Angst vor Strafe, Nahtoderfahrungen, das "Danach"

Themenbezogene Diskussionen, die sich nicht nur auf eine Person beziehen; Ursachen und Auslöser für Depressionen und Daseins-Ängste; Bewältigungsstrategien bei Lebensmüdigkeit; psychische Krankheitsformen; Suchtkrankheiten; Alkohol-, Drogen- und Medikamenten-Abhängigkeit; Beziehungsprobleme

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Thanatos
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Re: Angst vor Strafe, Nahtoderfahrungen, das "Danach"

Beitrag von Thanatos »

Chron hat geschrieben:...
Ich könnte (möchte) mir z. B. vorstellen, dass es eigentliche "Sterbehäuser" - oder zumindest Abteilungen, Zimmer in "Krankenhäusern", Hospizen oder so - gäbe, in denen nicht das zwanghafte Überleben, sondern das möglichst angenehme, sinnvolle, nutzvolle Sterben praktiziert wird. Z. B. mit Organtransplantationen. Der/die Eine stirbt - Andere leben davon.
Aber das ist noch Zukunft - die ich nicht mehr erleben werde, aller Wahrscheinlichkeit nach.

...
Genau diese Idee hatte Jo Roman schon in den Siebzigern. Nicht mit wissenschaftlicher Exaktheit, aber durchaus lesenswert dargestellt in: „Jo Roman, Freiwillig aus dem Leben.“ Das Buch lässt sich antiquarisch für wenig Geld erwerben.
Allgemein finde ich es ebenfalls bedauernswert, dass wir keine Sterbekultur haben, sondern eine Auf-Teufel-komm-raus-am-Leben-Erhaltungskultur. Zwar haben Hospizbewegung und Palliativmedizin in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass man nicht mehr so leidvoll sterben muss wie in früheren Zeiten, aber bis zu einer vernünftigen Sterbekultur ist es noch sehr, sehr weit.
Schönen Tag noch,
Thanatos
Chron
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Re: Angst vor Strafe, Nahtoderfahrungen, das "Danach"

Beitrag von Chron »

Deadly Snowflake hat geschrieben:Was du bezüglich Wiedergeburt etc. schreibst ist einfach falsch. Re- wird bestimmt nicht im Sinne von zurück gebraucht in Reinkarnation (man könne das Re- auch weglassen?!)...
Doch, ich habe sowohl "zurück ins Fleisch" als auch "wieder ins Fleisch" als (wiederum) Übersetzung/Ausdeutschung von "re-in-carne" (aus/zu "Reinkarnation") schon gehört/gelesen. Auch die Vorsilbe "re" ganz allgemein bedeutet eben sowohl "wieder" als auch "zurück" (aus dem Lateinischen, s. andere Wörter mit "re", oder z. B. http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_late ... %C3%A4fixe).

Und damit ist dieser Ausdruck, obwohl fremdwörtlich und ja wohl auch nur eine (Fehl-?)Übersetzung aus dem Asiatischen (das ich mangels Sprachkenntnissen vom Ursprungswort her sprachlich nicht nachvollziehen kann), für mich brauchbarer und in Fragen (ob man "daran glaube" o. ä.) eher beantwortbar als das deutsch klar falsche/unmögliche "Wiedergeburt" - auch wenn es sinngemäß dasselbe meint (aus asiatischen Kulturen - wobei es früher vermutlich auch in andern war, dort dann aber verschwand).

Das "re" ist aber ja gar nicht das Wesentliche (weshalb es auch weggelassen werden könnte), sondern die Frage ist: WAS geht da wieder/zurück "ins Fleisch" (in Körper, Materielles; Materialisation von Energie, "Seelenwanderung", ...)?
Und, im Zusammenhang mit dem Threadtitel und den Eröffnungsbeitrag-Fragen: Weiss der ursprüngliche (dann gestorbene) Mensch, oder sein Bewusstsein, Geist oder was auch immer, von dem, was nach seinem Tod mit (Teilen von) ihm geschieht?

Dazu meine ich ganz klar: Wir wissen nichts von der Zukunft oder irgendeinem Geschehen nach unserem eigenen Tod. Keine "Strafen", keine Gründe für Ängste, nichts - nach mir ist nur noch nichts, für mich. Ende der Welt, für mich.

