Was wäre wenn . . .

Persönliche Hoffnungen, Wünsche und Lebensperspektiven

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Wolke
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Was wäre wenn . . .

Beitrag von Wolke »

. . . ihr euch was wünschen könntet? Was würdet ihr euch wünschen, um wieder Lebensfreude zu haben?

Also, ich wünsche mir, dass ich irgendwann einen neuen Partner habe, am besten mit Kindern und wir eine tolle kleine Familie sind, wo mein verstorbener geliebter Mann immer einen besonderen Platz haben wird. Ein neuer Partner soll meine Vergangenheit und die Liebe zu meinem Mann auf ganzer Linie akzeptieren.
Seelenschmerz
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Re: Was wäre wenn . . .

Beitrag von Seelenschmerz »

ich wünschte, die anderen wären normal...
Thanatos
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Re: Was wäre wenn . . .

Beitrag von Thanatos »

Was ist „normal“?
Seelenschmerz
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Re: Was wäre wenn . . .

Beitrag von Seelenschmerz »

Thanatos hat geschrieben:Was ist „normal“?
War mir klar, dass das wieder kommt.

Aber manchmal hab z. B. ich auch mal das Bedürfnis, mich spontan unverkopft zu unterhalten, meine Empfindungen mitzuteilen, ohne tausendmal zu prüfen, ob das wissenschaftlich korrekt ist.
Empfindungen sind schließlich nie verkehrt, nach Cioran. :wink:
Thanatos
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Re: Was wäre wenn . . .

Beitrag von Thanatos »

repulse hat geschrieben:Normal->der queerschnitt der allgemeinheit in punkten wie: moral, denkensweise, handlungsspielraum, begabungen/fähigkeiten, interessen und problematiken ;)
...
Und das sollte erstrebenswert sein, zum „Querschnitt der Allgemeinheit“ zu passen? Da bleibe ich doch lieber nicht normal und habe dafür eine Persönlichkeit, anstatt als Herdentier im Rudel mitzublöken. :mrgreen:
Schönen Tag noch,
wünscht Thanatos
Thanatos
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Re: Was wäre wenn . . .

Beitrag von Thanatos »

Seelenschmerz hat geschrieben:
Thanatos hat geschrieben:Was ist „normal“?
War mir klar, dass das wieder kommt.

Aber manchmal hab z. B. ich auch mal das Bedürfnis, mich spontan unverkopft zu unterhalten, meine Empfindungen mitzuteilen, ohne tausendmal zu prüfen, ob das wissenschaftlich korrekt ist.
Empfindungen sind schließlich nie verkehrt, nach Cioran. :wink:
Ich wollte hier nicht verkopft wissenschafteln, sondern mit meiner Frage einen Anstoß geben, darüber nachzudenken, ob es immer erstrebenswert ist, normal zu sein. Ist natürlich schwer, diese mein Absicht aus diesem kurzen Satz herauszulesen. :wink:
Um aber endlich mal etwas zum Thema, also zu Wolkes Worten zu sagen - ich beziehe mich auf die „Lebensfreude“: Die habe ich hin und wieder. In meinem Fall ist sie allerdings eher ein Hindernis als eine wirkliche Freude.
Chron
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Re: Was wäre wenn . . .

Beitrag von Chron »

Es gibt irgend so einen Spruch: Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.
Chron
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Re: Was wäre wenn . . .

Beitrag von Chron »

Thanatos hat geschrieben:Was ist „normal“?
1,51 Kinder pro Person/Familie, und ähnlich makabre ("halbe Kinder"!???) Kuriositäten ...
Heisst: Statistische, tatsächlich nie vorkommende Durchschnitte. ´Norm" eben.
Plato
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Re: Was wäre wenn . . .

Beitrag von Plato »

vlt. interessant in dem Zusammenhang .. http://tinyurl.com/c8mu4ro
Deadly Snowflake

Re: Was wäre wenn . . .

Beitrag von Deadly Snowflake »

Chron hat geschrieben:Es gibt irgend so einen Spruch: Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.
Wie war das noch mit den Lachsen...gegen den Strom: bestimmt, aber...
Deadly Snowflake

Re: Was wäre wenn . . .

Beitrag von Deadly Snowflake »

Chron hat geschrieben:
Thanatos hat geschrieben:Was ist „normal“?
1,51 Kinder pro Person/Familie, und ähnlich makabre ("halbe Kinder"!???) Kuriositäten ...
Heisst: Statistische, tatsächlich nie vorkommende Durchschnitte. ´Norm" eben.
Arithmetischer, geometrischer, harmonischer Durchschnitt, Median (keine Gewähr auf Vollständigkeit)...in der Statistik wird ja schon differenziert. Der arithmetische Durchschnitt ist bestimmt nicht immer der vorteilhafteste.
Willst du sagen, dass gar niemand normal ist? Dass jeder gleichermassen einzigartig und individuell ist?
Zuletzt geändert von Deadly Snowflake am Donnerstag 2. Mai 2013, 00:19, insgesamt 1-mal geändert.
Deadly Snowflake

Re: Was wäre wenn . . .

