Leiden an der Wirklichkeit

Themenbezogene Diskussionen, die sich nicht nur auf eine Person beziehen; Ursachen und Auslöser für Depressionen und Daseins-Ängste; Bewältigungsstrategien bei Lebensmüdigkeit; psychische Krankheitsformen; Suchtkrankheiten; Alkohol-, Drogen- und Medikamenten-Abhängigkeit; Beziehungsprobleme

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Lena-Marie
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Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von Lena-Marie »

Es ist, wie ich es im Threadtitel schon schrieb, ein Leiden an der Wirklichkeit.

Ich arbeite schon seit Jahrzehnten im Tierschutz, beherberge viele Tiere, meistens sog. Todeskandidaten und lebe vegan. Den Tieren zuliebe.

Ich empfinde mich selbst wie den Mann in dieser Geschichte:
Zitat:
Der alte Mann und die Seesterne

Im sonnigen Kalifornien lebte ein alter, weiser Mann, welcher jeden Morgen
zum Sonnenaufgang am Strand spazieren ging. Man sah, wie er sich
fortwährend hinunter beugte, etwas aufhob und ins zurückweichende Meer warf.
Dieses beobachtete eines Tages ein junger Mann aus weiter Ferne, der auch
schon früh auf den Beinen war. Als dieser sich noch mehr näherte, sah er,
dass der alte Mann Seesterne aufhob, die an den Strand gespült worden
waren, und – einen nach dem anderen – warf er sie ins Meer zurück. Der
junge Mann war verblüfft. Er näherte sich dem alten Mann und sagte: "Guten
Morgen, alter Mann. Ich habe mich gefragt, was Sie da tun." "Ich werfe
diese Seesterne zurück ins Meer. Sehen Sie, es wird gerade Ebbe und all
diese Seesterne sind ans Ufer gespült worden. Wenn ich sie nicht ins Meer
zurück werfe, wird die heiße Sonne sie austrocknen und sie werden
sterben." "Ich verstehe", erwiderte der junge Mann. "Aber es muss an
diesem Strand tausende von Seesternen geben. Sie können unmöglich alle
zurück ins Meer werfen. Es gibt einfach zu viele. Sehen Sie nicht, dass
Sie unmöglich etwas ändern können?" Der alte Mann lächelte, beugte sich
wieder hinunter und hob einen weiteren Seestern auf. Auch diesen warf er
zurück ins Meer. Dann sah er den jungen Mann an und erwiderte:

"Für diesen einen macht es einen Unterschied."

(Quelle: Jack Canfield u.
Mark V. Hansen)


...ich werfe die Seesterne zurück, weil ich weiss, dass es "für diesen einen einen Unterschied macht".

Ich weiss selbst, dass dies, was ich tue, was ich helfe, nur dieser berühmte "Tropfen auf den heissen Stein" ist, aber da jeder dieser Tropfen ein Tier ist, dem ich das Leben schenke, ist mir dieses Tun sehr wichtig und kostbar.

Nur, und da komme ich zu meinem Problem:

Wie kann ich helfen, OHNE dabei an der Wirklichkeit, dass es doch während ich helfe, Millionen von anderen Tieren sehr schlecht geht, die ich nicht "retten" kann, ZU ZERBRECHEN? Denn das tue ich!

Ich leide ganz entsetzlich darunter, dass die Wirklichkeit ist, wie sie ist: Grausam!

Und damit meine ich nicht nur (aber natürlich vorallem) das Tun der Menschen unseren Mitlebewesen gegenüber, sondern auch die Tatsache, dass die Natur selber so GRAUSAM ist.

Ich leide wirklich fürchterlich unter der Tatsache, dass unser Leben auf unserem Planeten EIN FRESSEN UND GEFRESSENWERDEN IST!

Ich weiss, dass das (im Grunde genommen) ein absoluter Unsinn ist (da die Wirklichkeit nunmal ist, wie sie ist), aber das hilft mir nicht: Ich leide darunter!

Ich habe schon soviele, für mich wichtige Fortschritte gemacht, indem ich jetzt nicht mehr so dermassen zugrundegehe, wenn eines meiner Tiere sterben muss. Früher hab ich dermassen gelitten und bin immer ein wenig mitgestorben, heute bin ich in der Lage zu sagen: "Ich habe ihm ein schönes Leben bereiten können (auch wenn es leider manchmal nur sehr kurz war) und bin dankbar, dieses Tier kennengelernt zu haben"

Aber nun muss ich ENDLICH auch mal dieses Problem lösen, dass ich nunmal in einer Welt lebe, die ist, wie sie ist und dass die Gesetze der Evolution grausam sind, immer nur die Stärksten bevorteilen (obwohl ich doch immer nur den Schwächsten helfe und damit - wahrscheinlich wie Don Quijchote - versuche, eine Art von "Ausgleich" dieser natürlichen Auslese herzustellen).

Ich habe, seitdem ich Kind bin, das Gefühl: Das ist nicht meine Welt in der ich lebe! :( Ich schaff das nicht, ich kann das nicht!

.............

MEINE VORSTELLUNG: (leider im Archiv, weil ich aber jetzt öfter danach gefragt wurde, hier nochmal)
Ein lebenslanges "JEIN" zum Leben...

Beitragvon Lena-Marie » So 27. Mai 2012, 19:17
Hallo,

möcht mich auch mal vorstellen, bzw. erklären, warum ich hier bin.

Ich war ein nichtgewolltes und ungeliebtes Kind, das schreibe ich nur, weil ich mir damit erkläre, warum ich kein Urvertrauen ins Leben finden konnte. Ich denke, dass dieses verantwortlich dafür ist, wie wohl oder unwohl man sich im Leben fühlt oder -viel wichtiger in meinen Augen- wie sehr man die Widrigkeiten des Lebens verkraftet.

Als Kind wollte ich schon nur sterben und mit 16 -im Internat- wollte ich mich mit meiner Freundin zusammen umbringen. Ihr Vater war Arzt und sie hatte nach den Ferien ein Riesenglas mit Schlaftabletten mitgebracht, die sie in seiner Praxis geklaut hatte.

Jede von uns nahm abends eine Handvoll, dann legten wir uns ins Bett und warteten darauf, einzuschlafen und zu sterben. Aber anstatt einzuschlafen, ging mein Kopfkino an und ich hatte nach wenigen Minuten fürchterliche Angst, meine Eltern damit unglaublich traurig zu machen. Ich dachte, obwohl ich sie nicht liebte und mich ihnen nur verpflichtet fühlte, das darf ich nicht.

Ich stürzte in die Toilette und steckte mir den Finger in den Hals und erbrach mich.

Ins Zimmer zurückgekommen, wollte ich auch meine Freundin davon abhalten, aber die war nicht mehr ansprechbar. Ich erschrak fürchterlich und benachrichtigte unseren Familienvater, unseren Deutsch- und Geschichtslehrer. Dann gings schnell, Notarzt, Krankenhaus, Magenauspumpen usw. Sie hat überlebt und war mir zum Glück auch nicht böse, als sie nach zwei Wochen wiederkam.

Was blieb, war eine Todessehnsucht, die einfach nie wegging. Sie gehörte aber dermassen zu mir und meinem Leben, dass ich es anders garnicht kannte.

Ich bekam jung drei Kinder und damit eine "Existenzberechtigung". Ich war (und bin :wink: ) unglaublich gerne Mutter. Ich gab meinen Kindern all das, was ich nie hatte: Liebe! Und davon ganz arg viel!

Nun sind sie erwachsen, sie brauchen mich nicht mehr und ich falle wieder in mein so bekanntes "Loch". Ich schaffe es einfach nicht, mal nur für mich zu leben. Ich schaffe es nicht, EINFACH NUR ZU SEIN, so wie es z.B. der Buddhismus als Ziel erklärt.

