Existiert der „Tod“?

Themenbezogene Diskussionen, die sich nicht nur auf eine Person beziehen; Ursachen und Auslöser für Depressionen und Daseins-Ängste; Bewältigungsstrategien bei Lebensmüdigkeit; psychische Krankheitsformen; Suchtkrankheiten; Alkohol-, Drogen- und Medikamenten-Abhängigkeit; Beziehungsprobleme

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allemal
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Existiert der „Tod“?

Beitrag von allemal »

Ich glaube eine ganz zentrale Frage bei Suizid ist,
„was kommt danach?“
viele Religionen, viele Theorien, keinerlei Gewissheit.
Also lautet vielmehr die Frage:
Was sehe ich für Möglichkeiten und wie komme ich damit zurecht.

Wer im Glauben stark verankert ist, hat es sicher leichter und wird sich vermutlich gar nicht mit dem Gedanken be....

Noch vor kurzem war es für mich leichter.
Ich verstand mich als Agnostiker, in erster Linie Techniker mit wenig Bezug zu Übersinnlichem.
Körper kaputt - neue Chance oder Ende.

In letzter Zeit befasse ich mich etwas intensiver mit der Quantenphysik.
Plötzlich stehen die Grundpfeiler der Logik in Frage.
(Materie-also wir selbst, Zeit usw)
Und letztendlich bleibt die Frage:

Gibt es überhaupt einen Tod?
Kann ich mein jetziges Leben wirklich beenden.
Besteht die Gefahr, dass alles nur noch schlimmer wird? (trotz erfolgreichem Suizid)
(Die Gedanken kommen nicht von ungefähr, aber nicht jetzt und hier...)

Natürlich sind das jetzt Überlegungen auf die ich keine Antwort finden kann, aber wie soll ich mit den Zweifeln umgehen?

Eh alles wurscht, schlimmer kanns nicht werden ect. ist vielleicht gut für eine (falsche) impulsive Entscheidung.
Aber gerade der Tod sollte gut überlegt sein.
oktober2012
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Re: Existiert der „Tod“?

Beitrag von oktober2012 »

Zunächst: Es ist ein Atheist, der dir antwortet.

Ich beneide Menschen, die in welcher Ausrichtung auch immer, an ein Leben nach dem Tod glauben können. Ich kann es nicht.
Für mich ist der Mensch, wie die gesamte belebte Materie, ein Produkt biochemischer und elektrischer Prozesse. Sein Leben, sein Bewusstsein und wenn man mag - seine Seele sind unlösbar mit dieser Materie verbunden. Wenn die Prozesse aufhören zu funktionieren - dann ist man tot - so schlicht und banal ist das für mich. Es ist unromantisch und kalt, aber für mich die Wahrheit.
volldurch
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Re: Existiert der „Tod“?

Beitrag von volldurch »

Vor der Zeugung war auch nichts von einem da, warum sollte dann nach dem Tod noch was da sein.
allemal
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Re: Existiert der „Tod“?

Beitrag von allemal »

Das Leben als biochemischen Prozess zu bezeichnen, bis zurück zu Urknall, Evolution usw. halte ich ja auch für (meiner Ansicht nach richtig).
Wenn aber der momentane Wissensstand der Physik die Materie als Produkt von Energie und Beobachtung bezeichnet,
wenn mit der Relativitätstheorie, Zeit eine relative Größe wird (bis hin zu Zeitstillstand und Gleichzeitigkeit...)
wenn Verschränkung eine (bzw mehrere) uns unbekannte Dimensionen erfordert
.....
und das alles keine esoterische Spinnerei ist, sondern große Physiker die an physikalischen Gesetzmäßigkeiten (seit vielen Jahrzehnten) arbeiten.
Physiker die ihre Theorien mathematisch belegt und mittlerweile experimentelle nachgewiesen haben,
dann kann ich das vor einem Abgang nicht einfach ignorieren.

Letztendlich will ja jeder seinen Zustand verbessern.
Mit -Augen zu und durch- geht man ein erhebliches Risiko ein!

