Buddhismus :-( oder :-)

Themenbezogene Diskussionen, die sich nicht nur auf eine Person beziehen; Ursachen und Auslöser für Depressionen und Daseins-Ängste; Bewältigungsstrategien bei Lebensmüdigkeit; psychische Krankheitsformen; Suchtkrankheiten; Alkohol-, Drogen- und Medikamenten-Abhängigkeit; Beziehungsprobleme

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

berlinichbins
Beiträge: 218
Registriert: Dienstag 25. September 2012, 11:37

Buddhismus :-( oder :-)

Beitrag von berlinichbins »

also, ich beschäftige mich gerade mit dem tibetischen buddhismus und bin manchmal total geschockt, was die da machen und manchmal entdecke ich dinge, die als wertvoll erachte.

habt ihr euch auch mal damit auseinandergesetzt? wie gings euch dabei und was habt ihr für euch als wahrheit herausgefunden?

über antworten würde ich mich wirklich sehr freuen, alles liebe, berlinichbins
Chron
Beiträge: 642
Registriert: Samstag 10. Juli 2010, 20:56

Re: Buddhismus :-( oder :-)

Beitrag von Chron »

Als ich ein Buch über Buddhismus (ob speziell tibetisch oder wie, weiss ich nicht) gelesen habe, dachte ich: Wie schön, dass jemand das in Worte fassen konnte, was ich schon lange meine/denke/fühle/ahne. Und weil das jemand (oder viele Menschen, bis es dann zu dem deutschen Buch kommen konnte) schon konnte(n), brauche ich mich darum nicht mehr zu bemühen oder zu kümmern. Später las ich manch vermutlich falsch Übersetztes irgendwo, oberflächlich, dazu - vielleicht eine Philosophie/Religion, die kaum zu "lernen" ist.
Seelenschmerz
Beiträge: 401
Registriert: Montag 28. Dezember 2009, 16:35

Re: Buddhismus :-( oder :-)

Beitrag von Seelenschmerz »

Ich habe (rein subjektiv) im Buddhismus sehr viel Wahres entdeckt.

Das Leben ist Leid,
das Ego erzeugt das Leid,
da ist Illusion, usw.

Aber dann fangen die auch wieder mit dem Unsinn an, Wiedergeburt und so.

Sonst wäre ich schon längst Buddhist.
Wenn ich nicht zu faul wäre.

Warum soll man sich wegen Erleuchtung so anstrengen, alle Wege führen nach Hause :wink:
Spätestens durch den Tod komme ich nach Hause.
Lullaby
Beiträge: 63
Registriert: Samstag 5. Februar 2011, 11:53

Re: Buddhismus :-( oder :-)

Beitrag von Lullaby »

Wirklich a_u_s_e_i_n_a_n_d_e_r_g_e_s_e_t_z_t habe ich mich nicht damit.
Ich finde die buddhistische Lehre gut, um sich bewusst zu machen, wie sehr man in seinem traditionell
westlichen Denken verhaftet ist.
Schwierig wurde es für mich, als ich merken musste, dass es zig verschiedene Interpretationen dieser Lehre
gibt - also wieder nicht DIE Wahrheit :wink:

Ich habe immer wieder Schwierigkeiten, weil ich mich selbst sehr mit so etwas unter Druck setzen kann -
darum geht es aber bestimmt nicht - und Leben ist ganz bestimmt nicht nur Leid - es ist AUCH Leid.
Das kann ein tröstlicher Gedanke sein, kann aber auch dazu führen, völlig in seinem Leid verhaftet zu
bleiben (ob bewusst oder unbewusst) und seine persönliche zu einer allgemeingültigen Wahrheit machen
zu wollen (das hab ich glaub ich auch mal versucht)

Ich seh schon, ich muss mich nochmal damit beschäftigen ;)
Seelenschmerz
Beiträge: 401
Registriert: Montag 28. Dezember 2009, 16:35

Re: Buddhismus :-( oder :-)

Beitrag von Seelenschmerz »

Bananenprinzessin hat geschrieben:im Buddhismus führen nicht alle Wege nach Hause bzw ins Nirwana.. man wird so oft wieder geboren, bis man es schafft völlig ohne Bedürfnisse zu leben...
So ungefähr meinen die das, ich weiß. Das war auch nur meine eigene Meinung, dass alle Wege nach Hause führen.

Obwohl es ja verschiedene Pfade geben soll, und jeder und alles was mich nervt, ein Lehrer für mich sein soll..
Die allergrößten Idioten und Mistkerle sind also die wichtigsten Lehrer, so hat jeder eine nützliche Funktion :lol:
Seelenschmerz
Beiträge: 401
Registriert: Montag 28. Dezember 2009, 16:35

Re: Buddhismus :-( oder :-)

Beitrag von Seelenschmerz »

Es gibt nicht nur Leid, und laut Buddhismus kann man es sogar ganz überwinden.
Sonst hätte Buddha ja nicht so viel zu lachen gehabt :wink:

Aber wenn man etwas zu sehr will, hat man ein Problem.