Seit meiner Jugend nehme ich Antidepressiva, weil ich ohne dieses Medikament einfach nur dasitze und ununterbrochen weine, einfach "so". Es sprudelt nur so aus mir heraus. Mein Arzt sagte mir schon vor Jahrzehnten, dass das an meinem Gehirnstoffwechsel liegt, an dem Serotonin, mein Gehirn baut es zu schnell wieder ab. Ich habe keine Chance, glücklich, zufrieden und ausgeglichen zu sein ohne dieses Medikament.

Doch auch dieses Medikament konnte nicht verhindern, dass in mir wieder diese entsetzliche Sinnkrise und die Todessehnsucht aufgeflammt ist.

Sie hat mich auf die Seiten von Dignitas geführt und mit grossen Neidgefühlen habe ich mir die Videos der Leute angeschaut, die mit diesem Medikament so leicht in den Tod geglitten sind.

Dann habe ich dieses Forum entdeckt und seitdem lese ich stundenlang ununterbrochen eure Geschichten und lasse sie auf mich wirken.

An ihnen erkenne ich, "wo ich stehe", wieweit mein eigener Wunsch zu sterben ist und stelle ihn ins Verhältnis zu meinem Lebenswillen.

"Lebenswillen", das ist eigentlich ein Fremdwort in meinem Leben, denn ich denke, ich lebe nicht, sondern ich versuche mein ganzes Leben lang schon, MEIN LEBEN ZU ÜBERLEBEN!

Aber das kann es ja auch nicht sein. :(

Ich spüre: Ich brauche noch viel Zeit, ich muss noch viel hier lesen, muss noch viel nachdenken darüber, ob es für mich Sinn macht, das letzte Lebensdrittel zu leben, oder lieber jetzt -wo ich meine "Pflicht" getan habe- doch lieber aus dem Leben gehe.

Ich weiss es (noch) nicht........


Liebe Grüsse

Lena

Nachtrag:

Ich mache schon ein Leben lang immer wieder Psychotherapie. Mein Therapeut fragte mich einmal: "Waren Sie irgendwann in Ihrem Leben auch mal glücklich?" Und ich sagte: "Ja, als meine Kinder geboren wurden" Und er (ganz vorwurfsvoll und verständnislos): "Aber Sie können doch jetzt nicht ein Kind nach dem anderen in die Welt setzen, nur um glücklich zu sein!"

Das war mir auch klar. Aber sonst gab es leider keinen Grund. :(
Dieses Gedicht und dieses Lied lieb ich sehr:


Theodor Storm (1817-1888)


Beginn des Endes

Ein Punkt nur ist es, kaum ein Schmerz,
Nur ein Gefühl, empfunden eben;
Und dennoch spricht es stets darein,
Und dennoch stört es dich zu leben.

Wenn du es andern klagen willst,
So kannst du's nicht in Worte fassen.
Du sagst dir selber: »Es ist nichts!«
Und dennoch will es dich nicht lassen.

So seltsam fremd wird dir die Welt,
Und leis verlässt dich alles Hoffen,
Bist du es endlich, endlich weißt,
Dass dich des Todes Pfeil getroffen.

*********************************************


http://www.youtube.com/watch?v=WYAC2QkBeNU



Ludwig Hirsch


Komm grosser schwarzer Vogel, komm jetzt!
Schau, das Fenster ist weit offen,
schau, ich hab Dir Zucker auf's Fensterbrett g'straht.

Komm grosser schwarzer Vogel, komm zu mir!
Spann' Deine weiten, sanften Fluegel aus
und leg s' auf meine Fieberaugen!
Bitte, hol mich weg von da!

Und dann fliegen wir rauf,
mitten in den Himmel eini,
in a neue Zeit, in a neue Welt,
und ich werd' singen, ich werd' lachen,
ich werd' "das gibt's net" schrei'n,
weil ich werd' auf einmal kapieren,
worum sich alles dreht.

Komm grosser schwarzer Vogel, hilf mir doch!
Press' Deinen feuchten, kalten Schnabel
auf meine wunde, auf meine heisse Stirn!

Komm grosser schwarzer Vogel,
jetzt waer's grad guenstig!
Die anderen da im Zimmer schlafen fest
und wenn wir ganz leise sind,
hoert uns die Schwester nicht!
Bitte, hol mich weg von da!

Und dann fliegen wir rauf,
mitten in den Himmel eini,
in a neue Zeit, in a neue Welt,
und ich werd' singen, ich werd' lachen,
ich werd' "das gibt's net" schrei'n,
weil ich werd' auf einmal kapieren,
worum sich alles dreht.

Ja, grosser schwarzer Vogel, endlich!
Ich hab' Dich gar nicht reinkommen g'hoert,
wie lautlos Du fliegst,
mein Gott, wie schoen Du bist!

Auf geht's, grosser schwarzer Vogel, auf geht's!
Baba, ihr meine Lieben daham!
Du, mein Maedel, und du, Mama, baba!
Bitte, vergesst's mich nicht!

Auf geht's, mitten in den Himmel eini,
nicht traurig sein, na, na, na,
ist kein Grund zum Traurigsein!

Weil ich werd' singen, ich werd' lachen,
ich werd' "das gibt's net" schrei'n,
weil ich werd' auf einmal kapieren,
ich werd' gluecklich sein!
Ich werd' singen, ich werd' lachen,
ich werd' "das gibt's net" schrei'n,
weil ich werd' auf einmal kapieren,
ich werd' gluecklich sein!
Ich werd' singen, ich werd' lachen,
ich werd' endlich gluecklich sein!

*********************************************

Mein Lieblingszitat

Niemand weiß, was der Tod ist,
ob er nicht für den Menschen
das Größte ist unter allen Gütern.

Sie fürchten ihn aber,
als wüßten sie gewiß,
daß er das größte Übel ist.

Platon
.....................
Man nennt dies
dann in der Fachsprache narzisstische Kränkung.
WIWO: Was bedeutet das?
Wolfersdorf: Man zerbricht an seinem eigenen Ideal. Das
Selbstbild hält der Wirklichkeit nicht mehr stand.
............
Das Erkennen des Lebensplanes

»Wie kann ich wissen, was ich vor meiner Inkarnation versprochen
habe?
Indem du dir dein jetziges Schicksal oder Lebenspanorama in
Erinnerung rufst, und es von Jugend auf, so weit du diese Jugend
zurückverfolgen kannst, aufzeichnest:
Warum bist du gerade in diese Familie gekommen? Warum
hast du gerade diese Schulbildung? Warum bist du gerade in
diese Gemeinschaft gekommen? Warum bist du gerade in diese
ungute Situation gekommen, die dir Schwierigkeiten bereitet
hat? Warum hast du diesen Bruder, diese Schwester als Partner
gewählt? Warum bist du allein geblieben? Warum bist du mit
deinen Eltern so lange zusammengewesen? Warum hast du
diesen oder jenen schweren Schicksalsschlag erleiden müssen,
der dich fast erdrückte? ... usw. usf.
Daraus ergibt sich für ein intensiv geschultes Geistwesen im
Menschenkörper viel, was er da herauskriegt ... Ihr werdet erkennen,
… dass ihr das eine oder andere nicht getan habt, obwohl
ihr es aus heutiger Sicht hättet besser machen können.
Aber es ist noch nicht zu spät: Ich kann es in irgendeiner anderen
Form wiedergutmachen.« (** Weidner 1, 203 ff.)

