Eure Meinung zum Thema Vernunftsehe ...

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Kai-Dennis
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Eure Meinung zum Thema Vernunftsehe ...

Beitrag von Kai-Dennis »

... würde mich mal interessieren!

So heißt es bereits im Alten Testament ganz am Anfang:

"Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei!"
(vgl. 1. Mose 2, 18)

Nun bin ich weiß Gott bin kein orthodoxer Bibelforscher.
Daher möchte ich das mit dem "Menschen" und der "Gehilfin" auch nicht allzu wörtlich nehmen.
Der Originaltext ist eh mehrere tausend Jahre alt.
Damals herrschten überall auf der Welt noch ganz andere Lebensbedingungen.
Und er entstand zudem in einer Region, zu der wir auf- und abgeklärte Mitteleuropäer noch heute kaum einen Bezug haben, außer dass wir insgeheim froh sind, dort nicht dauehraft leben zu müssen.
Er wurde zunächst vom Hebräischen ins Griechische und später dann ins Lateinische übersetzt.
Es gab die Vulgata und die Itala, das habe ich mal im Religionsunterricht gelernt.
Auf letzterer fußt m.W. auch die Luther-Bibel als Grundlage aller kanonischen Bibelausgaben, die bis heute im deutschsprachigen Raum en vogue sind. Doch zweifellos herrschte auch zu Lebzeiten Martin Luthers(1483-1546) in den damaligen (aus heutiger Sicht) deutschen Kleinstaaten zweifellos ein komplett anderer Geist als heutzutage.

Wer also davon ausgeht, dass der Bibeltext dem Menschen einst von Gott eingegeben sei, der muss tief schürfen, um auf Grund zu kommen. Besonders dann, wenn er des Hebräischen bzw. Aramäischen nicht mächtig ist, sondern sich lediglich auf die jeweils landessprachliche Version beruft. Das ist nicht nur im Deutschen so! Jede Bibelübersetzung beinhaltet jede Menge Übersetzungsfilter, die wiederum zeitgenössischisch geprägt sind! Wir Deutschen haben das Pech, dass diesbezüglich der letzte Hit rund 500 Jahre zurück liegt! Spätere Varianten (und seien sie auch noch so gewissenhaft und mühevoll vom Urtext abgeleitet) hatten keine Chance mehr! Noch heute wird, wenn z.B. in einem Film die Bibel zitiert wird, gern in den altertümlichen Wendungen gesprochen , wie sie uns durch Luther überliefert sind. Das ist zwar eine sehr schöne Sprache. die sich durch ihre Altertümlichkeit aber auch von uns uns und unseer Realität abgrenzt!

Wer heute die Bibel als "Wort Gottes" annehmen möchte, ist in jedem Fall auf Interpretationen angewiesen und darauf, zwischen den Zeilen zu lesen. Das läuft im Extremfall ja manchmal sogar darauf hinaus, dass sie mit Gottes Segen rechnen, bevor sie den Befehl dazu geben, ihren Mitmenschen Bomben auf dem Kopf schmeißen! Würden normale Personen, die sowas propagieren ... die würden zeitnah in der Klappse verschwinden und da auch so schnell nicht mehr rausgelassen werden. Ganz anders, wenn jemand staatstragend ist! Dann geht solch wahnhaftes Geschwafel locker als Tagesbefehl durch!

(Wohlgemerkt ... ich spreche hier von Gott, nicht von Allah!
Obgleich beides womöglich eines und dasselbe ist.
Das sagen die gemäßigten Muslims ja auch immer und ich bin geneigt, ihnen zu glauben
Auch die Indianer sollen die weißen Siedler seinerzeit erst skalpiert haben, nachdem sie dieses Ritual zuvor von den ach so christlichen Weißen abgeschaut hatten )

In diesem Sinne läuft die christliche Botschaft tür mich persönlich u.a. darauf hinaus, den Schwächeren und Unterdrückten zu unterstützen und gegen alle Widerstände von außen auf seine innere Stimme zu vertrauen.
Zumeist macht man sich mit solch einer Interpretation nicht unbedingt Freunde.
Also könnte man durchaus Beistand gebrauchen.