Übrigens ich bleibe beim Agnostiker.
Die Möglichkeit eines Gottes besteht durchaus, oder eben einer ganz anderen Kraft, Energie oder was auch immer.
Daß, das was wir wahrnehmen letztendlich von irgendwo herkommen muß würde ich ja doch als logisch empfinden.

Jetzt würde mich interessieren, wie du zu dem Schluß kommst, dass der Tod das Ende ist und du an nichts anderes glauben können kannst.
allemal
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Re: Existiert der „Tod“?

Beitrag von allemal »

volldurch hat geschrieben:Vor der Zeugung war auch nichts von einem da, warum sollte dann nach dem Tod noch was da sein.

Gut das ist ein Ansatz, nicht wirklich neu, der mir aber gefällt.
Ich habe keine Erinnerung an ein irgendwas vor meiner Geburt (sogar weit weniger ;-)
....aber reicht der einfache Schluß?

(Ich werde darüber nachdenken)
oktober2012
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Re: Existiert der „Tod“?

Beitrag von oktober2012 »

Dass die Physik immer neue Tore aufschließt, ist für mich kein Grund, von meiner atheistischen Überzeugung abzugehen - im Gegenteil. Nur weil man die bisherige Unbekannte "X" nicht erklären kann, solle man sie nicht mit theistischen Thesen füllen. Sorry, der Träger des Bewusstseins ist die Materie, wenn dieser Träger die Funktion einstellt, ist es aus - auch für das Bewusstsein. Das Bewusstsein ist Biochemie, man brauch doch ein paar Benzos zu schlucken, um zu den Einfluss der Chemie auf das Bewusstsein zu erkennen.

Warum ich nichts anderes glauben kann? Weil es für mich so ist, wie es ist - nenne es ganz einfach das Gesetz der Natur.
allemal
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Re: Existiert der „Tod“?

Beitrag von allemal »

oktober2012 hat geschrieben:
Warum ich nichts anderes glauben kann? Weil es für mich so ist, wie es ist - nenne es ganz einfach das Gesetz der Natur.

Dein letzter Satz bring meine Zweifel auf den Punkt.
„Das Gesetzt der Natur.“
Nein – eher das Gesetzt der Beobachtung.

Und diese menschlichen Beobachtungen sind offenbar völlig unvollständig und vermutlich nur sehr oberflächlich (scheinbar) richtig.
Im Detail aber, schlicht nur scheinbar.

Bewusstsein lässt sich trüben, stimmt schon.
Wenn ich auf eine Schnittstelle Einfluß nehme, sagt das aber noch nichts über das System dahinter aus.

Auch Bewusstsein halte ich nur für einen Teil unserer Geistesleistung.
Einen viel höheren Wert gebe ich dem Unterbewusstsein.
(man denke nur an intuitive Entscheidungen oder vieles mehr)

Bewusstsein nur Biochemie...
War lange Zeit für mich auch ganz klar,,
Dann komme ich aber wieder zur Quantenphysik.
Wenn Beobachtung (nicht bloß Messung) beim Doppelspalt-experiment darüber entscheidet ob z.B. Elektronen Teilchen oder Wellenform haben,
dann kommt unserem Bewusstsein doch eine ganz neue Rolle zu.

Ich weiß schon, da werde ich auf keine Wahrheit kommen.
Das was mich beschäftigt ist:
Was halte ich für möglich – und WARUM
Und dann natürlich, lässt sich das mit Suizid vereinbaren.
volldurch
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Re: Existiert der „Tod“?

Beitrag von volldurch »

Ich gebe zu, dass ich von all dem wenig Ahnung habe. Aber wenn man sagt Bewusstsein=Chemie...stimmt denn das? Ich meine Bewusstsein ist ein Gefühl und nicht eine Summe von irgendwelchen Stoffen. ist klar was ich meine? Kann es vielleicht ein Bewusstsein geben, das zwar einerseits stoffabhängig ist aber andereseits doch mehr als nur die Summe der Chemie? Wenn ja, wäre dies nicht so weit weg vom Seelenkonzept.
allemal
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Re: Existiert der „Tod“?

Beitrag von allemal »

Ja,ja genau! – auch Das.