»Die Menschen werden bei richtiger Auffassung vom tiefen
Sinn des Lebens ganz von selbst zu suchen beginnen, wo ihre
Aufgaben liegen, in welcher Richtung sie gefördert werden
müssen und welche Grundlagen ihnen dazu schon ins irdische
Dasein mitgegeben sind, was sie also schon in vergangenen Leben
erarbeitet haben. Seine Aufgaben zu erfüllen, ist es nie zu
spät, denn die Erkenntnis reift oft erst in reiferen Jahren, wenn
der Mensch befähigt ist, sich selbst zu erkennen und zu beurteilen,
was im Verlauf des ganzen Lebens zu seinem geistigen
Fortschritt beigetragen und was ihn behindert oder unmöglich
gemacht hat.« (** Nowotny 1, 167)

»Weil jede Prüfung für euch ein Geheimnis birgt, wisst ihr
nicht, ob sie dafür da ist, um euch im Kampfe zu stärken, um
euch etwas zu offenbaren, das ihr nicht kennt, oder um irgendein
Vergehen zu sühnen. Doch weicht niemals vor den Prüfungen
zurück, denn dazu sind sie nicht gesandt worden; auch gehen
sie nicht über eure moralischen oder seelischen Kräfte.«
Zuletzt geändert von Lena-Marie am Mittwoch 26. September 2012, 06:57, insgesamt 2-mal geändert.
Lena-Marie
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Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von Lena-Marie »

Ich habe gerade das:
Aber, das ist für mich selber total erstaunlich: Ich habe drei Kinder, die total anders ticken als ich, die nicht verstehen können, dass ihre Mutter so schwer lebt. Die leben gerne, die sind widerstandsfähiger. Die können sich nicht einfühlen. Mein Mann auch nicht.

Aber alle die haben eine ganz andere Entstehungsgeschichte hinter sich als ich und ich denke: Das ist es! Das ist es, was MICH so lebensunfähig macht im Vergleich zu ihnen!
in einem anderen Thread geschrieben.

Gerade durch meine Kinder und auch meinen Mann, der eine liebe Mama hatte, die ihn sehr umsorgt hat, denke ich, es ist so dermassen in mir drin, diese Lebensunfühigkeit, dass da garnichts mehr zu machen ist. Meine Biographie umschreiben kann ich nicht, ich muss mit ihr und den Eindrücken, die sie mir über das Leben und wie es ist, verleiht, einfach leben.

Aber das ist kein "Leben" (so wie Trauriger Mensch das auch beschreibt), das ist eine Qual, das ist was, an dem man zerbricht.

Seitdem meine Kinder erwachsen sind und mich nicht mehr brauchen (die sind wirklich fit, die zeigen mir, wie super man Leben kann (grad wollt ich schreiben "wenn man es möchte", aber das ist absoluter Unsinn, denn ich möchte es ja, kanns nur nicht), wenn man nicht soviele Probleme durch die Kindheit mit im Gepäck hat und dadurch das immerwährende, einen immer begleitende Gefühl "Das Leben ist nicht schön!"

Momentan ist es so, dass ich dem Tag aus dem Wege gehe, die fröhlich scheinende Sonne nicht ertrage und in der Nacht lebe, die besser zu meinen Gefühlen passt.

Aber das ist kein Leben, das ist Vegetieren! Wenn ich aufwache, versuche ich, eine Motivation zu finden, die einzige Motivation momentan sind aber "nur" (das Wort ist blöd, denn sie sind so wertvoll, so wichtig) die Tiere, die ich versorgen muss.

Ich bemühe mich sooo sehr, die Welt aus buddhistischer Sicht zu sehen (das Einzige, was an Weltanschauung an mich geht), aber es ist sooo schwer, wenn man gleichzeitig trotzdem denkt, dass das nicht die Welt ist, in der man leben möchte! :(

Mist! :evil:
Lena-Marie
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Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von Lena-Marie »

Ich spür ganz deutlich, dass ich mich momentan in genau dieser Situation befinde, die ich in einem anderen Thread vor ein paar Tagen schrieb:
Lena-Marie hat geschrieben:
Schön finde ich diese Aussage:
Die Verzweiflung ist nicht das Ende:
SIE IST DER ANFANG.
Sie weisst auf das hin, was mich schon vor vielen Jahren so berührt hat:
Die Krise (Alt- und gelehrtes Griechisch κρίσις krísis ursprünglich ‚die Meinung‘, ‚Beurteilung‘, ‚Entscheidung‘, später mehr im Sinne von ‚die Zuspitzung‘) bezeichnet eine problematische, mit einem Wendepunkt verknüpfte Entscheidungssituation.
http://de.wikipedia.org/wiki/Krise

In der Medizin ist das die Situation, in der die Krankheit (kurvenmässig, z.B. fieberkurvenmässig) ihren Höhepunkt erreicht und kein Arzt der Welt nun weiss, wie es weitergeht. Geht die Krankheit nun Richtung Tod oder geht sie in Richtung Leben. Das alleine entscheidet (oft) nur noch der Lebenswille des Kranken.

Ich habe das für mich so interpretiert, dass eine Krise immer einen Neuanfang bedeuten kann, wenn sie (zum Leben hin) überwunden ist. Wir gehen (und das ist mir so wichtig) aus einer Krise verändert und gereifter hervor, wenn wir sie überstanden haben. (Wenn wir uns die Chance gegeben haben, sie zu überstehen). :?
Ich hab keine Ahnung, wie das DIESMAL für mich ausgeht....

Aber ich weiss, dass ich, wenn ich so weitermache, so weiterfühle, so weiterdenke, ziemlich krank werde, weil mein Immunsystem recht bald (wenn es nicht schon grad dabei ist) sagen wird: Ich hab echt keine Lust mehr, mich Tat für Tag für die doofe Kuh abzurackern, wenn sie sowieso nicht leben will.
Lena-Marie
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Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von Lena-Marie »

Gerade fangen die Vögel an zu Zwitschern...

Einerseits stinkt mir das, weil ich weiss, dass jetzt wieder der Tag beginnt, aber andererseits bin ich jeden Morgen total bezaubert davon:

Die hadern nicht, die hocken nicht die ganze Nacht im Baum und denken sich "Sch....Leben"

Die können was, was ich so gerne auch können würde: EINFACH SEIN!

Ohne zu Hinterfragen, ohne Grübeln, einfach Sein! Sie sind wirkliche Vorbilder für mich. Aber so könnte auch ich nur sein, wenn ich dieses Sch... Nachdenken lassen könnte. Meine Gedanken einfach abstellen könnte.

Ich wär so gerne ein Vogel! :wink:
Chron
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Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von Chron »

Lena-Marie hat geschrieben:es ist so dermassen in mir drin, diese Lebensunfühigkeit, dass da garnichts mehr zu machen ist.
Interessanter Freud'scher Verschreiber: Lebensunfähigkeit oder Lebensunfühligkeit?
Lebensunfähig wohl kaum. Da du ja zweifellos lebst, gute Kinder "produziert" hast usw..
Lebensunfühlig, was ist das (deshalb wurde es ja nicht ausgeschrieben; neues Wort ...)?
Das Leben von Tieren scheinst du zu fühlen. Auch wenn du ihnen meiner Meinung nach manchmal etwas zu viel Menschliches andichtest (je nach Tier/Entwicklungstufe gibt es für sie gar keine Angst vor dem Tod, nur Leiden mögen sie natürlich auch nicht). Aber das menschliche Leben zu fühlen ... macht Schwierigkeiten? Das von anderen Leuten, das nicht einfühlbar ist - also willst/kannst du dein eigenes, obwohl du ja anders bist als jene, auch nicht fühlen?
Wobei ich ja auch nicht so genau weiss oder beschreiben kann, was "Leben fühlen" denn wäre. Aber vermutlich all das, was man mit allen bzw. einem der vielen Sinne mitbekommt. Was Wohlschmeckendes geniessen/essen/trinken, was an der Haut oder in Bewegungen angenehm fühlen (Baden oder was auch immer), was Hörbares geniessen (wie Vogelstimmen), ...
Lena-Marie
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Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von Lena-Marie »

