zu helfen!

Derselbe Mechanismus greift umgekehrt allerdings auch bei Vätern und Töchtern!
Und das seltsamerweise, obgleich hier der Aspekt des Neun-Monate-mit sich-rumgeschleppt-Habens ja definitiv wegfällt!

Eigenartigerweise kenne ich eher prominente Beispiele für Töchter, die quasi mit ihrem Vater "verheiratet" waren, als für Söhne, die an der Seite ihrer Mutter groß wurden!

In den Sinn kommen mir da etwa Sigmund Freud und seine Tochter Anna, die ihr Leben ganz dem Werk des Vaters gewidmet hat. Oder Thomas Mann und Tochter Erika!

Das reicht bis hin zu einer Berühmtheit der jüngeren Moderne wie Martin Walser.
Der hat vier Töchter und sie alle haben m.W. den Namen des Vaters beibehalten!
Auch die älteste Tochter Franziska, die sich als Schauspielerin einen Namen gemacht hat und seit über 30 Jahren mit dem bekannten Schauspieler Edgar Selge verheiratet ist!

Aber das mag ein Problem des 20. Jahrunderts und seines Patriarchats gewesen sein!
Max Kruse war immerhin auch der Sohn von Käthe Kruse, die die berühmten Käthe-Kruse-Puppen hergestellt hat!
Dennoch wurde er nicht als "Sohn von" bekannt, sondern als eigenständiger Schriftsteller, der sein Publikum durch fantasievolle Märchen wie u.a. "Urmel aus dem Eis" zu bezaubern wusste!
Dank der Augsburger Puppenkiste kennt das jeder, der ü40 ist, ohne jemals von Käthe Kruse gehört zu haben.
Ich weiß auch nur durch "Wer wird Millionär", dass Max der Sohn war!

"Urmel aus dem Eis" hat mir übrigens damals meine Mutter aus der Bücherei mitgebracht, als ich als Kind mit Fieber im Bett lag!
Sowas muss man doch nicht vergessen!!!!
Oder ... ? !?

Andererseits .... wenn du sowas nicht vergisst:
Bindet dich das dann lebenslang an die Mutter und nur an sie?
Entweder-oder?
Funktioniert so etwa die moderne Sozialpsychologie?
Zumal offensiochtlich ist, dass es ja auch locker anders funktionieren kann (vgl.obiges Beispiel vom Klassentreffen)!
Gehört jeder Beamte um die 40 automatisch in Zwangsbehandlung, nur weil der immer noch jeden Abend mit seiner Mutter telefoniert, obgleich er längst eine eigene Familie hat? Nö! Das würde sich auch niemand erlauben!

Nur mit uns Entwurzelten und Verzweifelten, denen es eh schon schlecht genug geht ... mit uns meint man es machen zu können!
Ich habe diese Sozialpädagogen nämlich durchschaut!
Die wollen sich nach ihrem Gusto eine ganz neue Generation heranzüchten!
Denen geht es nicht in erster Linie um dich persönlich, sondern darum, Politik zu machen!
Ebenso wie es auch den Therapeuten oder gar der Pharmazie nicht wirklich um dich geht, sondern um Wissenschaft oder auch nur um ihren Verdienst! Man konfrontiere seinen Therapeuten ruhig mal mit der konkreten Frage, ob er einen Plan hat!

Dass sogar die selbsternannten "Gutmenschen" sich als Mittel zum Zweck ausgerechnet an jenen Mitmenschen vergreifen, die sich am wenigsten dagegen wehren können (Kranke und Behinderte), das spricht m.E. nicht unbedingt für die Integrität derser Funktionäre!
Geschweige denn für deren Vertrauen in ihre eigene Ideologie!