Umgekehrt aber können die weiter lebenden und/oder neu dazugeborenen Menschen etwas von den Gestorbenen wissen, sie erinnern: "Erinnerungen an frühere Leben", wobei man das als "ich" erinnert, auch wenn es körperlich natürlich nicht "ich" war/ist; für mich dasselbe, wie wenn man etwas aus seiner Kindheit erinnert, in der man auch noch ganz anders aussah, körperlich ein fast komplett anderer Mensch war. Und wobei man wieder an Sprachgrenzen/Kulturgrenzen stößt: Ist "ich" ein körperliches Leben, von Zeugung bis Tod, oder ein "seelisches"/"geistiges" Leben, einer Art, über mehrere Körperleben = Inkarnationen hinweg?

Vielleicht belastet die Weiterlebenden und/oder neu Dazukommenden eine (von ihnen von einem andern Menschen erinnerte/gewusste) Selbsttötung. Weil sie finden, das sollte nicht sein, oder weil sie bedauern, dass das sein musste (ein Mensch keine andere Möglichkeit hatte, sein Leiden zu beenden).

Das aber betrifft immer die folgenden/weiterlebenden Menschen, nicht den/die Tote(n).
Deadly Snowflake hat geschrieben:zudem weiss jeder der nur die kleinste Ahnung von östlichen Erlösungslehren hat, dass zumindest die Kontinuität des Subjektes gemeint sein MUSS, und auch gemeint ist, soll das Ganze der Lehren überhaupt Sinn machen.
[...] jetzt sind es Generationen von Indologen denen du falsche Übersetzungen vorwirfst...
Deinen Glauben (nur) an "Lehren", Lehrmeinungen, Theorien usw., und nur an solche westlich-christlicher Prägung ("Wissenschaft" und vor allem wissenschaftliche Theorien, dann auch über andere Kulturen, aber nicht in anderen Kulturen), finde ich erschreckend.
Ich brauche so etwas nicht (und hatte mich dazu auch nicht geäussert - es sind deine eigenen Vorwürfe, die du dir da vorführst, nicht meine; mir ist nicht mal "Indologie" ein Begriff).
Mir genügt es völlig, direkt etwas von Buddhisten/Hinduisten zu erfahren. In ganz normaler Sprache. Schriftlich oder mündlich. Und dann versuchen, das mit meinem Denken, meiner Sprache und meinen Gefühlen/Ahnungen zusammenzubringen. Womit ich dann wieder beim Recycling lande - nichts geht verloren (das hat glaub sogar Einstein mal behauptet: Energie wird zu Materie und umgekehrt, aber nichts geht "weg"). Aber der Abfall erinnert nicht das, bzw. weiss nichts von dem, was aus ihm dereinst wieder (oder zurück) wird.
Ein Toter, eine Tote, kann nicht "bestraft" werden. Er/sie weiss von nichts mehr. Was er/sie mit seinem Tod, seiner (z. B.) Selbsttötung (oder einem schlimmen Unfall, einem grausamen Krankheitstod, was auch immer), der "Nachwelt" hinterlässt, ist, finde ich, nicht seine Verantwortung, sondern damit müssen sich dann wiederum die Lebenden beschäftigen (und vielleicht mal eine bessere, angstfreie Sterbekultur erschaffen - usw.).
Chron
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Re: Angst vor Strafe, Nahtoderfahrungen, das "Danach"

Beitrag von Chron »

Thanatos hat geschrieben:Genau diese Idee hatte Jo Roman schon in den Siebzigern. Nicht mit wissenschaftlicher Exaktheit, aber durchaus lesenswert dargestellt in: „Jo Roman, Freiwillig aus dem Leben.“ Das Buch lässt sich antiquarisch für wenig Geld erwerben.
Danke für diese Ergänzung! Davon wusste ich nichts. Offenbar kommen also Leute im Lauf von Jahrzehnten immer wieder auf dieselben Ideen (und/oder habe ich seine Vorstellung oder seinen Wunsch unbewusst erinnert) - aber in der Praxis werden die nicht umgesetzt. Was könnte/müsste "man" (damit meine ich nicht mich; dazu habe ich nicht mehr die Kraft/Möglichkeit) tun, damit es konkret würde? Einfach mal so ein "Sterbehaus" eröffnen? In der CH: Initiative? Einen Verein gründen? ...?

