Mein Tagebuch - in ein neues Leben, unter oder über der Erde

Persönliche Hoffnungen, Wünsche und Lebensperspektiven

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Antworten
Mainländer
Beiträge: 21
Registriert: Sonntag 30. Oktober 2016, 00:45

Mein Tagebuch - in ein neues Leben, unter oder über der Erde

Beitrag von Mainländer »

Hallo liebes Forum,

ich möchte hier eine Arzt Tagebuch beginnen, was vermutlich eine Suizidtagebuch sein wird, dies erstelle ich alternativ zu meinem Abschiedsbrief, alternativ möchte ich mir davon auch Kummer von der Seele schreiben um den schnellen Tod im Affekt etwas vorzubeugen. Versteht mich nicht falsch, ich weiß, dass der Effektsuizid dem Bilanzsuizid folgen kann, das ist auch völlig ok für mich, aber ich bin noch nicht an dem endgültigen Punkt an dem ich mich für immer von dieser Erde verabschieden will und kann. Hatte ich zwar oft höchste Todesehnsucht, Verzweiflung die selbst Shakespeare nicht in Worte fassen konnte, doch ich bin noch hier und ich denke das ist auch gut so, noch habe ich eine minimale Chance auf ein humanes Leben, die Messlatte dafür wird auch immer geringer und geringer.

Hintergrund für meinen Todeswunsch:

Ich bin vor 3 Jahren schwer körperlich erkrankt, an Muskelschwund, die Neurologen nahmen mich lange nicht ernst und sagten immer "wenn es was organisches ist, ist es ALS" = schlimmer wie Krebs, Überlebenschance 0%. Mittlerweile ist klar, dass ich schwer krank bin, da ich gerade noch ein paar Meter humpeln kann. Zu dem Muskelschwund habe ich noch zahlreiche andere Krankheiten, Muskelspasmen, Gefäßspasmen, bzw Muskelhartspann/ Dystonie? Ionenkanalkrankheit? RIgor? Was weiß ich. ne Benzoabhängigkeit habe ich auch dazu bekommen und ich habe extrem mit Infektionen zu kämpfen, die meine Krankheit massivst beschleunigen und mich in einen Zustand der Geistigen Umnachtung schicken.... dieser Zustand wurde als Psychose gewertet, wobei ich nur Denkstörungen hatte keine Hallus, keine Stimmen, die Denkstörungen wurden durch Zucker immer wesentlich besser...

Mittlerweile bin ich noch in Stufe 2 der Suizidalität, also die Ambivalenz. Zum Teil habe ich große Todesehnsucht, zum Teil will ich aber unbedingt leben. Ich bin erst 27! Hatte einst große Träume, war selbstständig, hab viel und gerne gearbeitet, viel verdient, tolle Projekte geplant. Jetzt bin ich ein Wrack, körperlich und psychisch.

Am liebsten würde ich im Schlaf einschlafen und nicht mehr aufwachen.. ich bete sehr oft dafür, obwohl ich nicht gläubig bin. Dann aber habe ich Phasen, meist wenn ich bekifft bin, wo dieser Schleier abfällt und diese Apathie Angst weicht und sich wieder ein starker Lebenswille einschaltet. Ich scheibe dann mit Ärzten, es gibt vieles was man machen kann, so versuche ich gerade einen speziellen Biomarkertest aus den US in einem deutschen Labor etablieren zu lassen um die Progression zu tracken, sofern es eine Motoneuronenkrankheit sein kann. Meist kommt dann der nächste Schub weil mich mein Bruder oder Mutter ansteckt und ich verliere schnell viel Muskeln, dann bin ich wieder Depressiv und Suizidal. Aktuell bin ich gerade am überlegen mir ein Barbirurat zu besorgen und/oder eine Waffe, ist ja beides nicht schwer, zur Sicherheit. Meiner Familie gehe ich weitgehend aus dem weg, wobei ich leider auf EInkaufengehen etc angewiesen bin, weil die meine Suizidalität immer wieder anstacheln mit blöden Sprüchen wie "kannst du nicht besser gehen" "musst du immer so übertreiben" und das sind nur harmlosere. Es wird zT immer noch auf die Psyche geschoben, wenn ich vor Schmerzen schreie, heißt es immer noch "sei ruhig sonst müssen wir dich in die Psychiatrie fahren" nach solchen Sprüchen war ich schon des öfteren Suizidal hoch akut, weil ich selbst mental und körperlich nicht glaube mit der Situation fertig zu werden und ich so sehe, wie viel Unterstützung ich von anderen erwarten kann.

Andererseits kann ich noch ausreichend Atmen und noch mehr oder weniger gut Sprechen... also wäre es eigentlich noch zu früh für den Freitod. Was mich aber so dermaßen fertig macht ist die Tatsache, dass ich glaube ohne den 2 großen Schüben, einmal verursacht durch Waschmittelallergie das was Wochenlang auf die Psyche geschoben wurde und schwere Hartspanne am ganzen Körper und schmerzen verursachte, wodurch ich Benzo-abhängig wurde, sowie einigen Infektionen, würde es mir noch viel viel besser gehen.