Dass die weniger Abgebrühten unter den Fachkräften deinen "Fall" auch nach Feierabend noch mit nach Haus nehmen, wo ihre bürgerliche Existenz mit Partner und Kind auf sie wartet, nützt dir im Endeffekt auch nix! Das ist dann halt deren persönlicher Masochismus! Schafft aber auch keinen wirklichen Fortschritt! Es sei denn, jede/r von denen wäre bereit, dich zu adoptieren und in der Familie leben zu lassen. Es sei denn, die Familie wäre damit einverstanden. Und es sei denn, du selbst wärst bereit, dich mit ü40 in deren Familienverband nochmal als "Adoptivkind" aufnehmen zu lassen! All diese Optionen sind gleichermaßen utopisch! So what!

Jaja ... fast schon höre ich jetzt die hysterischen Rufe:
"NA, DANN STIRB HALT!! NA LOOOOOOOOOS!!!
NUN STIRB DOCH ENDLICH!!!
LOOOOOOOOOS!! LOOOOOOOOOS!! LOOOOOOOOOS!! LOOOOOOOOOS!!"


Solche Schreie aber markieren ganz gut die Grenze der Möglichkeiten, die uns das Diesseits zu bieten hat!
Ja, sie markieren vielleicht sogar schon die Grenze der Ratlosigkeit.
Und vielleicht ist das auch ganz gut so!
Wenn du dich erstmal tüchtig ausgetobt hast, kannst du mit dem Nachdenken anfangen.
Wer kann das besser beurteilen als wir, die wir schon längst nicht mehr wirklich schreien, sondern nur noch pro forma!
Und warum soll das eigentlich nur für uns gelten.

Im Übrigen mag die Devise gelten:
Wo die Ratlosigkeit aufhört, beginnt der Wahnsinn!
Zuletzt geändert von Kai-Dennis am Donnerstag 27. März 2014, 22:15, insgesamt 1-mal geändert.
BlueSky01
Beiträge: 74
Registriert: Sonntag 26. Mai 2013, 22:45

Re: Eltern-Kind-Beziehungen

Beitrag von BlueSky01 »

Schöner und interessanter Text… Und in vielen Details nur allzu wahr…
Dass sogar die selbsternannten "Gutmenschen" sich als Mittel zum Zweck ausgerechnet an jenen Mitmenschen vergreifen, die sich am wenigsten dagegen wehren können …
Wie wahr, wie wahr …
Schafft aber auch keinen wirklichen Fortschritt! Es sei denn, jede/r von denen wäre bereit, dich zu adoptieren und in der Familie leben zu lassen.
Ebenfalls sehr wahr… Mit Dahergeschlaumeier allein ist's eben nicht getan…
Wo die Ratlosigkeit aufhört, beginnt der Wahnsinn!
Guter Gedankenanstoß… Die Formulierung allerdings ist in gewisser Weise zweideutig. Empfinde es als ein "Am Ende der Ratlosigkeit beginnt der Wahnsinn." oder ein "Nach der Ratlosigkeit beginnt der Wahnsinn." Ist es so gemeint?

Das englische Wort "beyond" fällt mir da als sehr passend ein …

Beyond despair insanity begins …
Kaputtmann
Beiträge: 44
Registriert: Montag 24. März 2014, 18:26

Re: Eltern-Kind-Beziehungen

Beitrag von Kaputtmann »

Kai-Dennis hat geschrieben: Aber eine andere Beziehung ist andererseits halt auch nicht in Sicht ... außer zu psycho-sozialen Betreuern, die sich dafür löhnen lassen, dass sie sich um dich kümmern! Wenn du ganz großes Pech hast, bleibt dir das erhalten bis an dein Lebensende.
Und zu allem Überfluss wird womöglich sogar noch Dankbarkeit von dir erwartet!

