Djojo hat geschrieben:
Ich finde es selbst auch mühsam immer wieder über solche Themen zu schreiben und meine Argumentation nervt mich selbst meist, aber ich habe leider unzählige Erfahrungen in diese Richtung gemacht
und habe die Vorstellung einer dunklen Zukunft, die noch radikaler aussiebt, aussortiert und ich habe diese Selektionen, die bereits im Kindergarten, in der Schule beginnen einfach satt.
Künftig wird wohl die Pränataldiagnostik wie die Genetik allgemein mehr Gewicht bekommen und dadurch allenfalls auch der Druck auf genetisch wenig Taugliche zunehmen. Aber Prognosen scheinen mir unmöglich zu sein, da kann so vieles passieren.
und ich habe nicht das Gefühl, dass dies eine natürliche, sondern eher eine konstruierte Selektierung ist und es so nicht sein müsste.
Aber der Mensch hat sich doch seit der Steinzeit zu perfektionieren bemüht, sei es Richtung Selbstbildung/-modellierung oder auch vermittels der Technik die Naturbeherrschung. Der Mensch (die Menschen) brauchen ein Ziel, zur Not ein leerlaufendes, anders ist es nicht vorstellbar. Ob es da alternative humane Ziele gibt? Viele sehen die Technik als den Bereich künftiger Evolution, Richtung Transhumanismus etc. Wo es erstrebenswerte (als erstrebenswert definierte) Ziele gibt, wird es auch Selektion geben, es sei denn das Ziel wäre die Ziellosigkeit.
Ich bin auch der Meinung, dass jemand hässlich sein kann wenn er persönliche Kontakte, Protektion, eine starke soziale Ader hat, aber ohnedies sehe ich kein Land und warum sollte diese Person ihr Inneres über den Haufen werfen und etwas anderes machen, dass gar nichts mit ihren Vorstellungen zu tun hat.
Klar, es gibt viele Kompensationsmöglichkeiten für einen Mangel. Der wichtigste ist wohl, wenn einem der eigene Mangel egal ist.
Ich bin übrigens jemand, dem selbst Ästhetik wichtig ist und der sich selbst garantiert auch zu oberflächlichen Betrachtungen hinreißen lässt, aber ich kann es im Nachhinein einordnen und dagegen angehen.
Ja, das ist der Haken. Es ist ein Dilemma: das eigene beurteilt werden auf Grund des Äusseren ablehnen müssen, aber zugleich es verstehen können, da du selber ebenso funktionierst (der Schönheitssinn ist wohl teilweise schon genetisch vorgegeben). Vielleicht geht es einigen, die dich ihr abwertendes Urteil spüren lassen wie dir: dass sie ihre Reaktion nachträglich als falsch (oberflächlich) beurteilen. Entscheidend ist aber eben für dich (bzw. jene die Adressat des abwertenden Urteils sind) ob dem Missfallen überhaupt Ausdruck verliehen wurde (wäre das Gegenteilige besser, d.h. wenn man niemanden spüren lassen würde was man denkt, aber es innerlich völlig unreflektiert täte...natürlich ein psychologisch unplausibles Szenario).
Vor allem kann ich im Nachhinein sagen zu wissen, dass ich nicht nach meinen Vorurteilen handle, sondern zumindest weiß, dass es jetzt falsch war und diese Einsicht alleine wäre schon bei vielen Leuten eine Erleichterung.
Angenommen jemand reagiert so auf dich, dass klar ist: er findet dich hässlich. Und angenommen er käme dann und spräche in selbstkritischer Weise seine abschätzige Geste (oder was auch immer) ganz offen an: wäre das für dich nicht noch demütigender über deine Hässlichkeit zu sprechen? Ich glaube ich hätte mit einer solchen Situation extrem Mühe (es hängt wohl davon ab, wie sehr man seine eigene Schwäche akzeptieren kann). Dass das kaum je so vorkommt, liegt aber auch an der Sensibilität des so sein Urteil Reflektierenden: er will sich nicht für die Scham des anderen schämen müssen...insofern auch hier ein Selbstschutz.