Hallo Chron,

danke für dein Feedback! Tut mir unglaublich gut, ich bin so zerrissen, so verzweifelt momentan, dass ich jedes Feedback aufsauge wie ein Schwamm...
Chron hat geschrieben:
Lena-Marie hat geschrieben:es ist so dermassen in mir drin, diese Lebensunfühigkeit, dass da garnichts mehr zu machen ist.
Interessanter Freud'scher Verschreiber: Lebensunfähigkeit oder Lebensunfühligkeit?
Lebensunfähig wohl kaum. Da du ja zweifellos lebst, gute Kinder "produziert" hast usw..
Lebensunfühlig, was ist das (deshalb wurde es ja nicht ausgeschrieben; neues Wort ...)?
Nee, das ist, glaub ich, kein Freudscher Versprecher, das soll schon "Lebensunfähigkeit" heissen :wink:

Du schreibst "Lebensunfähig wohl kaum..." Doch, ich finde, das ich das bin, schon immer bin. Ich weiss grad nicht, wie ich es dir beschreiben soll.

Diese Kinder, das war eine Art von "Aufschub", die ich da von meinem Schicksal bekam. Deswegen stürze ich jetzt ja auch (wieder, ich kenn diese Gefühle schon seit meiner Kindheit) so tief.

In dieser Zeit war ich abgelenkt von meinen eigenen Problemen, da hatte ich nur Augen für die Kinder.
Das Leben von Tieren scheinst du zu fühlen. Auch wenn du ihnen meiner Meinung nach manchmal etwas zu viel Menschliches andichtest (je nach Tier/Entwicklungstufe gibt es für sie gar keine Angst vor dem Tod, nur Leiden mögen sie natürlich auch nicht).
Das liest du bei mir? Das kann natürlich sein, dass ich das mache. (ich liebe Walt Disney Filme!!!)
Aber das menschliche Leben zu fühlen ... macht Schwierigkeiten? Das von anderen Leuten, das nicht einfühlbar ist - also willst/kannst du dein eigenes, obwohl du ja anders bist als jene, auch nicht fühlen?
Nein, ich bin kein Autist (obwohl meine Sozialphobie (die ich mir selber diagnostiziert habe :wink: ) dazupassen könnte.

Doch, ich kann "Andere fühlen" und auch mich selbst fühlen (deswegen leide ich ja so)
Wobei ich ja auch nicht so genau weiss oder beschreiben kann, was "Leben fühlen" denn wäre. Aber vermutlich all das, was man mit allen bzw. einem der vielen Sinne mitbekommt. Was Wohlschmeckendes geniessen/essen/trinken, was an der Haut oder in Bewegungen angenehm fühlen (Baden oder was auch immer), was Hörbares geniessen (wie Vogelstimmen), ...
Ja das alles. Das sagt mir auch mein Therapeut (der sich leider nicht einfühlen kann, wie dramatisch es grad in mir aussieht, der sieht anscheinend auch nur die "starke" Frau, die schon soviel bewältigt, geschafft hat.

Mein Problem ist: All diese Dinge helfen mir nicht beim Leben, sie helfen nur zum Überleben. :(
Chron
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Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von Chron »

Lena-Marie hat geschrieben:Nein, ich bin kein Autist (obwohl meine Sozialphobie (die ich mir selber diagnostiziert habe :wink: ) dazupassen könnte.

Doch, ich kann "Andere fühlen" und auch mich selbst fühlen (deswegen leide ich ja so)
Ich dachte nicht an Autismus, sondern an das sich nicht einfühlen Können/Wollen in bösartige Menschen (Tierquäler, Menschenquäler & Co). Da du ja offenbar eine schlimme Vergangenheit/Kindheit hast, scheint mir das naheliegend (auch Sozialphobie passt dazu: Andere Menschen als feindlich/schädlich erlebt und also scheut man sie; logisch). Mit Tieren hingegen gibt es solche schlechten Erfahrungen nicht.
Von dir selbst fühlst du aus irgendeinem Grund nur oder mehr das Leiden (als Opfer früher - und was lässt dich jetzt konkret leiden, ausser den immer noch vorhandenen bösen Menschen überall, denen du aber nun ja ausweichen kannst/tust?) als das Schöne. Obwohl das Leiden vermutlich schon recht lange hinter dir liegt und die Zeit mit dem Aufwachsen deiner Kinder doch wohl eigentlich schön war.
Auch eine angebliche Lebensunfähigkeit, oder (Lebens-)Untüchtigkeit o. ä., scheint mir von früher her zu stammen. Eingeredet worden (du seist eh nichts Wert o. ä.), und du hast es geglaubt? Wenn du dir das von dir (seither) Getane anschaust, durch den Kopf und's Gefühl gehen lässt, kann das aber doch ja nicht stimmen, oder?
Lena-Marie hat geschrieben:Mein Problem ist: All diese Dinge helfen mir nicht beim Leben, sie helfen nur zum Überleben. :(
Meinst du damit, sie helfen gegen Todeswünsche?
Denn leben tust du ja zweifellos. Also was ÜBERleben (was du, vermutlich, längst überlebt HAST, also was deine Vergangenheit angeht)?
Lena-Marie hat geschrieben:Diese Kinder, das war eine Art von "Aufschub", die ich da von meinem Schicksal bekam. Deswegen stürze ich jetzt ja auch (wieder, ich kenn diese Gefühle schon seit meiner Kindheit) so tief.

In dieser Zeit war ich abgelenkt von meinen eigenen Problemen, da hatte ich nur Augen für die Kinder.
Einerseits die typische Midlife-Krise, denke ich (Kinder erwachsen, was nun? Man wird nicht mehr "gebraucht" - aber will man denn gebraucht/benutzt werden? Wirklich?).
Andererseits eine Pause und Ruhephase der unverarbeiteten Vergangenheit ("Meine Biographie umschreiben kann ich nicht") - die nun vielleicht bearbeitet und abgelegt (nicht vergessen, aber als klar vergangen definiert) werden kann/muss. Nun sind es ja nicht mehr nur jene Erfahrungen "im Gepäck", sondern auch ganz viele gute aus der Zeit mit den Kindern. Das kann eine andere Sichtweise auf das Frühere ergeben. Oder mehr bzw. die dazu nötige Kraft oder den Mut, das Frühere richtig anzu"schauen", und verglichen mit der ursprünglichen Erfahrung etwas umzusortieren in nun einem sehr viel größeren Haufen von Erlebtem, und nicht mehr unbedingt als dessen Dominierendes (wie als es nur jenes zu geben schien, ohne Ausweg/Entrinnen oder Selbstbestimmung noch, bevor man "erwachsen" war).
Lena-Marie hat geschrieben:Ich leide wirklich fürchterlich unter der Tatsache, dass unser Leben auf unserem Planeten EIN FRESSEN UND GEFRESSENWERDEN IST!
Warum ist das so schlimm, wenn es rein aus Hunger und mit Genuss geschieht?
Und wobei es für mich einerlei ist, ob man Pflanzen oder Tiere frisst; Lebewesen sind Lebewesen. Wir gehen ineinander auf, quasi. Und es gibt immer wieder Neues, immer wieder Nachschub.
Die Bewertung als schlecht, von ganz Natürlichem zum weiter Leben, ist doch rein menschliches Denken und Werten - steht uns das denn zu? Oder warum tut man sich das an, oder wie kann man sich anmaßen, alles müsste ganz anders sein? Also eine Welt voller Lebewesen, die nie was fressen, oder was würdest du dir denn vorstellen oder wünschst du dir?
Und was ist mit Angreifern? Wieso sollte man eine Mücke, Fliege, Wespe (im Zimmer) nicht totschlagen (reine Notwehr)? Gegen Menschen, die einen nicht fressen, aber sonstwie schädigen (wollen), ist das aber dann schon schwieriger.
Und dort liegt irgendwo das Problem? Kannst du auch wütend sein, z. B.; gestehst du dir das zu? Das fände ich auch wichtig. Gehört zu einem gesunden Egoismus/Verteidigungsverhalten (Verteidigen seiner Bedürfnisse, Eigenarten, Wertigkeiten, und wozu man diese ja auch kennen muss/müsste) dazu. Also dass du für dich lebst, nicht für andere. Was bekommst/annimmst, nicht meinst immer tun/sein zu müssen nur für Andere. Und irgendwie hat das dann was mit "Lebensfähigkeit" zu tun, in deiner Definition - lebensfähig heisst für dich (nur), Leben Anderer zum Besseren zu verändern? Dabei bist doch du der wichtigste Mensch, oder das wichtigste Wesen, in deinem Leben (alles andere wäre wieder Ablenkung. Vorübergehend ja recht, aber wenn man sein Gefühl für sich selber, seine sonstigen Möglichkeiten/Bedürfnisse unabhängig von denen anderer Leute oder Tieren, dabei verliert?).
Lena-Marie
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Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von Lena-Marie »