Und: Würde das helfen bei/für Menschen, die Angst vor "Strafe" (vermutlich aus dem Katholizismus: ?) haben, wenn sie ihr Leben selbständig beenden (mit oder ohne Hilfe von andern Menschen)?

Wenn das Buch nur noch "antiquarisch" erhältlich ist, werde ich das nie haben (zu kompliziert, die "Wege", da ran zu kommen, ausserdem ekelt es mich, gebrauchte Bücher zu kaufen; wer weiss, wer die wo wie in den Fingern hatte, zuvor ...). Aber ich weiss nun zumindest das, was du darüber geschrieben hast.
Ich weiss aber auch nicht, ob ich es wirklich lesen wollen würde - so schön solche Vorstellungen sind, aber sie sind untrennbar mit dem Bedauern verbunden, dass es real eben noch nicht, oder nicht mehr, so ist ...

"Recycling" gab es so viel ich weiss damals als Wort noch gar nicht (für mich ist das mit "Wiedergeburt" bzw. "Reinkarnation" vernetzbar; zwar wird nicht ein ganzer Mensch "wiedergeboren", aber z. B. ein Herz kann "neu/wieder" zurück-ins-fleisch). Es war weniger selbstverständlich, dass man möglichst alles wieder-nutzen sollte. Auch Organtransplantionen - gab es zwar, aber waren weniger ein Thema. Also war es, denke ich, für ihn schwieriger, auf so eine Idee zu kommen, als jetzt für mich.
Thanatos hat geschrieben:Allgemein finde ich es ebenfalls bedauernswert, dass wir keine Sterbekultur haben, sondern eine Auf-Teufel-komm-raus-am-Leben-Erhaltungskultur. Zwar haben Hospizbewegung und Palliativmedizin in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass man nicht mehr so leidvoll sterben muss wie in früheren Zeiten, aber bis zu einer vernünftigen Sterbekultur ist es noch sehr, sehr weit.
Ja, leider ...
Thanatos hat geschrieben:Schönen Tag noch,
Trotz alledem 8) - schwierig, oft, für mich, aber danke, gleichfalls ...
Thanatos
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Re: Angst vor Strafe, Nahtoderfahrungen, das "Danach"

Beitrag von Thanatos »

Chron hat geschrieben:...

Und: Würde das helfen bei/für Menschen, die Angst vor "Strafe" (vermutlich aus dem Katholizismus: ?) haben, wenn sie ihr Leben selbständig beenden (mit oder ohne Hilfe von andern Menschen)?

Wenn das Buch nur noch "antiquarisch" erhältlich ist, werde ich das nie haben (zu kompliziert, die "Wege", da ran zu kommen, ausserdem ekelt es mich, gebrauchte Bücher zu kaufen; wer weiss, wer die wo wie in den Fingern hatte, zuvor ...). ...
Es sind tatsächlich oft die Kirchen, die einer überlegten, bewussten Lebensbeendigung entgegenstehen. Zwar sterben die Landeskirchen aus, aber dafür wachsen die Freikirchen, von denen manche in Sachen Freitod oder Sexualität katholischer als der Papst sind.
Hier in Deutschland kommt erschwerend die deutsche Geschichte hinzu, woraus das Totschlagargument gegen jegliche Form von Euthanasie (was ja zu Deutsch nichts anderes als „gutes Sterben“ heißt) abgeleitet wird.
Wie dem auch sei, da man von der Gesellschaft auch in Zukunft wohl kaum Hilfe bei einer gut geplanten Lebensbeendigung erwarten kann, bleibt nur, sich selbst darum zu kümmern.
Zu Jo Roman: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14332743.html
Was antiquarische Bücher betrifft, so hatte ich diesbezüglich bei „booklooker“ noch nie Probleme. Mein Exemplar von „Freiwillig aus dem Leben“ machte einen fast neuwertigen Eindruck.
Es grüßt,
Thanatos
Chron
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Re: Angst vor Strafe, Nahtoderfahrungen, das "Danach"

Beitrag von Chron »

