Germanwings-Flug 4U9525

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Deadly Snowflake

Re: Germanwings-Flug 4U9525

Beitrag von Deadly Snowflake »

MissDestruktiv hat geschrieben:Ich sagte nicht, dass du speziell mir gegenüber Respekt zeigen könntest. Aber nachdem ich hier schon andere Beiträge von dir durchgelesen habe, in denen du andere User kleinlich und überheblich wegen Nichtigkeiten anfährst, ist es doch offensichtlich, dass du da einen gewissen Mangel aufweist. Aber gut. Mach' nur weiter so, dann geht irgendwann gar niemand mehr auf deine ,,Gespräche'' ein.
Ich wusste, dass du dich nochmals zu Wort melden wirst. Es ist immer das Gleiche: grosskotzige Verlautbarung sich von diesem Wahnsinn(igen) zu verabschieden und dann immer wieder angeschlichen kommen (im Namen de Herde natürlich) weil man das letzte noch so sinnlose Wort haben muss. Ich sag`s nochmal: mich interessieren deine Sachirrelevanten Moralaposteleien nicht. Ich reagierte so wie es jeweils sachlich angemessen war (oder zitiere etwas wo das Gegenteilige dokumentiert ist)...und das kann auch implizieren, dass ich jemandem seine Diskussionsverweigerung ein paar Mal um die Ohren knallte, bis er einlenkte (was kaum vorkam)...oder dann laut blökend von dannen zog (oder sich ein zweites Account unter anderem Namen zulegte...bis auch der blökend von dannen zog).
Mediator
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Re: Germanwings-Flug 4U9525

Beitrag von Mediator »

Die Spekulationen zum Germanwings-Absturz haben ein Ende: Gemäss dem zweiten Flugschreiber brachte der Co-Pilot die Maschine eigenhändig auf Sinkkurs. Einen Tag nach der Auffindung des zweiten Flugschreibers konnte das Flugermittlungsamt BEA in Paris bereits die Resultate einer «vorläufigen» Auswertung bekannt geben. Sie bestätigt bisherige Annahmen, dass der Co-Pilot das Flugzeug mit 150 Menschen an Bord am 24. März absichtlich auf Sinkflug brachte und ins Alpenmassiv steuerte. Die Auswertung der Audiodatei im ersten Flugschreiber hatte ergeben, dass der Co-Pilot vor dem Unglück allein im Cockpit war; die Rückkehr des ausgetretenen Bordkommandanten verhinderte er vermutlich durch eine Türblockade.

Die Suizidthese wird durch den zweiten Flugschreiber gestützt. Laut BEA veränderte Co-Pilot Andreas Lubitz den vom Autopiloten vorgegebenen Kurs wiederholt, um die Maschine bis auf 100 Fuss sinken zu lassen. Damit war klar, dass sie an den viel höher liegenden Alpenfelsen zerschellen würde. Während des Sinkfluges erhöhte der 27-jährige Co-Pilot offenbar noch mehrfach die Geschwindigkeit.
Mediator
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Re: Germanwings-Flug 4U9525

Beitrag von Mediator »

Andreas Lubitz riss beim Flugzeugabsturz 149 Menschen mit in den Tod. Ein US-Arzt sieht in ihm dennoch keinen Täter. Lubitz sei unschuldig, seine Krankheit habe das getan. «Es war nicht Andreas Lubitz, der das getan hat, es war seine Krankheit» – mit dieser Aussage nach der Germanwings-Tragödie in den französischen Alpen sorgt der US-Neurologe Robert M. Sapolsky für Empörung.

Sapolsky ist Professor für Neurologie an der renommierten Stanford-Universität. In einem Beitrag für die «LA Times» schreibt er: «Der Germanwings-Absturz hatte 150 Opfer, nicht 149». Lubitz habe aufgrund seiner Depressionen keinen Einfluss auf seine Entscheidung gehabt, er sei deshalb unschuldig, so Sapolsky weiter. Der Germanwings-Co-Pilot litt unter schweren Depressionen und war für den Tag des Absturzes eigentlich krankgeschrieben.

