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Re: Gedichte zum Thema "Sterben" und "Tod"

Verfasst: Dienstag 24. Januar 2017, 00:08
von Horla
Goethe hat geschrieben:Wandrers Nachtlied
Ein Gleiches

Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.
Wikipedia hat geschrieben:„Über allen Gipfeln“ schrieb Goethe wahrscheinlich am Abend des 6. Septembers 1780 mit Bleistift an die Holzwand der Jagdaufseherhütte auf dem Kickelhahn bei Ilmenau.

Am 27. August 1831, ein halbes Jahr vor seinem Tod, besuchte Goethe während seiner letzten Reise nach Ilmenau den Kickelhahn ein letztes Mal. Mit Berginspektor Johann Christian Mahr, dem er sagte, er habe die Gegend seit dreißig Jahren nicht mehr besucht, stieg er in das obere Stockwerk der Jagdhütte; er habe dort in früherer Zeit mit seinem Bedienten einmal acht Tage gewohnt und einen kleinen Vers an die Wand geschrieben, den er gern noch einmal sehen wolle. Mahr berichtet, wie er Goethe zu der Bleistiftschrift mit der Datierung „D. 7. September 1780 Goethe“ geführt habe, und fährt fort:

„Goethe überlas diese wenigen Verse, und Thränen flossen über seine Wangen. Ganz langsam zog er sein schneeweißes Taschentuch aus seinem dunkelbraunen Tuchrock, trocknete sich die Thränen und sprach in sanftem, wehmüthigem Ton: »Ja: warte nur, balde ruhest du auch!« schwieg eine halbe Minute, sah nochmals durch das Fenster in den düstern Fichtenwald und wendete sich darauf zu mir mit den Worten: »Nun wollen wir wieder gehen!«"