Meine Güte, bist du gut! Da kann sich mein Therapeut eine Scheibe von abschneiden! :D

Das hat jetzt so reingehauen, dass ich eine Weile brauche, um zu antworten. Ich muss unbedingt jetzt erstmal innig drüber nachdenken.

Bist du Fachmann? Wenn ich das alles verdaut habe und dir geantwortet habe, muss ich erstmal gucken gehen, wer du bist. Ich kenne dich noch garnicht.

Liebe Grüsse und vielen, vielen Dank!!!

Lena
Lena-Marie
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Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von Lena-Marie »

Ich nehm aus einem anderen Thread das mal mit hierher, weil es (auch) hierhingehört...
Lena-Marie hat geschrieben:
Chron hat geschrieben:
Da du die Realität für dich als gut beschreibst, hast du vielleicht zu viele/hohe Illusionen/Wünsche, unerfüllbare Wünsche, und erlebst so mehr Enttäuschungen (deiner Träume, Wünsche) als wenn du gar nichts Besonderes noch dazu wollen würdest, sondern dich der Gegenwart widmen würdest, wie sie ist (Alltagskleinigkeiten usw.)?
Danke Chron,

damit triffst du meinen Nerv!

Ich denke mir schon sehr, sehr lange, dass mein Leiden an der Wirklichkeit etwas Überhebliches an sich hat: Ich will, dass du Welt so ist, wie ich sie mir vorstelle! Und damit Basta! Und wenn sie nicht so ist, dann will ich sie nicht mehr!

Das hat was Kindliches.

Das hat was damit zu tun, dass ich will, dass meine Ideale verwirklicht werden. Dass ich sie verwirklichen kann. Und dieses Bemühen hat das Scheitern schon mit im Gepäck. Denn Ideale kann man nicht verwirklichen, sie lassen sich nicht verwirklichen.

Ich hab, seitdem ich darauf stiess, immer dieses Zitat vor Augen:

"„Ideale sind wie Sterne. Man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich nach ihnen orientieren.“
Carl Schurz "

Und dennoch ertapp ich mich immer wieder dabei, wie unglücklich ich bin, dass ich sie nicht verwirklichen kann.

Das ist kindlicher Hochmut (den ich überwinden lernen muss :( )
...als wenn du gar nichts Besonderes noch dazu wollen würdest, sondern dich der Gegenwart widmen würdest, wie sie ist (Alltagskleinigkeiten usw.)?
Genau das lehrt der Buddhismus: Einfach SEIN! Ohne Wünschen und Wollen.

Und genau das ist sooo schwer!!! :(
Lena-Marie
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Registriert: Mittwoch 16. Mai 2012, 07:50

Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von Lena-Marie »

Ich möchte mal anfangen, dir schrittweise zu antworten....
Chron hat geschrieben:
Lena-Marie hat geschrieben:Nein, ich bin kein Autist (obwohl meine Sozialphobie (die ich mir selber diagnostiziert habe :wink: ) dazupassen könnte.

Doch, ich kann "Andere fühlen" und auch mich selbst fühlen (deswegen leide ich ja so)
Ich dachte nicht an Autismus, sondern an das sich nicht einfühlen Können/Wollen in bösartige Menschen (Tierquäler, Menschenquäler & Co). Da du ja offenbar eine schlimme Vergangenheit/Kindheit hast, scheint mir das naheliegend (auch Sozialphobie passt dazu: Andere Menschen als feindlich/schädlich erlebt und also scheut man sie; logisch). Mit Tieren hingegen gibt es solche schlechten Erfahrungen nicht.
Ja, genau!
Von dir selbst fühlst du aus irgendeinem Grund nur oder mehr das Leiden (als Opfer früher - und was lässt dich jetzt konkret leiden, ausser den immer noch vorhandenen bösen Menschen überall, denen du aber nun ja ausweichen kannst/tust?) als das Schöne. Obwohl das Leiden vermutlich schon recht lange hinter dir liegt und die Zeit mit dem Aufwachsen deiner Kinder doch wohl eigentlich schön war.
Auch eine angebliche Lebensunfähigkeit, oder (Lebens-)Untüchtigkeit o. ä., scheint mir von früher her zu stammen. Eingeredet worden (du seist eh nichts Wert o. ä.), und du hast es geglaubt? Wenn du dir das von dir (seither) Getane anschaust, durch den Kopf und's Gefühl gehen lässt, kann das aber doch ja nicht stimmen, oder?
Chron, das Problem ist, dass ich das (was du da schreibst, was ich seither geleistet habe) natürlich auch weiss. Ich weiss selber nicht, warum, aber es kann die geschehenen Verletzungen nicht überdecken. Es war zu schlimm.

Alles, was ich durch meine Therapien gelernt habe (und das sind wirklich Meilensteine) ist, dass ich versuche, mit diesen Verletzungen zu leben.

Ich habe in den letzten Jahren sehr viel mit dem "Inneren Kind" (http://de.wikipedia.org/wiki/Inneres_Kind) gearbeitet und gelernt, auch mir selber -wie meinen Kindern- eine "gute Mutter" zu sein, die ich nie hatte.

Gibt da ein wirklich schönes Gedicht dazu, das ich sehr gerne mag und das mir sehr geholfen hat dabei:

Mein Inneres Kind


(Textmeditation)

Mein Inneres Kind –
Du in mir,
der ich einmal war
und der du noch immer
in mir lebendig bist,
der ich noch immer bin
- ich bin an deiner Seite.

Du lebst in mir
in allen Altersstufen –
als Fötus, Säugling
und Kleinkind,
als Mädchen, Jugendliche
und Heranwachsende
- ich reiche dir die Hand.

Ich bin für dich da –
jederzeit
und in jeder Hinsicht
- was meine Eltern
nicht für dich waren
will ich dir heute sein :
Vater und Mutter.

Ich liebe dich
und akzeptiere dich,
in allem, wie du bist.
Was deine Eltern
so nicht vermochten,
will ich dir heute geben :
ein bedingungsloses JA.

Ich freue mich,
wenn du dich freust :
zeige deine Freude !
Und ich halte dich,
wenn du traurig bist,
in deinem Schmerz
und deiner Angst.

