Texte und Songs von User/innen

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Djojo

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Djojo »

ok, ich habe ähnliche Enttäuschungen wie du in mir, aber ich finde, dass Kurt Cobain oberflächlich und menschlich nicht ganz okay war.
Habe auch versucht musikalisch bekannt zu werden und bin auch desillusioniert. Es heute viel schwerer bekannt zu werden und im Kunstbereich ist sehr viel Schein dabei.
Ich denke es ist sogar ein kleines Kompliment wenn man es heute nicht schafft, denn so wie diese Szenerie läuft denke ich dass sehr viele talentierte Leute auf der Strecke bleiben
und dass die sogenannten Helden gar nicht so toll sind und einige Leute, die noch nichts veröffentlicht haben sogar weitaus talentierter sind.
And
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Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von And »

Djojo hat geschrieben:ok, ich habe ähnliche Enttäuschungen wie du in mir, aber ich finde, dass Kurt Cobain oberflächlich und menschlich nicht ganz okay war. Es heute viel schwerer bekannt zu werden und im Kunstbereich ist sehr viel Schein dabei.
Ich denke es ist sogar ein kleines Kompliment wenn man es heute nicht schafft, denn so wie diese Szenerie läuft denke ich dass sehr viele talentierte Leute auf der Strecke bleiben
und dass die sogenannten Helden gar nicht so toll sind und einige Leute, die noch nichts veröffentlicht haben sogar weitaus talentierter sind.
Klar, mir gings (oder ginge es heute) gar nicht mehr um sog. Berühmtheit; schon lange nur noch um die Kraft, überhaupt etwas zu erschaffen. & meine "Helden" waren allesamt v.A. Independent-Bands vielfacher Couleur, die ausserhalb ihrer Szenen kein Mensch kannte / kennt...
Wenn es von denen tatsächlich mal jemand schafft, von der Kunst zu leben - nehmen wir als völlig ggs. Bsp. mal Radiohead & Helge Schneider ;-), gönne ich es ihnen von Herzen. Die Welt des Musikgeschäfts war wohl vor 20 Jhr. schon genauso verlogen.

Mir ist auch klar, dass hier das ambivalente - narzisstische & zugleich ängstliche Kind aus mir spricht. Wider des Wissens, dass es im Strudel der Zeit realistischerweise - & nach dem Tod erst recht komplett egal ist, ob ich Erinnerungen hinterlasse, gibt es diese Stimme, die meinen Tod nicht völlig unbeachtet erlebt wissen will. Vielleicht ein Absurdum von Menschen, die mit dem dem Gefühl existieren, nie wirklich gelebt zu haben, (um) die im RL niemand mehr grossartig vermisst / trauert u.ä.. Die absolute Steigerung davon ist vermutlich jener maximal erweiterte Suizid, mit dem Hitler "sein" ganzes Volk mit in den Abgrund der Selbstzerstörung reissen wollte. & allein dafür auf lange Zeit im Gedächtnis bleibt, so abstrus es auch ist.

Hmm, über jmd. aufgrund subjektiver Infos zu urteilen, finde ich...fraglich. Ich weiss von mir selbst, dass ich einst aufgrund extremer Sexsucht einige Menschen sehr verletzt - obwohl ich sie "auf meine Art" ehrlich geliebt habe. Menschlich war das gar nicht ok, aber ich konnte es nicht besser. Viel, viel später habe ich mich entschuldigt, doch ist das reiner Zufall - ich hätte ebenso schon tot sein können.
Djojo

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Djojo »

Ich habe relativ viel Literatur über Cobain und Nirvana gelesen, kann wie gesagt Nirvana. The True Story vom Journalisten Everett True empfehlen, auch wenn man danach definitiv sehr desillusioniert ist.
Ich möchte auch Helden, Vorbilder haben, denen ich trauen und glauben kann, die astrein sind, aber ich verliere die Hoffnung darauf, dass es sie gibt, wobei Radiohead sich deutlich näher dran sind als Nirvana.
Thom Yorke finde ich sehr mutig und reflektiert.
Girlxxx

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Girlxxx »