Die Krankheit sei biologischen Ursprungs: «Eine Depression ist wie alle psychischen Erkrankungen eine Störung. Sie bringt den Betroffenen in einen Zustand, bei dem das Wesen aufgrund biologischer Veränderungen nicht wiederzuerkennen ist.»

Er warnt vor Pauschaulurteilen. Die meisten Menschen, die unter Depressionen leiden, würden nicht zu agressiven Handlungen neigen, schreibt er weiter. «Wenn die beispiellose Tat von Andreas Lubitz Menschen, die unter Depressionen leiden, dazu bringt, ihre Krankheit zu verstecken, zu verleugnen oder zu ignorieren, wird die Zahl der Unschuldigen, die umkommen, 150 klein erscheinen lassen», so der Arzt.

Bei den Lesern der «LA Times» stiessen die Worte des Neurologen auf Unverständnis. So ist etwa in den Kommentaren zum Artikel zu lesen: «Wir alle kennen Menschen, die an Depressionen leiden, jedoch haben nur wenige von ihnen die Fähigkeit, einen Massenmord zu begehen.» Zahlreiche andere werfen Sapolsky vor, die Tat zu verharmlosen. Lubitz sei kein Opfer, sondern ein Massenmörder.

http://www.20min.ch/ausland/news/story/ ... --13600570
Stummfilm
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Re: Germanwings-Flug 4U9525

Beitrag von Stummfilm »

Ja und? Wenige haben eine Depression und noch weniger einen Pilotenschein. Was soll der Quatsch?
Es gibt unter Depressiven vermutlich genauso viele Ar***l***er wie unter Nichtdepressiven. Das Schöne an der Krankheit ist aber, dass sie den Menschen die Energie aussaugt. Daher erscheint der Depressive friedlicher und ehrlicher als der Durchschnittsmensch, da er nicht die Energie hat, um den alltäglichen Schein zu bewahren.
Ich bezweifle, dass der Durchschnittspilot seine Passagiere aus ethischer Überzeugung von A nach B befördert, sondern weil er dafür bezahlt wird und zudem nicht sterben will.
Wollte er im Flugzeug sterben, müsste er hingegen eine ethische Barriere haben, die ihn daran hindert, im Zweifel seinen Interessen den Vorrang zu geben. Und das widerum darf man nicht voraussetzen.

Ich frage mich, wieso man bei jedem Massenmord an psychisch krank denkt. Man fragt sich, ob Dschingis Khan krank war, wie die historischen Gräueltaten stattfinden konnten und können werden, wenn sowas doch eine außergewöhnliche Erscheinung sein soll.
Orgeluse
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Re: Germanwings-Flug 4U9525

Beitrag von Orgeluse »

Ich frage mich:

Wir haben alles verdinglicht und alle Dinge zu ihrem allumfassenden Äquivalent: dem Geld (das kein Gefühl hat, keine Wahrnehmung und kein Bewusstsein) in eine wie auch immer berechnete Relation gesetzt,
wir haben Menschen zu "Humankapital" erklärt,
wir haben Gene käuflich gemacht,
wir verkaufen das Nichts (Derivate, Immobilien-Blasen), alles und auch Menschen,
wir sehen täglich die Verdinglichung von Frauen (unter der Burka, unter den Steinen der Steinigung, unter den Statistiken des Mutterschutzes) und Männern (unter dem Gesabber der Hasspredigten, unter der Peitsche, unter dem Irrsinn der Börsenzahlen).

Das sind wir. Heute.
Seit etwa 25 Jahren.

Jener Pilot, Andreas L., war 27 Jahre alt.

Wenn ich sehe, was wir taten und weiterhin tun, dann muss ich mich fragen: Warum sind nun alle so entsetzt?
Menschen sind auch nur Dinge - für uns geworden.
Warum soll auf einmal ein Unterschied sein zwischen einem kaputtgehenden Triebwerk und einem kaputtgehenden Menschen?

