Leiden an der Wirklichkeit

Themenbezogene Diskussionen, die sich nicht nur auf eine Person beziehen; Ursachen und Auslöser für Depressionen und Daseins-Ängste; Bewältigungsstrategien bei Lebensmüdigkeit; psychische Krankheitsformen; Suchtkrankheiten; Alkohol-, Drogen- und Medikamenten-Abhängigkeit; Beziehungsprobleme

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Thanatos
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Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von Thanatos »

Grenzwelten hat geschrieben:
...ob wir jemals im leben wirklich sehen werden was IST...
ich wünsche es uns
Ich bin mir nicht sicher, ob das wünschenswert ist. Jeder lebt in irgendwelchen Illusionen. Warum wohl? Weil das Leben in der Realität unerträglich wäre.
Oder wie mein „alter Freund“ Cioran sagte: „Alles durchschaut haben und trotzdem am Leben bleiben – es gibt keinen unmöglicheren Zustand.“
Wo ist eigentlich Deadly Snowflake? :?
Er könnte uns mal genau erklären, was Wirklichkeit ist, falls so etwas überhaupt existieren kann.
tchanavitka
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Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von tchanavitka »

Woher sollte er das denn wissen? Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass es sich bei diesem User ebenfalls um einen der Gattung Homo Sapiens handelt :wink:

Ach stimmmt, ich befinde mich hier unter der Kategorie Philospophie, ja so gesehen... aber kann man aus der Philisopie wirklich "wissen schaffen"?
Ojemine, dass kann im Prinzip ewig so weiter gehen: "Ist das 'Wissen' eine Illusion?" Ich werd verrückt! :mrgreen:
Thanatos
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Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von Thanatos »

tchanavitka hat geschrieben: Ach stimmmt, ich befinde mich hier unter der Kategorie Philospophie, ja so gesehen... aber kann man aus der Philisopie wirklich "wissen schaffen"?
Ojemine, dass kann im Prinzip ewig so weiter gehen: "Ist das 'Wissen' eine Illusion?" Ich werd verrückt! :mrgreen:
Gut erkannt. Um zu klären, was Wissen ist, müsste man erst einmal wissen bzw. ganz fülosofisch fragen, ob Wissen nicht etwa eine Illusion ist.
Oje, ich fürchte, wir ruinieren hier das halbe Forum mit unseren „hochintellektuellen“ Beiträgen. :wink:
suizidal
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Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von suizidal »

Thanatos hat geschrieben: Um zu klären, was Wissen ist, müsste man erst einmal wissen bzw. ganz fülosofisch fragen, ob Wissen nicht etwa eine Illusion ist.
Wissen ist Kentniss von objektiven Tatbeständen oder Sachlagen.
Jemand der glaubt das es so etwas gibt, der wird nicht fragen was Wissen ist und jemand der das nicht glaubt, der wird logischer Weise auch nicht fragen was Wissen ist. Wieso sollte er sich nach etwas erkundigen von dem er glaubt das gibt es gar nicht?

Der Weg um Kentniss vom Objektiven zu erlangen ist Lernen. Lernen beinhaltet vorhandenes Wissen zu sammeln und das zu prüfen.
Deadly Snowflake

Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von Deadly Snowflake »

???
Zuletzt geändert von Deadly Snowflake am Samstag 4. April 2015, 13:42, insgesamt 1-mal geändert.
suizidal
Beiträge: 824
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Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von suizidal »

Deadly Snowflake hat geschrieben:
Eine gängige
Das bezweifel ich.
Warum sagst du selbst:

{quote]
Definition ist: gerechtfertigte, wahre Überzeugung. Der kritische Punkt ist jener der Rechtfertigung: wann gilt eine Überzeugung als gerechtfertigt?
[/quote]

Inwiefern objektive Erkenntnis möglich ist und ob eine vom Subjekt unabhängige Wirklichkeit existiert, ist keine reine Glaubensfrage, sondern Gegenstand philosophischer (erkenntnistheoretischer oder wissenschaftsphilosophischer) Argumentation...da erkundigt man sich zuerst und wird dann eine Position beziehen oder gewisse Fragen einfach offen lassen. Das ist die philosophische bzw. vernünftige Herangehensweise und welche andere sollte es geben dort wo sinnvolle Fragen mit sinnvollen Antworten beantwortet werden wollen?
Seit wann hat Philosophie etwas mit Vernunft zu tun?
Hier sind oft genug Leute wie Schopenhauer und Cioran zitiert wurden.
Jeder der nur halbwegs objektiv ist, der wird mir zustimmen wenn ich sage, das solche Menschen selber Patienten beim Psychiater sein könnten.

