Reinkarnation - glaubt ihr daran?

Persönliche Hoffnungen, Wünsche und Lebensperspektiven

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Deadly Snowflake

Re: Reinkarnation - glaubt ihr daran?

Beitrag von Deadly Snowflake »

Thanatos hat geschrieben:
Deadly Snowflake hat geschrieben:..ein ewiges Dasein, das ist doch die Undenkbarkeit schlechthin, ...
Da kenne ich aber eine Menge Leute, die sich das ständig denken und sich riesig darauf freuen. :wink: Was selbstverständlich nichts über die reale Möglichkeit von ewigem Leben aussagt. Ich für meinen Teil halte ein ewige Leben, si esset, für die wahre Hölle.
Warum ich mich hier eigentlich wieder melde: Ich stieß letzthin auf einen interessanten Gedanken in Sachen „Sinn des Lebens“, den ich euch nicht vorenthalten möchte. Der Einfachheit halber setze ich ihn gerade mal in diesen Thread.
Also, für diejenigen Leute, die immer noch nach dem Sinn des Lebens suchen: Es hat keinen objektiven Sinn! Aber eben diese Tatsache, die auf den ersten Blick wohl frustrierend klingt, bedeutet in Wahrheit Freiheit. Denn hätte das Leben einen objektiven Sinn, wären wir dessen Sklaven. Wir müssten ihm zwangsläufig folgen, um nicht ein „verfehltes Leben“ zu leben, auch wenn uns dieser Sinn nicht gefällt. Da das Leben aber keinen objektiven Sinn hat, bietet sich jedem die Möglichkeit, sich selbst einen ihm genehmen Sinn zu suchen. Das bedeutet wahre Freiheit!
Also gibt es keinen Grund, je wieder zu verzweifeln, wenn man den „Sinn des Lebens“ nicht findet. Diesen Sinn hat niemand versteckt, es gibt ihn einfach nicht. Somit lässt er sich auch nicht finden.
Na ja, das sehe ich doch etwas anders. Erstens wäre ein ewiges Leben nur unter der spekulativen Voraussetzung linearer Zeitlichkeit und relativ gleichbleibender Wünsche etc. die Hölle. D.h. der Ausblick in eine endlose Zukunft hätte dann paralysierend-entwertenden Charakter. Natürlich kann man das Ewige Leben aber auch anderes verstehen, als gekennzeichnet durch Zeitlosigkeit (eine vielfach vorkommende theologische Interpretation des Begriffes `Ewigkeit`) und/oder als Zustand völliger und nie öd werdender Erfülltheit und Fraglosigkeit (auch jenseits hiesiger Erfülltheitsvorstellungen und Zweifelsanfechtungen). Vor allem Letzteres ist aber philosophisch, sprich: rational, kaum begründbar (bestenfalls kann man notwendige Bedingungen angeben die zu erfüllen wären).
Insofern wäre ein objektiver, letzter Sinn durchaus nicht notwendig negativ in deinem Sinn. Weder müsste es uns hier auf der Erde zu Sklaven machen (und Sklaven einer `freien` Bejahung eines Angebotes höchster Erfüllung (sprich: Zuckerbrot) zu sein, obwohl noch Kompromiss, wäre doch so arg nun auch wieder nicht...zumindest wäre es auf hohem Niveau gejammert). Ein letztes objektives Sinnangebot (den es rein theoretisch geben könnte...bei Lösung des Trilemma-Problems...) könnte ja auch abgelehnt werden, zumindest so lange als wir nicht dazu genötigt werden Teil davon zu werden (was doch auch ganz nett wäre: hier auf Erden die Sau rauslassen und dennoch zu einer letzten Erfüllung genötigt zu werden...aber selbst damit würde man wohl nicht allen gerecht werden). Zudem: mit der menschlichen Freiheit ist es so oder so nicht sehr weit her, zumindest in meinem Szenario ein vernachlässigbares Opfer (da nicht mal als solches auszumachen...). Die Freiheit sich selber einen Sinn suchen zu dürfen, kommt reichlich euphemistisch daher wie mir scheint. Erstens legt es die Sinnmöglichkeiten auf unsere irdischen Rahmenbedingungen fest (menschliche und weltliche Gegebenheiten), ist des weiteren nur eigentlich reizvoll für jene die ein glückliches Los erwischt haben und das beinhaltet a) Wünsche und Bedürfnisse haben welche sich für doch längere Zeitspannen des Lebens sich als sinngebende tauglich erweisen und b) die Möglichkeit haben solche auch relativ `frei` ausleben zu können. Selbst diese Minimalbedingungen sind wohl seltenst gegeben. Wenn man denn Freiheit gegen Sinn in die Waagschale werfen will, dann muss man unausgesprochen auf der Sinnseite eine sehr bornierte Sicht einer solchen mitdenken (nur der Gläubige etc., der nicht-Gläubige aber oh je...und dass das irdische Sein recht geknechtet gelebt werden müsste um die letzte Erfüllung zu erreichen.) Auf der Seite der Freiheit müsste hingegen eine eher euphemistische Vorstellung davon bestehen, selbst dann wenn man sich auf die Handlungsfreiheit beschränkt.
Die Idee, dass das Fehlen eines objektiven Sinn(angebotes) subjektiven Sinn erst ermöglicht, mag natürlich stimmen, wenn man ganz besondere Sinnkonzepte und Freiheitsvorstellungen damit verbindet, aber damit bindet man sich doch wieder nur im Denken ans Überkommene...wird wieder Sklave des historisch bereits Gedachten und Institutionalisierten. Ich meine: wenn man tradiertem objektivem Sinn(Angebot) eine Abfuhr erteilt, dann wäre man eigentlich frei nach anderen Konzepten ausschau zu halten, da war selbst Cioran dann noch der Tradition verpflichtet wenn er rein knechtende Sinnangebote als die einzig objektiv denkbaren Sinnangebote bedachte (zumindest im Kontext der Befürwortung einer Freiheit zum subjektiven Sinns).
Ach, noch was: nur ein letztes objektives Sinnangebot höchster Erfülltheit könnte die Theodizee, falls überhaupt, einer Lösung zuführen und damit auch für das ganze unermessliche je subjektive Leiden ein letztes und letztendliches Aufgehobensein.