Dieselbe Interpretation kann man aber auch auf das Alte Testament anwenden.
Und das führt mich wiederum zum Eingangszitat!
Gott sagt, er will uns nicht ohne einen engen Vertrauten an unserer Seite!
Punktum!
Und dieses Prinzip - viele Generationen vor uns haben es Ehe genannt - hat sich ja auch über die Jahrtausende hinweg als vernünftig und erfolgreich erwiesen!

Daran konnten auch die 68er nix ändern mit ihren alternativen "Jeder mit jedem" Traumtänzereien, die inzwischen längst auf der Schrotthalde der Geschichte gelandet sind!
Immerhin hat uns deren gescheitertes Experiment gelehrt, dass sich der Einzelne niemals der ganzen Welt verbunden fühlen kann.
Er schafft das nicht mal mit den 10 Leuten, die mit ihm zusammen in einer Kommune leben.
Jedenfalls nicht im positiven Sinne.
Und wenn der Einzelne was anderes denkt, führt das im Endeffekt eh genauso zu Mord und Totschlag wie bei denen, die er bekämpfen will!

Ein oder zwei enge Vertraute haben sich bei mir als das höchste der Gefühle erwiesen!

Der Gott, an den ich glaube, will uns alle glücklich sehen, nicht unglücklich!

Von daher muss auch der bei Mose 1 erwähnte "Mensch" heutzutage nicht zwangsläufig ein Mann sein und der Partner nicht unbedingt eine Frau! Was ich nicht wegwischen mag, ist die Sache mit der "Gehilfin"! Da steckt ja immerhin das Stichwort "Hilfe" drin! Allerdings keine instutionalisierte Hilfe in Form von "Beihilfe" oder "Fürsorge", sondern ganz persönliche Hilfe durch einen nahestehenden Menschen!

Nun gibt es zweifellos Menschen, die haben keine Probleme damit, sich einen solchen Partner zur Seite zu holen und sei es in Form einer sogenannten "Lebensabschnittsbeziehung"!.

Fakt ist: Nicht jeder Mensch findet seinen Idealpartner.
Wer besonderes Pech hat, bleibt dann in sogenannten alternativen Gemeinschaften hängen, also entweder als eher geduldetes als erwünschtes Daueranhängsel einer Familie oder eines Paares oder er hängt mit anderen Außenseitern in irgendeiner betreuten Tagesstätte herum! (Das letzte Bollwerk für die Visionen der 68er: Die armen Schweine, die eh keine andere Chance haben! Welch ein Armutszeugnis für diese Idealisten!)

Sowas fühlt sich für mich nicht unbedingt nach einem erfüllten Leben an!

Warum also nicht dem Schicksal ein wenig nachhelfen?
Haben wir denn nicht alle ein Recht auf Zweisamkeit, auch wenn wir nicht unbedingt nach der neuesten Mode gekleidet sind, jede zweite Party und jedes fünfte Konzert mitnehmen müssen und wenn wir nicht jeden Morgen um sechs einen Waldlauf hinter uns haben, weil wir für irgendeinen Marathon trainieren?

Andere stellen so dar etwas und haben keine Schwierigkeiten, jemanden kennen zu lernen!
Da ist dann sogar "echte Liebe" im Spiel!
Und trotzdem kann auch das irgendwann vorbei sein!

Mehr zu dem Thema vielleicht noch später.
Ich habe noch einiges mehr geschrieben, das aber verschwunden ist, weil ich versehentlich gegen die falsche Taste kam.
Jetzt bin ich zu müde!

Nur noch so viel:

Ich weiß um die Risiken einer Vernunftehe!
Allem voran die Möglichkeit, dass tatsächlich mal einem von beidem die "wahre Liebe" über den Weg laufen sollte!
Aber auch darüber könnte man ja von vornherein reden!
MelperRitus
Beiträge: 177
Registriert: Samstag 1. März 2014, 18:03

Re: Eure Meinung zum Thema Vernunftsehe ...

