Texte und Songs von User/innen

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Djojo

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Djojo »

es ist ein Songtext und kein Gedicht, also bitte mit anderen Maßstäben bewerten. Es erschließt sich eben auch aus der Intonation.
Djojo

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Djojo »

Same story-auch Songtext.
Das reicht dann auch wieder für einige Zeit.

Im 4/4 Takt


1)Wenn die Krankheit dich anspringt

Fallst du nie in Ohnmacht, nie in Ohnmacht

Falls du nun willst ist es spät

Aber wie kamst du zur Welt?


Wenn die Krankheit dich anschaut

Springst du nie davon, nie davon

Wer Angst hat wird ein Stein,

eine Skulptur-wer warst du am Anfang?


2)Seelig sind die, die Speiben

Heilig, die, die nie schweigen;


Wer stirbt schon an Fieber?


Seelig, sind die, die unzulässiges Wort

Heilig, die, die sich nix unzulässiges Wort;


Wer stirbt schon an Schmerzen?


1)Bis dein Herz nimma schlägt

Schlägt es wie ein Uhrwerk, im ¾ Takt

Falls ich dir irgendwie helfen kann

Frag mich wenn ich gefragt werden will


Bis du auf den Boden unzulässiges Wort

Bleibst du im Takt, im 4/4 Takt

Wer sich fügt der lügt

Glaub dran, wer sich fügt der lügt;


2)Deppert sind die, die Schweigen

Heilig, die, die drauf unzulässiges Wort;


Wer stirbt schon an Folter?


3)Nimm dir Schlaf

Leih dir Mut

So ein guter Mensch warst du nie und

Heilig werden nur die, die leiden

Nicht die, die Schweigen;

written by Drara Jojo
Girlxxx

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Girlxxx »

Djojo hat geschrieben:@Girl: Ich habe als Journalist einige Zeit lang nur Bands außerhalb Österreichs rezensiert, weil ich mich genau davon fernhalten wollte. Ich wollte keinen persönlichen Zugang zu diesen Leuten haben und über sie persönlich nichts wissen, aber dann bin ich draufgekommen, dass ich über Leute, die noch nicht so weit weg einfach mehr weiß und dass deshalb die Qualität der Rezensionen höher ist. Das ist das Dilemma. Zu Leuten, die ich persönlich eher einschätzen kann habe ich einen besseren Zugang und es ist natürlicher.
Das heisst dann, dass die Qualität und Relevanz der Musik (und damit die Rezension) auch von den (nicht direkt auf Musik bezogenen) Eigenschaften der Personen abhängt, die sie machen? Das will mir nicht recht einleuchten...was aber nahe liegt: dass das Wissen um den Kontext der spezifischen Kultur (und dann natürlich vermittelnd um die Musiker selber) aus der die Musik entsteht, unabdingbar ist um sie bewerten und/oder gerecht werden zu können. Das wiederum würde aber allenfalls das moralische Argument relativieren, weil eben Musik (wie alles Geschichtliche...auch die Moral) nur kontextuell verstehbar ist und damit auch angemessen gewürdigt werden kann.
Aber davon abgesehen, hast du doch bestimmt auch positive Erfahrungen mit Musikern gemacht...und damit auch potentielle Vorbilder (wenn auch nicht notwendig über alle Zweifel erhabene) kennen gelernt (oder waren die moralisch integren Musiker die musikalisch wenig Vorbildlichen?).
Djojo

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Djojo »