Ich sehe mich selbst als durchwegs sexuell gesteuert an und ich könnte mir bestimmte Sachen mit bestimmten Leuten genau gar nicht vorstellen, doch ich sehe in dem von Beginn an noch nicht das Problem, sondern darin es nicht von mir trennen zu können und zu vergessen, dass ich gerade selbst ungut gehandelt haben könnte. Mich erschreckt eher die Berechnung mir der Leute, dieses Vorgehen auch noch rechtfertigen und rationalisieren, als ob es kein Problem sei und es soll sich niemand aufregen. Ab da an bekomme ich nur noch Schüttelfrost was für Vorstellungen in bestimmten Gruppierungen herrschen und wie elitär und homogen sich bestimmte Gruppen-auch im Kunstumfeld geben.
Verstehe dich sehr gut: auf einer Ebene eben so oberflächlich zu sein wie die anderen, aber das zu sehen und nicht mittels Pseudogründen zu rechtfertigen. Aber eben: um nur schon dorthin zu kommen, muss man wohl dazu gezwungen werden (durch Leid) oder man hatte eine Erziehung und/oder genetische Sonderausstattung die solches ermöglichte. Aber: das wäre erst der erste Schritt...man könnte ja auch seine Oberflächlichkeit zu überwinden trachten (und hier kommt eine weitere Reflexionsebene hinzu: stört man sich an der unreflektierten Oberflächlichkeit der anderen, zumindest die eigene Person betreffend, nur weil man selber, wenn auch reflektiert, oberflächlich ist?). Ich habe mich von den Menschen recht isoliert, das hat Nachteile, aber grob gesagt auch zwei Vorteile: man kann ungestört mit sich sein und muss zweitens nicht mit anderen zusammen sein (frei nach Schopenhauer). Natürlich liegt in diesen Vorteilen zugleich das Nachteilige. Aber sich mit selbst begnügen zu können, ist/wäre schon ein erheblicher Vorteil.
Und: sich immer vergegenwärtigen, dass eh alle determiniert sind (wie man selber auch)...leider ist auch diese Sichtweise nicht ganz ohne Nebenwirkungen...
Vor allem sollten sich Leute nach Interessen und nicht nach Aussehen zusammentun. Bei manchen Leuten habe ich das Gefühl, dass sie nur zusammenhängen weil sie ähnlich aussehen und nicht weil sie viel teilen.
Ich vermute, dass es hier eine Korrelation von Interesse und Äusserlichkeit gibt. Aber ich weiss nicht welche Gruppe(n) du im Auge hast.
Im Übrigen habe ich selbst als Jugendlicher Leute hässlich empfunden, die ich als Erwachsener alles andere als so empfinde-Frauen und Männer.
Warum das? Auf Grund eines veränderten Schönheitssinnes oder weil du das Äussere nicht mehr ausschliesslich auf die Waagschale legst, auch innere Aspekte berücksichtigst/wahrnimmst?
Ich bin im Übrigen attraktiven Menschen nicht neidig, oder hasse sie deswegen-warum sollte ich dies tun.
Dazu gebe es genug Gründe, da Attraktivität definitiv den Zugang zu gewissen Lebensgütern erleichtert. Aber es gibt missgönnen und sich selber etwas gönnen...das ist nicht dasselbe.
Ich habe einen Hass auf die Leute, die jemand deswegen als wichtiger erachten.
Na ja, dort wo Schönheit das massgebende Kriterium ist, sind die Schöneren tatsächlich die Bevorteilten und in diesem Sinne auch die Wichtigeren, Vorzugswürdigen. Das würde z.B. auch im Bereich der Erotik ein wesentliches Kriterium sein. Also wäre man so oder so benachteiligt, selbst wenn die Schönen die Menschen nicht darauf reduzierten. Fakt ist aber, dass Schönheit auch für anderes steht (und das ist empirisch erwiesen): für vertrauenswürdiger, netter etc. etc. Das zu monieren ist völlig nachvollziehbar, aber so ist der Mensch (die meisten zumindest) nun mal...ich glaube nicht, dass das nur kulturell bedingt ist.
Einige meiner Inspirationsquellen sind Leute, die sehr gut aussehen, die aber in meinen Augen sehr viel mit mir gemein haben und die interessieren mich mehr als Leute, die nicht gut aussehen, aber menschlich nichts Inspirierierendes haben und ich finde so sollte es sein.
Kannst du mir so jemanden nennen, der bekannt ist. Meine These ist: ein schöner Mensch wird ebenso an seiner Schönheit gekettet wie der Hässliche an seiner Hässlichkeit. Übrigens ist auch denkbar, dass ein oberflächlich Schöner inspirierend sein kann...wobei es darauf ankommt was man genau unter Inspiration hier versteht.