Grenzwelten hat geschrieben:wenn ich es in der stadt unter dem lärm,
dem stress und den menschen nicht mehr aushalte
gehe ich gern auf friedhöfe...
Gegen Lärm (Baulärm, Flugzeuglärm, Kötergekläffe, Industrielärm, Autos/Lastwagen mit kaputten Auspuffen, Kindergeschrei, Bahnlärm, Sirenenautos, Feuerwerksgeknalle, Donnerknalle, Rasenmäher, Laubbläser, Baumabsägemaschinen, ...) komme ich nicht an. Dann kann ich gar nicht mehr denken, werde zum halbautomatischen Zombie bei dem nur noch manche Gewohnheiten so halbwegs funktionieren (ich hab dabei auch schon mal 4 angerauchte Zigaretten in den 4 Aschenbecher-Halterungen gesehen, weil ich jeweils vergessen hatte, dass ich schon einen Glimmstengel angezündet hatte), der fehlende Schlaf führt zu Halluzinationen (z. B. dass sich nicht vorhandene Tischtücher im Wind bewegen, auch wenn gar kein Wind ist), oder Alpträumen bei Sekunden- oder Wenige-Minuten-Schlafen, und dann bleibt nur noch die Verzweiflung, das Leiden, und "Frieden" ist ein völlig abstraktes "Wort" (so weit Sprache/Denken dann überhaupt noch funktionieren).
Wenn mich Andersmenschliches psychisch zugestresst hatte, dann, ja, bin ich auch manchmal auf Fried-höfe. Jetzt geht das kaum noch, weil ich kaum noch aus dem Haus komme (Gefahr von Treppenstürzen, weil ich zu schwach bin, usw.).
Frieden ist eigentlich meistens in mir, denn ich mag keinen Streit und Krach und Krieg.
Frieden kommt also dann wieder, wenn ich allein in Ruhe bin. Oder nur mit nicht aggressiven Naturgeräuschen (sich nächtlich zankende Kater, kreischende Igel oder überlaut keifende Jungvögel empfinde ich aber auch nicht als friedlich).
Als Orte fallen mir so ein, ausser Friedhöfen:
Bett, eingekuschelt in Kissen und Schlafsack-Decke
Meeresstrand
Verwilderte Gärten, Wegränder u. ä.
Campingplätze bei Nacht
Im Sommer bei offenen Fenstern dem Autobahnverkehr zuhören (Fernreisen, Internationalität ... auch das Rauschen an sich mag ich dann)
Der Blick, die Gedanken, Ahnungen, Fragen in eine ferne nun tote Vergangenheit, bei entsprechenden TV-Sendungen, oder der/einer Pyramiden-Webcam (die seit den Unruhen in Ägypten aber nicht mehr so recht in Betrieb ist)
Ein "Ort" ist aber wahrscheinlich auch das Schreiben; die Konzentration auf Gedankliches.
Und sei es, dass ich meine Wut über allen unnötigen Menschenlärm rausschreibe/-fluche.
Dabei denke ich zwar nicht an Frieden, aber werde wieder friedlicher.
Oder: Alkohol. Kein wirklicher Frieden, aber eine Art von - "Abschottungsruhe", nenne ich es mal.
Oder: In den Armen eines liebenden Partners.
Oder bei schneller Fahrt über eine Autobahn. Am besten nachts.
Oder ...? Fällt mir grad nichts mehr ein ...