Ich messe nicht die Musik an der menschlichen Qualität der Musiker, aber ich kann die Musik nicht mehr mit dem selben Gefühl hören, wenn ich über die Person etwas Negatives weiß, dass ich vorher nicht wusste.
Das geht für mich einfach nicht und ich denke, dass es auch für kaum einen anderen Menschen gehen würde. Deshalb würdige ich nicht die Qualität der Musik ab, aber die Emotion ist anders und die Freude die Musik zu hören ist geringer, das Interesse sinkt, das Hören der Musik führt ab diesem Zeitpunkt eher zu einem Anstieg meiner Depression und daher wird mein Horizont an Musik automatisch enger. Mehr behaupte ich eigentlich nicht. Das kann dir doch nicht anders gehen? Wenn du weißt, dass die Person hinter der Musik nicht so ist wie du es dir vorstellst muss das doch ein anderes Gefühl bei dir auslösen. Wenn nicht bist du ja kein Mensch, sondern ein Roboter und das ist definitiv nicht mein Anspruch. Auch einen Sportler würde ich nicht mehr gleich schätzen, wenn ich wüsste, dass er seine Frau schlägt etc., nur als Beispiel.
Dagegen gibt es kein Mittel. Das Mittel wäre mit dem Hören von Musik aufzuhören, aber wen dir das viel bedeutet geht da nicht. Ich sehe keine Lösung für diesen Konflikt, außer vielleicht selbst nach außen zu gehen um Kunst zu machen. Dann wäre die Verbittertheit nicht so groß und ich könnte zeigen ob ich es selbst kann oder eben nicht. Nachdem dies aber nur in den seltesten Fällen zu einem Beruf führt ist dies nu r für eine ausgewählte Zahl an Leuten möglich.
Girlxxx

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Girlxxx »

Djojo hat geschrieben:Ich messe nicht die Musik an der menschlichen Qualität der Musiker, aber ich kann die Musik nicht mehr mit dem selben Gefühl hören, wenn ich über die Person etwas Negatives weiß, dass ich vorher nicht wusste.
Das geht für mich einfach nicht und ich denke, dass es auch für kaum einen anderen Menschen gehen würde. Deshalb würdige ich nicht die Qualität der Musik ab, aber die Emotion ist anders und die Freude die Musik zu hören ist geringer, das Interesse sinkt, das Hören der Musik führt ab diesem Zeitpunkt eher zu einem Anstieg meiner Depression und daher wird mein Horizont an Musik automatisch enger. Mehr behaupte ich eigentlich nicht. Das kann dir doch nicht anders gehen? Wenn du weißt, dass die Person hinter der Musik nicht so ist wie du es dir vorstellst muss das doch ein anderes Gefühl bei dir auslösen. Wenn nicht bist du ja kein Mensch, sondern ein Roboter und das ist definitiv nicht mein Anspruch. Auch einen Sportler würde ich nicht mehr gleich schätzen, wenn ich wüsste, dass er seine Frau schlägt etc., nur als Beispiel.
Dagegen gibt es kein Mittel. Das Mittel wäre mit dem Hören von Musik aufzuhören, aber wen dir das viel bedeutet geht da nicht. Ich sehe keine Lösung für diesen Konflikt, außer vielleicht selbst nach außen zu gehen um Kunst zu machen. Dann wäre die Verbittertheit nicht so groß und ich könnte zeigen ob ich es selbst kann oder eben nicht. Nachdem dies aber nur in den seltesten Fällen zu einem Beruf führt ist dies nu r für eine ausgewählte Zahl an Leuten möglich.
Hm...nein, ich sehe das weniger eng. Ein Ansatz wäre ja noch den Künstler weitestgehend bewusst zu ignorieren. Zumindest bei Schriftstellern ist es mir ehrlich gesagt egal was sie moralisch taugen oder nicht (Celine, Cioran, Jünger z.B.), na ja...bei hedonistischen Nihilisten kann ich mich evtl. schwer tun. Gerade auch in der Philosophie gibt es da einige, wo das Problem und Verhältnis Leben/Werk ausgiebig thematisiert wird/wurde (Rousseau, Schopenhauer, Heidegger, aber auch Habermas um nur ein paar zu nennen). Aber das ist auch nicht eins zu eins vergleichbar mit der Musik.
Bei einem Maler wäre es mir, glaube ich, auch eher egal und da gab es ja auch bekannte Egomanen (Picasso). In der Wissenschaft war Einstein nicht über alle moralischen Zweifel erhaben. In der klassischen Musik würde es mich auch kaum stören (Wagner), wenn ich sie denn hörte. Ich denke bei Musik die junge Menschen hören, spielt der Faktor des sich Identifizieren (Wollens) eine grössere Rolle, wie ja überhaupt das Image und die Selbstinszenierung da eine grosse Rolle spielt (und kaum abtrennbar von der Musik, man denke an Punk, Heavy Metall oder Hip Hop, wo Musik und Lebensstil, durchaus auch moralisch relevante Positionen, zusammengehören.)
Für mich aber eh irrelevant: ich kenne keinen Menschen den ich moralisch lobenswert finde (am ehesten käme mir z.B. ein Sri Aurobindo in den Sinn, aber bestimmt nicht auf Grund moralischer Kriterien), schlicht weil ich nicht an Moral glaube und aus dem Alter raus bin wo man sich identifizieren will/muss (Ich hörte in meiner Jugend vor allem Hendrix und die Doors...würde ich Hendrix oder J. Morrison als moralische Vorbilder bezeichnen? Nein...drugs, sex and rock n`roll...Hedonismus pur, Illusionen allgegenwärtig...dennoch: als Vorbilder für Jugendliche wohl weit substanzieller als heutige J. Biebers oder Hip Hoper...oder auch nicht...).
Klar: es gibt Formen des sog. Bösen, wo auch ich mich schwer tun würde es zu ignorieren...aber da habe ich Mühe mir überhaupt einen solchen Künstler vergegenwärtigen zu können (Mühe habe ich mit Altrockern, die noch mit 65 sich auf der Bühne wie 20jährige geben, oder mit allem was nicht Authentisch ist, mit solchen die an ihren eigenen Mythos glauben etc., alles nicht im engsten Sinn moralisch verwerfliche Sachen).
And
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Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von And »