Orgeluse, ohne Antwort, ohne Antwort

PS: @ Stummfilm: Mir ging es auch irgendwann erstmal ähnlich wie Dir mit Deinen Fragen, doch ich glaube, zwischen Dschingis Khan (oder anderen Massenmördern in der Geschichte der Menschheit) und diesem Piloten besteht ein Unterschied: Erstere wollten leben und durch ihre Taten möglichst "ewig" leben.
Der junge Pilot wollte wohl einfach nur sterben.
Girlxxx

Re: Germanwings-Flug 4U9525

Beitrag von Girlxxx »

Mediator hat geschrieben:Bei den Lesern der «LA Times» stiessen die Worte des Neurologen auf Unverständnis. So ist etwa in den Kommentaren zum Artikel zu lesen: «Wir alle kennen Menschen, die an Depressionen leiden, jedoch haben nur wenige von ihnen die Fähigkeit, einen Massenmord zu begehen.» Zahlreiche andere werfen Sapolsky vor, die Tat zu verharmlosen. Lubitz sei kein Opfer, sondern ein Massenmörder.
Das ist der Klassiker schlechthin: man sieht Ähnliches und schliesst daraus, dass es identisch sein müsse, da aber die Handlungen nicht identisch sind, müsse man verantwortlich sein, sprich: ein freier Wille sei der ausschlaggebende Faktor (und nicht die Unähnlichkeit des Gesamt der Determinanten, welche ja Schuldzuschiebung ausschlössen). Ja, beide Äpfel sind rot, darum schmecken sie auch gleich, aha, sie schmecken nicht gleich, also ist es unerklärlich: das muss am Willen des Apfels liegen. Analog: aha, beide sind depressiv, dann werden beide zum Mörder, aha, das werden sie nicht, also muss es am Willen der Depressiven liegen (und nicht etwa an den sozialen Umständen, der biografischen Entwicklung, der genetischen Ausstattung, des Lernverhaltens, des Aggressionspotentials und Dutzende weitere Faktoren die das jeweilige Verhalten eines Menschen mitbestimmen). Wer sagt die Depression sei `Schuld`, die Ursache hat keinen Schimmer: Die Depression in Verbund mit ganz spezifischen anderen, vorgängig gegebenen Persönlichkeitsmerkmalen in Verbund mit den äusseren Gegebenheiten und Handlungsmöglichkeiten führte zum Ereignis des Flugzeugabsturzes. Ein ganzes einmaliges Konglomerat von Faktoren, die restlos aufzuschlüsseln unmöglich ist (und daher auch nie restlos vorhersehbar), bestimmte das letztendliche Resultat.

Diese Art des Denkens ist im Kontext der Unterschiebung von Schuld ein echter Klassiker (...aber nicht jeder Sexualstraftäter wurde selber sexuell missbraucht, aber nicht jeder...blablabla)...also merken. :idea:
Zuletzt geändert von Girlxxx am Mittwoch 8. April 2015, 00:31, insgesamt 1-mal geändert.
MajorDepression
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Re: Germanwings-Flug 4U9525

Beitrag von MajorDepression »

Ich möchte es folgendermaßen deuten.

Aus meiner Erfahrung weiss ich, dass ich von Hauptschülern im Schulbus so zusammengeschlagen wurde, dass ich schwer verletzt auf dem Rasen vor alleinerziehend Mutters Haus zusammengebrochen bin. Innere Verletzungen, Bettruhe, Hausarzt kam mit Arztkoffer. Ich Opfer Typ. Die Hauptschüler sagten - der geht auf eine bessere Schule.

Ich habe dann Hilfe von den Schrotthändlern bekommen. Die sind mit im Schulbus gefahren und haben die alle so durchgelassen, das ich mit dem Schuldbus wieder freie Fahrt hatte.

Die Menschen mögen sich halt. Stalin und Hitler sind zwei Exemplare der ? gewesen.

Son Andi L. steile Karriere, keine Zeit Traumata zu verarbeiten, dazu noch kriminelle Energie, doch keine Freiheit über den Wolken...Wer ist schuldig, wer unschuldig. Wer ist Opfer, wer Täter ? Kompliziert oder ?

Ich kann das FMC einer 737 so programmieren, dass die wo auch immer fast alleine startet und aber ohne ZUTUN alleine landet. ICAO CODEs, Gewicht und Treibstoff sind bindend nach AIRACs.

Ich habe schonmal eine PMDG 737NGX in Frankfurt gestartet, und bin dann über Frankreich, Spanien, die Kiste allein raus auf Gibraltar zu und in Malaga gelandet, Umkehrschub.