Beitrag von MelperRitus »

Ich habe eine ganz andere Story zu dem Thema:

Ich war jetzt in einer Stadt von schwer- und schwerstbehinderten Menschen und werde dort den Arbeitsvertrag unterschreiben. Ich saß 45 Minuten in der Eingangshalle und verspürte eine angenehme Ruhe mit den ganzen körperlich Behinderten Menschen, die teils auf sehr viel Equipment angewiesen sind, um ihr Leben zu meistern.

Ich darf dort arbeiten und bekomme so viel Geld, dass ich meine Wohnung halten kann.

Ich bin hauptsächlich in der Birne krank, bin aber super ausgebildet und kann behinderten Menschen helfen. Niemand von denen in der EIngangshalle hat mir auch nur einen krummen Blick zukommen lassen, wie in der normalen Gesellschaft.

Man gehört zu seinesgleichen...
Kai-Dennis
Beiträge: 97
Registriert: Mittwoch 5. März 2014, 04:57

Re: Eure Meinung zum Thema Vernunftsehe ...

Beitrag von Kai-Dennis »

Du wirst lachen, @MelperRitus:

Die Erfahrung, die du beschreibst, habe ich in psychosozialen Institutionen ebenfalls erlebt, wenn auch von der anderen Seite!
Da wurden Leute, die selbst behindert waren, als "Betreuer" vergattert, um sich um andere Behinderte zu kümmern, die noch übler dran sind als sie selbst! Der Unterschied zwischen den Patienten bzw. Klienten und ihren Fürsorgern besteht in solchen Fällen darin, dass letztere einer gründlichen Gehirnwäsche unterzogen wurden und darüber Bescheid wissen, was die NORM ist!
Und das versuchen die dann auch auf Deibel komm raus durchzudrücken!
Mit der Behinderung anderer gehen die ähnlich um wie ein militanter Ex-Raucher mit einem Raucher umgeht:
Sie versuchen, die Leute mehr oder weniger fanatisch "auf den rechten Weg zu bringen" ... ja, wenn's sein muss, auch unter Anwendung von Gewaltmaßnahmen. Als "Betreuer" sind die auch mit entsprechenden Machtbefugnissen auisgestattet!

Seltsamerweise werden solche "Betreuungs"-Konzepte von den Sponsoren aber auch locker durchgewunken. :shock:

Nun will dich weiß Gott nicht dissen, bloß weil du offen zugibst, dass du solch einen Job angenommen hast, um überleben zu können. Zumal ich aus eigener Erfahrung weiß, was es heißt, gedisst zu werden, bloß weil ich nach Möglichkeit überleben will!

Wie du schreibst, hast du es ja auch ausschließlich mit Körperbehinderten zu tun!
Und die sind bestimmt alle längst total abgeklärt, psychisch total stabil und total froh und dankbar, dass sie den Rest ihres lebens in deinem Behindertendorf verbringen müssen! Oder ...? :evil: Manche sind vielleicht erst Mitte 20 und haben schlimmstenfalls noch rund 60 Jahre leben in dem Zustand vor sich! Die zu feiern, das schafft auch bloß jemand, der nicht betroffen ist. Jemand wie du!

Ja, mehr noch: Mit ihrer Serlbstdisziplin und ihrem Durchhaltevermögen gelten sie Vorbild für den Rest der Welt, der sowas nicht durchzustehen hat! Aber wehe, einer von deinen Schützlingen will aus diesem Getto raus und sich nochmal unter die "richtigen" Menschen begeben, z.B. indem sie/er sich einen Partner sucht und heiraten will! Ich denke, dann kann in der Chefetage auch schon mal der Teufel los sein! Und auch für dich als "Betreuer" wird sich dann auch die Gewissensfrage stellen, ob du da weiterhin mitspielen möchtest oder dir lieber einen anderen Job suchst! Ich wünsche dir viel Glück und die richtige Entscheidung!

Trotz allem danke ich dir dennoch für deine Antwort!
Ich dachte schon, mein Geschreibsel wäre so schräg, dass das eh niemand kapiert oder kapieren will.

BtW:

Dein Pseudonym scheine ich bislang immer falsch gelesen zu haben. :(
Vermutlich eine Freudsche Fehlleistung.
Ich dachte nämlich, du nennst dich HELPER Ritus.
Da hätte immerhin noch das englische HELP drin gesteckt.
Das wiederum was mit Hilfe zu tun gehabt hätte.