DIE Wahrheit gibt es nicht, wozu auch?
Chron
Beiträge: 642
Registriert: Samstag 10. Juli 2010, 20:56

Re: Buddhismus :-( oder :-)

Beitrag von Chron »

Bananenprinzessin hat geschrieben:im Buddhismus führen nicht alle Wege nach Hause bzw ins Nirwana.. man wird so oft wieder geboren, bis man es schafft völlig ohne Bedürfnisse zu leben (is ja ne tolle Erleuchtung).. naja is völlig widernatürlich.. alles Quatsch... Ich bin Atheistin:)
Atheismus und Buddhismus schliessen sich nicht aus, weil Buddhismus an sich keine Götter hat (im z. B. tibetischen Buddhismus wurde damit die alte Bön-Religion mit deren Göttern vermischt).

Nirwana ist einerseits "nichts" - langweilig und wohl kaum erstrebenswert.
Andererseits eine Erleuchtung, die nicht nach dem Tod, sondern jederzeit im Leben entstehen kann. S. z. B. http://de.wikipedia.org/wiki/Nirwana
Seelenschmerz
Beiträge: 401
Registriert: Montag 28. Dezember 2009, 16:35

Re: Buddhismus :-( oder :-)

Beitrag von Seelenschmerz »

Solange man sich langweilt, ist man noch nicht erleuchtet oder im Nirvana, so denke ich..

Wenn man überwiegend Leid erlebt, finde ich das Nichts erstrebenswert.
"Nichts" bedeutet für mich, da ist noch nicht mal Langeweile..
Für mich gibt es nichts schöneres als das Nichts.
Alles andere bedeutet immerzu Hoffen und Bangen, Trauer und Abschied, Auf und Nieder, Gewinnen und Verlieren, Verlust und Demütigung, Vergänglichkeit oder bestenfalls Langeweile.
Thanatos
Beiträge: 1580
Registriert: Freitag 5. Februar 2010, 10:48

Re: Buddhismus :-( oder :-)

Beitrag von Thanatos »

Seelenschmerz hat geschrieben:...
Für mich gibt es nichts schöneres als das Nichts.
....
Schon mal erlebt, wie das Nichts „ist“? Oder was macht dich so sicher, dass es nichts Schöneres gibt? :wink:
Gruß vom Thanatos
Seelenschmerz
Beiträge: 401
Registriert: Montag 28. Dezember 2009, 16:35

Re: Buddhismus :-( oder :-)

Beitrag von Seelenschmerz »

Boah, wann hab ich das denn schon wieder gesagt?

Meine Vorstellung vom Nichts ist schön.
Und das Nichts ist für mich die Abwesenheit von allem.
Im Nichts bin ich weder glücklich noch gelangweilt, da ist nichts..
Das stelle ich mir so vor, das ist alles..
Thanatos
Beiträge: 1580
Registriert: Freitag 5. Februar 2010, 10:48

Re: Buddhismus :-( oder :-)

Beitrag von Thanatos »

Seelenschmerz hat geschrieben:...
Meine Vorstellung vom Nichts ist schön.
Und das Nichts ist für mich die Abwesenheit von allem.
Im Nichts bin ich weder glücklich noch gelangweilt, da ist nichts..
Das stelle ich mir so vor, das ist alles..
Einverstanden, diese Formulierungen sind für mich nachvollziehbar.
Übrigens halte ich es für eine gute Hilfestellung, um dem Verständnis des Nichts näher zu kommen, wenn man sich die Situation vor seiner Zeugung vorzustellen versucht. Was war damals? Keine Sorgen, keine Schmerzen, keine Ängste..... Welch paradiesischer Zustand!
Schönen Tag noch,
Thanatos
Seelenschmerz
Beiträge: 401
Registriert: Montag 28. Dezember 2009, 16:35

Re: Buddhismus :-( oder :-)

Beitrag von Seelenschmerz »

Ja, Schopenhauer lässt grüßen..

Genau diesen Zustand meinte ich.

Und ist das nicht lächerlich, da plagt man sich mitunter 70, 80, 90 Jahre ab, und dann landet man wieder da, wo man vorher sowieso schon war. :roll:

All die Lebensgeschichten der Menschen, die jetzt auf dem Friedhof liegen. All die Hoffnungen, Träume, Enttäuschungen, Schmerzen, Leid, Glück..
Was haben sie JETZT davon?
Was hat es ihnen gebracht, geboren zu sein?
Die Nichtexistenz ist Nichtexistenz, ob man mal irgendwann gelebt hat oder nicht..
Das vergangene Leben ist eine Illusion, mehr noch als das Leben in der Gegenwart.
Thanatos
Beiträge: 1580
Registriert: Freitag 5. Februar 2010, 10:48

Re: Buddhismus :-( oder :-)

Beitrag von Thanatos »

Seelenschmerz hat geschrieben:...