Ich bin immer bei dir –
vergiss das nie !
Du bist nie allein !
Ich will dir Freund sein
und ein Lehrer –
ich bringe dir bei,
was du wissen musst.

Und so lerne ich
auch von dir :
von deiner Ungezwungenheit
und deiner Offenheit,
von deinem Unverstelltsein
und deiner Neugierde
- deiner Fähigkeit zu staunen.

Du bist wundervoll
und du bist schön –
weil jedes Kind
voller Schönheit
und ein Wunder ist.
Nur mit dir
kann ich ich selber sein.


- Folker Dangers -


Ich schreib gleich weiter....
Lena-Marie
Beiträge: 722
Registriert: Mittwoch 16. Mai 2012, 07:50

Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von Lena-Marie »

Chron hat geschrieben:
Lena-Marie hat geschrieben:Mein Problem ist: All diese Dinge helfen mir nicht beim Leben, sie helfen nur zum Überleben. :(
Meinst du damit, sie helfen gegen Todeswünsche?
Nein, sie lenken nur eine zeitlang davon ab.
Denn leben tust du ja zweifellos. Also was ÜBERleben (was du, vermutlich, längst überlebt HAST, also was deine Vergangenheit angeht)?
Überleben heisst für mich einfach das Leben versuchen auszuhalten. Das ändern, was ich gerne ändern würde (meine Ideale, wie ich mir die Welt vorstelle) kann ich ja doch nicht.
Chron hat geschrieben:
Lena-Marie hat geschrieben:Diese Kinder, das war eine Art von "Aufschub", die ich da von meinem Schicksal bekam. Deswegen stürze ich jetzt ja auch (wieder, ich kenn diese Gefühle schon seit meiner Kindheit) so tief.

In dieser Zeit war ich abgelenkt von meinen eigenen Problemen, da hatte ich nur Augen für die Kinder.
Einerseits die typische Midlife-Krise, denke ich (Kinder erwachsen, was nun? Man wird nicht mehr "gebraucht" - aber will man denn gebraucht/benutzt werden? Wirklich?).
Das frag ich mich ja auch. "Benutzt" stimmt auch, wenn ich daran denke, dass ich mehr als drei Jahre lang garnicht mehr wusste, wie das ist, eine Nacht durchzuschlafen. (bei 3 hintereinander :mrgreen: )

Ich hab auch schon in Richtung Midlife-Crisis gedacht und auch an "Gebraucht-Werden". Das ist es nicht Chron. Gebraucht werde ich ja auch jetzt noch von meinen Tieren (das mit dem "Gebrauchtwerden" hab ich auf die Weise ganz gut eingerichtet :wink: ), es ist mehr:

Es kommt einfach wieder dieses Leiden an der Welt, der Wirklichkeit oder wie man das auch nennen mag, wieder hoch. Und das ist, das spüre ich sehr deutlich, sehr therapieresistent, da kann kein Therapeut was dagegen machen, da gibt es keine Hilfe, ausser, ich lerne endlich, dass die Dinge so sind wie sie sind und ich kann trotzdem damit leben.
Andererseits eine Pause und Ruhephase der unverarbeiteten Vergangenheit ("Meine Biographie umschreiben kann ich nicht") - die nun vielleicht bearbeitet und abgelegt (nicht vergessen, aber als klar vergangen definiert) werden kann/muss. Nun sind es ja nicht mehr nur jene Erfahrungen "im Gepäck", sondern auch ganz viele gute aus der Zeit mit den Kindern. Das kann eine andere Sichtweise auf das Frühere ergeben. Oder mehr bzw. die dazu nötige Kraft oder den Mut, das Frühere richtig anzu"schauen", und verglichen mit der ursprünglichen Erfahrung etwas umzusortieren in nun einem sehr viel größeren Haufen von Erlebtem, und nicht mehr unbedingt als dessen Dominierendes (wie als es nur jenes zu geben schien, ohne Ausweg/Entrinnen oder Selbstbestimmung noch, bevor man "erwachsen" war).
Daran habe ich ganz arg gearbeitet in den letzten Jahren. Herausgekommen ist, dass ich das Erlebte als das zu meinem Leben dazugehörige betrachte. Dass ich versuche, mit den Erinnerungen zu leben. Bin auch stolz darauf, dass ich Kinder habe, die das Leid ihrer Mutter garnicht verstehen können.

Aber geblieben ist das, was ich als Kind schon immer fühlte: Ich fühle mich auf dieser Welt nicht wohl.

Ich schreib gleich zu dem Rest deines Posts noch etwas...
Lena-Marie
Beiträge: 722
Registriert: Mittwoch 16. Mai 2012, 07:50

Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von Lena-Marie »

Und jetzt kommen wir wirklich auf mein allergrösstes Problem (dagegen ist meine Kindheit ein Klacks).

Ich muss was vorweg sagen: Darüber zu schreiben ist mir unglaublich peinlich, da ich weiss, dass das in den Augen/Ohren der meisten anderen Menschen einfach nur lächerlich ist. Aber ich kann nichts dagegen machen, dass es mir mein ganzes Leben lang schon unglaublich wehtut. (Ich fass das alles dann halt derart zusammen, indem ich sage: Dieses ist nicht meine Welt! :oops:
Chron hat geschrieben:
Lena-Marie hat geschrieben:
Lena-Marie hat geschrieben:Ich leide wirklich fürchterlich unter der Tatsache, dass unser Leben auf unserem Planeten EIN FRESSEN UND GEFRESSENWERDEN IST!
Warum ist das so schlimm, wenn es rein aus Hunger und mit Genuss geschieht?
Es ist nicht schlimm, dass es aus Hunger und Genuss geschieht. Mir geht es um das WIE!

Wenn du beobachtest, wieviel Todesangst eine Gazelle hat, die gerade von einem Löwen gejagt wird, wenn du diese Augen siehst, dann weisst du, was ich meine. Und genauso schlimm ist das, was daraufhin geschieht: Dieses Tier in Todesangst wird angefallen, schwer verletzt und dann bei lebendigem Leibe aufgefressen!

Wir alle hier bevölkern den Methodenthread und sind uns alle einig, dass, wenn wir sterben, wir das aber so sanft wie möglich haben wollen, aber diese Millionen von Tieren da draussen in freier Wildbahn müssen SO verrecken? Als ich Kind war und noch gottesfürchtig (die Betonung liegt auf "Furcht" :evil: ), hab ich immer, wenn ich daran dachte, in den Himmel geschaut und gesagt: "Das hast du Sch.. gemacht!!!"
Chron hat geschrieben: Und wobei es für mich einerlei ist, ob man Pflanzen oder Tiere frisst; Lebewesen sind Lebewesen. Wir gehen ineinander auf, quasi. Und es gibt immer wieder Neues, immer wieder Nachschub.
Naja "immer wieder Nachschub..." :roll: Also, wenn meine Kinder heute sterben würden, dann kann ich leider auch nicht denken "ist nicht schlimm, gibt ja immer wieder Nachschub" :roll:
Die Bewertung als schlecht, von ganz Natürlichem zum weiter Leben, ist doch rein menschliches Denken und Werten - steht uns das denn zu? Oder warum tut man sich das an, oder wie kann man sich anmaßen, alles müsste ganz anders sein?
Deshalb schrieb ich ja auch schon: Es klingt wie kindlicher Hochmut. Nur, was soll ich dagegen machen, wenn es so ist? Ich finde keine Gedanken, die mich das ertragen lassen.
Also eine Welt voller Lebewesen, die nie was fressen, oder was würdest du dir denn vorstellen oder wünschst du dir?
Naja, vielleicht mehr so wie die Bibel es beschreibt: Wie damals im Paradies. Da lebten doch auch Löwen und Schafe miteinander. (keine Ahnung, wer da was gefressen hat, wahrscheinlich gab es keinen Hunger. Gott ist ja so allmächtig, der kriegt auch solche Lebewesen hin! :wink: Das war ja unsere Bestrafung, dass wir das Paradies verloren haben.)
Und was ist mit Angreifern? Wieso sollte man eine Mücke, Fliege, Wespe (im Zimmer) nicht totschlagen (reine Notwehr)? Gegen Menschen, die einen nicht fressen, aber sonstwie schädigen (wollen), ist das aber dann schon schwieriger.
"Angreifer" :D Du machst dir aber auch die Welt wie sie dir gefällt, hm?