Ich glaube um solch eine Tat zu begehen an Unschuldigen, bedarf es bei der steilen Karriere keine Reflektion, 100 % 0 %. Nicht wie bei mir. Ich kann keiner Fliege was zu Leide tun, weil das bei mir auch wesentlich langsamer stattfand Alles, Gewohnheit. Ich denke teilweise digital, aber ein Andi L. denkt volldigital. Jetzt, entweder oder, keine Chance gehabt, analog zu denken ! Er hat die Kiste von 4000 auf 6000 Fuss nochmal hochgezogen - er dachte nach über die Menschen - zack wieder runter. Pulverisiert die ganze Karre.


Was er getan hat, so wie viele Amokläufer, deren Seele so unverschämt von Widersachern in den Dreck getreten wurde, sollte für psychisch Kranke die A320Barbital Story auf Wunsch anfeuchten auf der Zunge. Die Geweihe der starken Menschen sind so stark.
Girlxxx

Re: Germanwings-Flug 4U9525

Beitrag von Girlxxx »

Stummfilm hat geschrieben:Ja und? Wenige haben eine Depression und noch weniger einen Pilotenschein. Was soll der Quatsch?
Es gibt unter Depressiven vermutlich genauso viele Ar***l***er wie unter Nichtdepressiven. Das Schöne an der Krankheit ist aber, dass sie den Menschen die Energie aussaugt. Daher erscheint der Depressive friedlicher und ehrlicher als der Durchschnittsmensch, da er nicht die Energie hat, um den alltäglichen Schein zu bewahren.
Fragt sich was jemanden zum Ar...l..ch macht und ob solche Faktoren bei Depressiven eher weniger vorliegen. Das wäre doch eine schönes Thema für eine medizinische Studie. Was du aber sagst, ist interessant, dass nämlich die Depression eher ein Faktor ist der Gewalt hemmt als aktiviert. Das würde beim Co-Piloten bedeuten, dass er trotz seiner Depression zum Mörder wurde, potentiell also noch ein viel schlimmerer Massenmörder war als er es demonstrierte. Allerdings gibt es wohl auch atypisch wirksame Depression (je nach Persönlichkeit des Betreffenden) womit man wieder bei Null stünde: Depression ist ein Faktor der zwar tendenziell so oder so sich auswirkt, aber im Einzelfall nie voraussehbar etc.
Ich bezweifle, dass der Durchschnittspilot seine Passagiere aus ethischer Überzeugung von A nach B befördert, sondern weil er dafür bezahlt wird und zudem nicht sterben will.
Wollte er im Flugzeug sterben, müsste er hingegen eine ethische Barriere haben, die ihn daran hindert, im Zweifel seinen Interessen den Vorrang zu geben. Und das widerum darf man nicht voraussetzen.
Aus ethischen Gründen, was hiesse das genau? Selbstlos? Oder, dass moralische Werte Teil seiner, seine Identität mit konstituierende, Werteordnung sind? Ich sehe moralische Werte als letzteres an: antrainierte und angeborene Werte denen Normen folgen die zu verletzen in der Regel eine Verletzung unseres Selbstbildes bewirken (abgesehen von aussen herbeigeführten nicht erwünschten Konsequenzen: Strafe, Inhaftierung, moralische Ablehnung etc.) weshalb sie auch relativ stabil sind (solange es die entsprechende Gesellschaft ist). Voraussetzen kann man solche Ethik wohl bei den allermeisten Menschen: dass sie nicht sterben wollen, dass sie ein Leben führen wollen ohne zu viele unerwünschte Konsequenzen wegen unmoralischen Handelns, dass sie eine stabile Identität brauchen etc.
Ich frage mich, wieso man bei jedem Massenmord an psychisch krank denkt. Man fragt sich, ob Dschingis Khan krank war, wie die historischen Gräueltaten stattfinden konnten und können werden, wenn sowas doch eine außergewöhnliche Erscheinung sein soll.
Da ist natürlich der historische Kontext schon nicht zu vernachlässigen. Was bei den Assyrern oder den Römern, Griechen (Sklaverei, Kreuzigung) moralisch bzw. rechtlich an der Tagesordnung war, wäre mit heutigem moralischen Empfinden in gewissen Ländern wenig kompatibel (die ganze Scharia ist wenig west-tauglich). D.h. moralisches Wahrnehmen wie deren Assoziierung mit Krankheit (=moralisch aus der Rolle fallend! = moralisch krank, abartig) ist sehr stark zeitbedingt. Aus heutiger humanitärer Sicht ist jede Folter etc. barbarisch, moralisch krankhaft, d.h. dem entsprechenden Individuum fehlt das Mitfühlen was heute als unabdingbarer Teil einer gesunden Person gezählt wird. Wem solches mangelt wird schnell die Diagnose Psychopath/anti-soziale Persönlichkeitsstörung zugeschrieben (mit welcher Ausstattung man bestens Karriere machen kann...diesbezügliche Studie der HSG St.Gallen, oder aber auch zum Serienmörder wird...was nochmals bekräftigt: ein Krankheitsbild ist nur ein Faktor eines ganzen Konglomerats von Determinanten und nur das Insgesamt ist entscheidend für was daraus folgt).
MajorDepression
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Re: Germanwings-Flug 4U9525