Seele! Da hab ich mir nie Gedanken darüber gemacht.
Aber eben die seltsame Welt der Quanten verändert alles und lässt sooo vieles auf einmal als möglicherweise plausibel erscheinen.

Möchte eigentlich gar nicht damit anfangen – warum gibt es uns.. –
Jedoch bekommt so etwas wie Seele sehr viel mehr Sinn, wenn man alles Materielle, Raum und Zeit in Frage stellt.


(Der Witz nebenbei; das mit dem Bewusstsein ist ja noch nicht wirklich erforscht.
Wir wissen dass so einiges im Gehirn vor sich geht, wenn wir denken und agieren.
Wie der genaue Ablauf funktioniert ist aber noch offen.
Obwohl ich eigentlich schon glaube dass alle Gedanken auf biologische Vorgänge zurück geführt werden können...)
volldurch
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Re: Existiert der „Tod“?

Beitrag von volldurch »

Ich hab mal gelesen, im Protestantismus, die machen es sich einfach: Der Mensch ist quasi sein Hirn, also rein biologisch-reduktionistisch, aber Gott erzeugt nach dem Hirntod das Bewusstsein (Seele) neu. Naja :D Im Katholizismus ist hingegen die Seele mit dem Hirn verbunden und wirkt auf dieses ein (die Seele gibt der Materie die "Form").
oktober2012
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Re: Existiert der „Tod“?

Beitrag von oktober2012 »

Hi allemal,

ich sehe, wir sind uns in einem einig - dass wir uns nicht einig sind! Für dich ist der Tod auf den Punkt gebracht, nur die Aufgabe der stofflichen Existenz der Körpers und das, was du Geist nennst, besteht in irgendeiner Form fort. Für mich ist der Tod der Schlusspunkt. Ein Fortbestehen gibt es vor dem Hintergrund, dass mein Körper abgebaut wird und seine stofflichen Bestandteile in den Pool der Materie zurückkehren.

Aus deinen Beiträge glaube ich zu lesen, dass die Beschäftigung mit der Thematik - Quanten, Geist bestimmt Bewusstsein ..., dir Kraft und Hoffnung gibt, das ist für sich genommen eine gute Sache, das meine ich ehrlich. Darum beneide ich dich.

Wie hat es dich eigentlich in dieses Forum verschlagen?
Thanatos
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Re: Existiert der „Tod“?

Beitrag von Thanatos »

Seit langer Zeit mal wieder eine interessante Diskussion, die sich hier entwickelte. Vielen Dank. Wieso hat Deadly noch nichts dazu gesagt? Na, wird wohl noch kommen. :wink:
Seit frühester Jugend suizidal und auf mannigfaltigen Sinnfindungswegen wandelnd, hatte auch ich sehr ähnliche Gedanken. In erste Linie ebenfalls Techniker – und analytischer Denker (behaupten Mitmenschen) - , allerdings nicht ohne spirituellen Einschlag, fand ich auf dem Umweg über Psychologie, Philosophie, östliche Weisheitslehren und christliche Religion letztendlich doch zu einer Art agnostischer Sicht zurück. Sollte ich nach meinem Ableben in irgendeinem „Zustand“ weiter existieren, so bin ich dennoch der Überzeugung, dass es mir dann besser gehen wird. Falls nicht, wäre auch nicht viel gewonnen, wenn sich das Schlechter noch ein paar Jahre hinauszögern würde.
Wie dem auch sei, es wird wohl nichts nach dem Tod „sein“. Ich gebe jedoch zu, dass ich mir da nur zu 99,9 % sicher bin, aber eben nicht zu 100%..... Keine Gewissheit, Zweifel bleiben.
Schönen Tag noch,
Thanatos
Zuletzt geändert von Thanatos am Donnerstag 25. Juli 2013, 10:39, insgesamt 1-mal geändert.
Rasiel
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Re: Existiert der „Tod“?

Beitrag von Rasiel »

Immer wieder interessant !


Vor vielen vielen Hundert Jahren hatten die Menschen auch noch keine Vorstellung was Strom ist, wie Strom fliesst !
Oder das es Telefone gibt in die man reinspricht und am Ende der Welt hört dich einer !
Oder das man auf den Mond fliegt !
Oder das riesige Fleugzeuge am Himmel fliegen, in die man reinsitzten kann.

