anormal - und das Recht darauf

Themenbezogene Diskussionen, die sich nicht nur auf eine Person beziehen; Ursachen und Auslöser für Depressionen und Daseins-Ängste; Bewältigungsstrategien bei Lebensmüdigkeit; psychische Krankheitsformen; Suchtkrankheiten; Alkohol-, Drogen- und Medikamenten-Abhängigkeit; Beziehungsprobleme

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Grenzwelten
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anormal - und das Recht darauf

Beitrag von Grenzwelten »

Damit der Thread "Was macht ihr vor eurem Suizid" nicht weiter OT geht
können wir hier weiter schreiben

vom Recht nicht "normal" zu sein.
vom Recht auf Krebs, auf Psychosen und Neurosen...
und vom Recht auf Suizid

denn wem soll das eigene Leben gehören wenn nicht einem selbst?

solange man andere nicht verletzt, finde ich,
hat man das Recht zu leben wie man möchte (oder eben zu sterben)

Anormalität muss nicht verstanden werden, damit sie akzeptiert wird
und was nicht verstanden werden kann muss deshalb nicht "behandelt" werden oder
als psychisch krank deklariert werden.

außerdem; wer entscheidet was "behandelt" werden muss, was also krank ist, und was nicht?
und gibt es Krankheit überhaupt oder ist letztlich alles Ausdruck eines Selbstheilungsporzesses?

kritische Geister sind unbequem.
unangepasste Geister können ein ganzes System ins Wanken bringen
und werden deshalb lieber pathologisiert.

für mich persönlich verläuft die Grenzen zwischen selbstbestimmten Leben
und notwendigem Eingriff des Staates, dort wo andere Menschen geschützt werden müssen.
Wenn also eine sog. Fremdgefährdung vorliegt.

Aber existiert die "Fürsorgepflicht" überhaupt?
Und wann und in wieweit darf eingegriffen werden?

Haben wir ein Recht auf Suizid?

Ich finde es traurig dass Menschen die ihrem Leben ein Ende bereiten wollen
oft brutal und alleine sterben müssen.

Sollten auch "psychisch kranke", also Menschen die psychisch aus dem Gleichgewicht geraten sind, ein Recht auf Suizid bekommen?
so-lebt-der-lurch
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Re: anormal - und das Recht darauf

Beitrag von so-lebt-der-lurch »

Grenzwelten hat geschrieben: Haben wir ein Recht auf Suizid?
Ich finde - JA und zwar OHNE Einschränkung

und ich finde es diskriminierend wenn man dieses Recht nur einer bestimmten Gruppe einräumt. Im allgemeinen den schwer körperlich Kranken, damit haben die wenigsten Leute ein Problem, bei allen anderen wirds schwierig.

Exit International bspw. billigt dieses Recht nur alten und schwer kranken Menschen zu. Jüngere, vor allem depressive werden ausdrücklich ausgenommen, die sollen zum Arzt gehen. Dagegen sehen die es als legitim an, dass noch gesunde (sehr) Alte sich entscheiden können, zu einem beliebigen Zeitpunkt lange genug gelebt zu haben. Ich weiß nicht ob sie das aus Überzeugung verbreiten oder weil sie dadurch auf mehr Akzeptanz in der Öffentlichkeit hoffen.

Warum "muss" man überhaupt krank sein um einen Suizid rechtfertigen zu können bzw. warum muss man einen Suizid überhaupt rechtfertigen?
Es soll auch gesunde Lebensmüde geben, die eben andere Gründe haben und es gab Kulturen, da wurde dies allgemein akzeptiert.

Mit welchem Recht fühlen sich wildfremde Menschen, die sich sonst niemals für mich interessiert hätten, dazu berufen mir vorschreiben zu wollen, dass ich zu leben habe?
Das ist eine Bevormundung, die dreister nicht sein könnte. Aber anstatt sich über die eigene Beschränktheit mal Gedanken zu machen, behaupten sie dann einfach man wäre "krank" und brauche "Hilfe" :roll:

Und was besonders traurig und feige ist: Viele von diesen "besorgten" Wichtigtuern lesen bspw. hier mit, schreiben aber nie etwas. Und warum nicht?
Sie wollen lieber mit ihresgleichen über uns reden anstatt mit uns. Wie armselig ist das denn eigentlich?