Und ist das nicht lächerlich, da plagt man sich mitunter 70, 80, 90 Jahre ab, und dann landet man wieder da, wo man vorher sowieso schon war. :roll:

....
Und an dieser Stelle lässt Cioran grüßen. :wink:
Tja, so ist der Mensch nun mal gestrickt: Selbst Achtzig- oder Neunzigjährige, die kaum noch krabbeln können, hängen an ihrem Leben und diejenigen von ihnen, die sterben wollen, lässt man (meistens) nicht sterben.
Wie dem auch sei, wenn die Vernunft siegte - anstatt eines genetisch programmierten Triebes, am Leben zu hängen -, gäbe es uns vermutlich gar nicht, was wiederum wohl nicht schlecht wäre, denn nichts Positives brachte „die Krone der Schöpfung“ den anderen Erdbewohnern. Klare Fehlkonstruktion. :mrgreen:
Beste Grüße,
Thanatos
Seelenschmerz
Beiträge: 401
Registriert: Montag 28. Dezember 2009, 16:35

Re: Buddhismus :-( oder :-)

Beitrag von Seelenschmerz »

Jaja, der Mensch, der große Ausrotter und Vernichter :(


Cioran sinngemäß:
Die Natur hat den Menschen schlecht konzipiert? Nein, man könnte viel eher sagen, die Natur selbst ist schlecht konzipiert..

Alles, was der Mensch seit dem Krieg angepackt hat, ging daneben? Sie irren sich in der Zeit, Madame, man muss bei Adam und Eva beginnen..



Dass das Klammern an das Leben keine vernunftbetonte Abwägung sein könne, dass dann das Ergebnis anders ausfallen würde, erkannte ja schon der gute alte Arthur. :D
berlinichbins
Beiträge: 218
Registriert: Dienstag 25. September 2012, 11:37

Re: Buddhismus :-( oder :-)

Beitrag von berlinichbins »

ich kenne beides: eine art nichts im sinne vom stillstand von allem. etwas, was alles lebendige verschlingt. es ist nicht das "stille" nichts, was ich meine. mehr das nichts aus der unendlichen Geschichte. die Erleuchtung ist für mich ein starkes verbundenheitsgefühl zu allem, in dem man selbst aufgeht.es macht alle grenzen wet und ist nur noch stark tief zufrieden.bedingungslose liebe bringe ich hiermit als menschlichen ausdruck in Verbindung. auch so ein gefühl kenne ich. das schöne ist, wie chron schon schrieb, es passiert nicht unbedingt am ende des Lebens. es kann jeder zeit im leben geschehen und so muss ein leben nicht bis 80 oder 90 nur voller leid sein. es kann auch mit der vollen bandbreite aller gefühle gefüllt sein. ja, meiner erfahrung nach ging es bei mir nur über die annahme allem, nicht über das unterdrücken von "negativen" gedanken. das praktizieren gar nicht mal so wenige Buddhisten. jahrzehntelang meditieren sie, um sich von ihren anhaftungen zu befreien. also, diese von dem menschen negativ bewerteten eigenschaften wie Wut, ärger, usw. abzulegen. leider dauert das sehr lange, weil sie sie so nicht annehmen, sonder eher brechen. das ist, so finde ich, ein ganz schöner Gewaltakt. irgendwas daran scheint aber zu klappen, sonst würden es nicht so viele machen. ich für mich habe einen anderen weg entdeckt. ich stellte mir die frage: wenn die buddhisten alle menschen versuchen mit ihrem mitgefühl zu sehen, weshalb sehen sie sich selbst damit nicht. der buddhist selbst ist doch auch ein mensch. also, dann würde das doch heißen: ich nehme alles von mir selbst an und sehe aller meiner eigenschaft mit meinem Mitgefühl und herzen. dann masakriere ich mich nicht selbst. für mich ist die Annahme, es gäbe kein "ich" nicht ganz zutreffend. es gibt ein "ich" und ein "du" - alles ist aber auch miteinander verbunden und verdient "gleich" behandelt zu werden.

also, was ich hier versuche zu sagen: nur, wenn ich mich selbst nicht übergehe, übergehe ich auch andere nicht mehr so sehr.
ja, ich werde noch weiter lesen und erfahren und mich würde interessieren, was der buddha gesagt hat und ob wir menschen, die dinge einfach nur anders verstehen als sie gemeint waren.

ein indiz dafür ist, dass jeder immer alles für sich selbst prüfen soll. egal welcher Lehrer was sagt. und das wiederum stellt die gleichwertigkeit bzw. sogar die wichtigkeit der eigenen Existenz wieder klar heraus.

alles gute euch!
Antworten