Djojo hat geschrieben:Ich habe relativ viel Literatur über Cobain und Nirvana gelesen, kann wie gesagt Nirvana. The True Story vom Journalisten Everett True empfehlen, auch wenn man danach definitiv sehr desillusioniert ist.
Ich möchte auch Helden, Vorbilder haben, denen ich trauen und glauben kann, die astrein sind, aber ich verliere die Hoffnung darauf, dass es sie gibt, wobei Radiohead sich deutlich näher dran sind als Nirvana.
Thom Yorke finde ich sehr mutig und reflektiert.
`Astreine` Vorbilder...vergiss es. Wer die Menschen kennt und sich mit den Abgründen und der Normalität der Psyche beschäftigt hat, dann den ganzen philosophischen Beitrag an Desillusionierung sich zugemutet hat, der wird wohl schwerlich noch an Vorbilder glauben können. Für mich käme eh nur noch ein Übermensch oder genauer: ein Geschöpf aus einer anderen Welt unter anderen Gesetzmässigkeiten und mit anderen Möglichkeiten etc. als Vorbild in Frage.
Du scheinst ja Werte zu haben (an denen deine Vorbilder dann scheitern) und an denen du dich orientieren kannst...warum dann noch Vorbilder?
Djojo

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Djojo »

Wenn jemand über einen ihm nicht einmal negativ gestimmten Musikjournalisten von hinten Alkohol schüttet, mit seiner Freundin an ihrem Geburtstag Schluss macht, eine Journalistin aufs Unterste beschimpft, weil sie es gewagt hat seine Frau kritisch zu hinterfragen würde ich dies nicht gerade als menschlich in irgendeiner Weise korrekt empfinden und ich will auch keine aalglatten Roboter, schon gar nicht im Kunstbereich, aber warum muss jemand, der künstlerisch begabt ist gleichzeitig ein ? sein und warum ist dies vielleicht sogar die Voraussetzung um bekannt zu sein?
Ich kann nur sagen, dass meine Werte nicht mehr als ein gewisser Humanismus und eine gewisse Aufrichtigkeit sind und ich weiß nicht was daran irgendwie extrem oder realitätsfern sein soll? Wenn jemand kein netter Mensch ist kann er noch so talentiert sein-ich werde ihn oder sie nicht gut finden und verstehe nicht warum es jemand anderer tut, auch oft im Wissen darum, dass die Person moralisch verwerflich handelt.
Djojo

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Djojo »

Wenn ich mich an niemandem orientieren kann, weil niemand wirklich das erfüllt was man sich als Jugendlicher erhofft dann ist das doch nicht einfach so zu akzeptieren sondern zu hinterfragen warum es so ist und daran zu denken, dass die , die die Erwartungen nicht erfüllen als Jugendliche vielleicht genauso naiv und gutmütig waren. Junge Leute müssen Eckpfeiler haben an denen sie sich orientieren können um zu sehen wie man später mit Dingen umgehen kann. Ohne irgendeine Inspiration geht es nicht.
Girlxxx

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Girlxxx »

Djojo hat geschrieben:Wenn ich mich an niemandem orientieren kann, weil niemand wirklich das erfüllt was man sich als Jugendlicher erhofft dann ist das doch nicht einfach so zu akzeptieren sondern zu hinterfragen warum es so ist und daran zu denken, dass die , die die Erwartungen nicht erfüllen als Jugendliche vielleicht genauso naiv und gutmütig waren. Junge Leute müssen Eckpfeiler haben an denen sie sich orientieren können um zu sehen wie man später mit Dingen umgehen kann. Ohne irgendeine Inspiration geht es nicht.
Ja, aber solche Vorbilder müssen doch `handfest` sein. Eltern, Lehrer, Ausbildner oder Ähnliches...da kann man Verhalten beobachten, und diese können gemachte Erfahrungen weitergeben. Berühmte Menschen leben in einer völlig anderen Welt, mit anderen Erfahrungen und Rahmenbedingungen...für den Normalbürger schlicht eine falsche Orientierungsfolie (bestenfalls hilfreich um nicht völlig abzusacken, wenn man sonst gar niemand hat, mit dem man reden kann etc.).
Es heisst: in deiner Realität nach Menschen Ausschau halten, die dich in diesem oder jenem als Orientierungshilfe `dienen` können. Wo man solche findet? In der Realität, sei es in Vereinen oder wo auch immer.
And
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Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von And »