Seit wann hat Philosophie mit der üblichen Verfahrensweise zu tun gewisse Fragen einfach offen zu lassen?
Philosophie stellt bekanntlich nur Fragen.
Nichts Anderes sagte ich übrigens:

Lernen bedeutet Wissen sammeln, zu prüfen und zu nutzen.
Und zu vermehren wenn die Gelegenheit da ist.
Deadly Snowflake

Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von Deadly Snowflake »

???
Zuletzt geändert von Deadly Snowflake am Samstag 4. April 2015, 13:43, insgesamt 2-mal geändert.
Orgeluse
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Registriert: Dienstag 23. November 2010, 00:04

Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von Orgeluse »

Uhuhuh, die olle Orgeluse orgelt - herzlich in unsere mehr oder minder suizidale Runde grüßend! - hier mal kurz herein (freilich, ohne am ganzen hiesigen Faden entlang gelaufen zu sein ... - sorry also, falls ich jemanden unwissentlich wiederhole, den ich hier nicht gelesen habe, der aber schon sich hier verewigt haben könnte!),

als ich dies hier las:
suizidal hat geschrieben: Seit wann hat Philosophie etwas mit Vernunft zu tun?
[...]
Jeder der nur halbwegs objektiv ist, der wird mir zustimmen wenn ich sage, das solche Menschen selber Patienten beim Psychiater sein könnten
,
musste ich lachen (danke übrigens dafür!): Seit wann haben Philosophie und/oder Vernunft etwas mit Besuchen bei PsychiaterInnen zu tun (ich kenne kaum eine ärztliche Berufsgruppe, die größere kognitive, emotionale und mentale Defizite aufweist)?

Zum Thema des Fadens, zumindest zu seinen letzten Schlaufen, steuere ich bei ein paar Brausepulverkristalle: Sie sind nur sie selbst, solange man sie nicht in Wasser kippt, und sie können erst ihr Potential entfalten, wenn man sie auflöst.

Eine kristalline Geschichte zum Thema "Wissen und Wirklichkeit - und Leiden daran"!
(Räuspern!)

Franzel fuhr des Sommermorgens im Nieselregen getrost zur Arbeit. Heute war Wissen! Heute gab es Fort-Bildung, heute gab es Lernen in und an und durch die Wirklichkeit! Was es heute also nicht gab, war sein alltäglich-berufliches Wirklichsein - Franzel freute sich.
Er schloss sein Fahrrad an und er setzte nicht, wie sonst üblich, die Kaffeemaschine auf. Er ging in den Gruppenraum 7b. Wissenslustig und wirklichkeitsdurstig.
Auf dem Weg in den Gruppenraum 7b waren vor ihm schon viele Kolleginnen und Kollegen gewesen, alle mit sommernieselregennassen Sohlen, unten denen hartnäckig zum Beispiel die verbräunten Klumpen der Lindenblüten klebten.
Franzel merkte fast nichts.
Er fiel.

Und erwachte in Schmerz. In einem Bett, umstellt von weißen Wänden, davor einen Menschen mit einem Clipboard in den Händen. Der fragte ihn, ob er sagen könne, wie stark sein Schmerz sei, auf einer Skala von 1 bis 10 (und 10 sei wie der Tod).
Franzel tat vieles entsetzlich weh, vor allem sein Bein.

Doch er sah diesen Menschen mit dem Klemmbrett in den Händen nur an und wußte:
Das Leiden an meiner Schmerzenswirklichkeit wird für dich nie ein Wissen sein können.

--- Die Geschichte ist zuende!!!

Edit: Ach, ja: Kafka hat das schon sehr viel schöner und kürzer gesagt. Aber auch sehr viel höllischer - und es gibt auch ganz irdischen Schmerz: Eine von niemandem bestreitbare Wirklichkeit, die doch außer von einem selbst von niemandem erlitten und gewusst wird.
suizidal
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Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von suizidal »

Orgelsuse wieso lachst du?
Hast du mal die Zitate durchgelesen??
suizidal
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Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von suizidal »

Deadly Snowflake hat geschrieben: Bitte gib eine inhaltliche Gegenargumentation.
Steht schon da.
Aber dann halt nochmal:

Wenn das die gängige Definition ist, dann ist sie schlicht unüberlegt.
Warum hast du schon gesagt.
Selbstverständlich gibt es da einen Zusammenhang. Auf einer unbrauchbaren Definition kann man nämlich nicht aufbauen.
So schwer?