Aber du bist ja doch in Wahrheit MELPER Ritus!
Was das bedeutet, da bin ich überfragt!
Womöglich mein MELP am Ende sogar das Gegenteil von HELP!
Keine Ahnung!
Kai-Dennis
Beiträge: 97
Registriert: Mittwoch 5. März 2014, 04:57

Re: Eure Meinung zum Thema Vernunftsehe ...

Beitrag von Kai-Dennis »

Hier ein interessandes Beispiel für eine Ehe, die zunächst als "Vernunftehe" begonnen hat!

http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/d ... 52980.html
Deadly Snowflake

Re: Eure Meinung zum Thema Vernunftsehe ...

Beitrag von Deadly Snowflake »

MelperRitus hat geschrieben:Ich habe eine ganz andere Story zu dem Thema:

Ich war jetzt in einer Stadt von schwer- und schwerstbehinderten Menschen und werde dort den Arbeitsvertrag unterschreiben. Ich saß 45 Minuten in der Eingangshalle und verspürte eine angenehme Ruhe mit den ganzen körperlich Behinderten Menschen, die teils auf sehr viel Equipment angewiesen sind, um ihr Leben zu meistern.

Ich darf dort arbeiten und bekomme so viel Geld, dass ich meine Wohnung halten kann.

Ich bin hauptsächlich in der Birne krank, bin aber super ausgebildet und kann behinderten Menschen helfen. Niemand von denen in der EIngangshalle hat mir auch nur einen krummen Blick zukommen lassen, wie in der normalen Gesellschaft.

Man gehört zu seinesgleichen...
Eine ganze Stadt von Behinderten? Eine Art Shambhala für Behinderte? Und du meinst alle die dort arbeiten seien `in der Birne krank`? (Man gehört zu seinesgleichen...).
Wie auch immer...viel Erfolg.
Deadly Snowflake

Re: Eure Meinung zum Thema Vernunftsehe ...

Beitrag von Deadly Snowflake »

Kai-Dennis hat geschrieben: "Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei!"
(vgl. 1. Mose 2, 18)
Einheitsübersetzung: "Dann sprach Gott der Herr: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht."
Nun bin ich weiß Gott bin kein orthodoxer Bibelforscher.
Daher möchte ich das mit dem "Menschen" und der "Gehilfin" auch nicht allzu wörtlich nehmen.
Würde es ein solcher wörtlich nehmen? Allegorische Auslegungen sind seit `ewigen Zeiten` usus.
Der Originaltext ist eh mehrere tausend Jahre alt.
Besser: Originaltexte mit unterschiedlichem Alter.

Wer also davon ausgeht, dass der Bibeltext dem Menschen einst von Gott eingegeben sei, der muss tief schürfen, um auf Grund zu kommen. Besonders dann, wenn er des Hebräischen bzw. Aramäischen nicht mächtig ist, sondern sich lediglich auf die jeweils landessprachliche Version beruft. Das ist nicht nur im Deutschen so! Jede Bibelübersetzung beinhaltet jede Menge Übersetzungsfilter, die wiederum zeitgenössischisch geprägt sind! Wir Deutschen haben das Pech, dass diesbezüglich der letzte Hit rund 500 Jahre zurück liegt! Spätere Varianten (und seien sie auch noch so gewissenhaft und mühevoll vom Urtext abgeleitet) hatten keine Chance mehr! Noch heute wird, wenn z.B. in einem Film die Bibel zitiert wird, gern in den altertümlichen Wendungen gesprochen , wie sie uns durch Luther überliefert sind. Das ist zwar eine sehr schöne Sprache. die sich durch ihre Altertümlichkeit aber auch von uns uns und unseer Realität abgrenzt!
Du würdest dir also eine zeitgemässe Bibelinterpretation wünschen oder doch eher zurück wollen zum wahren (hebräischen) Wort Gottes?
Wer heute die Bibel als "Wort Gottes" annehmen möchte, ist in jedem Fall auf Interpretationen angewiesen und darauf, zwischen den Zeilen zu lesen. Das läuft im Extremfall ja manchmal sogar darauf hinaus, dass sie mit Gottes Segen rechnen, bevor sie den Befehl dazu geben, ihren Mitmenschen Bomben auf dem Kopf schmeißen! Würden normale Personen, die sowas propagieren ... die würden zeitnah in der Klappse verschwinden und da auch so schnell nicht mehr rausgelassen werden. Ganz anders, wenn jemand staatstragend ist! Dann geht solch wahnhaftes Geschwafel locker als Tagesbefehl durch!