@ Dojo - ich glaub schon zu verstehen, was Du meinst. Ich erinnere mich gut, wie mich seinerzeit die unverklärte Verletzlichkeit in den Texten von Blumfeld /Distelmeyer beeindruckt hat. Wogegen ich Szenekollegen wie Tocotronic cool fand, aber nie recht wusste, was die eigtl. erzählen wollen. & ich selbst war es gewohnt, die Dinge zwischen die Zeilen zu packen (& damit aber auch beliebig interpretierbar zu machen).
Was auch immer dargestellt / ausgedrückt wird, sind es nur (wenngleich vermutlich oft primäre) Facetten...wer aber ist der Mensch dahinter in Gänze?
Mir wurde mein introvertiertes Bühnenverhalten oft wahlweise als Scheu, Arroganz, selbstmitleidiges Gehabe (im Kontext mit der Musik) uvm. ausgelegt - ergo mindestens drei konträre Wahrnehmungen selbiger Situation.

Das erste Mal eine wirkliche Vorbild- oder Vaterfigur ist mir mit 40 in Form eines älteren Arztes begegnet - das hätte ich ob meiner Erfahrungen als allerletztes erwartet. Aber selbst bei ihm sehe ich nur das Bild vielstündiger Gespräche - ob er mit 30 womöglich seine Kinder verprügelt hat, werde ich nie erfahren.

Z.a. - mir sind feinsinnige Menschen auch weit angenehmer & ich halte mich von agressiven fern, doch letztlich sind wir alle Produkte unserer Herkunft. Ob ich - der Typ, mit dem man über alles so wunderbar reden konnte - für die, die mich wirklich kannten, mit hilflos kaltem Schweigen bei Konflikten mglw. nicht viel verletzender war als jmd., der sich kurz pöbelnd Luft macht...?
Djojo

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Djojo »

Ich war der Meinung dass die Möglichkeit es aufzubrechen ist einfach selbst das Heft in die Hand zu nehmen und Kunst auszuüben, dabei versuchen es besser als die Leute zu machen, die es schon gibt. Ob man dann selbst in die selben Mechanismen hineinfällt und auch so wird ist eine andere Frage. Tocotronic habe ich auch viel konsumiert und ich denke, dass man denen definitiv mehr abkaufen kann als etwa Nirvana etc. Da haben die Texte auch mehr Inhalt und mehr Kunstanspruch. Diestelmeyer fand ich etwas selbstverliebt und die Musik war mir zu brav.
Aber wie gesagt-ich kann mir nicht vorstellen Musik zu machen ohne mit einer Orientierungshilfe zu arbeiten. Und ob diese Orientierungshilfe nicht ein ? ist werde ich oft nie erfahren, aber ich habe schon einiges Negative an Scheinheiligkeit und ? erlebt.
Girlxxx

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Girlxxx »