Fragt man ernsthaft nach warum denn das Leben unbedingt die bessere Alternative sein soll, faseln sie sich etwas von Gott und Geschenken zusammen.
Da muss man sich doch zwangsläufig fragen wer hier eigentlich verrückt ist :twisted:
Grenzwelten
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Re: anormal - und das Recht darauf

Beitrag von Grenzwelten »

http://www.patverfue.de

hab ich erst eben entdeckt.
finde ich super!!!

aber ob das funktioniert
im zweifelsfall?


http://www.gutefrage.net/frage/hat-der- ... auf-suizid
find ich auch interessant
Grenzwelten
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Re: anormal - und das Recht darauf

Beitrag von Grenzwelten »

ich glaube auch, dass wenn das Recht auf Suizid auch in Deutschland
für jeden Menschen anerkannt werden würde,
es nicht unbedingt mehr Suizide gäbe,
aber mehr erleichterte, innerlich freiere Menschen

ich finde es sehr wichtig für seine Rechte einzustehen
und auch für die anderer

manchmal denke ich, ich wär gern Rechtsanwältin geworden :)
raggi
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Re: anormal - und das Recht darauf

Beitrag von raggi »

wahre worte, lurchi und grenzwelten.
aber anormal? sind wir nicht, wir alle sind menschen.
Thanatos
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Re: anormal - und das Recht darauf

Beitrag von Thanatos »

raggi hat geschrieben:wahre worte, lurchi und grenzwelten.
aber anormal? sind wir nicht, wir alle sind menschen.
Laut Duden bedeutet anormal: „nicht normal; von der Norm abweichend; ungewöhnlich.“ Da es nicht der Norm entspricht, ständig mit dem Gedanken an Suizid beschäftigt zu sein – denn die meisten Menschen tun das eben nicht -, ist ein solcher Mensch zwar immer noch ein Mensch, aber eben nicht der Norm entsprechend und folglich „anormal“. Was ist dabei? Mich stört es nicht im Geringsten, als „anormal“ bezeichnet zu werden. Ich betrachte die „Normalen“ sowieso immer schon als Langweiler. :mrgreen:
Thanatos
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Re: anormal - und das Recht darauf

Beitrag von Thanatos »

Grenzwelten hat geschrieben:http://www.patverfue.de

hab ich erst eben entdeckt.
finde ich super!!!

aber ob das funktioniert
im zweifelsfall?


http://www.gutefrage.net/frage/hat-der- ... auf-suizid
find ich auch interessant
Vielen Dank für die beiden hervorragenden Links!
Stimmt, bei dieser „schlauen Patientenverfügung“ habe ich auch so meine Zweifel, ob sie letztendlich wirklich funktioniert.
Grenzwelten
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Re: anormal - und das Recht darauf

Beitrag von Grenzwelten »

raggi
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Re: anormal - und das Recht darauf

Beitrag von raggi »

thanatos dann müssten auch dicke, dünne, ganz kleine, ganz grosse. behinderte wo gliedmassen fehlen, blinde, taube menschen, lernbehinderte und generell kranke menschen, und und und als anormal gelten.

eine norm für menschen?
ich mag das wort in dem zusammenhang einfach nicht. klingt auch so ddr mässig. vielleicht deswegen. weil da alle menschen so "geformt" werden sollten, schon von säugling aufweärts. zur ddr hats gepasst.
nagut, wir sind wohl jetzt sowas ähnliches.
aber warum denn nicht einfach anders? wir sind etwas anders als viele menschen es sind.
Thanatos
Beiträge: 1580
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Re: anormal - und das Recht darauf

Beitrag von Thanatos »

raggi hat geschrieben:thanatos dann müssten auch dicke, dünne, ganz kleine, ganz grosse. behinderte wo gliedmassen fehlen, blinde, taube menschen, lernbehinderte und generell kranke menschen, und und und als anormal gelten.