Thanatos hat geschrieben:Es sind tatsächlich oft die Kirchen, die einer überlegten, bewussten Lebensbeendigung entgegenstehen. Zwar sterben die Landeskirchen aus, aber dafür wachsen die Freikirchen, von denen manche in Sachen Freitod oder Sexualität katholischer als der Papst sind.
:-D Gut ausgedrückt ... Den Eindruck hatte ich zuweilen auch, so weit ich davon etwas mitbekommen habe. Wie kommen die eigentlich auf solche Verrücktheiten? Gibt es irgendwelche Bibelstellen, auf welche sie sich berufen, man dürfe - auch bei noch so großem Leiden - nicht sterben oder so etwas (davon ist mir nichts bekannt)?
Thanatos hat geschrieben:Hier in Deutschland kommt erschwerend die deutsche Geschichte hinzu, woraus das Totschlagargument gegen jegliche Form von Euthanasie (was ja zu Deutsch nichts anderes als „gutes Sterben“ heißt) abgeleitet wird.
Ja, das habe ich auch schon mitbekommen, in irgendwelchen TV-Berichten oder so.
Ich denke, da fehlt noch ein Teil Aufarbeitung der deutschen Kriegs-Geschichte: Nur weil ein Wort missbraucht wurde (Massenmord GEGEN den Willen der Gestorbenen als Euthanasie bezeichnet wurde), heisst das doch keinesfalls, dass Euthanasie (eben: Gutes Sterben) etwas Schlechtes wäre. Geht ja auch gar nicht - es heisst ja eben GUTES Sterben ...
Deadly Snowflake

Re: Angst vor Strafe, Nahtoderfahrungen, das "Danach"

Beitrag von Deadly Snowflake »

Chron:
Du laberst und laberst ohne irgendetwas Substanzielles zu sagen. Du hast geschrieben, dass das mit der Reinkarnation wohl auf einem Missverstehen beruhe. Da setzt du also a) Schriften und b) eine richtige Interpretation voraus...solche Schriften wertest du aber nun als nicht massgebend und wer sich darauf bezieht als erschreckend ab. ...Sorry, nein, jetzt ganz im Ernst: das mit den Schriften hattest du ja in einem früheren Beitrag geschrieben...und bei der sich im Sekundenbereich bewegenden Halbwertszeit deiner Aussagen wäre es doch unfair wenn ich das (jetzt noch!) als relevant erachtete.
Vergiss es doch einfach (na komm, sonst klappt's doch auch wunderprächtig), ...wenn du nur solch unterirdisches Niveau zu Stande bringst, dass du im gleichen Beitrag schreiben kannst, man wisse nichts über das was nach dem Tode sei und gleichzeitig (ja doch, ein paar Sekunden später muss es wohl gewesen sein...das nennt man fein raus) behaupten, dass da nichts sei (einmal mit der Relativierung "für dich", dann wieder ohne Relativierung).
Ich weiss: Kurzzeitgedächtnis, Halbwertszeit (kein Wunder erinnerst du dich nicht an frühere Leben). Verschon mich doch einfach mit weiteren "Ich weiss nicht (mehr) was" solcher Art (ansonsten ich ganz andere Ursachen vermuten müsste: Inkompetenz, Unwissenheit, Ressentiment, Unredlichkeit, Böswilligkeit um nur die wahrscheinlichsten zu nennen).
Zuletzt geändert von Deadly Snowflake am Sonntag 25. August 2013, 01:18, insgesamt 1-mal geändert.
Chron
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Re: Angst vor Strafe, Nahtoderfahrungen, das "Danach"

Beitrag von Chron »

@ Deadly Snowflake
Du behauptest schon wieder Sachen für angeblich mich, die ich nie geschrieben habe (ich hatte das Wort "Wiedergeburt" kritisiert, nicht "Reinkarnation", aber muss man das wirklich noch wiederholen?). Alte Forumsregel: 1. Lesen, 2. Denken, 3. Schreiben, 4. Durchlesen, 5. Korrigieren, 6. Absenden.
Lass doch deine Aggressionen über wen oder was auch immer woanders aus, ja?
Oder lies deinen (für mich unverständlichen) Text mal in Ich- statt in Du-Form. Dann wird er vermutlich stimmen (s.: Freud'sche Übertragungen).
Deadly Snowflake