Beitrag von MajorDepression »

Schizoaffektiv. Solange der Puffer der Seele noch reicht, sind Menschen depressiv. Geht der Puffer gegen Null, wird das affektiv oder endet im Himmel.

Die Seele tankt man nur ganz langsam wieder auf. Ne tolle Freundin hilft dabei ungemein !
Girlxxx

Re: Germanwings-Flug 4U9525

Beitrag von Girlxxx »

Orgeluse hat geschrieben:Ich frage mich:

Wir haben alles verdinglicht und alle Dinge zu ihrem allumfassenden Äquivalent: dem Geld (das kein Gefühl hat, keine Wahrnehmung und kein Bewusstsein) in eine wie auch immer berechnete Relation gesetzt,
wir haben Menschen zu "Humankapital" erklärt,
wir haben Gene käuflich gemacht,
wir verkaufen das Nichts (Derivate, Immobilien-Blasen), alles und auch Menschen,
wir sehen täglich die Verdinglichung von Frauen (unter der Burka, unter den Steinen der Steinigung, unter den Statistiken des Mutterschutzes) und Männern (unter dem Gesabber der Hasspredigten, unter der Peitsche, unter dem Irrsinn der Börsenzahlen).

Das sind wir. Heute.
Seit etwa 25 Jahren.

Jener Pilot, Andreas L., war 27 Jahre alt.

Wenn ich sehe, was wir taten und weiterhin tun, dann muss ich mich fragen: Warum sind nun alle so entsetzt?
Menschen sind auch nur Dinge - für uns geworden.
Warum soll auf einmal ein Unterschied sein zwischen einem kaputtgehenden Triebwerk und einem kaputtgehenden Menschen?

Orgeluse, ohne Antwort, ohne Antwort
Richtig. Nur in einem dürften wir differieren: der Mensch ist faktisch nicht mehr als eine hochkomplexe `Maschine`, biologisch ein sich selbst autopoietisch erhaltende Homöostase oder wie auch immer (nur das Bewussteins-Phänomen stellt sich da noch etwas quer). Es hat nichts mit unserer verdinglichten Welt zu tun, dass der Mensch fälschlich als Ding wahrgenommen wird (faktisch versucht man dem Piloten doch die Schuld zu unterschieben, man negiert sein Ding sein, braucht die Freiheit um ihn `dingfest` machen zu können). Ausgerechnet in einer völlig verdinglichten Welt, werden Ausnahmen benötigt um die Dingwelt auf Distanz halten zu können: der verlogene Humanismus der meint Hand in Hand gehen zu können mit einer rein materialistisch-naturalistischen Sichtweisse. Es wäre Zeit tabula rasa zu machen und `ALL IN` zu rufen...oder wahlweise (!): `RIEN NE VA PLUS`.
PS: @ Stummfilm: Mir ging es auch irgendwann erstmal ähnlich wie Dir mit Deinen Fragen, doch ich glaube, zwischen Dschingis Khan (oder anderen Massenmördern in der Geschichte der Menschheit) und diesem Piloten besteht ein Unterschied: Erstere wollten leben und durch ihre Taten möglichst "ewig" leben.
Der junge Pilot wollte wohl einfach nur sterben.
Nietzsche wäre da anderer Meinung gewesen: nicht der Selbsterhaltungstrieb ist der grundlegende sondern der Machttrieb. Dass ein Khan um seiner Macht willen zu sterben bereit war, ist völlig plausibel (wer solche Machtfülle besass, hätte kaum ohne sie leben können). Einen Flieger gegen den Felsen zu rammen beinhaltet wohl auch ein erhebliches Gefühl an Macht. Vielleicht hatte er keinen Grund mehr zu Leben, aber er brauchte evtl. einen um Sterben zu können. Aber wer will`s wissen? Wer hier zu wissen beansprucht (wie all die Herren der forensischen und anderweitigen Psychiatrie etc. etc.), dem traue ich vieles zu...
Zuletzt geändert von Girlxxx am Mittwoch 8. April 2015, 00:36, insgesamt 1-mal geändert.
MajorDepression
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Re: Germanwings-Flug 4U9525