Djojo hat geschrieben:Ich war der Meinung dass die Möglichkeit es aufzubrechen ist einfach selbst das Heft in die Hand zu nehmen und Kunst auszuüben, dabei versuchen es besser als die Leute zu machen, die es schon gibt. Ob man dann selbst in die selben Mechanismen hineinfällt und auch so wird ist eine andere Frage. Tocotronic habe ich auch viel konsumiert und ich denke, dass man denen definitiv mehr abkaufen kann als etwa Nirvana etc. Da haben die Texte auch mehr Inhalt und mehr Kunstanspruch. Diestelmeyer fand ich etwas selbstverliebt und die Musik war mir zu brav.
Aber wie gesagt-ich kann mir nicht vorstellen Musik zu machen ohne mit einer Orientierungshilfe zu arbeiten. Und ob diese Orientierungshilfe nicht ein unzulässiges Wort ist werde ich oft nie erfahren, aber ich habe schon einiges Negative an Scheinheiligkeit und ? erlebt.
Verstehe dich nicht. Kunst und Person sind doch immer zu trennen (selbst Autobiografien sind mit Vorsicht zu geniessen). Einer kann geniale Songs kreieren, dann stellt man fest, dass er dies oder das war/tat (zuletzt der Lostprophets-Sänger, 38 Jahre Knast...da liesse sich eine beinahe endlos-Liste zusammenstellen...Künstler sind nun mal gerade um schöpferisch sein zu können oftmals recht `eigen`, durchaus und wohl mehrheitlich in einem schlechten Sinn...egomanisch bzw. egozentrisch sind vermutlich fast alle).
Und: du kennst doch offenbar deine Werte und glaubst sowohl die Personen/Künstler wie auch deren Kunst danach beurteilen zu können...was brauchst du mehr?
Djojo

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Djojo »

Im Idealfall sollten sie zu trennen sein, aber das funktioniert eben nicht immer-siehe Falco alias Hans Hölzl. Aber ich verwehre mich einfach gegen die Annahme, dass nur ein Egomane etc. zu genialer Kunst fähig ist. Ich weiß, dass du es so eh nicht meinst, aber ich behaupte man kann ein guter Mensch sein und dennoch ein Genie. Diese zwei Komponenten muss man nicht trennen. Wenn jemand menschlich nicht mehr in Ordnung ist hat auch seine Kunst nicht mehr wirklich Sinn und ab dem Zeitpunkt interessiert mich die Person nicht mehr.
Mag sein, dass fast jeder an diesem Anspruch scheitert und dass vielleicht auch ich an diesem Anspruch scheitern würde, aber man muss diesen Anspruch von vorneherein stellen.
Girlxxx

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Girlxxx »