Djojo hat geschrieben:Dann wäre die Verbittertheit nicht so groß und ich könnte zeigen ob ich es selbst kann oder eben nicht. Nachdem dies aber nur in den seltesten Fällen zu einem Beruf führt ist dies nu r für eine ausgewählte Zahl an Leuten möglich.
Ist es heute eigentlich nicht mehr - ein semiprofessionelles Homestudio (bspw. basierend auf iMac / MacBook Pro + Logic Pro) kannst Du Dir heute für ca. 3000 € einrichten, gebraucht vermutlich die Hälfte. & dank zahlreicher Webportale brauchst Du auch keinen klassischen Plattendeal mehr, um Musik zugänglich zu machen.

PS - Deine Texte gefallen mir (ich mag es, wenn ich automatisch anfange, subjektiv zwischen den Zeilen zu lesen).
Djojo

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Djojo »

Bist du der Meinung, dass dein Talent ausgereicht hätte um den Durchbruch zu schaffen und dass es an anderen Dingen gelegen hat, die es verhindert haben oder dass
es auch wenn bestimmte negative Dinge nicht passiert wären es sich nicht ganz nach oben ausgegangen wäre?
Bei mir hängt die Verbitterung von genau diesem Faktum ab. Ich finde sehr viele Songtexte von Künstlern, die halbwegs bekannt sind austauschbar und dünn und bin der Meinung dass meine
eher besser wären, auch wenn das Drumherum noch dazukommen würde, aber ich bin der Meinung dass es gereicht hätte.
Das macht mich mit am meisten wahnsinnig.
Girlxxx

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Girlxxx »

Djojo hat geschrieben:Bist du der Meinung, dass dein Talent ausgereicht hätte um den Durchbruch zu schaffen und dass es an anderen Dingen gelegen hat, die es verhindert haben oder dass
es auch wenn bestimmte negative Dinge nicht passiert wären es sich nicht ganz nach oben ausgegangen wäre?
Bei mir hängt die Verbitterung von genau diesem Faktum ab. Ich finde sehr viele Songtexte von Künstlern, die halbwegs bekannt sind austauschbar und dünn und bin der Meinung dass meine
eher besser wären, auch wenn das Drumherum noch dazukommen würde, aber ich bin der Meinung dass es gereicht hätte.
Das macht mich mit am meisten wahnsinnig.
Da du so viel wert legst auf die moralische Integrität von Künstlern wage ich zu fragen: ist das jetzt nicht Neid oder doch zumindest das starke Bedürfnis anerkannt zu werden als Künstler (von wem genau...dem Durchschnittspublikum oder den verblödeten Medien?)? Ist das moralisch verwerflich? Wenn man die Standards sehr hoch ansetzt vielleicht...euphemistisch könnte man sagen, dass der Künstler immer kommunizieren will, Kunst seine Form zu kommunizieren ist. Dann sind deine Texte womöglich schlicht etwas zu düster für Mainstream...was für Musik würdest du dir denn als zu deinen Texten passend vorstellen?
Gibt es (für dich) die Möglichkeit als Songschreiber für andere Künstler zu fungieren?
Djojo

