es ist alles schwarz

Meinungs- und Erfahrungsaustausch zum Thema Suizid; Berichte über gescheiterte Suizidversuche; suizidales Verhalten; Leben mit Suizidgedanken; Hilfestellungen

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

baltar
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es ist alles schwarz

Beitrag von baltar »

Hallo,

ich hab seit 20 Jahren den Wunsch, nicht mehr zu leben. Es gibt keinen Tag, an dem ich mir nicht wünsche, dass ich am nächsten Morgen nicht mehr aufwache. In meinem Leben ist zu viel schiefgelaufen. Ich bin immer froh, wenn ich schlafe, weil ich dann aus der Welt raus bin, in die ich nicht hineingehöre. Und ich freue mich nicht, dass ich wieder aufwache. Warum kann ich nicht einfach verschwinden, warum muss das alles weitergehen. Ich bin doch nur ein winzig kleines Stück der Welt, muss ich wirklich noch da sein? Die Welt kann doch auf mich verzichten, davon wird sie schon nicht untergehen.

Ich weiß, dass es Leute gibt, die noch schlimmer dran sind als ich. Ein Psychologe hat mal gesagt "wenn Sie glauben, dass es Ihnen dreckig geht, dann seien Sie sicher, es gibt immer Menschen, denen es noch dreckiger geht als Ihnen". Das stimmt schon, aber ich habe einfach das Gefühl, dass ich in diese Welt nicht hineingehöre, es niemals habe. Wenn ich mal ganz alleine bin, keine Verwandten mehr habe, werde ich wohl auch nicht lange zögern und den letzten Weg auch gehen. Ich will nicht mehr damit leben.

Ich habe keine Freude mehr an meinem Leben, lenke mich nur noch ab mit Fernsehen, Internet und Essen, wobei ich mich dabei nicht mehr richtig konzentrieren kann und schnell müde werde. Ich gehe inzwischen sehr früh ins Bett, weil ich nichts mehr mitbekommen will. Mir ist alles langsam egal, ich will damit nichts mehr zu tun haben.

Es hört sich böse an, aber wenn ich erfahre, dass morgen die Welt untergeht, werde ich mich in Ruhe ins Bett legen und erleichert abwarten. Komm ruhig, bei mir bist Du willkommen.

Mein Leben ist ein Müllhaufen, und ich will endlich da raus. Der Fremdkörper soll endlich entfernt werden. Ich will meine Ruhe haben!!
Emely
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Re: es ist alles schwarz

Beitrag von Emely »

Hallo Du,

ich kann Dir nachfühlen, was dieses "Ich gehöre nicht hierhin" und "Es macht nichts, wenn ich nicht mehr da bin" betrifft. Ich finde, dass das ein ganz ganz schlimmes Gefühl ist. Und ein schwarzes Loch, das von innen heraus auffrisst.
Und dieses Gefühl, nicht gebraucht zu werden und sinnlos zu sein, kenne ich auch. Wofür dann auch kämpfen? Wozu es dann probieren?

Du bist aber da. Dich gibt es. Und ich lese Dich.

Wieso bist Du noch da, wenn Du seit 20 Jahren nicht da sein willst? Was hält Dich hier? Magst Du darüber erzählen?
baltar
Beiträge: 13
Registriert: Sonntag 31. Juli 2022, 00:30

Re: es ist alles schwarz

Beitrag von baltar »

Nur meiner Mutter wegen, sonst hält mi h nichts mehr hier. Ich hab noch andere Verwandte, aber ich kann so nicht weitermachen. Das kann doch niemand von mir verlangen.
Emely
Beiträge: 210
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Re: es ist alles schwarz

Beitrag von Emely »

Das verlangt auch niemand. Nur Du selbst von Dir.
Dass Deine Mutter Dir so viel bedeutet, ist ein gutes Zeichen. Du bist noch "erreichbar".

Hast Du schonmal Therapie oder ähnliches gemacht?
Hast Du schonmal irgendwo ganz offen über die Suizidalität geredet?
baltar
Beiträge: 13
Registriert: Sonntag 31. Juli 2022, 00:30

Re: es ist alles schwarz

Beitrag von baltar »

Ja, einem Freund, und einem Therapeuten. Ich hab nicht gesagt, dass ich konkrete Pläne habe, aber dass ich nicht mehr will. Dass ich mein Leben satt habe
ArgonM
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Re: es ist alles schwarz

Beitrag von ArgonM »

Hallo baltar,

Ich kann es sehr gut nachempfinden, denn mir geht es auch so ähnlich (möchte nicht sagen genauso weil es sicher andere Umstände gibt) wie Dir. …
„Die Luft ist raus“. Jeder Tag eine Qual, Trauer und Angst frisst einen langsam auf…. Das was Du geschrieben hast hätte auch von mir kommen können.
Emely
Beiträge: 210
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Re: es ist alles schwarz

Beitrag von Emely »

Dieses "Ich will einfach nicht mehr" ist wirklich belastend, finde ich. Dieses...Nicht mehr Wollen, aber Müssen. Es ist sooo ätzend.

Ich habe deshalb gefragt, weil es mir hilft, ganz offen über Suizidalität zu reden. Es entlastet mich, dass ich Worte dafür habe. (Ich wurde übrigens nie irgendwie in die Psychiatrie gebracht deswegen oder so).

In Baden-Württemberg gibt es z.B. "Arbeitskreis Leben". Da darf man ganz offen über Pläne, Methoden, Gedanken und Gefühle reden. Ohne Angst haben zu müssen, dass man direkt zwangseingewiesen wird. Die hören zu.
Gibt es solche Fachberatungsstellen für Suizid bei Dir auch? Die gibt es nur in 3 Bundesländern :/

Meine Erfahrung ist, dass Therapeuten oft helfen wollen. Aktiv sein wollen. Und mir hilft es viel mehr, dass es einfach beschissen sein darf. Dass ich einfach lieber tot sein will als mich weiter durchzuquälen. Dass dieses "Müssen" wegfällt.