Wir wissen heute viel im Gegensatz zu diesen Menschen, aber wie viel wissen wir wirklich ?

Vielleicht hat unsere Wissenschaft einfach noch nicht die Geräte um andere Dimensionen messen zu können, oder Parallelwelten oder wie auch immer.

Wie viel Strahlungen sind wir ausgesetzt ohne das wir eine Wahrnehmung empfinden, heute kann man diese Strahlung messen, vielleicht gibt es aber Dinge die eben noch nicht messbar sind.

Was ist schon der Fortschritt von 1-2 Generationen ? Gar nichts !

Deshalb aber zu sagen, gibt es nicht........ halte ich für falsch.


Natürlich weiss ich nicht was vor meiner Geburt war, ich weiss aber auch nichts von der Zeit in der ich bereits lebend im Mutterleib war.

Unser Gehirn ist nur zu einem kleinen Teil ausgelastet, wer weiss für was die anderen Teile sind, wie sieht es aber in 1000 Jahren schon anders aus.



Wie sagte Einstein: der Tod ist nur eine optische Täuschung.

Wir wissen nur das das "sterben" existiert und wir unseren Körper im herkömmlichen Sinne verlieren, aber brauchen wir den dann überhaupt noch ?
allemal
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Re: Existiert der „Tod“?

Beitrag von allemal »

@oktober2012

-einig dass wir uns nicht einig sind-
na Gott sei Dank, meine Meinung habe ich eh den ganzen Tag um mich.

-Körper kaputt, alles kaputt? –
Ja, das ist eine wichtige Frage die ich mir stelle.
Erst Freitod und dann Einsicht, dass meine Annahmen falsch waren... geht gar nicht!

Aber eine weitere, zugegeben sehr seltsame Überlegung spinne ich so vor mich hin.
Vielleicht gibt es Leute die schon Fehlversuche hinter sich haben, mit dem selben Gedanken.
Bin ich vielleicht doch „verstorben?
Und weiß nur nichts davon.......da sind sie wieder die Quanten und ihre Welt der Wahrscheinlichkeiten- alles/vieles geschieht parallel, überall und gleichzeitig bis zum Zeitpunkt der Beobachtung.
Also bestimmt die Art der Messung das Ergebnis (das sagen auch die Physiker)

.....oder
angenommen es gibt eine Hölle (glaub ich nicht!)
Wie würde die wohl aussehen?
z.B. weiterleben müssen unter noch schlechteren Bedingungen?
Das könnte sich jeder sehr schön selber ausmalen. Schlechter geht immer!

- wie ich in dieses Forum komme ?-
auch ich suche die „sichere“ Methode.
Nichts wäre schlimmer als mit einem voreiligen Versuch meinen Körper noch weiter zu schädigen, und dann damit weiter leben müssen.
Ein Leidgenosse hat einmal erwähnt, er würde oftmals gerne sterben, aber er kann sich nicht umbringen (seine Beweglichkeit war schon sehr reduziert)
Abgang unter Aufsicht, mit Leuten die Erfahrung haben (dignitas), klingt natürlich sehr verlockend.
allemal
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Re: Existiert der „Tod“?

Beitrag von allemal »

@volldurch

die verschiedenen christlichen Vorstellungen von der Seele usw.... na ja
an die Hölle glaube ich ja nicht, weil ich denke, dass das einfach von dieser ur-menschlichen Vorstellung kommt: Wer nicht brav ist, wird bestraft...
Und weil die Kleriker ein gutes Druckmittel für’s dumme Volk brauchten sowieso.
Bla bla bla... streichen wir den Absatz!

Es bleibt die grundsätzliche Frage zur Seele: gibt es sie, ja oder nein.
Wenn –nein-; OK kein Problem
Wenn – ja-; welche Möglichkeiten (Richtung Zustandsverschlechterung) fallen mir ein, was denke ich darüber....

„die Seele gibt der Materie die "Form" “
Wo ist das her?
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