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Djojo »

Ich bin einfach keine Person, die so massentauglich ist, dass ich irgendein Lokal füllen kann. Dazu sehe ich viel zu schlecht aus und bin psychisch zu kaputt, vor allem was das Soziale betrifft.
In meiner Familie hat fast jeder etwas mit Kunst zu tun gehabt und auch erfolgreich, mein Vater zum Beispiel, als Sänger und Gitarrist.
Ich weiß, dass ich das Potential hätte und ich würde Altrnative Rock/Pop oder Noise spielen.
Was hältst du denn ehrlich von meinen Texten?
Du bist sehr kritisch, aber genau deshalb möchte ich auch eine ehrliche, kritische Einschätzung haben. Natürlich ergeben die Texte oft nur gesungen einen Sinn und es sind ja keine strengen Gedichte, sondern bewusst
weniger.
lg
And
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Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von And »

Djojo hat geschrieben:Bist du der Meinung, dass dein Talent ausgereicht hätte um den Durchbruch zu schaffen und dass es an anderen Dingen gelegen hat, die es verhindert haben oder dass
es auch wenn bestimmte negative Dinge nicht passiert wären es sich nicht ganz nach oben ausgegangen wäre?
"Ganz oben" war nie Ziel / Option. Aber ich weiss (ist keine Selbstüberschätzung), dass ich immer das Potenzial hatte, Menschen mit Musik & geschrieben Worten zu erreichen. Ob auch im gesunden Zustand stets nur einen speziellen Kreis oder ´ne Art Durchbruch (ab welchem Punkt kann man das so nennen?), ist spekulativ. Aber grundsätzlich kann ich das durch sieben Jahre mit meiner Band behaupten - es gab Momente, wo kleine Clubs "gekocht haben" & Momente, wo man Stecknadeln fallen hörte, Leute den Raum verliessen, weil die Melancholie ihren Schmerz zu sehr angerührt hat.

Heute würde es mir reichen, für mich allein zu schreiben / aufzunehmen / zeichnen & das Web zu nutzen. & das alles hab ich auch versucht-getan, bis zu einer bestimmten Grenze, hatte aber nie eine reale Chance, einfach mein Leben damit auszufüllen, unabahängig sog. Ziele.
Der Grund ist letzlich "simpel": Mit 10 bekam ich sinnlos & überdosiert nervenlähmende Pharmaka, die mich in Folge körperlich foltern & langsam zerstören (könnte das lang erörtern, der Fakt, dass sich ab 12 plötzlich über 10 Jahre extrem schmerzhaft meine Zähne regelrecht zersetzt haben, weil sich alle Nerven entzündeten & abstarben, sagt genug). Ergo eine primär somatische Totaleinschränkung - bei psychischen "Defiziten" (die ich auch habe) bin ich der Meinung, dass man gerade diese bestens in Musik, Kunst etc. ausdrücken kann, soll, darf.
Mein Kopf ist voll mit Tönen, ich glaube nicht dass mir jemals die Ideen / Lust ausgehen würde/n. Mein Körper dagegen kämpft täglich mit dem Suizid - absurd.

