Pech im Leben

Persönliche Hoffnungen, Wünsche und Lebensperspektiven

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Freedom
Beiträge: 1
Registriert: Donnerstag 5. Dezember 2013, 15:04

Pech im Leben

Beitrag von Freedom »

Hallo,

ich hab schon öfters über dieses Thema nachgedacht. Und zwar: Ist es im Leben nicht so, dass einige Menschen einfach nur Pech haben im Leben und deshalb ein schlechtes Leben haben?

Und genau das stört mich an diesem "Leben". Dass Glück/Pech eine Rolle spielt. z.B. wenn man einen Unfall hat, und 0 Schuld daran hat und dann massive Gesundheitsprobleme dann hat. Das ist doch einfach nur Pech.

Ich komme überhaupt nicht klar mit diesem Pech/Glück-"System". Es ist irgendwie wie Lotterie, der eine bekommt ein schönes Leben und der andere bekommt ein schlechtes Leben.

Wie empfindet ihr das?
Wechsel
Beiträge: 85
Registriert: Montag 4. Juli 2016, 16:19

Re: Pech im Leben

Beitrag von Wechsel »

Ich stimme Dir zu.
Einiges kann man sich im Leben erarbeiten und erkämpfen, aber vieles lässt sich nicht ändern oder es kommen sogenannte Schicksalsschläge.
Wirst in schlechte Umstände hineingeboren, Afrika, Slums, gewältätige Familien usw.
Oder krank und behindert auf die Welt kommen mit Dauerschmerzen.
Oder durch Unfall plötzlich vom Hals ab gelähmt sein.
Bekannte von uns haben ein Kind, das durch einen Geburtsfehler schwer geschädigt ist, völlig unbeweglich, steckensteif, sprachlos, gehörlos , blind, im Körper gefangen, kaum gewachsen, seit 20 Jahren , nicht größer als eine Armlänge, wie ein Baby-grausam-aber m u s s leben!
Warum dürfen so viele gesund sein und manche bekommen schon als Kind Krebs.
Ich verstehe diese "Natur" auch nicht.
Besser es gäbe nur Wasser und Pflanzen.
Ich mag auch nicht mehr leiden müssen. Warum muss ich krank sein. Ich will das nicht.
Springer

Re: Pech im Leben

Beitrag von Springer »

Mein zentrales Thema ...ich stimme dir in allem zu. Manche Dinge kann man nicht ändern und man hat Pech.

Wenn es nur das wäre, wäre es schon schlimm genug. Aber dann kommen ja noch die ganzen Klugsch***** um die Ecke und erklären dir, dass du dich nur zusammenreißen sollst und du im Grunde selbst schuld bist, dass es dir so schlecht geht.
Abendstern
Beiträge: 621
Registriert: Montag 28. September 2015, 08:03

Re: Pech im Leben

Beitrag von Abendstern »

Springer hat geschrieben:Mein zentrales Thema ...
Dito.
Springer hat geschrieben:Wenn es nur das wäre, wäre es schon schlimm genug. Aber dann kommen ja noch die ganzen Klugsch***** um die Ecke und erklären dir, dass du dich nur zusammenreißen sollst und du im Grunde selbst schuld bist, dass es dir so schlecht geht.
Auch dem kann ich nur beipflichten... Vor allem Menschen, die in ihrem Leben selbst noch nichts wesentlich Schlimmes erlebt haben, fühlen sich immer gerne dazu berufen... Am Schlimmsten sind irgendwelche Pseudo-Heilsbringer, die einem plötzlich am Rockzipfel hängen und für teures Geld eine Gehirnwäsche für ein glückliches Leben aufdrängen wollen... Die haben gar nicht auf dem Bildschirm, daß es schlimme Zustände gibt, die man nicht mal eben wegfrohlocken kann.
glycerine

Re: Pech im Leben

Beitrag von glycerine »

Freedom hat geschrieben:Hallo,

ich hab schon öfters über dieses Thema nachgedacht. Und zwar: Ist es im Leben nicht so, dass einige Menschen einfach nur Pech haben im Leben und deshalb ein schlechtes Leben haben?