Wer da nicht über "Selbsttötung" nachdenkt, dem ist vermutlich eh nimmer zu helfen!
Ich kann diesen Gedankengang sehr gut verstehen und nachvollziehen. Ich habe zwar keine solchen Betreuer, aber wenn ich realistisch bin könnte es mir blühen. Der Gedanke, dass das dann bis zum Lebensende bleibt, erscheint mir auch kaum erträglich. Der Punkt ist eben: man hat es einfach so drin als Mensch, sich zu vergleichen. Niemand möchte in diesem -kurzen- Leben mit der "schlechtesten" Version abgespeist werden. Es ist einfach diese Ungerechtigkeit, die nicht zu akzeptieren ist -das gilt natürlich besonders, wenn man das Gefühl hat, man ist eigentlich nicht schuld an der ganzen Sch****. Ist aber die Situation so wie sie ist (isoliert, Betreuer womöglich) dann ist es auch sehr schwierig, überhaupt den Glauben an eine Änderung zu bewahren, um sich da wieder rauszuziehen.


I
Kai-Dennis
Beiträge: 97
Registriert: Mittwoch 5. März 2014, 04:57

Re: Eltern-Kind-Beziehungen

Beitrag von Kai-Dennis »

Herzlich willkommen bluesky01 & danke für deine Antwort!
BlueSky01 hat geschrieben:
Wo die Ratlosigkeit aufhört, beginnt der Wahnsinn!
Guter Gedankenanstoß… Die Formulierung allerdings ist in gewisser Weise zweideutig. Empfinde es als ein "Am Ende der Ratlosigkeit beginnt der Wahnsinn." oder ein "Nach der Ratlosigkeit beginnt der Wahnsinn." Ist es so gemeint?

Das englische Wort "beyond" fällt mir da als sehr passend ein …

Beyond despair insanity begins …
Ich denke, der allgemeine Sprachgebrauch gibt da guten Aufschluss.
Wenn wir mit einem Problem partout nicht zu Rande kommen, rufen wir häufig aus:
"Ich werd' noch wahnsinnig!"
Natürlich wird niemand, der sich so äußert, tatsächlich psychotisch!
Im Gegenteil:
Wer die Möglichkeit des Wahnsinns auf diese Art ausspricht, für den ist sie zumindest vorbewusst vorhanden.
Das ist schon mal eine gesunde Vorstufe zur Abgrenzung.
Die an sich ja ebenfalls grundsätzlich gesund ist!
Nur wenn Abgrenzung zu exzessiv betrieben wird, birgt sie wiederum die Gefahr des Ungesunden in sich.
Namentlich wenn es sich bei dem "Problem" in Wahrheit um Menschen handelt!
Das führt dann zu den "Pflege-Robotern", die im Alten- und Pflegeheim bereits nachts um 3 anfangen, die Patienten zu wecken, um sie zu waschen, weil sie ansonsten mit ihrem Tagespensum nicht durchkommen würden!

Ich beneide niemanden, der in einem Heil- oder Pflegeberuf tätig ist.
Denn im Grunde genommen müssen die tagtäglich einen psychischen Spagat hinlegen!
Entwickeln sie zu viel Empathie, droht ihnen die Gefahr, individuell Schaden zu nehmen!
Entwickeln sie hingegen zu wenig Empathie, verlieren sie ein Stück von ihrer Menschlickkeit.
Somit bewegen sie sich auf einer permanenten Gratwanderung zwischen zwei Ausprägungen des Wahnsinns:
Dem individuellen Wahnsinn und dem gesellschaftlichen.
Denn es ist ebenso ein Unding, einen besonders problematischen Patienten "mit nach Hause zu nehmen", weil man sich dessen Schicksal besonders verbunden fühlt, wie es auch ein Unding ist, Alte und Kranke nachts um drei aus dem Schlaf zu reißen, um sie zu wachen als wär's irgendein Werkstück!
Kein Wunder, dass viele Leute das nicht verkraften!
Die einen werden brutal, die anderen stehen am Ende vor Gericht und sind in der Boulevardpresse als "Todesengel" vor gerricht!!

Als ich damals in der psychosomatischen Klinik war, gab es unter den Patienten zwei Berufsgrupopen, die dort auffällig häufig vertreten waren.
Die einen kamen aus Heil- und Pflegeberufen.
Die anderen aus dem Bankwesen!
(Das war übrigens lange vor der Finanzkrise!)