Aber es bedurfte doch schon immer der Interpretation. Jesu sprach doch meist in zu interpretierenden Gleichnissen. Heutige Literaturwissenschaft würde gar behaupten, dass kein Text nur eine Bedeutung haben kann! Und neueste Bibelforschung ist auch der Überzeugung, dass z.B. die Genesis keinesfalls eine deskriptive Beschreibung der Weltentstehung intendierte...also schon für damalige Zeitgenossen die symbolisch-sinnhafter Ebene hier die relevante gewesen sei. Ausserdem sei angemerkt, dass der AT-Gott auch ein Kriegsgott war, eigenstimmig Genozide befahl etc.
(Wohlgemerkt ... ich spreche hier von Gott, nicht von Allah!
Obgleich beides womöglich eines und dasselbe ist.
Das sagen die gemäßigten Muslims ja auch immer und ich bin geneigt, ihnen zu glauben
Auch die Indianer sollen die weißen Siedler seinerzeit erst skalpiert haben, nachdem sie dieses Ritual zuvor von den ach so christlichen Weißen abgeschaut hatten )
Falls Muslime das sagen dann kennen sie entweder das eigene oder das christliche Gottesbild oder beide nicht. Die Stellung von Jesus, hier als verbesserungswürdiger Prophet, dort als Gottessohn (Trinität) ist kaum auszusöhnen (es sei denn man weicht nach belieben ab von dem was Konsens wurde, bzw. hält sich an die (Ur)texte und interpretiert die dann nach irgendwelchen Kriterien). Klar: alle drei sind sog. abrahamitische Religionen, beziehen sich also zuletzt auf den Gott Abrahams. Gläubigen glaube ich grundsätzlich mal gar nichts.
In diesem Sinne läuft die christliche Botschaft tür mich persönlich u.a. darauf hinaus, den Schwächeren und Unterdrückten zu unterstützen und gegen alle Widerstände von außen auf seine innere Stimme zu vertrauen. Zumeist macht man sich mit solch einer Interpretation nicht unbedingt Freunde. Also könnte man durchaus Beistand gebrauchen.
Aber zumindest die Lehre betreffend, ist das mit der `inneren Stimme` doch das protestantisches Erbe (nach Massgabe des je eigenen Gewissens). Dass dasselbe ein etwas duckmäuserisches Verhältnis zu staatlichen Obrigkeiten hatte...nun, wohl auch etwas aus der Zeit heraus zu Verstehendes (in dem Luther wohl trotz Reformergeist auch bis zum Hals drinsteckte). Dass der jesuanische Grundimpuls jener war den Schwachen etc. zu helfen, dürfte wohl nicht gänzlich falsch sein...aber so astrein war seine Motivation wohl kaum.
Dieselbe Interpretation kann man aber auch auf das Alte Testament anwenden.
Und das führt mich wiederum zum Eingangszitat! Gott sagt, er will uns nicht ohne einen engen Vertrauten an unserer Seite! Punktum!
Und dieses Prinzip - viele Generationen vor uns haben es Ehe genannt - hat sich ja auch über die Jahrtausende hinweg als vernünftig und erfolgreich erwiesen!
Den Schreibern des NT gilt Kinderlosigkeit eindeutig als das Beste und die Heirat nur als das Zweitbeste, um die Versuchung zu Handlungen zu unterbinden, die vom Guten noch weiter entfernt sind.
Aber warum sich überhaupt um einen Text scheren der in ganz anderen Zeiten und Lebensumständen entstand?! Vernünftig, erfolgreich? Auf Grund welchen Kriteriums? Harems waren bestimmt auch `erfolgreich`. Und du glaubst, dass es nicht tausendfach zu Seitensprüngen und Schlimmerem kam?
Daran konnten auch die 68er nix ändern mit ihren alternativen "Jeder mit jedem" Traumtänzereien, die inzwischen längst auf der Schrotthalde der Geschichte gelandet sind! Immerhin hat uns deren gescheitertes Experiment gelehrt, dass sich der Einzelne niemals der ganzen Welt verbunden fühlen kann.