PS - die ganze Musik- & Kunstgeschichte zeigt, dass Aussehen & Massenkompatibilität kein Hinderungsgrund sind, zu tun, wozu man sich berufen fühlt (Schau Dir mal gar manche Schauspieler an). Im Zeitalter von Computing & Internet m.E. erst recht - & zumindest in Städten gibt´s immer Raum & Publikum für Schrägstes, wenn man denn auf die Bühne will. Hier etwas garantiert massenuntaugliches, eine meiner Lieblingsdrogen aus den 90th ;-): https://youtu.be/91ZXdnvRNmI
Zuletzt geändert von And am Freitag 18. Dezember 2015, 21:08, insgesamt 4-mal geändert.
Girlxxx

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Girlxxx »

Djojo hat geschrieben:Was hältst du denn ehrlich von meinen Texten?
Du bist sehr kritisch, aber genau deshalb möchte ich auch eine ehrliche, kritische Einschätzung haben. Natürlich ergeben die Texte oft nur gesungen einen Sinn und es sind ja keine strengen Gedichte, sondern bewusst
weniger.
lg
Folgt...
Djojo

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Djojo »

@Girl:ok

Höre mir Motorpsycho mal an. Aber die Kombination aus nicht vorhandener Protektion und keinem allzu guten Aussehen ist in der heutigen, berechnenden Kunstwelt nicht gerade eine super Voruassetzung.
Früher wäre ein Aufstieg leichter möglich gewesen, aber da sind mittlerweile auch im Indie-Bereich Leute am Werken, die für Erfolg ihre Großmutter verkaufen würden und versuchen alles zu kommerzialisieren und zu ökonomisieren.
Die Musik wird handwerklich immewr besser und professioneller, aber die Message wird immer weniger wichtig. Es ist halt leichter wenn man Teil einer Band ist.
Da kann man sich eher ein wenig in der Gruppe verstecken, als wenn man etwas alleine performt und so geht es mir.
Im Übrigen war es aber schon auch beim Grunge-Hype so, dass der "Poster-Boy"-Cobain gehypet wurde und nicht die voluminösen Tad oder Frank Black.
Girlxxx

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Girlxxx »