Ob Schopenhauer etc. psychisch angeschlagen waren? Schon möglich...nur ist das völlig irrelevant
Auch das ist ein (bedenklicher) Logikfehler.


bezüglich ihrer Theorien und Aussagen. Aussagen mit Wahrheitsanspruch müssen sich an der argumentativen Vernunft messen lassen, an nichts anderem.
Und Wahnsinnige können argumentieren?
Offensichtlich können sie das nicht.
Orgeluse
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Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von Orgeluse »

Lieber, liebe, liebes (?) suizidal,

ich lachte über diesen Satz von Dir:
Seit wann hat Philosophie etwas mit Vernunft zu tun?
Hier sind oft genug Leute wie Schopenhauer und Cioran zitiert wurden.
Jeder der nur halbwegs objektiv ist, der wird mir zustimmen wenn ich sage, das solche Menschen selber Patienten beim Psychiater sein könnten.
Ich lachte über das "halbwegs (objektiv)" --- geht das?
Ich lachte über das "(halbwegs) objektiv" --- geht das?
Ich lachte darüber, dass Du offenbar, weil Schopenhauer, Cioran et al. Psychiatrie-Patienten sein könnten, glaubst, dass sie als "Philosphen" mit "Vernunft" nichts zu tun haben könnten.
Ich lachte über Deinen Philosophie- und Vernunftbegriff, der sich - für mein unmaßgebliches Missverstehen - in Deinem Zitat ausdrückt.

Und, um auf den zweiten Teil Deiner Frage zu antworten: Falls Du oder irgendjemand hier Schopenhauer oder Cioran oder wen auch immer zitiert haben sollte: Nein, diese Zitate habe ich hier nicht gelesen. (Ich bevorzuge ohnehin immer das Original, allein schon wegen des Kon-Textes!)

Lachend, sorry, ich bin so eine echte preußisch-protestantische Frohnatur,
Orgel

Edit: Wo habe ich denn heute die Os?!
Zuletzt geändert von Orgeluse am Mittwoch 18. Juli 2012, 23:24, insgesamt 1-mal geändert.
suizidal
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Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von suizidal »

Orgeluse hat geschrieben:Doch er sah diesen Menschen mit dem Klemmbrett in den Händen nur an und wußte:
Das Leiden an meiner Schmerzenswirklichkeit wird für dich nie ein Wissen sein können.

.
Übersetzt heisst das soviel wie:
Das verstehst du sowieso nicht.
suizidal
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Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von suizidal »

Orgelsuse nach meinem Verständnis braucht es einen gewissen Bezug zur Wirklichkeit um mit der Wirklichkeit umgehen zu können.
Das verstehe ich unter Logik.
Wer das Leben als solches in Frage stellt, und nicht etwa weil ihm gewisse Krankheiten die Laune vermiesen, der hat diesen Bezug nicht.
Man sollte schon noch erkennen können das die eigenen Probleme nicht die Norm sind.
Also der eigene Sterbewunsch , so berechtigt und nachvollziehbar er auch immer sein mag, ein bedauerlicher Unglücksfall ist.

Wenn Leute mit Misantrophie zu Ruhm kommen können, dann erschreckt mich das.
Dich nicht?
Orgeluse
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Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von Orgeluse »

Ja, suizidal (ich würde Dich ja gern mit liebe/r/s adressieren, nur mit was?),

genau! (Und ich beziehe mich jetzt auf Dein posting vor Deinem letzten posting - gott, bist Du hastig!)

Hast Du mal darüber nachgedacht, dass es ein unverrückbares, gesichertes Wissen gibt, welches innerhalb einer, vielleicht der einzigen, wahrhaftigen Wirklichkeit existiert: Schmerz! Ganz einfach.

Schmerz ist.
Für jeden, wenn der Schmerz ist (gleichgülig, ob Zahn-, Bauch-, Muskel- oder Seelenschmerz).
Schmerz ist eine unhintergehbare Wirklichkeit. Ist ein absolutes Wissen.

Und er ist das Subjektivste schlechthin. Manchmal auch außerhalb aller Wirklichkeit. Und das, das, so sehr es für den Schmerzgepeinigten IST, für niemanden sonst vorhanden ist, das, das nicht mitteilbar ist.

Wo bleibt da, im Schmerz, Deine "Wirklichkeit"?! Die teilst du, wenn du Schmerzen hast, mit keinem. Schmerz macht einsam. Schmerz macht klar, dass es keine "Objektivität" gibt - deshalb auch diese Schmerzskalen in den Krankenhäusern ... (das verstehst Du jetzt wieder nicht, nicht wahr?)
Zuletzt geändert von Orgeluse am Mittwoch 18. Juli 2012, 23:34, insgesamt 1-mal geändert.
suizidal
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Re: Leiden an der Wirklichkeit

Beitrag von suizidal »

Ich bin männlich Orgelsuse.
Schmerz ist eine unhintergehbare Wirklichkeit. Ist ein absolutes Wissen.
Aber nicht das Einzige.
Und das sollte man nie vergessen.
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