Er schafft das nicht mal mit den 10 Leuten, die mit ihm zusammen in einer Kommune leben. Jedenfalls nicht im positiven Sinne.
Und wenn der Einzelne was anderes denkt, führt das im Endeffekt eh genauso zu Mord und Totschlag wie bei denen, die er bekämpfen will!
Bewiesen wurde allenfalls, dass die Betreffenden es unter den gegebenen Bedingungen nicht schafften...darüber hinaus gar nichts. Sich mit anderen verbunden fühlen können, heisst ja nicht, dass es sich daran bewahrheitet, dass der Friede, die Verbundenheit bestehen bleibt, wenn jeder es mit jedem treibt! Das war der Irrglaube, zu glauben man könne auf/mittels einer rein triebhaften Ebene eine Einheit verwirklichen, das ist nun wahrlich Naivität hoch zehn.
Ein oder zwei enge Vertraute haben sich bei mir als das höchste der Gefühle erwiesen!
Jedem nach seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen...
Der Gott, an den ich glaube, will uns alle glücklich sehen, nicht unglücklich!
Von daher muss auch der bei Mose 1 erwähnte "Mensch" heutzutage nicht zwangsläufig ein Mann sein und der Partner nicht unbedingt eine Frau! Was ich nicht wegwischen mag, ist die Sache mit der "Gehilfin"! Da steckt ja immerhin das Stichwort "Hilfe" drin! Allerdings keine instutionalisierte Hilfe in Form von "Beihilfe" oder "Fürsorge", sondern ganz persönliche Hilfe durch einen nahestehenden Menschen!
Wenn du an einen solchen Gott glaubst, würde ich den Kontakt zur christlichen Tradition aber tendenziell abbrechen (bestimmt aber zum AT)....in gut gnostischer Manier. Zu Gehilfin und Hilfe siehe die alternative Übersetzung zuoberst. Übrigens schliesst die Zuteilung von jemanden als Gehilfe nicht notwendig aus, dass der Geholfene nicht selber die Rolle (allenfalls entgegen seiner Intention) des Helfers einnehmen könnte...(Hierzu auch Hegels Analyse zum Herr-Knecht Verhältnis).
Fakt ist: Nicht jeder Mensch findet seinen Idealpartner.
Wer besonderes Pech hat, bleibt dann in sogenannten alternativen Gemeinschaften hängen, also entweder als eher geduldetes als erwünschtes Daueranhängsel einer Familie oder eines Paares oder er hängt mit anderen Außenseitern in irgendeiner betreuten Tagesstätte herum! (Das letzte Bollwerk für die Visionen der 68er: Die armen Schweine, die eh keine andere Chance haben! Welch ein Armutszeugnis für diese Idealisten!)
Sowas fühlt sich für mich nicht unbedingt nach einem erfüllten Leben an!
Und? Daran ändert auch ein wie auch immer interpretierte Bibel nichts sowenig wie ein Gott der den Menschen glücklich sehen will, dem aber offenbar die Macht abgeht die Dinge gemäss solchen Ideale zu ordnen. Und dass die Utopien der 68er sich nicht erfüllten: es werden immer Menschen geben die verlieren werden, immer. Es sei denn mag würde damit beginnen die Ursachen solchen Verlierertums aufzuheben (da wären: genetische Mängel, zur Elternschaft unfähige Erwachsene etc., d.h. um sicher zu gehen, dass es keine Verlierer mehr gibt, müsste man, wie ein allgütiger-allmächtiger Gott (und in dessen Stellvertretung, da er selber offenbar nicht existiert oder ein schlicht unfähiger Trottel ist) damit beginnen alles bis ins Kleinste zu steuern). Solche dystopische Utopien kennt man ja zur Genüge (Huxley `brave new world` etc.). Falls so etwas machbar wäre, wäre ich nicht a priori dagegen...