ps: Dass es den objektiven Sinn nicht gibt, kann übrigens nicht bewiesen werden (das ist ein generelles Merkmal von (Nicht-)Existenzaussagen). Allenfalls kann man sich auf die Kritik bekannter Angebote berufen oder aber aufzuzeigen versuchen warum ein letzter objektiver Sinn schlicht nicht denkbar ist, bzw. wie hochgradig unwahrscheinlich das realisiert sein der notwendigen Bedingungen einer solchen sind.
Auch noch merkwürdig scheint mir, wenn du annimmst, dass das nicht Finden des objektiven Sinnes vor Verzweiflung schützen könne, wenn klar wird dass es einen solchen einfach nicht gibt. Die Verzweiflung ist doch eher seltener eine solche die sich am nicht finden können des an sich Findbaren entzündet...solche Fälle sind mir kaum bekannt. Hingegen verzweifeln an der Tatsache dass es keinen letzten Sinn gibt...da gibt es Zeugen genug und zwar wie ich meine zu Recht. Ohne letzten Sinn scheitert jede Theodizee, jeder Wunsch nach Gerechtigkeit muss versagt werden, das Dasein ist reines Zufallsprodukt, ein subjektiver Sinnersatz doch von zufälligsten Gegebenheiten bedingt und kaum je in der Hand und Hervorbringung des `autonomen` Subjektes etc. etc. Gerade Menschen die mit gutem Gewissen und intellektueller Unbedarftheit in solchem Horizont leben können eben weil ihr subjektiver Sinn ihnen Wünschen angepasst ist, und die gelingende Wunschbefriedigung genügt um ihren Sinn einzulösen, werfe ich Unredlichkeit und sorry Stumpfsinnigkeit vor (witzig, dass gerade das weltliche Sinnüberangebot heutiger westlicher Nationen selber den Boden bereitet für andere Probleme: das Gefühl immer das Falsche gewählt zu haben, oder der starke Reiz das Leben auskosten zu müssen, möglichst viel in die kurze Lebensspanne unterzubringen zu müssen, von den Problemen jener die dafür schon gar nicht die benötigten Kapazitäten mitbringen ganz zu schweigen)...aber was soll`s: noch immer demonstrierten menschliche Sinnangebote, ob subjektive oder objektive, deren eigene Dusseligkeit (der der Sinnangebote und der der menschlichen Natur). Unter den objektiven gibt es ein paar ganz wenige die in Aspekten höheren (nie höchsten) Ansprüchen zu genügen trachteten, der Rest ist Müll.
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