Uhuhuh, die olle Orgeluse orgelt - herzlich in unsere mehr oder minder suizidale Runde grüßend! - hier mal kurz herein (freilich, ohne am ganzen hiesigen Faden entlang gelaufen zu sein ... - sorry also, falls ich jemanden unwissentlich wiederhole, den ich hier nicht gelesen habe, der aber schon sich hier verewigt haben könnte!),
als ich dies hier las:
suizidal hat geschrieben:
Seit wann hat Philosophie etwas mit Vernunft zu tun?
[...]
Jeder der nur halbwegs objektiv ist, der wird mir zustimmen wenn ich sage, das solche Menschen selber Patienten beim Psychiater sein könnten
,
musste ich lachen (danke übrigens dafür!): Seit wann haben Philosophie und/oder Vernunft etwas mit Besuchen bei PsychiaterInnen zu tun (ich kenne kaum eine ärztliche Berufsgruppe, die größere kognitive, emotionale und mentale Defizite aufweist)?
Zum Thema des Fadens, zumindest zu seinen letzten Schlaufen, steuere ich bei ein paar Brausepulverkristalle: Sie sind nur sie selbst, solange man sie nicht in Wasser kippt, und sie können erst ihr Potential entfalten, wenn man sie auflöst.
Eine kristalline Geschichte zum Thema "Wissen und Wirklichkeit - und Leiden daran"!
(Räuspern!)
Franzel fuhr des Sommermorgens im Nieselregen getrost zur Arbeit. Heute war Wissen! Heute gab es Fort-Bildung, heute gab es Lernen in und an und durch die Wirklichkeit! Was es heute also nicht gab, war sein alltäglich-berufliches Wirklichsein - Franzel freute sich.
Er schloss sein Fahrrad an und er setzte nicht, wie sonst üblich, die Kaffeemaschine auf. Er ging in den Gruppenraum 7b. Wissenslustig und wirklichkeitsdurstig.
Auf dem Weg in den Gruppenraum 7b waren vor ihm schon viele Kolleginnen und Kollegen gewesen, alle mit sommernieselregennassen Sohlen, unten denen hartnäckig zum Beispiel die verbräunten Klumpen der Lindenblüten klebten.
Franzel merkte fast nichts.
Er fiel.
Und erwachte in Schmerz. In einem Bett, umstellt von weißen Wänden, davor einen Menschen mit einem Clipboard in den Händen. Der fragte ihn, ob er sagen könne, wie stark sein Schmerz sei, auf einer Skala von 1 bis 10 (und 10 sei wie der Tod).
Franzel tat vieles entsetzlich weh, vor allem sein Bein.
Doch er sah diesen Menschen mit dem Klemmbrett in den Händen nur an und wußte:
Das Leiden an meiner Schmerzenswirklichkeit wird für dich nie ein Wissen sein können.
--- Die Geschichte ist zuende!!!
Edit: Ach, ja: Kafka hat das schon sehr viel schöner und kürzer gesagt. Aber auch sehr viel höllischer - und es gibt auch ganz irdischen Schmerz: Eine von niemandem bestreitbare Wirklichkeit, die doch außer von einem selbst von niemandem erlitten und gewusst wird.