Warum also nicht dem Schicksal ein wenig nachhelfen?
Haben wir denn nicht alle ein Recht auf Zweisamkeit, auch wenn wir nicht unbedingt nach der neuesten Mode gekleidet sind, jede zweite Party und jedes fünfte Konzert mitnehmen müssen und wenn wir nicht jeden Morgen um sechs einen Waldlauf hinter uns haben, weil wir für irgendeinen Marathon trainieren?
Dem Schicksal und/oder Gottes Unfähigkeit...und der Dilettant nimmt für sich gar die Dreisamkeit heraus, kein Wunder fehlt ihm die Macht/Kraft um den irdischen Haushalt ordentlich einzurichten.
Andere stellen so dar etwas und haben keine Schwierigkeiten, jemanden kennen zu lernen!
Da ist dann sogar "echte Liebe" im Spiel!
Und trotzdem kann auch das irgendwann vorbei sein!
Yep, weshalb die von Gott gewollte (?) Zweisamkeit auch nie ein wirklicher Erfolg war und auf staatliche und kirchliche Repressionen angewiesen war um sein Gesicht wahren zu können. Ich meine man braucht doch bloss die Einkind-Familie Gottes anzuschauen um zu begreifen, dass so was ohne perverseste Sündenbock-Spiele (Frustableitung) auf die Dauer nicht aufrecht zu erhalten ist (und wenn das keine Vernunftehe war! Christus als der fleischgewordene Logos, das Wort Gottes!).
Nur noch so viel:
Ich weiß um die Risiken einer Vernunftehe!
Allem voran die Möglichkeit, dass tatsächlich mal einem von beidem die "wahre Liebe" über den Weg laufen sollte!
Aber auch darüber könnte man ja von vornherein reden!
Bestimmt...nur läuft das auf die allgemeine Auflösung der Vernunftehe hinaus, wenn man dann der wahren Liebe ihr Recht einräumt. Falls nicht würde der sich verliebt habende Partner wohl nur widerwillig und mit Ressentiment im alten Vernunfthafen verbleiben...graus.
Warum plädierst du für die Vernunftehe? Weil das die einzige Option wäre um an einen Partner zu kommen? Aber gerade auch Vernunftehen werden auf Grund eines Tauschhandels geschlossen, und die Tauschwerte sollten schon passen. D.h. nach diesem Schema bleibst du doch auch Verlierer wenn du nicht entsprechende Kompetenzen in die Waagschale werfen kannst...insofern scheint das `abgeschoben` werden in Tagesstätten doch immerhin auf der Linie solcher Logik zu liegen: Verlierer finden am ehesten untereinander ihre Partner! Was ich sagen will: Verlierer werden durch noch so ausgeklügelte Massnahmen nie zu Gewinnern, denn kein Kalkül könnte solches bewerkstelligen, allenfalls unverhofft-unerwartetes Glück...aber genau solches ist seltenst auf Seiten von Verlierern. Der Mensch will ja nicht gemäss seinem `Tauschwert` sondern gemäss seinem Ideal. Wenn diesbezüglich aber ein negatives Gefälle zu seinem Tauschwert vorliegt, ist er unweigerlich prädestiniert zu verlieren, da die andere Menschen diesbezüglich ja nicht anders funktionieren. Wer aber wenig relevanten `Tauschwert` mitbringt (klingt extrem...aber so ist nun mal die Realität bzw. der Mensch), kann nur hoffen, dass seine Ideale damit mehr oder minder übereinstimmen (und König ist dessen `Tauschwert` weit höher ist als seine Ideale, sprich: Ansprüche an andere...dies könnte wohl als eine weitere Interpretation für das biblische Gleichnis der Arbeiter im Weinberg dienen...).
Zuletzt geändert von Deadly Snowflake am Donnerstag 17. Juli 2014, 01:35, insgesamt 2-mal geändert.
DerAlte
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Re: Eure Meinung zum Thema Vernunftsehe ...