Djojo hat geschrieben:@Girl:ok

Höre mir Motorpsycho mal an. Aber die Kombination aus nicht vorhandener Protektion und keinem allzu guten Aussehen ist in der heutigen, berechnenden Kunstwelt nicht gerade eine super Voruassetzung.
Früher wäre ein Aufstieg leichter möglich gewesen, aber da sind mittlerweile auch im Indie-Bereich Leute am Werken, die für Erfolg ihre Großmutter verkaufen würden und versuchen alles zu kommerzialisieren und zu ökonomisieren.
Die Musik wird handwerklich immewr besser und professioneller, aber die Message wird immer weniger wichtig. Es ist halt leichter wenn man Teil einer Band ist.
Da kann man sich eher ein wenig in der Gruppe verstecken, als wenn man etwas alleine performt und so geht es mir.
Im Übrigen war es aber schon auch beim Grunge-Hype so, dass der "Poster-Boy"-Cobain gehypet wurde und nicht die voluminösen Tad oder Frank Black.
Dazu nur eines: nenn mir den hässlichen `Barden` der Erfolg hatte. Ein hässlicher Curt Cobain hätte niemanden gross interessiert. Pete Docherty war wohl nicht hässlich an sich, mehr ungepflegt etc, er konnte das `no future` etc. repräsentieren. Aber jemand der wirklich einfach hässlich ist, hat null Chancen Erfolg zu haben. Auch bei casting-shows (CH) haben schon zweimal zwei hässliche Entlein gewonnen...die sah man nie mehr, hörte sie allenfalls am Radio noch eine Weile lang. Aber das ist logisch: wer ein junges Publikum anzielt, MUSS deren Bedürfnisse nach Identifikation mit einem Ideal abdecken können, halbwegs zumindest. Hässlichkeit ist diesbezüglich in der heutigen Zeit ein wenn nicht der Abturner. Hässliche Musiker haben ihren Platz wenn sie in einer Band verschwinden können, dann führen sie aber wohl ein Schattendasein (selbst Grouppies können wählerisch sein), oder aber sie können mit Kompensationen anderer Art auftrumpfen (und wenn ich dauernd von hässlich rede: ich meine nicht irgendeine Hässlichkeit, die man uminterpretieren kann oder die ihren eigenen Charme hat). Ein Beispiel: ein hässlicher Sänger singt von verlorener Liebe...da denkt sich jeder im Publikum: kein Wunder. Ist er dagegen `schön`, dann wird es erhoben zu einem Fall von Romeo und Julia. Oder ein hässlicher Sänger singt von Tod und Schmerz...ja,ja, ...der wird seinen Grund haben...auch der Tod will doch noch `geschönt` werden (und damals ein Ideal der Jungen: live hard/fast, die young...die Leiche sollte eine schöne sein und nur der Tod eines jungen, schönen Menschen wirkt tragisch und verspricht posthume Verehrung und Vergötterung).
Mich ekelt das an nur schon wenn ich darüber nachdenke. Ich kenne das Musikbusiness gar nicht, aber das was ich so mitbekommen habe via Medien finde ich die Oberflächlichkeit pur. Und hier anschliessend: welche Relevanz haben Texte in einem Song? Was für Texte sind gefragt? Ich selber bin ein Musik-Banause. Ich hörte früher The Doors und Hendrix, später dann Blues allgemein. Was mir bei mir auffiel: die Texte waren mir relativ egal, nahm ich teilweise nicht mal wirklich bewusst zur Kenntnis. Beim Blues fällt besonders auf: übersetzt man deren Texte auf Deutsch klingen sie abgedroschen kitschig. Aber das ist eben eine grundsätzlich Sprachdifferenz: im Englischen scheint der Pathos auch mit einfachen Worten darstellbar. Jim Morrison hatte seine eigenen verqueren Texte...er ein Paradebeispiel für den `Schönling` (in einer Band mit eher wenig hübschen Durchschnittstypen). Wie viel seines Charisma war seiner Hülle geschuldet, wie viel seinem inneren `genius`? Aber: die Musik war top, sehr eigen, originell, aber eben: ohne hoch-charismatisch-schönem Sänger in den man alles hineinprojizieren konnte...
Es sind dann evtl. Musikrichtungen die gerade nicht ein jugendliches Publikum anzielen, die eher auf gewisse Charismen verzichten können. Ein Gary Moore war bestimmt kein Liebling der Frauen (zerfurchtes Gesicht, o.k., auch schon etwas älter), aber das interessierte auch nicht wenn man seine Musik gern hatte. Aber da könnte man endlos weitere Beispiele nennen. Meine Lieblingshassfigur (was projiziere ich da hinein?) aber sei noch erwähnt: John Mayer, ein Möchtegern-Blueser (mit gewissem Talent) aber leider mit einem Eigendünkel, der keine Grenzen zu kennen scheint: Teenies die bluesige Musik hören...wäre er nicht ein Mädchenschwarm...vergiss es. Genug geflucht...

Unter dem Strich: wohl ein Business, in dem alles Hässliche des Menschen sich zeigt (Geldgier, Mensch als Mittel zum Zweck, Reduzierung auf den Schein des Äusseren etc.etc.). Es scheint als müsste der hässliche Künstler da bestens aufgehoben sein in solch widerwärtiger Umwelt, aber das Hässliche dient hier ja dem Scheinschönen und wo Schein nur stark genug wirkt, ist der Rest schnell vergessen. Aber vielleicht sehe ich das auch alles etwas gar schwarz...

PS: Etwas zu deinem Text ein anderes Mal, aber wie ich schon schrieb: Texte waren für mich im Kontext jener Musik die ich hörte (Doors vielleicht ausgenommen) nie wirklich relevant.
And
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Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von And »

@ Djojo - weiss nicht, bin ich mttlw. zu alt (?) - ich komm´ da nicht mehr mit. Ich behaupte: wenn es Dich schlicht & einfach auf die Bühne zieht & Du wirklich irgendetwas auszudrücken hast, spüren das die Leute, da ist Aussehen völlig zweitrangig (das hat sogar Blixa Bargeld geschafft). In der Indie-Szene wimmelt es von "Unter-Durchschnittstypen", ich denke da z.B. an Mark E. Smith (The Fall), Jacob Bellens oder E (EELS), die eher nach nix, BWL oder Holzfäller aussehen. Sind keine grossen Berühmtheiten, aber machen ihr Ding.

