Schwierige Beziehungen

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Agnetha
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Schwierige Beziehungen

Beitrag von Agnetha »

Ich finde Beziehungen anstrengend. Mir rauben sie ganz viel Kraft.

Von meinem expartner habe ich mich getrennt, weil er mich u. A. Totgesabbelt hat. Er war ständig auf Sendung, wollte ständig eine Rückmeldung und immer Aufmerksamkeit. Dass ich gerne las und mich alleine beschäftigen konnte, war für ihn nur schwer auszuhalten. Dabei ging es in seinem gesabbel immer nur um ihn: Er und seine ex, er und sein Sohn, er und seine Arbeit und und und...

Nie kam die frage, wie es mir geht oder wie meine Arbeit war. Nach unserer Trennung haben wir lockeren kontakt gehalten und uns zu Geburtstagen gratuliert. Jetzt musste er in die Klinik und schreibt mir seit Tagen wie es ihm geht. Natürlich kam nicht einmal die frage, wie es mir geht oder was es neues bei mir gibt.

Jetzt bin ich stinksauer und frage mich, ob der wirklich denkt, ich wäre eine art Therapeutin, bei der man seine Last ablädt, nur weil ich Frau bin? Ich habe die Beziehung damals unter anderem mit der Kritik beendet, dass er an mir und meinen gefühlen und nöten kein Interesse hat und jetzt verhält er sich wieder genauso.
Agnetha
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Re: Schwierige Beziehungen

Beitrag von Agnetha »

Dann habe ich eine Nachbarin, die nicht begreifen will, dass gärtnern nach dem Mond, nostradamus und anderer esoterischer sch.... Nicht meine Weltsicht wieder gibt. Sie drückt mir stattdessen Glückskekse, winkekatze und zahlencodes, die Glück bringen sollen, in die Hand und ich bin immer wieder sprachlos.
sugarandspice
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Re: Schwierige Beziehungen

Beitrag von sugarandspice »

Ich verstehe Dich. Ich hatte als letzten Freund einen ehemaligen Versicherungsvertreter abserviert. Der faselte mir die kompletten Ohren zu, obwohl ich ja, wie eine Psychoanalytikerin schon vor über 20 Jahren zu mir sagte, Seelenruhe brauche um aufzutanken.

Wenn man sowieso schon seit Kind an aufgrund schlimmer Erfahrungen traumatisiert ist und andere Menschen mit dem angehörten Leid auch noch posaunen gehen, wofür brauche ich dann soziale Kontakte, wofür ?

Der mittlere Bruder hat in meiner Kindheit zu dem ältesten Bruder, dem Vollsadisten gehalten und immer wenn der mittlere Bruder auch wegen krimineller Taten von dem ältesten Bruder Abstand genommen hat, ist er auf das schwächste Mitglied der Familie, also mich, zugekommen und hat mich im Grunde weiterhin gefoltert mit seinen negativen Erfahrungen. Die alle beide Hauptschüler. Unter einem Sessel haben die mich gequält bis ich ohnmächtig wurde, der geht auf eine bessere Schule.

Vor zwei jJahren habe ich den mittleren Bruder eiskalt abserviert. Jetzt wo ich privat niemanden mehr habe, lebe ich ein Stück weit auf.

D. P. aus H., Psychoanalytikerin 9tes Semester sagte, das sind Trampeltiere.

Sei doch einfach mal ohne auf Andere zu hören, Du selbst. Wenn du Du selbst bist, können andere Menschen dich nicht für ihre kranken Phantasien benutzen. Wenn dich Leute gerne in die Enge treiben, Am ?, mit Dir nicht. Richtig ätzend zu denen sein, das sind eher so oder so nur Zecken. Ich bin kein bischen dein Onkel.

