Authentisch leben?

Themenbezogene Diskussionen, die sich nicht nur auf eine Person beziehen; Ursachen und Auslöser für Depressionen und Daseins-Ängste; Bewältigungsstrategien bei Lebensmüdigkeit; psychische Krankheitsformen; Suchtkrankheiten; Alkohol-, Drogen- und Medikamenten-Abhängigkeit; Beziehungsprobleme

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Seelenschmerz
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Re: Authentisch leben?

Beitrag von Seelenschmerz »

Thanatos hat geschrieben:Würde man nun seine Authentizität bestätigen, wenn man diesem Zitat die Tat folgen ließe?
Beste Grüße,
Thanatos
Ach, keine Ahnung. Wenn man immer warten müsste, bis man auf jede noch so philosophische oder theoretische Frage eine perfekte Antwort hat, dann würde man überhaupt nie zur Tat schreiten können..

Hm, wenn ich genau überlege, dann ist das ja bereits meine Herangehensweise an das Leben :twisted: :?
berlinichbins
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Re: Authentisch leben?

Beitrag von berlinichbins »

nach dem kämpfen kann noch etwas anderes folgen, aber klar erstmal ist man angepisst, weil es einfach ungerecht ist. es gibt menschen, denen spielte das leben bessere anfangsbedingungen zu und sie leben leichter. was ich allerdings für mich sehen kann, dass man diese innerlich überholen kann, weil man so gezwungen war, sich mit dem ganzen kram auseinanderzusetzen. denn bewusstheit ist ein Geschenk, dass nicht jeder empfängt. leider.
Seelenschmerz
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Re: Authentisch leben?

Beitrag von Seelenschmerz »

Mir ist in den letzten 10 Jahren sehr, sehr Vieles bewusst geworden:
Wie die Menschen funktionieren.
Was man mit mir und vielen anderen Menschen gemacht hat.
Über meine unerfüllten Bedürfnisse.
Wer über die Politik bestimmt.
Die ungerecht verteilten Bildungs- und Entwicklungschancen.
Über die weltweite Umweltzerstörung. Über Massentierhaltung.
Die aussichtslose Überschuldung vieler Staaten.
Über die Kirche. Über unseren Staat. Über Kriege.
Unser Wirtschaftssystem, welches sich ohne Regulierung selbst zerstört, wo Menschen nur eine Ware sind.
Für unser Finanzsystem mit Zins und Zinseszins gilt dasselbe, es kann nicht auf Dauer funktionieren, man muss nur rechnen können.
Dass die Menschheit seit zig tausenden von Jahren nichts dazu gelernt hat.

Manchmal wünsche ich mir für mich viel mehr Oberflächlichkeit, Ignoranz und weniger Bewusstheit.
Aber wieso ist Bewusstheit für dich ein Grund zur Freude, und für mich ein Grund für Depressionen und Bitterkeit?
Thanatos
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Re: Authentisch leben?

Beitrag von Thanatos »

Seelenschmerz hat geschrieben:...

Manchmal wünsche ich mir für mich viel mehr Oberflächlichkeit, Ignoranz und weniger Bewusstheit.
...
Gute Idee. Denn so ließe sich das Leben besser ertragen. Nicht umsonst heißt es in der Schrift: „Selig sind die geistig Armen.“ :mrgreen:
berlinichbins
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Re: Authentisch leben?

Beitrag von berlinichbins »

weil ich noch mehr Bewusstheit auf mich bezogen meine und damit auch auf dich bezogen. 80 prozent von dem was du aufzählst, hat was mit der außenwelt zu tun, nicht mit deiner Innenwelt. je mehr noch die Innenwelt bewusst bei dir wird, um so besser kannst du im außen handeln. im moment hast du einen ersten schritt getan und siehst, was die angetan wurde und vielen anderen auch. aber es geht noch weiter. der schwierigste teil und der beste im nachhinein kommt erst noch: das machen, das tun, das wandeln in dir und dann bis du genau in der gleichen welt, aber innerlich ganz anders. du bist dann kein opfer mehr, sonder mehr ein Macher. es ist sehr schwer aus der kindlichen opferrolle herauszugehen, denn faktisch hatte man nie einen Einfluss.

das, was die seele erstmal fühlen muss, ist zu sehen, dass man selbst einen einfluss auf all das haben kann, was da passiert und dadurch machst du einen unterschied. und wenn das viele machen(mal gesponnen), dann haben wir in sehr vielen jahrzehnten eine andere Welt. und es machen sich immer wieder menschen auf einen bewussteren weg auf die socken, wenn sie sich nicht vorher umbringen, oder in der psychiatrie versacken oder vor lauter schmerz nicht hinsehen können oder, oder oder.....
Thanatos
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Re: Authentisch leben?