Wenn Du dagegen ganz gross hinaus in den Pophimmel willst, ist es natürlich anders - aber was willst Du dort? Die Frage ist mglw. eher: was treibt Dich an - Anerkennung oder Leidenschaft? Für letzteres kannst Du einfach eine Band um Dich scharen oder Dich vor den Rechner setzen & Musik machen, fertig. Ich wiederhole mich: aber ich wäre verdammt froh, wenn ich noch so fit wäre, es einfach zu tun[/i - egal, wie oft meine Songs angeklickt werden (Du kannst es Dir anschauen, es sind über mehrere Jahre seeehr wenige - na und ?).


& ganz im Stinnem denk ich mir: wenn er noch die Musse hat, sich über Eitelkeiten den Kopf zu zerbrechen, was macht er in einem Suizidforum (das ist natürlich eine ungerecht-selbstmitleidige Interpretation) ?
Zuletzt geändert von And am Samstag 19. Dezember 2015, 06:48, insgesamt 1-mal geändert.
Girlxxx

Re: Texte und Songs von User/innen

Beitrag von Girlxxx »

And hat geschrieben:@ Djojo - weiss nicht, bin ich mttlw. zu alt (?) - ich komm´ da nicht mehr mit. Ich behaupte: wenn es Dich schlicht & einfach auf die Bühne zieht & Du wirklich irgendetwas auszudrücken hast, spüren das die Leute, da ist Aussehen völlig zweitrangig (das hat sogar Blixa Bargeld geschafft). In der Indie-Szene wimmelt es von "Unter-Durchschnittstypen", ich denke da z.B. an Mark E. Smith (The Fall), Jacob Bellens oder E (EELS), die eher nach nix, BWL oder Holzfäller aussehen. Sind keine grossen Berühmtheiten, aber machen ihr Ding.

Wenn Du dagegen ganz gross hinaus in den Pophimmel willst, ist es natürlich anders - aber was willst Du dort? Die Frage ist mglw. eher: was treibt Dich an - Anerkennung oder Leidenschaft? Für letzteres kannst Du einfach eine Band um Dich scharen oder Dich vor den Rechner setzen & Musik machen, fertig. Ich wiederhole mich: aber ich wäre verdammt froh, wenn ich noch so fit wäre, es einfach zu tun[/i - egal, wie oft meine Songs angeklickt werden (Du kannst es Dir anschauen, es sind über mehrere Jahre seeehr wenige - na und ?).

& ganz im Stinnem denk ich mir: wenn er noch die Musse hat, sich über Eitelkeiten den Kopf zu zerbrechen, was macht er in einem Suizidforum (das ist natürlich eine subjektiv-selbstmitleidige Interpretation) ?


