Ich will mal kurz einen Vergleich starten. Einen Vergleich zwischen meiner Studienzeit und einem Arbeitsleben.
Ein Arbeitsleben sieht ungefähr so aus: Früh morgens aufstehen damit man so um 8Uhr auf Arbeit ist. Mit normaler Arbeitszeit und Pausen hat man also 17Uhr Feierabend. Da sind Überstunden (die ja eher die Regel als die Ausnahme sind) noch gar nicht mitgerechnet. Mit Pendeln und einkaufen und so hat man vielleicht erst ab 19Uhr seine reale Freizeit. Diese kann man aber gar nicht genießen weil man schon bald wieder ins Bett muss. Und warum? Um dann nächsten Tag wieder arbeiten zu gehen und der Ablauf von vorne beginnt. Und das 5 Tage die Woche. Das Wochenende kann man dann auch nicht wirklich genießen. Am Samstag hat man auch noch andere Dinge zu tun wie einkaufen und Wohnung in Schuss halten. Und Sonntag Abend muss man dann schon wieder früh ins Bett um am Montag wieder früh arbeiten zu gehen. Nee also das wäre echt kein Leben für mich. Für mich ist das eine unzumutbare Zumutung für die ich sehr gerne Sterbehilfe beantragen würde um so was umgehen zu können. Nur wird mir kein Arzt der Welt dafür grünes Licht geben. Das fällt dann unter selbstsüchtige Beweggründe.
Meine Studienzeit liegt ein paar Jahre zurück. Ich will auch nicht ewig dieser Zeit hinterher trauern aber trotzdem mal einen kleinen nostalgischen Einblick geben.
Mein Leben sah damals so aus: Mittags gemütlich aufstehen, erstmal chillen und mit meiner WG Frühstück und Mittag gegessen. Nachmittags mal ein oder zwei Vorlesungen besucht (a 90 Minuten). Am späten Nachmittag bzw. Abends wieder gekommen. Dann wieder mit der WG gechillt oder sonstigen Blödsinn gemacht. Ab und zu auf Partys. Insgesamt hatten wir so ca. 4-5 Monate Semesterferien im Jahr…
Zu den meisten Vorlesungen musste ich noch nicht mal hingehen. Denn es gab selten Anwesenheitspflicht. Zumal manche Vorlesungen auch gefilmt und dann ins Uninetz gestellt wurden. Also konnte man sich das frühe Aufstehen sparen und sich die Vorlesung nachmittags auf den heimischen PC anschauen.
Dann gab es zwar nervige Klausuren. Aber manchmal hat es ausgereicht eine Woche vorher mit lernen anzufangen. Das schöne war, dass es ausgereicht hat die Klausur nur zu bestehen. Die Klausurnoten flossen nicht in das Endzeugnis mit ein. Es war also völlig egal ob man die Klausur mit einer 1 oder knapp mit einer 4 bestanden hat. So konnte ich oft auch einen Tag vorher mit lernen anfangen. Ich brauchte ja nur das nötigste zum bestehen lernen. Der Slogan „Vier gewinnt“ bekam da eine ganz neue Bedeutung. Vor allem Vier heißt Bestanden. Bestanden ist Gut. Gut heißt Zwei. Und eine Zwei ist schon wieder fast eine Eins.
Nun hat man ja am Ende des Studiums ein großes Projekt vor sich, die Diplomarbeit. Aber auch da hatte ich meine Tricks um mir das etwas einfach zu gestalten. Erstmal habe ich ganz gemütlich alle benötigten Daten und Literatur gesammelt. Bis ich von meinem Betreuer grünes Licht bekam. Ab da hatte ich 6 Monate Zeit diese fertig zu schreiben. Wie ich halt so bin habe ich natürlich 5 Monate gechillt und den Rest in so einer Hauruck-Aktion fertig gestellt.
Eine Diplomarbeit hat ja meist so 120 Seiten. Nun gibt es zwar keine genaue Festlegung wie viel Seiten man haben muss aber ich hatte so knapp 70 Seiten geschrieben. Sehr wenig und selbst da habe ich noch geschummelt in dem ich z.B. Bilder größer gemacht habe als sie wirklich waren. Somit konnte ich Bilder strecken und mehrere Seiten damit füllen um irgendwie überhaupt ein paar Seiten zustande zu kriegen. Obwohl meine Arbeit am Ende viele inhaltliche und formale Fehler hatte wurde sie dennoch mit 1,7 bewertet. Daraus schließe ich dass der Dozent (der sehr streng benotet) meine Arbeit gar nicht gelesen haben kann. Sonst hätte er meine Arbeit niemals durchkommen lassen. Wahrscheinlich hat er nur mal kurz durchgeblättert, sich die schönen Bilder angeschaut und das wars dann.
Wie ihr also sehen könnt, war ich schon immer der Typ der versucht hat den geringsten Widerstand zu gehen. Aber im Arbeitsleben ist so was nicht mehr möglich. Übrigens ich muss morgen zum Arbeitsamt. Eigentlich muss ich nur ein paar Unterlagen abgeben und gehe dann wieder. Aber selbst da beschleicht mich wieder ein ungutes Gefühl. Weil ich gehe ja auch wieder aus einem Zwang heraus dahin.