Beitrag von Thanatos »

Kurz: Nachdem man festgestellt hat, wie böse und absurd die Welt ist, könnte man sich mal überlegen, was man dagegen tun kann – und dann handeln.
berlinichbins
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Re: Authentisch leben?

Beitrag von berlinichbins »

ja, in der kürze liegt die würze:-) ich glaube ganz einfach ist es nicht, weil "nur" mit verstand handeln auch bedeuten kann, dass man sich in einem Kampf gegen die Welt handelnd verfängt. aber das hast du so nicht gesagt, es ist mir nur spontan eingefallen, weil das auch menschen machen und super frustriert und ausgelaugt in ihrem kampf werden und nichts zufriedenes dabei spüren.
weißt du, was ich meine?
Seelenschmerz
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Re: Authentisch leben?

Beitrag von Seelenschmerz »

Das widerstrebt mir noch irgendwie, dass ich eine Art Mutter Teresa werden soll.
Wann darf ich denn endlich mal an mich denken? Hat schon jemals jemand an mich gedacht?
Ich bin durchaus schon ein paar mal aus der Opferrolle herausgetreten, das fühlt sich tatsächlich gut an, aber für die anderen war es weniger erfreulich :twisted:

Naheliegend ist doch höchstens der Wunsch, zu rebellieren, sich zu verweigern, Rache zu üben, als sich weiterhin benutzen zu lassen, damit es anderen gut geht?

Machen, tun, das war mein ganzes Leben lang vergeblich, das hat sich noch nie ausgezahlt.

>>..dann haben wir in sehr vielen jahrzehnten eine andere Welt.<<

Und was hab ich davon?? Das erlebt garantiert keiner von uns. Und mein einziger Trost ist, wenn es anderen auch schlecht geht.. :evil:
berlinichbins
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Re: Authentisch leben?

Beitrag von berlinichbins »

nee, nee - am wichtigsten ist, dass du für dich deine Mutter teresa wirst und erstmal nur an dich denkst :D

erst wenn das gut geht, kann man auch an andere denke und genau dann geht man auch nicht im kampf in die Welt.
ja, dann hat dein gegenüber zur abwechslung mal das problem und das ist dann auch gut so. weiter so. mit der zeit wurde ich dann ein bisschen sensibler, aber erst nachdem ich andere erstmal (weil ich nur bei mir blieb) verletzt habe.
wenn man wirklich mit allen gefühlen und bedürfnissen da ist, dann tuts eben der umwelt auch mal weh. das darf sein, sind nur andere erstmal nicht gewohnt(also ein teil davon jedenfalls). dein gegenüber könnte sich fragen, weshalb ihn das dann so aufbringt. klar kann es sein, dass er dir die schuld in die schuhe schieben will, aber diese jacke kann man, aber muss man sich nicht anziehen.

kannst du mal deine situation beschreiben als du aus der opferrolle herausgetreten bist?

ja, also rebellieren ist doch gut, solange du nicht leib und leben der anderen dabei forderst. verweigern ist auch gut. und dann aber eben auch dinge tun, damit es dir gut geht.

hmmm....mit rache bin ich nicht so weit gekommen.

machen und tun zahlt sich nicht aus, wenn man es für andere tut und nicht erstmal für sich. alles andere frustriert, weil es voraussetzt, dass die anderen es als wertvoll erachten.

ich weiß auch noch nicht, ob ich was von der anderen welt habe, aber auf jedenfall gehts mir inzwischen nicht nur mit mitleidenen gut, sondern auch mit menschen, die ebenso für sich sorgen können, aber auch mit mir zusammen etwas teilen und für sich den platz in der Welt gefunden haben. und da kommts dann: nicht überall treffe ich auf herzenslose menschen, da dort die welt schon anders ist.
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