http://www.youtube.com/watch?v=ayHzg8oMvV0 :mrgreen:

Du tötest Mücken, Fliegen und Wespen aus "Notwehr"? Was können die dafür, dass du dich im selben Zimmer aufhältst wie sie? Geh halt raus. Oder fang sie ein und trag sie raus, das mach ich. Bevor ich da draufhauen würde, stelle ich mir vor: sie haben wahrscheinlich (wir wissens ja nicht) auch nur dieses eine Leben, das möcht ich nicht einfach so mit einem Handschlag auslöschen.
Und dort liegt irgendwo das Problem? Kannst du auch wütend sein, z. B.; gestehst du dir das zu? Das fände ich auch wichtig. Gehört zu einem gesunden Egoismus/Verteidigungsverhalten (Verteidigen seiner Bedürfnisse, Eigenarten, Wertigkeiten, und wozu man diese ja auch kennen muss/müsste) dazu.
Damit hab ich Probleme. Aggressionen und Wut richte ich (viel zu oft) gegen mich selbst. Nicht in Autoaggressionen indem ich mich körperlich verletze, aber indem ich Gedanken denke, die mir nicht guttun, oder mich viel zu schnell schuldig fühle. (das mit der Schuld ist ein Lebensthema bei mir, nicht in bezug auf die Bibel und die Erbschuld, sondern (aber ähnlich), Schuld daran, dass durch meine Existenz so viele Menschen unglücklich wurden. (Mutter, Vater, Grosseltern usw.)
Also dass du für dich lebst, nicht für andere. Was bekommst/annimmst, nicht meinst immer tun/sein zu müssen nur für Andere. Und irgendwie hat das dann was mit "Lebensfähigkeit" zu tun, in deiner Definition - lebensfähig heisst für dich (nur), Leben Anderer zum Besseren zu verändern? Dabei bist doch du der wichtigste Mensch, oder das wichtigste Wesen, in deinem Leben (alles andere wäre wieder Ablenkung. Vorübergehend ja recht, aber wenn man sein Gefühl für sich selber, seine sonstigen Möglichkeiten/Bedürfnisse unabhängig von denen anderer Leute oder Tieren, dabei verliert?).
Da triffst du einen Nerv spür ich gerade... :roll:

Und ich spür auch gleich, dass das was mit dem Beitrag obendrüber zu tun hat: Wenn solche Menschen wie ich schon leben, dann aber bitte, um zu etwas oder für etwas nützlich zu sein.

Das ist wirklich tief in mir verankert, dass ich meine Existenzberechtigung nur darin sehe, dass ich nützlich bin.

Deshalb ist mein grösstes Problem: Einfach nur zu sein! (deshalb der Buddhismus)

Ich merke, ich hab noch einen grossen Berg vor mir, wenn ich es schaffen will, am Leben zu bleiben.

Danke Chron!
Lena-Marie
Beiträge: 722
Registriert: Mittwoch 16. Mai 2012, 07:50

Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von Lena-Marie »

Bitte verzeiht mir, dass ich mich grad so breit mache und soviel schreibe :oops:

Ich spür aber recht deutlich, dass das was Chron schreibt, eine wichtige Auseinandersetzung für mich ist.
raggi
Beiträge: 159
Registriert: Donnerstag 30. Juli 2009, 15:57

Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von raggi »

liebe lena. ist das dein ernst. du trägst die fliegen etc raus? :? 8)
wie machst du das dann mit obstfliegen? mußt das obst mit raustragen, sonst haben die nichts mehr zu essen? :?
wie ist das mit denen, die aus der blumenerde rauskommen ... :?
wie trägt man mücken ins freie?
fragen über fragen
tchanavitka
Beiträge: 222
Registriert: Donnerstag 24. Mai 2012, 10:58

Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von tchanavitka »

Liebe Lena Marie,

ich hoffe es ist in Ordnung wenn ich jetzt erinfach direkt auf die Thematik in in deinem Eingansgpost eingehe.

Ich weiss nicht ob es dir jetzt etwas weiterhilft, aber ich ich kann was du schilderst wieder mal wirklich sehr sehr gut nachvollziehen.
Tatsächlich ist bzw. war dieses Zerbrechen an der Wirklichkeit die meiste Zeit meines Lebens (neben der Tatsache dass ich andauernd damit beschäftigt sein musste zu überleben u. dabei fast nur Schläge in die Fresse -respektive Seele bekam) ein sehr, sehr zentrales Thema.

Für mich hätte es ebenso nur diesen Weg gegeben, den du eingeschlagen hast. (Ich habe mir mehr als einmal den Dokumentarfilm "Earthlings" reingezogen, und mich jedesmal danach sehr unzulässiges Wort, aber auch etwas 'erhellt gefühlt^^ Sag mal,kennste den? Wenn nein, ich WETTE er würde dir gefallen!!)
Ich meine den Weg (oder eher gesagt die Wege) im ständigen Versuch Leid zu minimieren, Unrecht zu beseitigen, und vor allem möglichst wenig mit meinem Handeln zur Produktion und Vermehrung des Leids beizutragen.

Doch leider wurde ich v.a. die letzten Jahre regelrecht so kaputt gemacht, und ich musste deshalb leider sehr krank werden, dass allein die Kapazität dafür so gut wie nicht mehr vorhanden ist. (Da für mich selber kaum vorhanden.)

Wenn ich an so etwas wie den Teufel glauben würde -was ich definitiv nicht tue :mrgreen: - würde ich sagen ER wollte mir -immer und immer wieder- zeigen das es auf der Erde anders läuft, das Gutes, Unschuldiges bestraft und Verblendung, Egoismus, viel Schlechtes belohnt wird oder zumindest ungestraft davonkommt.
"Aber diesem verdammten Bastard werde ich bald ein Schnippchen schlagen!" :roll:

So müsste ich denken wenn ich meinen so vielfltigen Erlebnissen einen möglichst passenden (höheren) Sinn verleihen würde, was ja sehr viele Menschen tun, weil die Welt so seelisch viel einfacher zu ertragen ist .
Da ich aber -wie ja theorethisch alle Menschen- weiss, dass man kein Wissen von so einem (höhren) Sinn hat, glaube ich so etwas und ähnliches natülich nicht. Ich vermute, hoffe nur noch das es so etwas wie ein -natürlich unteuflisches- "Hinter unserer Wahrnehmung" vlt. gibt. Das ist wahrscheinlich schade, dass ich nur vermuten kann, da auch ich einige sinngebende Überlegungen aus dem Buddhismus sehr schätze.
Ich überlege hin oder her... "Müßige Fragen" und "unweises Grübeln" würde das sicher der gute Siddartha nennen, und sich im Nirvana umdrehen :D
Aber so sehr ich alles hin und her überlege... für mich ergibt es -nach allem was die Menscheit bis heute weiss- sozusagen einfach keinen Sinn dass es einen (höheren) Sinn geben soll.