Dazu habe ich auch eine episodische schwere Depression entwickelt. Am Beginn meiner Krankheit wollte ich unter allen Umständen Leben und hatte sogar für die Kryonik, das einfrieren, Spenden gesammelt. Aber mittlerweile bin ich mir immer unschlüssiger, ob das Leben an sich nicht ein perfider Scherz der Natur ist. Selbst wenn ich meine Krankheit stoppen könnte, dann leben ich noch ein paar Jahre um dann zu sterben.

Demnächst steht ein Termin nochmal in einer Uniklinik an, es wird überlegt ob ich ein Muskeln MRT und Biopsie mache. Die würde ich aber wenn dann nur deshalb machen, damit ich mich nicht mehr rechtfertigen muss im Rollstuhl rumgefahren werden zu wollen.

Wem geht es ähnlich?

MFG ML
Mainländer
Beiträge: 21
Registriert: Sonntag 30. Oktober 2016, 00:45

Re: Mein Tagebuch - in ein neues Leben, unter oder über der

Beitrag von Mainländer »

Hatte gerade wieder eine schlechte Phase wegen recht starken Schmerzen als ich ins Bad ging, mein unzulässiges Wort Fuß ist seit dem Krankenheitsaufenthalt vor einigen Tagen total im ?... wollte eigentlich ein bisschen was zur Besserung meinr Lage unternehmen, habe die letzten Tage Miniziös festgehalten was ich genommen habe,m wie es mir ging usw auf Hoffnung au Besserung... aber oft gehts mir dann zu schlecht um zu schreiben einerseits, andererseits habe ich, wie jetzt, oft ganz starke Suizidgedanken. Meine Mutter hat mal wieder das Fenster aufgerissen was die Gefäßspasmen verschlimmert, da macht sie dauernd, mittlerweile glaube ich fast sie macht es absichtlich?? Dann sage ich ihr 3 mal, dass ich auf Zwiebel allergisch reagiere und was kocht sie? Zwiebeln? Das selbe beim Waschmittel der meine schwere Krise vor kurzem losgetreten hat, bis dahin ging es mir gut... ich bestelle mir ein antibakterielles Waschmittel weil Infekte massiv Schübe auslösen und stelle es 3mal raus, weil ich nichtmal in die Nähge des Waschmittels kann. Sag ihr sie soll es wegschmeißen... aber was macht sie? Wäscht meine Wäsche damit und als es mir immer schlechter und schlechter geht "ist es psychisch" erst als der Arzt die Allergie feststellt komme ich auf die Idee, ob sie meine Wäsche mit dem Waschmittel wäscht... "ja war doch so teuer".

Das sind, im Vergleich was mir an Leid zugefügt wurden, nur kleine Sachen, aber desto schlechter es mir körperlich geht, desto mehr wirken sich solche Sachen auf die Schmerzen aus und auch auf die Progression und haben mich gleich wieder total suizidal gemacht. Bin wieder einige Zeit nur mehr am Denken an den Suizid und hab mal testhalber einen Blister Babiturate bestellt zum testen, erstmal nur gegen meine Schmerzen.

Nachdem es mir erst sehr schlecht geht, fühle ich mich befreit, vielleicht darf ich die Handlungen meiner Familie "Freunde" und Ärzte nicht so negativ sehen, vielleicht ist meine Lage eh unheilbar und sie helfen mir dabei nicht zu sehr am Leben zu hängen. Ich frage mich oft ob man es mit einer Familie/ mit Freunden oder Ärzten leichter hat, die sich bedingungslos für einen einsetzen. Ich habe von anderen gelesen, da haben die Eltern Studien gelesen, Häuser verkauft um die Kinder in andere Länder zu fliegen zu Spezialisten. Einerseits wünschte ich mir nichts mehr wie, dass mir so jemand helfen würden, insb da ich für jeden so gehandelt hätte, andererseits ist auch bei diesen Menschen nur selten eine schwere Krankheit geheilt worden (wenngleich es vorkam) und ich würde eine starke innere Verpflichtung spüren keinen Suizid zu begehen. Diese Verpflichtung habe ich so nicht.

Durchaus half mir meine Mutter öfter, fuhr mich zu Ärzten, Krankenhäuser usw. aber das immer nur unter einer akuten Notsituation in der ich meist mit Suizid drohte. Also eigentlich habe ich mir die Hilfe in höchster Not - bin nicht stolz drauf - erpresst. Als das akute schlechte Gewissen weg war, war auch jedes mal die Hilfe weg. Sicher haben die Ärzte einen großen Beitrag dazu geleistet, dass man mich nicht ernst nahm, aber spätestens wenn ich offensichtlich nicht mehr gehen kann und im Befund steht "Gang unauffällig" müsste die Glaubwürdigkeit der Ärzte untergraben sein.

Jedenfalls nachdem es mir schlecht ging und ich etwas weinte, kam ich von der Trauerphase in diese innere Ruhe, die Gelassenheit, ich fühle mich ein bisschen wie auf Opium, obwohl ich keines genommen habe, leicht Euphorisch. Wie ich es schon öfter hatte, wenn ich mich auf den Tod freute. Man nennt das wohl Todesssehnsucht.
Antworten