Djojo hat geschrieben:Im Idealfall sollten sie zu trennen sein, aber das funktioniert eben nicht immer-siehe Falco alias Hans Hölzl. Aber ich verwehre mich einfach gegen die Annahme, dass nur ein Egomane etc. zu genialer Kunst fähig ist. Ich weiß, dass du es so eh nicht meinst, aber ich behaupte man kann ein guter Mensch sein und dennoch ein Genie. Diese zwei Komponenten muss man nicht trennen. Wenn jemand menschlich nicht mehr in Ordnung ist hat auch seine Kunst nicht mehr wirklich Sinn und ab dem Zeitpunkt interessiert mich die Person nicht mehr.
Mag sein, dass fast jeder an diesem Anspruch scheitert und dass vielleicht auch ich an diesem Anspruch scheitern würde, aber man muss diesen Anspruch von vorneherein stellen.
Hm...da scheiden sich die Geister. Angenommen du hörst etwas oder liebst eine Band...wie eben z.B. die genannten `Lostprophets`(nicht meine Musik wurde erst auf sie aufmerksam durch den Skandal um ihren Sänger). Und dann erfährst du etwas von einem Bandmitglied was für dich moralisch ein unakzeptabel ist. Dann hast du doch folgendes Dilemma: die Musik bleibt gleich gut (und in jemandes Ohren vielleicht genial), aber jetzt denkst du beim hören immer an diese moralisch verwerfliche Person und das verdirbt dir den Genuss der Musik (das heisst deine Moral verbietet es dir die Musik zu hören, zu geniessen, obwohl als Musik hat sich daran nichts verändert, sie ist allenfalls immer noch genial). Hier hast du einen Konflikt zwischen einer ethischen und einem ästhetischen Wert. Das `Schöne`/`Authentische` contra das `Gute`.
Früher galten (in der Philosophie, Religion) das Wahre, das Gute und das Schöne als ein in Eins denkbares Triumvirat, heute nicht mehr: es sind separate Bereiche, die nicht notwendig zusammen gehören, ja, sich oftmals wohl eher bekämpfen als gegenseitig anziehen, auf ganz anderen Prinzipien und Grundlagen beruhen.
Ich persönlich sehe das anders als du: Ein Kunstwerk verliert seinen Sinn nicht durch die Verwerflichkeit seines Autors, allenfalls verunmöglicht es solches, dass gewisse Personen solche Kunst noch goutieren können (dann wenn für sie der Wert ihrer Moral ein höheres Gewicht hat als der Genuss-Wert des entsprechenden Kunstwerkes). Wie steht es mit Kunstwerken wo über den Künstler wenig bekannt ist? Wäre man moralisch nicht verpflichtet, zuerst den Künstler auf seine moralische Integrität zu prüfen (was unmöglich ist) bevor man sich seiner Kunst allenfalls zuwendet? Der Philosoph Sloterdijk meinte einmal, dass er von Philosophen jeweils kaum etwas wisse, weil er ahnt, dass eine zu genaue Kenntnis derer Persönlichkeiten ihm die Autoren unsympathisch machen würde, so könne er aber ganz frei sich dem Inhalt eines Werkes zuwenden (wobei in der Philosophie, also bezüglich begründetem Wissen, eh unterschieden wird zwischen Genese und Geltung, d.h. mittels welcher Erkenntniswege etwas zustande kommt ist völlig egal, entscheidend ist nur die sachliche Begründbarkeit einer Behauptung...auch werden ad hominem -Argumente als sachirrelevant abgelehnt). Ich mag mich an andere Situationen im Literaturclub erinnern, als ein Gast auf die Apartheid-Einstellung eines Autors verwies, dies dann mächtigen Protest auslöste: Buch und Autor seien doch zu trennen etc. In deinem Fall scheint es dir einfach psychologisch nicht möglich an sich gute Kunst von einem moralisch defizitären Künstler geniessen zu können. Das ist dann einfach so, und dagegen lässt sich schwer pro/contra argumentieren (es sei denn eben, dass man nie weiss wie der Künstler wirklich ist, und das alleine sollte die moralische Sichtweisse etwas relativieren...wie auch die moralisch implizit gegebene Forderung jeden Künstler vorgängig auf seine moralischen Qualitäten hin zu prüfen (so gut es geht), bevor man seine Kunst geniesst, eine solch überspitzte moralische Einstellung zumindest unpraktisch erscheinen lässt).
Ich denke es spielt auch eine Rolle welche Kunstsparte gemeint ist. Da gibt es dann bestimmt recht grosse Unterschiede in den Gewichtungen und dem Vorkommen des als Unmoralisch erachteten.
Letztlich musst du das mit dir ausmachen. Aber verstehen tue ich immer noch nicht, dass du auf solche lebenden Vorbilder angewiesen bist. Und was wäre denn für dich moralisch überhaupt akzeptabel, welche Fehltritte oder Eigenschaften dürfte ein Künstler auf keinen Fall haben?
Und angenommen du schaffst gute oder geniale Kunst mit einem Publikum der das zu würdigen weiss, und irgendwann wirst du vom Paulus zum Saulus: müsstest du dann nicht deine früheren Werke zerstören weil von einer schon damals potentiell verwerflichen Person geschaffen, oder aber du müsstest verständlich machen, dass die damalige Person und die heutige ganz andere Personen sind, der Paulus von damals gestorben ist und du dich nicht mehr als Erzeuger der damaligen Kunstwerke erachtest (vielleicht wäre dieses Szenario plausibler wenn sich jemand vom Saulus zum Paulus verwandelt, denn nur dem Paulus wären moralische Kategorien überhaupt von Bedeutung). Wie auch immer: immer den Ball schön flach halten...auch in der Moral, sonst kommt man schnell vom Hundertsten ins Tausendste (das als Selbstkritik, d.h. Kritik an meiner ausufernden Spekulation).
And
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Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von And »

Also eine Art "Orientierungshilfe" hat sich für mich immer von selbst ergeben, da es ja im Grunde alles schon mal irgendwie gab oder zeitgleich gibt, sich ähnelt. So haben mich seinerzeit aus der "melancholischen Ecke" bestimmte Songs oder Platten von Neil Young, Death in June, Cure oder Godmachine / Sophia musikalisch derart fasziniert, dass sie mich zwangsläufig beeinflusst haben. Denn für mich klangen die Songs fast wie aus meinem eigenem Kopf.