Beitrag von MajorDepression »

Wenn ihr bei Tatsachen bleiben könntet als Frauen, wäre ich euch umschlingend dankbar!
Als meine Tante G. mir einen steiffen Penis machte, weil ihr Mann auf LKW Fernfahrt war, fotografierte sie meinen steiffen Penis als ich 7 Jahre alt war. Sie zeigte das Bild von meinem Penis meinen Brüdern, welche sich in der ganzen Familie zunehmend über mich hermachten. Ich versuchte durch Springen an das Bild zu kommen, doch ich hatte keine Chance.
Dann war ich bei E., eine Schwester meiner Mutter. E. war in Ordnung, sie 280er Benz Cabrio an die Mosel zur Jagd... E. ist schon lange tot. Die Spinner sagen der Großunternehmer hätte sie mit dem Kissen erwürgt, was nicht stimmt. Als E. wegen maligner Erkrankung ging, wurde ich gefoltert, so richtig gefoltert und zwar jeden Tag, weil ich bei der extrem reichen E. gewohnt habe. So beknackt sind Buben wie Mädchen, selbst im erwachsenen Alter !
Orgeluse
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Re: Germanwings-Flug 4U9525

Beitrag von Orgeluse »

Aha.

Interessant.
Zu "meiner Zeit" hier in diesem Forum sprach man zwar aus sich heraus, aber meistens doch nicht ausschließlich über sich. - Noch etwas, das sich geändert hat.

Aber wir alle sind ja in einem einig und eins: In unserem Sachesein auf dieser Welt (frage deine/n Finanzamt-, Jobcenter-, Rentenversicherungshanselgretel, was du für ihn/sie bist ...).

Ob nun Foto oder Denkfehler
(was, bitt schön, soll denn der Satz bedeuten:
Girlxxx hat geschrieben: Es hat nichts mit unserer verdinglichten Welt zu tun, dass der Mensch fälschlich als Ding wahrgenommen wird
?!) -
offenbar hat sich die Gattung (homo sapiens sapiens) wieder einmal so sehr verändert, dass ein Teil von ihr auf der Strecke bleibt. Das gab's in der Entwicklung auch der Hominiden schon zig mal, is also nich schlimm!
Und ich bin mir sicher: Wenn diese Art sich weiter in diese Richtung hin verändert, hat sie sich bald erübrigt. Und das wäre eine Erleichterung für den Rest der Welt.

Der bräuchte dann auch keine Flugzeuge mehr. (Und keine Flughäfen - die Berliner machen's schon vor :mrgreen: )

orgel
Girlxxx

Re: Germanwings-Flug 4U9525

Beitrag von Girlxxx »