Und genau das stört mich an diesem "Leben". Dass Glück/Pech eine Rolle spielt. z.B. wenn man einen Unfall hat, und 0 Schuld daran hat und dann massive Gesundheitsprobleme dann hat. Das ist doch einfach nur Pech.

Ich komme überhaupt nicht klar mit diesem Pech/Glück-"System". Es ist irgendwie wie Lotterie, der eine bekommt ein schönes Leben und der andere bekommt ein schlechtes Leben.

Wie empfindet ihr das?

Ich empfinde das als sehr ungerecht, aber wenn es jetzt nur Zufall ist, dann wäre ja dafür keiner wirklich schuld daran.
Last Escort
Beiträge: 57
Registriert: Dienstag 28. Februar 2017, 17:14
Wohnort: BW

Re: Pech im Leben

Beitrag von Last Escort »

Glück-Pech-Ungerecht-Schuld-andere habens besser-wieso-warum

Mit diesen Gedanken kann man sich ewig im Kreis drehen und kommt doch keinen Millimeter vorwärts, eher sumpft man noch tiefer rein.
Es ist wie es ist. Von anderen ist keine Hilfe zu erwarten. Damit klar kommen oder dahinvegetieren oder dem ein Ende setzen oder ...
glycerine

Re: Pech im Leben

Beitrag von glycerine »

Ich bin wahrscheinlich selbst schuld daran, dass ich durch Drogen schizophren wurde. Wobei es natürlich mehr Kiffer gibt und nicht alle schizophren werden, wie jeder weiß, also habe ich einfach noch Pech dazu. Ich hasse es, dass ich mich da oft voll selbst bemitleide, ich bin eine Last für meine Mitmenschen, also schon wieder schuldig. Die einzige Möglichkeit wird wohl darin bestehen einfach abgebrühter zu werden und einfach mal den ? zusammenkneifen, es kann ja wohl nicht sein, dass eine solche Erkrankung ein Todesurteil ist. Sicher falle ich dem Steuerzahler zur Last, sicher bin ich für Angehörige oft sehr anstrengend, aber ich sollte man ein bisschen mehr mit Würde leben, anstatt die Hosen gestrichen voll zu haben.
Peterchen
Beiträge: 742
Registriert: Freitag 30. Januar 2015, 13:02

Re: Pech im Leben

Beitrag von Peterchen »

Letztlich reduziert sich alles im Leben auf Glück oder Pech. Schließlich ist schon die Veranlagung eines Menschen reine Glückssache. Ein intelligenter und schöner Mensch hat völlig andere Möglichkeiten als ein unbegabter, hässlicher Mensch. Ein Mensch mit einem starken Antrieb und einer guten Impulskontrolle muss sich im Leben viel weniger anstregen als ein Mensch mit Antriebsschwäche und schlechter Selbstdisziplin. Ein fröhlicher und stabiler Mensch hat andere Aussichten als ein depressiver, ängstlicher Mensch.

Darum halte ich die Idee der Chancengleichheit im Grunde für menschenverachtend. Man tut so, als hätten alle das gleiche Potenzial und wenn jemand im Leben abschmiert, dann gibt man ihm selbst die Schuld, ohne zu fragen, welche charakterlichen, genetischen, biographischen Ursachen, die er selbst nicht beeinflussen konnte, zu diesem Ergebnis geführt haben. Man beschwört ein völlig unrealistisches Bild von Freiheit, nur um den Menschen die Schuld an ihrem verkorksten Leben zu geben, obwohl dieses oft nur die Manifestation von verkorksten Voraussetzungen ist.
Agnetha
Beiträge: 294
Registriert: Donnerstag 11. Februar 2016, 11:34
Wohnort: Schleswig-Holstein

Re: Pech im Leben

Beitrag von Agnetha »

Warum geht es überhaupt um schuld? Muss jemand oder irgendwas schuld haben? Das ist eine moralische Bewertung.

An meiner problematik habe wenn, dann allenfalls ich schuld, denn ich habe die Verantwortung für mein leben.
glycerine

Re: Pech im Leben

Beitrag von glycerine »

@peterchen

Dieser Beitrag gefällt mir gut, ich musste auch lachen ehrlich gesagt.