Was die Frage der Integrität anbelangt, stimme ich Girly zu, allein weil jederart Ausdruck (inkl. Outfit etc.) immer auch - zumindest z.T. - von Eindrücken der Zeit & des Umfelds beeinflusst ist. So haben erwähnte Death in June einst gern mit militanten & NS-nahen Symboliken gespielt, was im UK der 80er grösstmögliche Provokation, in "meinem Berlin" der 90er hingegen völlig undenkbar war - auch & v.A. innerhalb der "eigenen Szene".
Ich gehe soweit mit, als dass mich manche Schauspieler in der Güte & Tiefherzigkeit ihrer Rolle derart berühren, dass ich denke "das muss wirklich ein toller, liebenswerter Mensch sein". Aber ich weiss es nicht - ist es schauspielerische Leistung oder ist diese erst möglich, weil der Mensch dies in sich trägt? Sicher beides - & ein guter Schauspieler kann immer auch das totale Ar***l** spielen - was davon ist er nun...(?)

Insofern bleib´ ich dabei: wir sehen stets Ausschnitte, Menschen verändern sich, haben x Facetten...
Am eigenen Bsp: ich habe ´nen sehr unregelmässigen Schlaf & chronische Kopfschmerzen. Tja, seit einiger Zeit halbtägiges Kleinkindergeschrei direkt neben meinem Fenster, das mich bei starken Schmerzen & Müdigkeit zum Wahn treibt. Hasse ich das permanente hochfrequente Geschrei? Definitiv. Bin ich ein Kinderhasser? Mitnichten.

Ist zwar der falsche Thread, aber was solls - hier zwei der Platten, von denen ich sprach, für mich zeitlos:

Sophia - Fixed water https://youtu.be/XhyYHZyEKqQ?list=PLzY1 ... 3Hh6rVRhme

Death in June - But, what ends when the symbols shatter https://youtu.be/Z79y4QqfI4g
Djojo

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Djojo »

@Girl: Ich habe als Journalist einige Zeit lang nur Bands außerhalb Österreichs rezensiert, weil ich mich genau davon fernhalten wollte. Ich wollte keinen persönlichen Zugang zu diesen Leuten haben und über sie persönlich nichts wissen, aber dann bin ich draufgekommen, dass ich über Leute, die noch nicht so weit weg einfach mehr weiß und dass deshalb die Qualität der Rezensionen höher ist. Das ist das Dilemma. Zu Leuten, die ich persönlich eher einschätzen kann habe ich einen besseren Zugang und es ist natürlicher.
Djojo

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Djojo »

Der Text ist neu und ich möchte ihn loswerden.

Angst ist für immer


1)

Schiele zu dir rüber

Spiele in mir über

Atme wie du früher

Drinnen und draußen

Du draußen sicher drinnen

Ich in dem Kern des

Zentrums-für immer leise.


Schwitze wie ein Kasten

Was soll ich da erachten?

Grantle wie du später

Weiche Schale, harter Kern

Argloses Erargen, Grind

Schwitze wie ein Spint

Wenn du starrst wirst du blind.

2)

Special treatment for all the normal

Hello, miss it, sweat, cause of you

Angst has something to do with

Your intelligence;

Speaks the crazy, ugly, silly

Genius and he means it.


1)

Kehrseite des Traumes

Volley für dein Trauma

Wichse wie ein unzulässiges Wort

Nicht wie ein Narzisst


Bieder in der Tat, grins

Für mich, mein Führer

Noch is nix verhaut

Du Wiener Nazibraut;


Kreide, Schmirage, Tafel

Finger, Worte, Message

Brainless, but wish

Orgasm to the poor(x3);


2)

Simple treatment for the Genius

Sweat is missed cause of you

Angst has a little thing to do

With silly humans;

Chats the naïve, shy, young

Genius and he believes it;

written by Drara Jojo
Zuletzt geändert von Djojo am Dienstag 3. November 2015, 14:40, insgesamt 1-mal geändert.
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