Beitrag von DerAlte »

Ehe gibt es glaub ich noch nicht so lang in der Menschheitsgeschichte. Was ist Vernunft und was Ehe. Übrigens gibt es auch "Liebe" wohl noch nicht so lange, das ist eher was modernes oder? Aber Historiker bin ich nicht.
Deadly Snowflake

Re: Eure Meinung zum Thema Vernunftsehe ...

Beitrag von Deadly Snowflake »

DerAlte hat geschrieben:Ehe gibt es glaub ich noch nicht so lang in der Menschheitsgeschichte. Was ist Vernunft und was Ehe. Übrigens gibt es auch "Liebe" wohl noch nicht so lange, das ist eher was modernes oder? Aber Historiker bin ich nicht.
Na, da hast du doch was um dich beschäftigt zu halten...fleissig googeln, falls keine Bücher zur Hand.
Meine `Schicht` für heute beendet.
MelperRitus
Beiträge: 177
Registriert: Samstag 1. März 2014, 18:03

Re: Eure Meinung zum Thema Vernunftsehe ...

Beitrag von MelperRitus »

Am Ende sollte ich Aussendienst machen für 2.100 Euro brutto mit eigenem PKW. Die Weiterreichung meiner Unterlagen haben einen gewissen Pimmel auf mich aufmerksam gemacht. Ich hatte bis Mitte 2012 ein C- Klasse Kombi Neuwagen und 62.000 brutto im Jahr. Diesen gewissen Herrn Pimmel habe ich nach allen Regeln der Kunst(Sklaventreiber) abserviert ohne negative Folgen für mich.

Der soll sich den Porsche bestellen und 20 Stunden/d arbeiten - nicht ich für den Porsche, weisst Du, zumal ich ja auch sone Leistungen gar nicht mehr bringen kann, Kai-Dennis.

Er hat mich um 18.00 Uhr gegenüber dem Parkhaus in einem Behindertencafe treffen wollen, dass bereits um 17.00 Uhr closed. Er bedankte sich für die Info.

Ich habe ihm das beste Restaurant, dass ich kenne, angeboten. Das ist ein Gourmet Restaurant und er könne dort mit seinem Langholzwagen auch vorfahren und er kümmere sich um den Tisch nicht zur Verhandlung, dass sei ein Vorstellungsgespräch.

Das sagte er zu. Dann habe ich ihm geschrieben, dass ich wo er schon den Tisch gebucht hatte, ins Krankenhaus muss. Keine Genesungswünsche seines Zeichens folgten...

Ich will einen Chef nicht heiraten. Ein Chef soll mich mittelprächtig bezahlen und ich tue was in meiner Macht steht, ansonsten komplett lecken.

Keine Beziehung, auf gar keinen Fall, habe mich daran gewöhnt. Meine Psychologin meint zwar, ich soll nochmal aufsteigen. Ich hatte zwei große Lieben und das war auch gut so und bestimmt in Ordnung. Ich bereite mich aufs Ableben vor. Mein einziger und bester Kumpel sagt, ich bin 48 und Du 44. Zwanzig Jahre weiter sind wir Opi ohne Enkel. Ja, was denn ? Soll ich 120 werden ? Ich richte es so ein, dass meine Rente der Algemeinheit zugeht.

Sone unzulässiges Wort Major Depression zieht halt ordentlich nach unten. Ich kann die akzeptieren, bis ich die Schnauze komplett voll habe.

Norbert, ein Frauenarzt, mit dem ich oft im Cafe saß, Familie, Scheidung, das ganze Programm, seufzte und sagte zu mir. Ich hab kein Bock mehr.

Norbert sagte, der Chef- und der Oberazt haben sich mein Gehalt geteilt.
Lebensmüde

Re: Eure Meinung zum Thema Vernunftsehe ...

Beitrag von Lebensmüde »

MelperRitus hat geschrieben:Niemand von denen in der EIngangshalle hat mir auch nur einen krummen Blick zukommen lassen, wie in der normalen Gesellschaf.
Ich stelle mir in letzter Zeit ehrlich gesagt häufiger die Frage, welcher Teil unserer Gesellschaft "normal" und welcher Teil "behindert" ist.
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