Oder eine Lebensaufgabe. Oder irgendetwas in diese Richtung.
Und ein schlichtes "I want to believe" klappt bei mir einfach nicht. :(

Ein Sinn entsteht natürlich sehr wahrscheinlich erst dann, wenn man einen ins Leben hineingibt, hineingeben kann. Vorrausgesetzt das Ganze ist für einen persönlich noch zu ertragen und man hat die Kraft dazu.

Liebe Lena, ich will dich nicht runterziehen. Das ist nur mein Erkenntnis- und Erfahrungsplot... Ich mache diese Ausführungen, damit du mich vlt. besser verstehen kannst.

....
Ja, Ich wollte auf die Sache mit dem Kaputtgehen an der ******** dieser Welt eingehen (wenn ich es an dieser Stelle mal so ausdrücken darf):

Es klingt jetzt vlt. seltsam, aber eines der wenigen Dinge die mir wenn auch nur ein kleines bisschen helfen das von dir angesprochene sowie auch andere Grauen zu ertragen, oder sagen wir besser einzuordnen, ist die Beschäftigung damit, woraus sich alles zusammensetzt, diese Welt aufgebaut ist (Quantenphysik) und "was" diese Welt eigentlich ist, welchen Platz wir vlt. darin haben, soweit dies mit unseren Sinnen, den heutigen Meßgeräten und der Mathematik zu erfassen ist (Astrophysik). Und es ist bekannt, dass letzere drei mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr unzureichend sind...
Also, "ich weiss, dass ich nichts -bzw. sehr wenig- weiss" ;)

Naja, im psychologischem Sinne ist mein laienhaftes Interesse an diesen Tatsachen nicht wirklich befriedigend, aber noch eins der Dinge die ich richtig interessant und spannend finde. Ich finde, da geht es um wesentliche Dinge, und vor allem dass die Menschheit die notorische Eigenart hat, sich selbst viel zu wichtig zu nehmen.
Denn was sind wir schon im kosmischem wie im makoskopischem Sinne? Und wiewenig wissen wir eigentlich? Über uns, unsere Ursprünge?

Das Leid wird -da schliesse ich mich Buddha an- erst endgültig von dieser Welt verschwinden, wenn es die Menschen- zumindest in ihrer heutigen Form- nicht mehr gibt. (Das "Ende der Welt" wird das aber sicherlich nicht sein ;) Und das Universum, ja sogar die Kohlenstoffverbindungen aus denen wir bestehen werden uns sicherlich nicht hinterhertrauern.)

Ich weiss was wirklich grausiges Leid bedeuten kann für mich ist dies schon lange kein bloßes Wort mehr. Umso mehr ertrage ich die Existenz der Dinge, die Menschen sich gegenseitig und anderen fühlenden Lebewesen antuen auch deshalb umso weniger.
Auch ich leide zu viel und ich leide auch zu viel mit.

Achso, dieses Interesse an der Wissenschaft wird ja allzuoft mit einer nüchteren Sicht auf die Dinge assoziiert. Also ich weiss ja nicht, bei mir ist dies nicht der Fall, und ich weiss auch nicht wieso dies der Fall sein sollte!

Betrachte man bloß die offenen Enden einiger elementarer wissenschaftlicher Erkenntnisse und die Unbekannten in ihren Theorien.
Soviel weiss man noch nicht, und diese ganzen Ansätze faszinieren (ich muss zugeben, berauschen z.T.) mich einfach. Und dann noch diese Überlegung http://www.scienceblogs.de/astrodicticu ... chkeit.php
Vermutlich werden wir nie ein "out of the box" Erlebnis haben...

-----
Ich glaube, um glücklich zu Leben zu können müsste man sich auf ein paar grundsätzliche Dinge im menschlichen Leben beschränken. Also (auch) nicht zu viel nachdenken. Und dies kann nicht jeder, ich eingeschlossen. Denn wiederum ist genau dieses "bloß-nicht-Nachdenken-ist-zu-unbequem" oft Ursache und Mitträger großen Leids...

Die Dinge, die einen Menschen am effektivsten und nachhaltigsten glücklich machen können (sofern er die Chance darauf hat) sind einfach Dinge die damit zu tun haben dass wir -wirklich aller Wahrscheinlichkeit nach- eben genauso Tiere sind wie alles andere nichtpflanzliche Leben auf dieser Erde. Und dies ist weder abgeklärt noch negativ gemeint auch wenn es viele Menschen, voreingenommen und geprägt wie sie sind, nicht wahrhaben wollen ... Darüber haben sich schon große Geister Gedanken gemacht ;)
Es sind diese simplen Dinge, die unsere Natur und der unserer Vorfahren entspricht (und die man heutzutage halt- nicht mehr so leben kann und/oder will)
Energie aufnehmen. Sozialer Zusammenhalt und Zuwendung in einer mittelgroßen Gruppe. Vermehrung usw. usw.

-Aaaber dann hat der Mensch (neben der damit zusammenhängenden Tatsache dass er zu einem Geschwür seiner eigenen Umwelt geworden ist) dieses Bewusstsein zu unterscheiden und zu versuchen über sich selbst hinaus zu denken und zu fühlen... und jenes kann einem zu einer wirklichen Qual werden kann, je nachdem wie stark und in welche Richtung es ausgebildet ist.
Eigentlich wäre es eine Chance, "alles" besser zu machen, und mit unseren Trieben, Emotionen und Instinkten kein Leid zu verursachen, und sogar nicht mit dem Brett vorm Hirn alles niederzuhauen... und doch geschieht es, wie so oft erkannt und beschrieben.

Und man kann effektiv kaum etwas dagegen tun und das kann einen eben richtig fertig machen ....wenn man mitfühlt und sich nicht mit leichter und seichter Kost ablenken will oder kann. (Und letzeres ist leider bestimmt die einzige Quasi-Lösung des Problems in diesem Topic... die Ablenkung, positiver ausgedrückt die Besinnung auf die "kleinen, einfachen Dinge des Lebens"... ins Kino gehen. Sich mit Freunden treffen und smalltalk halten. Fast die Hälfte seines Lebens irgendwas arbeiten. Konsumieren und sich durch die Produktversprechen besser fühlen- um mal was Negatives zu betonen xD und und und... all dies ist natürlich sinnlos, beschwert aber die Seele nicht und kann viele Leute erfreuen. Ich kann dies aber leider nicht mehr, weil ich nämlich für die Beschneidung meines Bewusstseins und meiner Wahrnehmung keine Lösung habe...)

Dies ist leider kein "hey, -dies- ist- der -ultimative- Tipp, -ich -weiss -genau -wie -man- sein- Bewusstsein - wieder -beschneiden -kann -um -sich- wieder- besser- zu -fühlen"- Post, ich wünschte ich hätte so einen für dich.

Wenn ich so einen Tipp auf Lager hätte, würde ich sicher nicht da stehen wo ich heute stehe.
Naja, ... das sind so meine Gedanken, ich weiss ich hab viel zu viel geschrieben. Und werde meiner Meinung nach dem ganzen immer noch nicht gerecht. Da ich die Nacht auch wieder wach war, isses irgendwann etwas schwierig mit der Konzentration ;)

Über ein Feedback von dir (gern auch per PN egal, auch wenn ich aus gesundheitlichen Beschwerden heraus nicht so viel schreiben kann wie ich würde lese ich doch oft gern) würde ich mich dennoch freuen. Ich hab oft das Gefühl dass meine Gedankengänge dich irgendwie runterziehen, aber sie sind ehrlich und ich meine sie sicher nicht böse.

LG von tchana

*Edit wg. Tippfehler über Tippfehler^^*
Zuletzt geändert von tchanavitka am Sonntag 1. Juli 2012, 11:41, insgesamt 3-mal geändert.
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