Orgeluse hat geschrieben:.
(was, bitt schön, soll denn der Satz bedeuten:
Girlxxx hat geschrieben: Es hat nichts mit unserer verdinglichten Welt zu tun, dass der Mensch fälschlich als Ding wahrgenommen wird
?!) -
offenbar hat sich die Gattung (homo sapiens sapiens) wieder einmal so sehr verändert, dass ein Teil von ihr auf der Strecke bleibt. Das gab's in der Entwicklung auch der Hominiden schon zig mal, is also nich schlimm!
Und ich bin mir sicher: Wenn diese Art sich weiter in diese Richtung hin verändert, hat sie sich bald erübrigt. Und das wäre eine Erleichterung für den Rest der Welt.
O.k., in den Kontext gestellt (der aber ausserhalb des Satzes doch augenfällig bereits für fast jeden lesbar bereits explizit genannt war), hätte ich schreiben müssen: `Es hat nichts mit der angeblichen und falschen reduktiven Verdinglichung unserer Welt zu tun, dass der Mensch (durch ebensolche Verdinglichung) fälschlich als Ding wahr genommen wird." Denn genau das geschieht ja a) gar nicht (umfänglich), und würde es so geschehen, wäre es b) keine die fälschlicher Weise geschähe (zumindest was den freien Willen betrifft, den ich hier im Auge habe).

Aus meiner Sicht hat sich die Unter-Art (homo sapiens sapiens ist eine Unter-Art, homo wäre die Gattung, homo sapiens die Art: das ist klug geschissen, ich weiss) im Wesentlichen in nichts verändert. Wenn man die Schicht der Zivilisations-Firniss wegkratzt, bleibt (wie in jedem Krieg zu beobachten) nur eines: Barbarei unter dem Gesetz primitiv-biologischer Vorgaben. Ob die Extinktion des Menschen irgendwie eine Erleichterung für den Rest der fühlenden Welt darstellte, müsste ich offen lassen (zumindest wäre da mit Leidensbilanzen zu jonglieren...eine Übung für sich)...aber tendenziell dürfte dem zuzustimmen sein.
Orgeluse
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Registriert: Dienstag 23. November 2010, 00:04

Re: Germanwings-Flug 4U9525

Beitrag von Orgeluse »

Girlxxx hat geschrieben: hätte ich schreien müssen [nö, nicht schreien, einfach nur sauber formulieren, o.]: `Es hat nichts mit der reduktiven Verdinglichung unserer an sich nicht lediglich dinglich verstehbaren Welt zu tun, [1.] dass der Mensch (durch die Verdinglichung) fälschlich als Ding wahr genommen wird." Denn [2.] genau das geschieht ja a) gar nicht, und [3.]würde es so geschehen, wäre es b) keine die fälschlicher Weise geschähe (zumindest was den freien Willen betrifft).
Ad 1: Das Passiv, das Du da bemühst, sagt alles (meines Erachtens). Der Mensch "wird" nicht wahrgenommen. - Wir Menschen sehen uns an. Ganz aktiv. (Und genau das wird systematisch ausgeblendet in der herrschenden Ideologie, die wie alle Ideologie nur Verblendung ist und nur verblenden kann und Augen nur blenden, nur blind machen - auch und gerade für sprachliche Feinheiten, denn Sprache schafft Welt, nicht umgekehrt ...)
Ad 2: Ja und Nein. Im Falle jenes jungen Piloten nun wird sein Menschsein nicht verdinglicht, da hast Du recht. Vielmehr wird sein Menschsein vermonstert. "Nur ein Monster kann so etwas tun-" (Dabei ist jener Pilot zuvor jahrelang verdinglicht worden, wie wir alle seit langem verdinglicht werden an jedem unserer Arbeitstage. Bei Marx war noch die Rede von der Entfremdung. Ich glaube, man muss heute von Verdinglichung sprechen: Wir sind zu Geld geworden und Geld ist das Ding für alles.)
Ad 3: Sofern ich Deinen subjektlosen Satz verstehe, sagst Du, dass der Mensch vom Menschen zurecht verdinglicht wird. Hm. Ich, orgel, sage aus meiner Lebenserfahrung heraus: "Yep. Hast recht. Denn genau das hat mensch verdient." Ich, Orgeluse, sage (wie schon unzählige Menschen vor mir und gewiss auch noch nach mir) aus meiner Menschlichkeit heraus: "Das muss anders werden!" (Denn ich glaube an die Entwicklungsfähigkeit des freien Willens. Und ich weiß, dass erstmal kein freier Wille ist: Der muss entwickelt werden - aus den Verstrickungen des Unbewussten; und ganz wird das vielleicht nie gelingen, aber das muss vermutlich gar nicht sein, wäre evtl. sogar eher nicht gut.)
Zuletzt geändert von Orgeluse am Mittwoch 8. April 2015, 01:44, insgesamt 1-mal geändert.
Girlxxx