Beitrag von Deadly Snowflake »

Thanatos hat geschrieben: Und das sollte erstrebenswert sein, zum „Querschnitt der Allgemeinheit“ zu passen? Da bleibe ich doch lieber nicht normal und habe dafür eine Persönlichkeit, anstatt als Herdentier im Rudel mitzublöken. :mrgreen:
Schönen Tag noch,
wünscht Thanatos
Würdest du sagen, dass du mit Cioran mitblökst, oder wäre das gar undifferenziert? Angenommen die Mehrheit der Menschen würde Cioransche Ansichten gutheissen, dann wärst du ja nolens volens auch ein Herdentier...oder schliesst Ciorans Gedankengut Gemeinschaft (auch der Verzweifelten etc.) aus...aber beim Lesen erlebt man doch auch ein gewisses Aufbrechen der Einsamkeit im Erleben der Möglichkeit sich mit Ansichten anderer identifizieren zu können (seien diese nun skeptisch-nihilistisch oder ganz anders). Oder ist nicht die Herde das Irritierende sondern das bloss Instinkthafte derselben (sprich: deren Stumpf- und Dumpfheit)?
Na, wie auch immer...

PS: Erinnere mich vage an etwas das Cioran erzählte: In einem Restaurant (oder nach einer Lesung irgendwo?) trat ein junger Mann an Cioran heran und schwärmte, dass er sich völlig wiedererkenne in Ciorans Büchern. Ciorans Reaktion war die, dass er den Mann mehr oder weniger stehenlässt/zurückweist. Danach reflektiert Cioran darüber wie ihm der Gedanke unangenehm war, dass andere evtl. gleich empfinden könnten wie er (also über die Eitelkeit des sich unverstanden Fühlenden oder Leidenden: jeder will ein Exklusivrecht auf sein Leiden). Diese Einsicht negiert er dann aber postwendend mit irgendeinem ironischen Wendung.
Vielleicht kennst du ja die Stelle die ich meine?
Wolke
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Re: Was wäre wenn . . .

Beitrag von Wolke »

Also, ich finde, dass niemand normal ist.

Von daher wird weder der Wunsch, dass man selbst normal ist, noch dass die anderen normal sind, in Erfüllung gehen. Selbst die Leute, die nach außen hin normal scheinen, sind es in Wirklichkeit nicht, weil sie nämlich genau das tun, was viele tun, nämlich den Anschein zu wahren, normal zu sein, um mit dem Strom mitschwimmen zu können.

Ich will damit sagen, dass die wirklich starken Menschen die sind, die sich nicht nach außen hin verbiegen, um bloß der Norm zu entsprechen, sondern einfach so sind wie sie sind.

Bei mir ist es z. B. so, dass ich seit ich Kind bin, richtig Angst habe vor dem Knallen (also Knaller, Feuerwerk, Donner, alles mögliche, vor dem man erschreckt). Das ist so schlimm, dass ich eigentlich in vorhersehbaren Situationen immer mit Ohropax bewaffnet bin. Selbst ein Konzert kann ich nicht genießen, weil ich die ganze Zeit Angst habe, dass Pyrotechnik losgeht und mit Ohropax ist der Sound ziemlich kacke. Meine Eltern haben schon immer zu mir gesagt, dass das ja nicht normal ist. An Silvester kam bis vor kurzem immer die blöde Frage: "und, hast du immer noch Angst vorm Knallen? Das muss doch bald wieder gut sein." Und mein Vater hat mich ausgelacht. Im letzten Jahr habe ich herausgefunden, was der Grund für diese Angst ist: Als Kind wurde ich geschlagen. Und zwar richtig heftig. Meine Mutter hat mich "gejagt", mein Vater festgehalten und dann gab´s schön mit dem Kochlöffel auf den Hintern. Diese Schläge haben dieses Trauma bei mir ausgelöst.

Meine Therapeutin meinte, dass mir diese Angst vorm Knallen nicht unangenehm sein muss nach außen hin. Ich weiß, woher sie kommt, ich weiß mir zu helfen, indem ich die Ohropax benutze. Was andere über mich denken, kann egal sein, weil ICH weiß, was für eine Geschichte dahinter steckt. Und: sie hat Recht.

Ich denke, dass alles, was nicht normal ist, einfach eine Geschichte hat, an der man nichts mehr ändern kann, bzw. die man nicht beeinflussen konnte.
Thanatos
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Re: Was wäre wenn . . .

Beitrag von Thanatos »

Deadly Snowflake hat geschrieben:...

Würdest du sagen, dass du mit Cioran mitblökst, oder wäre das gar undifferenziert? ...
Es wäre in der Tat etwas undifferenziert. Denn mein nihilistisch-stoisches Weltbild habe ich wohl schon als Teenager entwickelt, zu Zeiten, als ich nicht einmal wusste, was Stoiker sind, geschweige denn, dass ich Cioran gekannt hätte. In Cioran entdeckte ich schließlich den Seelenverwandten.
Aber natürlich ist mir klar, dass es unvermeidlich ist, zumindest gelegentlich mitzublöken, solange man sich nicht als Einsiedler in die Wüste oder wohin auch immer zurückzieht. Ich bin allerdings bemüht, das Mitblöken auf das unvermeidliche Minimum zu beschränken.
Übrigens blöken in „meiner Herde“ nicht nur Cioran, sondern auch Nietzsche und Schopenhauer; manchmal kommen auch Dostojewski und Thomas Mann vorbei. Da jeder von uns etwas anders blökt, behält also jeder seine Persönlichkeit, selbst wenn wir uns gelegentlich in der gleichen Herde befinden.
Schönen Tag noch,
Thanatos
Chron
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Re: Was wäre wenn . . .

Beitrag von Chron »

Deadly Snowflake hat geschrieben:Willst du sagen, dass gar niemand normal ist? Dass jeder gleichermassen einzigartig und individuell ist?
Ja. Zwar war das nicht die gedankliche Absicht meines vorderen Beitrages, aber diese Aussage kann ich derzeit uneingeschränkt bejahen.
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