Re: Angst vor Strafe, Nahtoderfahrungen, das "Danach"

Beitrag von Deadly Snowflake »

Chron hat geschrieben:@ Deadly Snowflake
Du behauptest schon wieder Sachen für angeblich mich, die ich nie geschrieben habe (ich hatte das Wort "Wiedergeburt" kritisiert, nicht "Reinkarnation", aber muss man das wirklich noch wiederholen?). Alte Forumsregel: 1. Lesen, 2. Denken, 3. Schreiben, 4. Durchlesen, 5. Korrigieren, 6. Absenden.
Lass doch deine Aggressionen über wen oder was auch immer woanders aus, ja?
Oder lies deinen (für mich unverständlichen) Text mal in Ich- statt in Du-Form. Dann wird er vermutlich stimmen (s.: Freud'sche Übertragungen).
Alles klar: du verstehst meine Beiträge nicht (ich verallgemeinere jetzt mal deine Aussage, weil vieles dafür spricht), dann ist es ja verständlich, dass du dauernd an mir vorbei redest. Aber um Himmels willen, warum antwortest du darauf, da du doch WEISST, dass du nichts verstanden hast?! (Aber solange man Vermutungen anstellt, wird's schon passen...).
Mir brauchst du keine Aggression zu unterstellen. Besinn dich lieber auf dein eigenes irrationales Tun und deine inhaltsleeren Exkurse. Mit jemanden zu diskutieren der hauptsächlich (und Hauptsache) nur willkürlich daherredet ist nun mal nervig. Zur Veranschaulichung: Reinkarnation bedeutet in etwa dasselbe wie Wiedergeburt (im landläufigen Verständnis sogar genau dasselbe)...aber nein, der Herr beharrt auf dem angeblich existierenden (relevanten) Unterschied...ohne ihn aber auch nur im Ansatz jemals erläutert zu haben. Das IST Gelaber und nichts ausserdem.
Thanatos
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Re: Angst vor Strafe, Nahtoderfahrungen, das "Danach"

Beitrag von Thanatos »

Chron hat geschrieben:... Den Eindruck hatte ich zuweilen auch, so weit ich davon etwas mitbekommen habe. Wie kommen die eigentlich auf solche Verrücktheiten? Gibt es irgendwelche Bibelstellen, auf welche sie sich berufen, man dürfe - auch bei noch so großem Leiden - nicht sterben oder so etwas (davon ist mir nichts bekannt)? ...
In der Bibel werden sieben Suizide erwähnt. Keiner davon wird explizite verurteilt. Das sollte den religiösen Suizidgegnern zu denken geben. Stattdessen machen sie eigene Dogmen. Augustinus erklärte als erster den Suizid zur „Todsünde“ .
Heutige Freikirchler betrachten das Leben als „Geschenk Gottes, über das man nicht frei verfügen darf". Das ist natürlich ein blödsinniges Argument, das sich leicht entkräften lässt, aber das wollen diese Vögel gar nicht hören. Die katholische Kirche betrachtet das Leben als „Leihgabe Gottes“. Das macht schon eher Sinn, denn über eine Leihgabe darf man eben nicht frei verfügen wie über ein Geschenk. Wie auch immer, es wäre müßig, das weiter auszuführen.
Wenn du magst, kannst du ja selbst mal auf christlichen Websites über die Einstellung zum Suizid recherchieren. Aber nur wenn du einen gesunden Magen hast; sonst könnte bei derartiger Lektüre leicht Brechreiz auftreten. :wink:
Gruß vom Thanatos
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Re: Angst vor Strafe, Nahtoderfahrungen, das "Danach"

Beitrag von Chron »