Diese Welt denkt leider viel zu oft sie müssten über andere urteilen,
Wenn man sich selbst sagt, es war einfach Pech, dann ist das den meisten
Schon wieder ein Urteil wert, man wäre so schwächlich und
Ein Jammerlappen, weil man sich nicht herauskämpft,
Es gibt aber nun mal Grenzen, die man nie mehr zurück drehen kann.


Das beste daraus machen, aber das ist immer was anderes, es haben nun mal nicht alle die gleichen Voraussetzungen
Springer

Re: Pech im Leben

Beitrag von Springer »

Peterchen hat geschrieben: Darum halte ich die Idee der Chancengleichheit im Grunde für menschenverachtend. Man tut so, als hätten alle das gleiche Potenzial und wenn jemand im Leben abschmiert, dann gibt man ihm selbst die Schuld, ohne zu fragen, welche charakterlichen, genetischen, biographischen Ursachen, die er selbst nicht beeinflussen konnte, zu diesem Ergebnis geführt haben. Man beschwört ein völlig unrealistisches Bild von Freiheit, nur um den Menschen die Schuld an ihrem verkorksten Leben zu geben, obwohl dieses oft nur die Manifestation von verkorksten Voraussetzungen ist.
Áber vergiss nicht, jeder ist seines Glückes Schmied...

(meinte der 45-jährige Familienvater mit Fußpilzproblemen.)
Erloesung
Beiträge: 281
Registriert: Montag 26. Januar 2009, 00:00

Re: Pech im Leben

Beitrag von Erloesung »

Mir ist vorhin eine (reale) Geschichte eingefallen aus meiner Psychiatrie-Zeit.
Die Geschichte ist relativ "hart", aber das Leben ist nunmal hart.

Also, während meiner Klinik-Aufenthalte hab ich eine Patientin kennengelernt, die ein sehr hartes Schicksal nun hat.
Vorweg: Ich weiss nicht, ob sie "vorher" auch etwas getan hat oder nicht. Ich weiss nur das, was ich gesehen habe und was sie mir erzählt hat.

Die Frau war ca. 25 Jahre und schon am ersten Tag ist sie mir aufgefallen. Wieso? Weil ihr Gesicht "anders" aussah, wie von "normalen" Menschen. Ich bin dann in den nächsten Tagen mit ihr ins Gespräch gekommen, und sie hat es mir von selber erzählt, was passiert ist.

Laut ihrer Aussage, hat ihr Ex-Freund, sie im Gesicht "verändert". Die Details möchte ich hier nicht nennen, da sie ziemlich hart sind. Jedenfalls, sah sie ungefähr so aus wie Brandopfer oft aussehen. Und noch weitere Sachen wurden ihr im Gesicht bzw. am Kopf angetan. Mich hat ihre Geschichte sehr schockiert. Sie meinte zu mir, dass sie mit diesem Aussehen im Gesicht überhaupt nicht klarkommen würde. Sie hatte zwar schon mehrere Operationen im Gesicht, aber die OPs haben nicht viel geholfen, laut ihrer Aussage.

Jedenfalls wird sie wohl -immer- in der Öffentlichkeit sehr auffallen, das meinte sie auch, und deswegen war sie auch wegen Suizid-Gedanken in der Klinik.
Ja.. das ist mal wieder ein sehr trauriges Beispiel, wie Pech im Leben eine große Rolle spielt. :( (natürlich ist das Risiko eher gering, dass einem so etwas schlimmes passiert, aber wenn es passiert.. dann hat man massive Probleme leider im Leben)
Erloesung
Beiträge: 281
Registriert: Montag 26. Januar 2009, 00:00

Re: Pech im Leben

Beitrag von Erloesung »

Das ist eigentlich auch ebenfalls mein zentrales Thema.

Im Jahr 2008 wollte ich mich damals umbringen, ich hatte damals schon viel vorbereitet, hatte auch einen Abschiedsbrief geschrieben und da hatte ich reingeschrieben:

"Wenn es im Leben nur darum geht, ob man Glück oder Pech hat, und nur Glück/Pech entscheidet, ob man ein gutes oder schlechtes Leben hat, dann verzichte ich lieber auf dieses Leben."