Ich zu meinem mittleren Bruder, jetzt bringst Du auch noch deinen Hurensohn hier hin zu mir, hoffentlich gehst Du bald bei Krebs drauf. Ich zu dem Sohn, nimm getz Vater an die Hand und schmiert hier ab.
Abendstern
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Re: Schwierige Beziehungen

Beitrag von Abendstern »

Agnetha hat geschrieben:Dann habe ich eine Nachbarin, die nicht begreifen will, dass gärtnern nach dem Mond, nostradamus und anderer esoterischer sch.... Nicht meine Weltsicht wieder gibt. Sie drückt mir stattdessen Glückskekse, winkekatze und zahlencodes, die Glück bringen sollen, in die Hand und ich bin immer wieder sprachlos.
Das kenne ich... Seufz. Für die Gattung des von depressivem Realismus geplagten Atheisten sind das immer wieder anstrengende Situationen... Die meiste Zeit lasse ich es einfach über mich ergehen, anstatt auch noch eine Diskussion anzufangen. Abgesehen davon möchte ich dem anderen auch nicht den Halt im Leben nehmen, indem ich erzähle, wie es in schlimmster Not wirklich aussieht und daß da leider kein Engel zur Hilfe geflogen kommt. Und zwar egal, was für ein guter Mensch man war. Bis heute frage ich mich allerdings, weshalb eigentlich nicht mal die ganzen A*s auf dieser Welt von derlei Schicksalsschlägen heimgesucht werden. Mir kommt es immer mehr so vor, als hätten die größten A*s auch noch das meiste Glück im Leben...

Und Dein Ex ist leider ein unzulässiges Wort. Deshalb hast Du ja auch mit ihm Schluß gemacht. Menschen, denen in ihrer Egozentriertheit das Schicksal anderer gepflegt am Allerwertesten vorbei geht, gibt es leider genug. Mein Ex ist auch so ein Beispiel. Und nicht nur er. Was haben Männer schon euphorisch gefaselt, wie sehr sie mich lieben. Aber am Ende hat sich noch meist herausgestellt, daß es sich dabei eher um den von mir verursachten Mehrwert in ihrem eigenen Leben handelte und beileibe nicht um mich als Person... Auch eine meiner bitteren Erkenntnisse. Gerade heute ist mir das leider wieder sehr bewußt geworden...
Agnetha
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Re: Schwierige Beziehungen

Beitrag von Agnetha »

Ja @Abendstern gut geschrieben: Mehrwert ....

Das zieht sich durch mein ganzes leben... Habe ich keinen wert mehr, interessiert sich auch keine sau mehr für mich
Gnosis
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Re: Schwierige Beziehungen

Beitrag von Gnosis »