Thanatos hat geschrieben:In der Bibel werden sieben Suizide erwähnt. Keiner davon wird explizite verurteilt.
Hättest du mir dazu evtl. noch etwas genauere Angaben, Bibelstellen oder Name der so Gestorbenen oder so?
Ist aber andererseits auch nicht so wichtig, denn daher kommen die Überzeugungen der (Selbst-)Tod-Gegner ja also wohl eben doch nicht.
Thanatos hat geschrieben:Das sollte den religiösen Suizidgegnern zu denken geben. Stattdessen machen sie eigene Dogmen. Augustinus erklärte als erster den Suizid zur „Todsünde“ .
Augustinus: War das ein Papst? (Kenne mich mit alledem nicht aus.)
Thanatos hat geschrieben:Heutige Freikirchler betrachten das Leben als „Geschenk Gottes, über das man nicht frei verfügen darf". Das ist natürlich ein blödsinniges Argument, das sich leicht entkräften lässt, aber das wollen diese Vögel gar nicht hören.
Leiden als Geschenk? Das ist nur noch zynisch! Bzw. das mit dem Geschenk kann nur für die gelten, die (noch) gerne leben (können). Die Andern werden ignoriert - und die gepriesene "Nächstenliebe" dann auch ...
Ausserdem, belastende Geschenke sind doch wohl keine. Oder sind eben was zum Wegwerfen.
(Fallen mir gerade einige "Geschenke" von Versandfirmen ein, die ich nur hochtragen, in die Mülltüte umpacken, dann wieder runtertragen und für die Müllabfuhr bezahlen muss[te] ...)
Thanatos hat geschrieben:Die katholische Kirche betrachtet das Leben als „Leihgabe Gottes“. Das macht schon eher Sinn, denn über eine Leihgabe darf man eben nicht frei verfügen wie über ein Geschenk. Wie auch immer, es wäre müßig, das weiter auszuführen.
Eine Leihgabe (z. B. von einer Bücherei, oder ein Buch von einem Bekannten) muss man zurück geben. Je früher desto besser, normalerweise ...
Thanatos hat geschrieben:Wenn du magst, kannst du ja selbst mal auf christlichen Websites über die Einstellung zum Suizid recherchieren. Aber nur wenn du einen gesunden Magen hast; sonst könnte bei derartiger Lektüre leicht Brechreiz auftreten. :wink:
Ich bin mal einigen politischen Webseiten von Kirchenorganisationen/Kirchenparteien begegnet, aber dort gab es keinerlei Grundangaben für ihren Wunsch, Leute (inkl. sich, dereinst vielleicht ...) möglichst lange leiden zu lassen.

Es ist mir bis heute nicht gelungen, zu verstehen, warum viele Leute (inkl. Doktoren, die fürs Sterben bzw. Sterbemittel zuständig wären) etwas gegen eine gute Leidensbeendigung haben. Im Titel dieses Themas sind vielleicht ein paar Ansätze dazu - die ich aber nicht recht zuordnen kann.
Thanatos
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Re: Angst vor Strafe, Nahtoderfahrungen, das "Danach"

Beitrag von Thanatos »

Chron hat geschrieben:...
Hättest du mir dazu evtl. noch etwas genauere Angaben, Bibelstellen oder Name der so Gestorbenen oder so?
...
Augustinus: War das ein Papst? (Kenne mich mit alledem nicht aus.)

....
Ich könnte dir einen Link dazu nennen, aber auf dieser Website stehen wieder Dinge, die Brechreiz verursachen. Also nur die Stellen:

Abimelech
(Richter 9:52-54)
Simson
(Richter 16:25-30)
Saul
(1 Samuel 31:4)
Sauls Waffenträger
(1 Samuel 31:5)
Ahitofel
(2 Samuel 17:23)
Simri
(1 Könige 16:15-20)
Judas
(Matthäus 27:3-5)

Wenn du nachliest, kannst du dir selbst ein Bild machen.

Ein Kuriosum am Rande: Vor einigen Jahren hielt ich einen Vortrag über Sterbehilfe und Freitod in einem kleinen Kreis von evangelikalen Christen. Zu meiner Überraschung kam der Vortrag bei diesen Leuten recht gut an. Ich bilde mir darauf allerdings nichts ein, denn bei näherer Überlegung zeigte mir das nur, wie leicht sich solche Leute beeinflussen lassen. Sobald ihnen ein Prediger das Gegenteil von dem erzählt, was ich ihnen erzählte, werden sie wieder anders „denken“.

Augustinus war einer der bedeutendsten Kirchenlehrer. Näheres dort: http://de.wikipedia.org/wiki/Augustinus_von_Hippo

Es grüßt,
Thanatos
Chron
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Re: Angst vor Strafe, Nahtoderfahrungen, das "Danach"

Beitrag von Chron »

Thanatos hat geschrieben:
Chron hat geschrieben:...
Hättest du mir dazu evtl. noch etwas genauere Angaben, Bibelstellen oder Name der so Gestorbenen oder so?
...
Augustinus: War das ein Papst? (Kenne mich mit alledem nicht aus.)