Re: Germanwings-Flug 4U9525

Beitrag von Girlxxx »

Orgeluse hat geschrieben:
Girlxxx hat geschrieben: hätte ich schreien müssen [nö, nicht schreien, einfach nur sauber formulieren, o.]: `Es hat nichts mit der reduktiven Verdinglichung unserer an sich nicht lediglich dinglich verstehbaren Welt zu tun, [1.] dass der Mensch (durch die Verdinglichung) fälschlich als Ding wahr genommen wird." Denn [2.] genau das geschieht ja a) gar nicht, und [3.]würde es so geschehen, wäre es b) keine die fälschlicher Weise geschähe (zumindest was den freien Willen betrifft).
Ad 1: Das Passiv, das Du da bemühst, sagt alles (meines Erachtens). Der Mensch "wird" nicht wahrgenommen. - Wir Menschen sehen uns an. Ganz aktiv. (Und genau das wird systematisch ausgeblendet in der herrschenden Ideologie, die wie alle Ideologie nur Verblendung ist und nur verblenden kann und Augen nur blenden, nur blind machen - auch und gerade für sprachliche Feinheiten, denn Sprache schafft Welt, nicht umgekehrt ...)
Ad 2: Ja und Nein. Im Falle jenes jungen Piloten nun wird sein Menschsein nicht verdinglicht, da hast Du recht. Vielmehr wird sein Menschsein vermonstert. "Nur ein Monster kann so etwas tun-" (Dabei ist jener Pilot zuvor jahrelang verdinglicht worden, wie wir alle seit langem verdinglicht werden an jedem unserer Arbeitstage. Bei Marx war noch die Rede von der Entfremdung. Ich glaube, man muss heute von Verdinglichung sprechen: Wir sind zu Geld geworden und Geld ist das Ding für alles.)
Ad 3: Sofern ich Deinen subjektlosen Satz verstehe, sagst Du, dass der Mensch vom Menschen zurecht verdinglicht wird. Hm. Ich, orgel, sage aus meiner Lebenserfahrung heraus: "Yep. Hast recht. Denn genau das hat mensch verdient." Ich, Orgeluse, sage (wie schon unzählige Menschen vor mir und gewiss auch noch nach mir) aus meiner Menschlichkeit heraus: "Das muss anders werden!"
Leider warst du zu schnell um meine gültige Version zu kritisieren...also versuch`s nochmals (selbst das schrei(b)en ist mir nicht entgangen).
Aber zu dem was unverändert blieb:
Zu 1) Ich bestreite, dass der Mensch je wirklich aktiv-initiierend ist (Neues setzen könnend), er ist ein determiniertes Geschehen, alles andere ist epiphänomenale Täuschung (die Sprache mag Welt machen oder nicht, sie bleibt passiv-selbsttätiger Vorgang). Das Dilemma ist wohl ein unaufhebbarer Hiatus von Selbstwahrnehmung und wie es wirklich um uns bestellt ist.
Zu 2) Jein, es wird vor allem gesagt, dass es sein freier Wille war (ohne diesen genauer zu bestimmen). Dass dies in Boulevard-Blättern dann gerne in ent-menschlichende (und damit wieder eigentlich in den Bereich des Unzurechnungsfähigen übersetzend) Kategorien des Ekelhaft-Abscheulichen übersetzt wird, ist wohl u.a. diversen Abwehrmechanismen geschuldet.
Zu 3) Ich behaupte, da es keinen `freien Willen` (in einem bestimmten Sinn) gibt, dieser dem Menschen nicht fälschlich abgesprochen werden kann (schlimmstenfalls rechtens wenn er ihm einstens unrechtmässig zugesprochen wurde). Nein, mit verdienen habe ich nun gleich gar nichts am Hut: da kommt man in die trübsten Gewässer der Moral, von Schuldzusprechung etc.
Was verstehst du denn unter einem `freien Willen`? Bestimmt nicht das wogegen ich argumentiere, denn ein solcher kann sich nicht entwickeln etc.
Zuletzt geändert von Girlxxx am Mittwoch 8. April 2015, 02:12, insgesamt 3-mal geändert.
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