Wenn auf beiden Seiten eine absolute Liebe besteht, können Beziehungen durchaus die Qualität annehmen, welche man im Grunde von ihnen erwartet, aber diese absolute Form der Liebe ist extrem fragil und wird durch die Umstände der gegenwärtigen Zeit/Gesellschaft sowie durch die Tatsache, dass heutzutage fast alle Menschen essentiell innerlich schwach sind, immer wieder zuverlässig unterminiert.
Wenn die Liebe folglich auf das heutzutage übliche Niveau herabfällt, werden Beziehungen zu einem emotionalen Geschäftsverhältnis, im Zuge dessen beide Beteiligten darum ringen, dass ihre jeweiligen neurophysiologischen Bedürfnisse erfüllt werden. Wenn die Bedürfnisse des anderen dann zu sehr von den eigenen divergieren, ist die Lage im Grunde aussichtslos (da hat man dann Konstellationen, wie sie hier im Thread beschrieben wurden). Leider existieren extrem viele Partnerschaften, in denen diesbezüglich eine zu ausgeprägte Divergenz besteht, was entscheidend dadurch begründet ist, dass sich Beziehungen im Regelfall nur mit den unmittelbar im eigenen sozialen Umfeld verfügbaren Personen ergeben (und das sind üblicherweise nicht gerade viele, vor allem wenn man bedenkt, dass die Person nicht vergeben sein darf und zumindest eine minimale gegenseitige Anziehung bestehen sollte). Um jemanden zu finden, dessen Bedürfnisse zu einem passen, bräuchte man eigentlich eine sehr viel offenere Dating-Kultur, die es bspw. auch gewährleisten würde, einfach mal so jemanden auf der Straße oder im Bus anzusprechen, ohne befürchten zu müssen, negative Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, unwirsch zurückgewiesen zu werden oder einfach den Satz "wir kennen uns nicht, oder?" zu kassieren. Auf dem Weg müsste man dann eine Vielzahl von Kontakten aufbauen, wobei man zusätzlich noch über diverse - heutzutage nicht unbedingt weit verbreitete - Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen müsste, um abzuschätzen, wie die Zukunftschancen der jeweiligen potentiellen Verbindungen beschaffen sind.
Wenn bspw., wie von Agnetha beschrieben, so extrem drastische Unterschiede in Hinblick auf das Mitteilungsbedürfnis und Aktivitätsniveau bestehen, kann es im Grunde nur funktionieren, wenn einer der Beteiligten einen wesentlichen Anteil seiner Bedürfnisse aufgibt, wobei darunter auch wieder die emotionale Haltung zum Partner leiden kann.
Tendenziell egozentrisch sind übrigens fast alle Menschen, aber diese Neigung kann in den Hintergrund treten, wenn man jemanden liebt oder zumindest aufrichtiges Interesse an ihm hat. Wenn die egozentrische Tendenz allzu sehr die Überhand gewinnt, kann man davon ausgehen, dass beides (zumindest situativ) verloren gegangen ist. Einige Menschen sind überdies aufgrund ihrer persönlichen Dispositionen und/oder ihrer Lebensgeschichte auch tatsächlich außerstande, anderen Menschen echtes Interesse entgegenzubringen. Für solche Menschen ist nur von Interesse, dass man eine Funktion für sie erfüllt. Ich habe in meinem erweiterten Freundeskreis auch so jemanden und ich breche den Kontakt nicht ab, da er sehr unterhaltsam ist und man durch ihn oft zu neuen Erfahrungen kommt, aber von einer Beziehung mit so jemandem würde ich absehen.
Agnetha
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Re: Schwierige Beziehungen

Beitrag von Agnetha »

Wow @gnosis ... Unglaublich gut geschrieben /beschrieben!!
sugarandspice
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Re: Schwierige Beziehungen

Beitrag von sugarandspice »

Wirklich WOW, ich kann das auch gut lesen.

Eben habe ich einen Brief wegen meiner Schwerbehinderung geschrieben an Psychiaterin, die mich begutachten soll. Abgeschickt habe ich den noch nicht.

Ich kämpfe hier darum, das mich die Penner in Ruhe lassen. Ich habe noch nie eine Vergünstigung in Anspruch genommen. Als kleiner Junge war ich eine Wasserratte, in Italien sofort ins Meer, Jugendschwimmer Gold, DLRG Allet am Start. Weil ich wegen meinem Buckel so gemobbt werde, aktuell auch in der Firma, war ich seit 22 Jahren nicht mehr schwimmen und im Freibad könnte man den Schwerbehindertenausweis fürne 10er Karte nutzen, mach ich aber nicht, weil ich kein Bock drauf habe, das ich von irgendwelchen Idioten gehänselt werde. Unter Umständen schmeissen die eine Depressionsspirale an, und ich häng hier Jahrelang inne Seile wieder, weil das Gedankenkarussell auf 1000 geht. Ich habe Angst mit der Major Depression, die habe ich nicht im Griff, ich kann nur Vermeiden, ich irgendwie dabei älter werde und irgendwie meinen Lebensunterhalt verdiene. Wenn eine Instanz kommt und geht mir auf den Sack, ok, kriege ich irgendwie kompensiert, zwei vielleicht auch noch, aber bei drei ist jedesmal das höllische Leiden angesagt, kriegt meine Birne nicht hin. Drei ANgreifer packe ich nicht und es war in der Kindheit so, meine Mutter und beide Brüder, packe ich nicht, kriege ich nicht geregelt. Da hatte ich 5 fünfen und eine 6 aufm Zeugnis und dann alle hoch, der Junge braucht Hilfe. Was das für mich fürn STress bedeutet die ganzen Jahre, danach fragt niemand.