....
Ich könnte dir einen Link dazu nennen, aber auf dieser Website stehen wieder Dinge, die Brechreiz verursachen. Also nur die Stellen:

Abimelech
(Richter 9:52-54)
Simson
(Richter 16:25-30)
Saul
(1 Samuel 31:4)
Sauls Waffenträger
(1 Samuel 31:5)
Ahitofel
(2 Samuel 17:23)
Simri
(1 Könige 16:15-20)
Judas
(Matthäus 27:3-5)
Danke. Ausser Saul und Judas kommt mir kein Name bekannt vor.
Dazu als Erklärung: Ich habe als Kind mal das alte Testament angefangen zu lesen. Jemand (ein Schullehrer, u. a. vom Fach "Religion", das aber offenbar nur Christentum bedeutete) hatte mir eine Bibel geschenkt, und ich las gerne und freute mich also erst einmal über das dicke Buch. Irgendwo in den Königsbüchern wurde es mir aber dann zu langweilig und gab ich es auf.
Später habe ich mich mal auf die Suche nach (Fehl-)Übersetzungen gemacht, angeregt durch manches von Erich von Däniken, z. B. es habe mal gestanden "lasset uns Menschen machen" (also mehrere Götter) - und fand manche Stellen diesbezüglich interessant, allerdings war es mir nicht möglich, auf die ursprünglichen Aussagen zu kommen (auch nicht mit einem Wörterbuch für Althebräisch und Original-Texten).
Thanatos hat geschrieben:Wenn du nachliest, kannst du dir selbst ein Bild machen.
Das wird schwierig bis unmöglich: Jene als Kind erhaltene Bibel ist verschwunden (keine Ahnung wo, bei wem, wieso), und spätere zwei Versionen (aus verschiedenen Jahrzehnten) sind in allem Papierstau auch nicht wiederzufinden.
Ob man sowas im Web findet, es BIbeltexte wo gibt, weiss ich nicht.
Thanatos hat geschrieben:Ein Kuriosum am Rande: Vor einigen Jahren hielt ich einen Vortrag über Sterbehilfe und Freitod in einem kleinen Kreis von evangelikalen Christen. Zu meiner Überraschung kam der Vortrag bei diesen Leuten recht gut an. Ich bilde mir darauf allerdings nichts ein, denn bei näherer Überlegung zeigte mir das nur, wie leicht sich solche Leute beeinflussen lassen. Sobald ihnen ein Prediger das Gegenteil von dem erzählt, was ich ihnen erzählte, werden sie wieder anders „denken“.
Finde ich durchaus interessant - und ich denke schon, dass du dir da was drauf einbilden kannst (und es evtl. fortführen könntest/solltest?). Was aber meinten die Zuhörer, wer du seist? Einer "von ihnen" - oder ein "Exot", der im Gegensatz zur allgemeinen Lehrmeinung nun nicht gegen, sondern für Sterbehilfe war?
Denn Glaube ist ja meistens nur der Glaube an Aussagen von bestimmten Leuten.
Und wobei erstaunlicherweise Widersprüche nicht bemerkt werden, Ja ...
Thanatos hat geschrieben:Augustinus war einer der bedeutendsten Kirchenlehrer. Näheres dort: http://de.wikipedia.org/wiki/Augustinus_von_Hippo
Danke.
Lustigerweise war gerade in der Zeit, kürzlich (zufällig in einem Teletext gesehen), der Namenstag von Augustinus ... Was immer "Zufall" sei.
Thanatos
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Re: Angst vor Strafe, Nahtoderfahrungen, das "Danach"

Beitrag von Thanatos »

Chron hat geschrieben:...
Ob man sowas im Web findet, es BIbeltexte wo gibt, weiss ich nicht.

... Was aber meinten die Zuhörer, wer du seist? Einer "von ihnen" - oder ein "Exot", der im Gegensatz zur allgemeinen Lehrmeinung nun nicht gegen, sondern für Sterbehilfe war?
Denn Glaube ist ja meistens nur der Glaube an Aussagen von bestimmten Leuten.
Und wobei erstaunlicherweise Widersprüche nicht bemerkt werden, Ja ...