Heute, 10 Jahre später, sehe ich es eigentlich fast immer noch so. Natürlich kann man auch einiges beeinflussen im Leben, aber wenn man irgendeinen schweren Schicksalsschlag bekommt, dann ist es doch wieder dieses Glück/Pech -System.
Von einigen Schicksalsschlägen kann man sich vielleicht erholen, aber manche haben eben so gravierende Auswirkungen, dass man sich nicht wirklich davon "erholen" kann.

Wobei da auch, -meiner Meinung nach- , unsere Gesellschaft sehr viel dazu beiträgt, dass man sich von manchen Schickssalschlägen nicht erholen kann. So sehr man es auch versucht. Auch wenn alte Bekannte sagen: "Hey komm, du bist doch ein intelligenter Typ, du schaffst das doch"
Nein, eben nicht. Weil einem überall Steine in den Weg gelegt werden, auch von manchen Ärzten, deren Aufgabe es ja eigentlich ist, Menschen zu helfen. Aber ich hab den Eindruck, dass es manchen Ärzten auch ziemlich egal ist, ob man leidet oder nicht. Einige Ärzte denken sich halt vermutlich: "Mir doch egal, was mit dem Patienten ist. Hauptsache mir geht es einigermaßen gut."

Ärzte sind ja auch "nur" Menschen.
Wie dem auch sei. Natürlich kann man mit Schickssalsschlägen weiterleben, aber es ist eben auch oft ein schlechtes Leben dann. Es gäbe Lösungen, auch für manche schweren Schickssalsschläge, aber in unserer Gesellschaft, hat man da leider schlechte Karten.
Und so isoliert man sich immer mehr von den Mitmenschen. Die Familie hilft auch oft nicht, richtige Freunde gibt es -meiner Meinung nach- auch keine.. also ist man GANZ ALLEIN.
Vanitas 2
Beiträge: 18
Registriert: Samstag 23. Juni 2018, 20:57

Re: Pech im Leben

Beitrag von Vanitas 2 »

Freedom hat geschrieben:Hallo,

ich hab schon öfters über dieses Thema nachgedacht. Und zwar: Ist es im Leben nicht so, dass einige Menschen einfach nur Pech haben im Leben und deshalb ein schlechtes Leben haben?

Und genau das stört mich an diesem "Leben". Dass Glück/Pech eine Rolle spielt. z.B. wenn man einen Unfall hat, und 0 Schuld daran hat und dann massive Gesundheitsprobleme dann hat. Das ist doch einfach nur Pech.

Ich komme überhaupt nicht klar mit diesem Pech/Glück-"System". Es ist irgendwie wie Lotterie, der eine bekommt ein schönes Leben und der andere bekommt ein schlechtes Leben.

Wie empfindet ihr das?
Ist das so einfach? Wer Lotto spielt kann Glück haben, hat aber vorher den Tippschein bezahlt. Viele Leute kaufen sich dicke SUVs, weil sie wissen sie sind besser geschützt in diesen Autos, auch wenn sie schuldlos an einem Unfall beteiligt sind. Ein Kind das Entwicklungsdefizite und Nachteile hat, vielleicht weil seine Mutter gesoffen und geraucht hat. Es gibt das Sprichwort: Von nichts kommt nichts. Andersrum genauso das Kind des Milliardärs, wobei es ja auch den Spruch gibt: Der Erbfall ist der Sündenfall des Kapitalismus. Glück und Pech ist das aber auch nicht, sondern der Wille des Volkes an der Wahlurne. (Wobei 1 Kreuz für 1000 Themen natürlich auch blöd ist.)

Es gibt aber sicherlich gravierende Fälle von purem Glück oder Pech, die ausschlaggebend für das ganze Leben sind. Aber das kann man auch eher als "allgemeines Lebensrisiko" bezeichnen.
September
Beiträge: 20
Registriert: Freitag 28. September 2018, 14:50

Re: Pech im Leben

Beitrag von September »

Ja, das ist so.
Antworten