Oberflächlich betrachtet, handelt es sich hier natürlich um einen absoluten Gegensatz:
Die eine Berufsgruppe - so vermute ich mal - ist größtenteils ursprünglich mit dem Anspruch angetreten, sich um den Menschen und seine Gesundheit zu kümmern.
Die andere hat zwar auch mit Menschen zu tun, stellt aber zugleich auch die Kapitalvermehrung als Heilsbringer in den Vordergrund!

Das Gesundheitssystem krankt eh seit Jahrzehnten, ohne dass dagegen ernsthaft was unternommen wird!
Und dass wer auf Kapitalvermehrung schwört, astrein in den Hintern gekniffen ist, das wissen wir spätestens seit 2008!

Somit herrscht in beiden Lebensentwürfen absolute Ratlosigkeit!
Man könnte auch sagen:
Hinter jeder Ratlosigkeit lauert der Wahnsinn!

Nur diejenigen, die wirklich aus dem Verkehr gezogen gehören - die Boulevardjournalisten von "Bild und "Blick" - die beiben der Gesellschaft natürlich erhalten. Denn die werden gebraucht, um uns den Anschein von Normalität vorzugaukeln, wo längst keine Normalität mehr vorhanden ist! Ob diese Leute nach Feierabend insgeheim auch mal einen Anflug von Ratlosigkeit und Zweifel empfinden ... keine Ahnung! In der Klinik habe ich jedenfalls keinen von der Sorte angetroffen! Aber vielleicht betreibt die Boulevardpresse auch längst ihre eigenen geheimen Privatkliniken, wo die Mitarbeiter quasi "recycled" werden! Von Zweifeln zerfressen werden dort die Journalisten eingeliefert. Und aus der Behandlung entlassen wird ein Journalist, voll des Vertrauens auf die Pressefreiheit und deshalb gern weitermacht!
Oder zumindest eine Person, die äußerlich genauso ausschaut!
Das kennen wir frühestens seit dem Roman "Fahrenheit 451" (erschienen 1953) und spätestens seit dem Film ""Futureworld" von 1976! Das wurde bloß nie richtig ernst genommen, weil es in der Verklei8dung der Fiktion daherkommt!! Vielleicht war das damals sogar tatsächlich noch Zukunftsmusik. Aber Zukunftsmusik war um 1970 schließlich auch das "Space Shuttle" oder der "Kommunikator" in der Star-Trek-Serie!
Inzwischen ist die damalige Utopie ja schon fast wieder überholt.
Vielleicht wären Space Shuttles und Klapphandys niemals erfunden worden, hätten sich die Kids von damals ncht von der Utopie inspirieren lassen!
Aber warum soll man mit den Dystopien eigentlich anders umgegangen sein?!?
Bloß mit dem Unterschied, dass diese Art von "Fortschritt" natürlich nicht rausposaunt wurde.

In diesem Sinne würde ich manch einen Menschen, der im Boulevardjournalismus den Ton angibt, gern mal buchstänlich auf "Herz und Nieren" prüfen wollen! Gut, eine Austausch-Niere sollte sich vermutlich sogar schon ohne weiteres künstlich reproduzieren lassen, sofern die Ethik-Kommission ein Auge zudrückt oder auch beide. Ob ein ähnlicher Austausch heutzutage allerdings auch beim Herzen bereits ohne Schwund machbar ist .... da bin ich mir nicht ganz so sicher!
Vielleicht ist das auch gar nicht mal so erwünscht!
Vielleicht haben sich die Alles-ist-machbar-Dystopiker da an Wilhelm Hauff orientiert und an dessen Erzählung "Das kalte Herz"!
Zuletzt geändert von Kai-Dennis am Freitag 28. März 2014, 22:44, insgesamt 2-mal geändert.
Kai-Dennis
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Registriert: Mittwoch 5. März 2014, 04:57

Re: Eltern-Kind-Beziehungen

Beitrag von Kai-Dennis »