...
Im Web lassen sich viele Bibelübersetzungen finden, zum Beispiel bei Bibel online. Man braucht dort nur die Bibelstelle einzugeben, die man sucht.

Über meine „Karriere“ bei den Christen könnte ich seitenweise erzählen. Kurzversion: Ich gab Gott eine Chance. Also studierte ich die Bibel und mischte mich unters Christenvolk. Ich kann nicht leugnen, dass ich - besonders bei den Charismatikern - viel Spaß hatte, tolle Leute kennenlernte und einiges über die Abgründe der menschlichen Psyche hinzulernte. Irgendwann holte ich allerdings meinen Verstand wieder an der Garderobe ab.
Das Thema meines Vortrages begründete ich etwa so: „Da wir Christen mit der Frage nach Sterbehilfe und Freitod unweigerlich einmal konfrontiert werden, müssen wir wissen, worum es dabei geht, um Stellung beziehen zu können.“ Offenbar war es dieser rhetorische Trick, der mir aufmerksame Zuhörer lieferte. :wink:
Was Widersprüche betrifft, die nicht bemerkt werden, so machte ich diesbezüglich bei denjenigen Christen, die ich kennenlernte (es mag auch andere geben), die absurdesten Erfahrungen. Besonders die Charismatiker scheinen Widersprüche nie zu bemerken (oder nie bemerken zu wollen). Selbst wenn der Prediger an einem Sonntag dieses, am nächsten das Gegenteil erzählt, nicken sie (fast?) alle zustimmend und merken nichts. Deshalb fallen ihnen auch die Widersprüche in der Bibel nicht auf.
Dabei lernte ich Leute kennen, die beruflich durchaus logisch denken müssen, zum Beispiel einen Ingenieur und einen Physiker. An einen angesehenen Rechtsanwalt, der von der Existenz von Dämonen überzeugt ist, erinnere ich mich gerade. Und auffallend viele LehrerInnen gibt es bei den Charismatikern.
Ich machte mir einen Spaß daraus, herauszufinden, warum nicht nur die Einfachgestrickten, sondern auch gebildete Leute die größten Absurditäten glauben. Bei einigen fand ich die Ursache, die üblicherweise aus ihrer Biographie hervorging. Aber bei dem Physiker zum Beispiel gelang es mir nicht, herauszufinden, wieso er, als PHYSIKER, von der „unbezweifelbaren Korrektheit“ des biblischen Schöpfungsberichts überzeugt ist.
Oh, ich komme ins Schwafeln. Genug also für heute,
Thanatos
Zuletzt geändert von Thanatos am Samstag 31. August 2013, 18:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Angst vor Strafe, Nahtoderfahrungen, das "Danach"

Beitrag von Chron »

Thanatos hat geschrieben:Oh, ich komme ins Schwafeln. Genug also für heute,
Ich fand es amüsant zu lesen, hab geschmunzelt - gut geschrieben/beschrieben, finde ich!
Gern mehr davon (mal abgesehen davon, dass ich dabei das Titelthema dann ganz vergessen hatte :oops:) :-)
Thanatos hat geschrieben:Im Web lassen sich viele Bibelübersetzungen finden, zum Beispiel bei Bibel online. Man braucht dort nur die Bibelstelle einzugeben, die man sucht.
Ich versuche das mal gelegentlich zu finden. (Auf der Suche nach Ursachen für Ängste usw. - und im Wissen darum, dort werde ich es nicht finden, aber es interessiert mich, wie Selbsttötung früher beschrieben/aufgefasst wurde.)
Thanatos
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Re: Angst vor Strafe, Nahtoderfahrungen, das "Danach"

Beitrag von Thanatos »

Chron hat geschrieben:...Auf der Suche nach Ursachen für Ängste...
Interessant. Wohl mehr als die Hälfte meines Lebens hatte ich mit Angststörungen zu kämpfen. Zwar fand ich die Ursachen nicht, aber dafür wurde ich einen Großteil meiner Ängste los. Ist doch auch was.
Aber das gehört nun wirklich in einen anderen Thread. :wink:
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