Sind seelische Erkrankungen eine eigene Entscheidung?

Themenbezogene Diskussionen, die sich nicht nur auf eine Person beziehen; Ursachen und Auslöser für Depressionen und Daseins-Ängste; Bewältigungsstrategien bei Lebensmüdigkeit; psychische Krankheitsformen; Suchtkrankheiten; Alkohol-, Drogen- und Medikamenten-Abhängigkeit; Beziehungsprobleme

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

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berlinichbins
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Registriert: Dienstag 25. September 2012, 11:37

Sind seelische Erkrankungen eine eigene Entscheidung?

Beitrag von berlinichbins »

also, das ist ein satz, an dem ich heute noch kaue und ich sehr unschlüssig bin. vielleicht fällt jemand anderem auch was dazu ein. manchmal tendiere ich zu "ja", dann wieder zu "nein". "nein" immer dann, wenn es sich um eine bewusste Entscheidung handeln soll. das ist ein bisschen so, als wenn ich einem hund erzähle, was ein "hotdog" ist, er aber nichts damit anfangen kann, weil er sowas noch nie gegessen hat. also, wird er nichts entscheiden, obwohl ich weiß, dass er da total drauf abfahren würde.
hm, vielleicht ein komlpiziertes Beispiel, aber daran soll es ja auch nicht liegen, ob euch was einfällt. lieben Gruß
Lullaby
Beiträge: 63
Registriert: Samstag 5. Februar 2011, 11:53

Re: Sind seelische Erkrankungen eine eigene Entscheidung?

Beitrag von Lullaby »

Jaa...das habe ich sehr lamge nicth verstanden - verstehe es manchmal bis Heute nicht. Habe mich nach dieser Aussage meines Therapeuten lange schuldig
gefühlt, tendiere Heute noch manchmal dazu mich schuldig zu fühlen.

eine Entscheidung ja - aber sicherlich nicht so, wie wir sie in unserem heutigen Sprachgebrauch verwenden.

Nein, ich denke auch nicht, dass es unbedingt eine bewusste Entscheidung ist. Entweder, weil sie so früh getroffen wird, dass sie
vielleicht noch nicht einmal in sprachlichem Sinne existiert, bzw. die Konsequenzen als solche (je nach Reifegrad) nicht absehbar sind.
Außerdem ist es wohl auch eine Entscheidung, die der Grundpersönlichkeit entspricht, was in gewissem Sinne bedeutet, dass diese
vielleicht keine andere entscheidungsmöglichkeit hatte.
(und ja ich weiß, das es jetzt ganz schnell um das Thema Schuld, verantwortung und hinter der Krankheit verstecken aufkommt)

Es ist natürlich schwierig, die seelische Störung "aufzuschlüsseln". Das Grundgefühl ist ja noch mal wieder etwas anderes als das (sichtbare) Symptom.
Eine Depression beinhaltet ja z.B. bestimmte Verhaltensweisen und Gedankenmuster. Wenn diese bewusstseinsfähig gemacht wurden, kann man sich gegen
sie entscheiden denke ich. Sich ablenken, nicht grübeln, bewusst andere Gedanken dagegen setzen. es wird aber ja auch gesagt, dass sozusagen der Kern
sichtbar gemacht und eine grundlegende Entscheidung geändert werden kann, die damit alle Symptome auflöst (Falls mir das jemand genauer erklären kann,
wäre ich sehr dankbar).

In jedem Fall finde ich diesen Satz- einfach so in den Raum gestellt - mit Vorsicht zu genießen.
Seelenschmerz
Beiträge: 401
Registriert: Montag 28. Dezember 2009, 16:35

Re: Sind seelische Erkrankungen eine eigene Entscheidung?

Beitrag von Seelenschmerz »

Bei mir selbst: Nein!
Bei anderen: Ja!
:twisted:



Aber mich führt das zu der Frage, wie ist eigentlich mein Verhältnis zu mir selbst? Warum hasse ich mich, was könnte ich mir vergeben, um frei zu sein? Bin ich schuldig vor mir selbst, oder bilde ich mir das ein? Warum habe ich mein Selbst verraten, wäre es auch anders gegangen? Aber offensichtlich war ich nicht stärker und bewusster, um besser zu handeln, sonst hätte ich es doch getan..

Erinnert mich an die Bücher von Arno Gruen, eben "Der Verrat am Selbst" usw..

Aber ein falsches Geständnis unter schwerer Folter, das ist genau so eine "eigene Entscheidung"..
Hans
Beiträge: 247
Registriert: Mittwoch 6. Juli 2011, 18:57

Re: Sind seelische Erkrankungen eine eigene Entscheidung?

Beitrag von Hans »

Ich habe mal bei meiner Mutter mit meinem mittleren Bruder abwechselnd eingekauft ohne Kühlschrank. Danach haben wir in in einem Mietshaus zwei Wohnungen nebeneinander gehabt. Das ist viele Jahre her, aber ich ertappe mich selbst heute noch dabei, dass ich von jedem Artikel ZWEI aufs Band lege.

Die Seele ist noch härter drauf, die vergisst mal gar nichts. Ich wurde von Mann und Frau sexuell missbraucht und gefoltert. Das vergisst die Seele niemals und das Hirn ist der Seele und dem Körper nahe. Wenn die Seele dem Körper und dem Geist nicht nahe ist, wirst Du todsterbenskrank, hihi...good Luck

Ich will das mal Anders ausdrücken. Es gibt sicherlich genetische Prädispositionen für Seelenerkrankungen, die ich im Alter von 5-7 gar nicht wahr genommen habe und deshalb überhaupt nur weiss wie ein gesundes Gehirn funktioniert. Das war sehr schön. Dramata begannen ab 7.
Werden durch maligne Ereignisse die ganz großen Depri Raddampfer den Mississippi runter gestartet, dann laufen die länger und zuverlässiger als jeder moderne Otto Motor. Es dabei noch an Land zu schaffen, bevor einen irgendwann im Golf von Mexiko ein Cat 5 Sturm in den Himmel holt, hat sehr viel mit Disziplin, Eigenverantwortlichkeit sowie auch Überlebenswille zu tun.
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