Hi "Kaputtmann",
Kaputtmann hat geschrieben: Ich kann diesen Gedankengang sehr gut verstehen und nachvollziehen. Ich habe zwar keine solchen Betreuer, aber wenn ich realistisch bin könnte es mir blühen.
Ich finde es schön, dass du mich verstehst!
Betreuung lehne ich ab, Therapie erst recht!
Dafür habe ich schon zu vieles in dieser Richtung hinter mir, was nicht funktioniert und mir letztlich eher geschadet hat als genützt.
Diese Entscheidung wird zum Glück scheinbar auch respektiert!
Dennoch gehe ich davon aus, dass ich unter besonderer Beobachtung und Überwachung stehe.
Womöglich sind gewisse Institutionen sogar dazu verpflichtet, nachdem ich bereits einen gescheiterten Suizidversuch hinter mir habe!

Diese Überwachung kann natürlich auch pervertieren, indem letztlich jeder über meine intimsten Verrichtungen Bescheid weiß & das Ganze in eine Art "Truman Show" ausartet! Wahre Lebensfreude lässt sich so nicht generieren!
Aber das ist vermutlich auch gar nicht der Zweck der Übung!

Aber ich bin eh auf eine "schizioid-narzisstische Persönlichkeitsstörung" diagnostiziert mit ein bissl Paranoia drin.
Somit fällt es der Gegenseite natürlich leicht, kurzerhand weiterzumachen, indem man entsprechende Wahrnehmungen auf mein Krankheitsbild schiebt! Dass ich seit jahren nur noch ungern meine Wohnung verlasse, weil die realistische Möglichkeit besteht, dass ich da draußen von fremden Leuten beschimpft und angefeindet werde, steht auf einem anderen Blatt!
Die meisten meiner Zeitgenossen mögen ihr Leben in dieser Welt - hoffentlich - NICHT als "Hölle auf Erden" empfinden.
Denen kann ich nur sagen: Herzlichen Glückwunsch!

Mir ist auch durchaus klar, dass manche Menschen ihr Leben als lebenswert empfinden, die wesentlich schlechter dran sind als ich! Damit braucht man mir gar nicht zu kommen! Die armen Kinder in den Slums und Favelas, die in armseligen Wellblechhüttenj mit dem täglichen Überlebenskampf groß geworden sind, stehen uns Mitteleuropäern zwar stets als mahnendes Beispiel vor Augen! Dennoch bleiben sie für die allermeisten von uns ein bloßes Abstraktum, denn kein Deutscher muss wirklich in einem solchen Ausmaß an Hunger und Elend aufwachsen! Wahrscheinlich auch kein Brite, kein Franzose und auch kein Schweizer! Ja, wahrscheinlich nicht mal ein Osteuropäer, der an einen geringeren Lebensstandard gewöhnt ist!

Ich denke, es ist ohnehin schon fast ein aussichtsloses Unterfangen, wahres Glück lediglich ex negativo zu produzieren! ("Anderen geht es wesentlich schlechter als dir, darum habe du jetzt gefälligst mal Freude an deinem Leben!") Aber wenn schon, dann muss das Elend anderer wohl wenigstens mit einigen Erfahrungswerten abzugleichen sein. So weiß ich von gleichaltrigen Landsleuten, die leben im Heim, wo sie mit allem versorgt werden, was sie so zum (Über-)Leben brauchen!
Die bekommen dort genug zu essen, sie haben ihre feste Tagesstruktur, sie genießen psychologische und medizinische Betreuung rund um die Uhr! Und die sind damit auch voll happy oder zumindest zufrieden! Nicht undenkbar, dass da sogar medikamentös ein wenig nachgeholfen wird, um diese eher schwierigen Leute besser "auf Linie" zu trimmen!
Da könnte ich sogar noch eher konstatieren, dass es mir vergleichsweise gut geht!
Denn mir ist bewusst, dass mir solch ein Schicksal durchaus auch hätte blühen können, hätte ich nicht beizeiten aufgepasst!
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