Selbstmitleidig oder nicht...auf alle Fälle recht einseitig: wie viele user nur schon in diesem Forum macht gerade ihr Äusseres (physisch, finanzielles oder anderweitig Äusseres) oder indirekte Folgen derselben zu schaffen? Was ist der ergänzende Begriff zu Würde (wenn man ihn denn gebrauche will)? Anerkennung dort wo es einem wichtig ist...oder zumindest als nackter Mensch jenseits aller kontingenten Eigenschaften die man nun mal hat (wenn es nur Leidenschaft ist die zählte, wie du schreibst und man sich begnügt diese auszuleben im stillen Kämmerlein, dann ist man zugleich aber wohl Autist, Solipsist, bestimmt aber nicht Mensch mit einem natürlichen Kommunikationsbedüfnis) ...und nicht als Künstler oder was weiss ich was gerade angesagt ist. Richtig liegst du insofern, als wer sich entschieden hat zum Suizid, dem sind die Eitelkeiten vermutlich egal geworden (d.h. er weiss nun letztgültig wie es darum bestellt ist, hat jede Hoffnung abgelegt, dass das je besser oder sich ändern wird). Aber: er ist sie nicht notwendig los geworden (und auf das Äussere bezogen: nicht ein unterdurchschnittliches Äusseres meine ich hier, sondern ein hässliches Äussere), das hiesse ja, dass diese kein Grund mehr sein könnten sich zu suizidieren...wer genug weit sich zum Suizid hinneigt dem fallen allfällige Eitelkeiten als Ursache eines solchen von alleine ab...schön wär`s ja (und wie stark müssen solche Eitelkeiten sein um ihn so weit zu treiben?). Und And, noch etwas...glaubst du, dass deine langjährige Tortur alle deine Empfindlichkeiten zu nichts zermahlen hat? Angenommen morgen wäre deine Tortur zu Ende (nicht aber die Erinnerung daran), würden gewisse Eitelkeiten, die zuvor schlicht keinen Raum hatten um sich Geltung verschaffen zu können, nicht ihre Köpfe wieder, neu, oder auch erstmalig erheben? Dass Leid das `Niedrige` im Menschen vernichten kann, daran glaube ich nicht, allenfalls wenn das Leid als sinnvoll, Sinn-bezogen erlebt wird. Sinnloses Leid kann nur frustrieren, langdauerndes oder stigmatisierendes nur noch mehr verkrümmen, als man eh schon krumm war.
Welche Motive sind suizidwürdige? Die eitlen zählen nicht dazu? Natürlich, wenn man von der Hölle aus dem Treiben zuschaut, dann wird vieles relativiert, aber a) man sollte sich seine Person betreffend nicht zu sicher sein und d) gerade in heutigen Zeiten (die noch kränker scheinen als eh schon immer) schon sehr bewusst sein, welche Mücke (Sichtweise aus der Hölle) sich als Elefanten (die Realität des Betroffenen selber) darstellen kann.
Du nennst ein paar die es geschafft haben Mark E. Smith z.B., aber da ist der Kontext sehr wichtig: Engländer sind immer hässlicher als andere ;), vielleicht bewegte er sich schon früh in einer Kultur, die Raum liess für das `unzulässiges Wort` (Punk), vermutlich hat er Qualitäten, die ihm sein Äusseres wenig relevant erscheinen lassen (Bier, Drogen, fehlender Spiegel ;)). Aber im Ernst: eins zu eins Vergleiche taugen hier fast nichts. Man könnte fragen: wie viel, neben den paar `Hässlichen` die es schafften, schafften es nicht? Nur diese Frage bzw. deren Antwort wäre doch relevant.
Wichtig scheint aber tatsächlich die Frage nach dem Motiv zu sein: warum will ich meine Musik präsentieren etc. Wenn man diesbezüglich zu sich ganz ehrlich ist, scheint viel Klarheit gewonnen werden zu können. Gerade auch hinsichtlich der Relevanz `im Scheinwerferlicht` stehen zu können. Das Motiv seine Texte etc. wahr genommen zu sehen, finde ich irgendwie unabdingbar für einen Künstler. Ein Künstler, der für sich sein Zeug macht und es nicht mitteilen will, kann sein Geschaffenes gleich wieder vernichten...viellecht möglich als Zen-Erleuchteter, aber für den normalen Menschen? Kunst hat doch für fast jeden Künstler eine mehr oder weniger lebenswichtige Funktion, oft auch eine kompensierende Funktion und kaum je eine die nicht (zumindest auch) auf Kommunikation zielt, und dies muss in jedem Einzelfall ernst genommen werden. Wohl tausende Künstler/Möchtegernkünstler haben sich umgebracht weil sie mit ihrer Kunst nicht nach aussen dringen konnten, keine Resonanz fanden...ich finde das eher tragisch als eitel-pathetisch-unreif (obwohl solches Verständnis bzw. Wertung ebenso nachvollziehbar ist) . Subjektiv ist jedes Suizidmotiv (zunächst) gleich gewichtig, wer nur oder primär nach objektiven Massstäben wertet, verfehlt die entscheidende Ebene des Geschehens.
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