Ich weiss überhaupt nicht, ob ich noch schwimmen kann.
Agnetha
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Re: Schwierige Beziehungen

Beitrag von Agnetha »

Was mich auch oft stört ist, wenn Menschen gefühlt distanzlos werden. Ich weiß nicht, wie euch das geht, aber ich hasse es, wenn mir fremde Menschen auf die pelle rücken. Beim anstellen an der Kasse empfinde ich das oft als respektlos, wenn andere direkt an mir kleben, mich ständig berühren, mir den Einkaufswagen in den hintern schieben oder so nah hinter mir stehen, dass ich deren Atem im Nacken spüre. Und verlasse ich die schlange, um dann meinen leeren einkaufskorb abzustellen, rücken die klappspaten so auf, dass ich mich nicht mehr an meinen Platz zurück begeben kann.
Abendstern
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Re: Schwierige Beziehungen

Beitrag von Abendstern »

Agnetha hat geschrieben:Was mich auch oft stört ist, wenn Menschen gefühlt distanzlos werden. Ich weiß nicht, wie euch das geht, aber ich hasse es, wenn mir fremde Menschen auf die pelle rücken.
Ja, das geht mir vor allem bei Männern so. :wink:
Ein "zufälliges" Berühren hier, ein "zufälliges" Berühren da ... Wuaahhh... Schüttel... Ausflipp...

Ich meine, dabei habe ich grundsätzlich erst einmal gar nichts gegen Berührungen, wenn sie ehrlich und freundschaftlich sind. Aber bitte nicht so gewollt "zufällig". Igittigitt.
Abendstern
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Re: Schwierige Beziehungen

Beitrag von Abendstern »

Gnosis hat geschrieben: Wenn die Liebe folglich auf das heutzutage übliche Niveau herabfällt, werden Beziehungen zu einem emotionalen Geschäftsverhältnis
Volltreffer.
Gnosis hat geschrieben: Leider existieren extrem viele Partnerschaften, in denen diesbezüglich eine zu ausgeprägte Divergenz besteht, was entscheidend dadurch begründet ist, dass sich Beziehungen im Regelfall nur mit den unmittelbar im eigenen sozialen Umfeld verfügbaren Personen ergeben (und das sind üblicherweise nicht gerade viele, vor allem wenn man bedenkt, dass die Person nicht vergeben sein darf und zumindest eine minimale gegenseitige Anziehung bestehen sollte).
Wie wahr... "zumindest eine minimale gegenseitige Anziehung" - schmunzel - ja, das wäre schon nicht verkehrt. ;-)
Gnosis hat geschrieben:Um jemanden zu finden, dessen Bedürfnisse zu einem passen, bräuchte man eigentlich eine sehr viel offenere Dating-Kultur, die es bspw. auch gewährleisten würde, einfach mal so jemanden auf der Straße oder im Bus anzusprechen
Hm... Hier würde sich dann aber die Anbahnung des Geschäftsverhältnisses ja erst einmal primär auf das Aussehen fokussieren. Was ja auch wieder nichts über die Tragfähigkeit aussagt. Und dafür gibt's ja schon Tinder & Konsorten. Überhaupt, diese Dating-Portale scheinen heute generell leider eher eine Art Katalog für intergeschlechtliche Geschäftsanbahnungen zu sein. Nach dem Motto: Mein Haus, mein Auto, meine Freundin.
Gnosis hat geschrieben: ... wobei man zusätzlich noch über diverse - heutzutage nicht unbedingt weit verbreitete - Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen müsste, um abzuschätzen, wie die Zukunftschancen der jeweiligen potentiellen Verbindungen beschaffen sind.
Sozusagen der emotionale Röntgenblick. :D
Gnosis hat geschrieben: Tendenziell egozentrisch sind übrigens fast alle Menschen
Na ja, seit ich mehr als zu viele Jahre mit einem ausgeprägten Narzißten verbracht habe, ist mir jedenfalls klar, daß es zwischen gesundem Egoismus und einer krankhaft geprägten Egozentriertheit noch himmelweite Unterschiede gibt... :? Und daß man ab einem gewissen Maß an daraus resultierenden Problemen von psychischem Mißbrauch sprechen muß...

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