...
Stimmt, du hast Recht. Ich hätte hinzufügen sollen, dass die Bezeichnung „anormal“ üblicherweise auf psychische Anormalität bezogen wird. Psychisch anders zu sein, ist eben immer noch in weiten Teilen der Bevölkerung ein Tabuthema. Ein Querschnittgelähmter im Rollstuhl wird viel eher akzeptiert als jemand, der zum Beispiel nur eine Angststörung hat, von Psychosen ganz zu schweigen. Ich kam sogar mit gewissen christlichen Kreisen in Kontakt, wo psychisch Kranke als von Dämonen besessen gelten. Das ist kein Witz!
raggi
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Re: anormal - und das Recht darauf

Beitrag von raggi »

gut. so kommen wir also auf einen nenner.
ja die christlichen kreise , echt kein scherz ... ich glaub die trieben noch im letzten jahrhundert vereinzelt "dämonen" aus. dadurch sind wohl auch schon menschen gestorben
Thanatos
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Re: anormal - und das Recht darauf

Beitrag von Thanatos »

raggi hat geschrieben:...
ja die christlichen kreise , echt kein scherz ... ich glaub die trieben noch im letzten jahrhundert vereinzelt "dämonen" aus. dadurch sind wohl auch schon menschen gestorben
Diese gewissen christlichen Kreise - eine charismatische Großgemeinde hierzulande - , die ich erwähnte und selbst erlebte, treiben heute noch Dämonen aus und das nicht nur vereinzelt. Zwar nicht auf die Art wie im „Exorzisten“ oder ähnlichen Filmen zu sehen, aber sie tun das wirklich. Überdies haben sie eine haarsträubende Dämonenlehre, die von den amerikanischen Fundamentalisten rüberschwappte.
Grenzwelten
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Re: anormal - und das Recht darauf

Beitrag von Grenzwelten »

kennt ihr das Gefühl von Einsamkeit?
Und wie geht ihr damit um?

ich kämpfe gerade wieder damit....
ich hab es oft latent und manchmal fällt es mich an.....

es ist wie sich getrennt von allem fühlen
und es ist grauenvoll

ich hoffe es wird bald wieder heller in mir
Deadly Snowflake

Re: anormal - und das Recht darauf

Beitrag von Deadly Snowflake »

Thanatos hat geschrieben:
raggi hat geschrieben:thanatos dann müssten auch dicke, dünne, ganz kleine, ganz grosse. behinderte wo gliedmassen fehlen, blinde, taube menschen, lernbehinderte und generell kranke menschen, und und und als anormal gelten.

...
Stimmt, du hast Recht. Ich hätte hinzufügen sollen, dass die Bezeichnung „anormal“ üblicherweise auf psychische Anormalität bezogen wird. Psychisch anders zu sein, ist eben immer noch in weiten Teilen der Bevölkerung ein Tabuthema. Ein Querschnittgelähmter im Rollstuhl wird viel eher akzeptiert als jemand, der zum Beispiel nur eine Angststörung hat, von Psychosen ganz zu schweigen. Ich kam sogar mit gewissen christlichen Kreisen in Kontakt, wo psychisch Kranke als von Dämonen besessen gelten. Das ist kein Witz!
Wird doch selbst noch von der katholischen Kirche praktiziert.
Deadly Snowflake

Re: anormal - und das Recht darauf

Beitrag von Deadly Snowflake »

Grenzwelten hat geschrieben:kennt ihr das Gefühl von Einsamkeit?
Und wie geht ihr damit um?
ich kämpfe gerade wieder damit....
ich hab es oft latent und manchmal fällt es mich an.....
es ist wie sich getrennt von allem fühlen
und es ist grauenvoll
ich hoffe es wird bald wieder heller in mir
Klingt sehr nach Depression...da kann ich keine wirklich kompetenten Ratschläge geben.
Ich habe mich seit Jahren an äussere Einsamkeit gewöhnt...nicht freiwillig und nicht ohne Leid.
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