Vielleicht würde Dir das auch gut tun?
baltar
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Re: es ist alles schwarz

Beitrag von baltar »

Ich weiss es nicht. Ich komme aus dem Raum Hamburg.

Das Grundproblem kann ich trotz allem nicht lösen, das ist es, was an mir frisst wie Krebs. Therapie konnte für mich bisher nur einen damm bieten, aber ewig wird der nicht halten
Emely
Beiträge: 210
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Re: es ist alles schwarz

Beitrag von Emely »

Spontan habe ich das gefunden:
https://www.hamburg.de/seelische-gesund ... faehrdete/

Der Damm hält nicht ewig. Aber Du lebst nunmal. Dann kannst Du es Dir doch auch etwas aushaltbarer machen. Wozu das Leid noch verstärken?
baltar
Beiträge: 13
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Re: es ist alles schwarz

Beitrag von baltar »

für mein Problem gibt es keine Lösung, und ich will so nicht mehr leben.
Black2Light
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Registriert: Dienstag 13. September 2022, 18:53

Re: es ist alles schwarz

Beitrag von Black2Light »

Hallo baltar,

Also wenn ich mir das so durchlese - auch wenn meine Umstände sicher ganz anders sind; außerdem habe ich absolut niemanden für den es sich lohnt noch hier zu bleiben… einzig mein Sohn, aber der kennt mich nicht mal mehr und ich kann auch keine Beziehung wieder aufbauen und mir dann das Leben nehmen - finde ich mich in deinem letzten Satz 1:1 wieder. Ich will auch schon eine ganze Weile nicht mehr. Und für mein Problem gibt es ich auch keine Lösung, zumindest gibt es seit einer Weile keine Lösung mehr. Dafür ist es zu spät…

Wenn ich lese das sich Menschen seit Jahrzehnten quälen macht mir das richtig Angst. Ich hab schon lange nur noch vor einem Angst, nämlich es wenn es so weit ist nicht zu schaffen dem allen ein Ende zu setzen…

Mfg
baltar
Beiträge: 13
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Re: es ist alles schwarz

Beitrag von baltar »

mein problem ist u. a. eine sexuelle geschichte, ich habe eine paraphilie. ich fühle mich nicht als mensch, ich bin ein fremdkörper.
n°cturne
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Re: es ist alles schwarz

Beitrag von n°cturne »

Emely hat geschrieben: Donnerstag 8. Februar 2024, 14:38 Dieses "Ich will einfach nicht mehr" ist wirklich belastend, finde ich. Dieses...Nicht mehr Wollen, aber Müssen. Es ist sooo ätzend.

Meine Erfahrung ist, dass Therapeuten oft helfen wollen. Aktiv sein wollen. Und mir hilft es viel mehr, dass es einfach beschissen sein darf. Dass ich einfach lieber tot sein will als mich weiter durchzuquälen. Dass dieses "Müssen" wegfällt.
Genau so ist es. Dass einem andernfalls auch noch der freie Wille, die Selbstbestimmung und das klare Urteilsvermögen abgesprochen wird, sehe ich als eines der größten Therapieübel. Da quatschen sie immer alle von Selbstwirksamkeitserfahrung, machen sie einem aber genau dadurch abspenstig, indem sie einem die Souveränität aberkennen. Da will man doch eher erst recht nicht mehr leben.
(Ich wurde übrigens nie irgendwie in die Psychiatrie gebracht deswegen oder so).
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade Lifestyle-Psychologen da leider leicht mal die Nerven verlieren können. Auch das wieder eine Übergriffigkeit, die mich nicht gerade davon überzeugt hat, mich mit dieser Welt noch anfreunden zu können. Zwar ist es am Ende doch anders gekommen, weil es wenigstens noch ein paar Profis da draußen gibt, aber einfach mal wieder erschreckend, was für Dilettanten auf die Menschheit losgelassen werden. Schlimm genug, dass sich viele dem psychotherapeutischen Berufsfeld deshalb zuwenden, weil sie selbst nicht klarkommen. Wie soll so jemand einem anderen bitte eine Stütze sein. Habe mir oft gedacht, dass die umgekehrte Rolle wahrscheinlich noch mehr Sinn machen würde: Ich der Therapeut und der Therapeut mein Patient.
n°cturne
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Re: es ist alles schwarz

Beitrag von n°cturne »

baltar hat geschrieben: Dienstag 6. Februar 2024, 20:27 … In meinem Leben ist zu viel schiefgelaufen. Ich bin immer froh, wenn ich schlafe, weil ich dann aus der Welt raus bin, in die ich nicht hineingehöre.

… Das stimmt schon, aber ich habe einfach das Gefühl, dass ich in diese Welt nicht hineingehöre, es niemals habe.

… Mir ist alles langsam egal, ich will damit nichts mehr zu tun haben.

… Ich will meine Ruhe haben!!
Wie so viele hier, kann auch ich mich sehr damit identifizieren …
Ein Psychologe hat mal gesagt "wenn Sie glauben, dass es Ihnen dreckig geht, dann seien Sie sicher, es gibt immer Menschen, denen es noch dreckiger geht als Ihnen".
Da sind wir wieder bei dem Dilettantismus, den ich eben erwähnte … Natürlich gibt es immer jemanden, dem es noch schlechter geht. Aber würde es allen Menschen gut gehen, nur weil sie nicht derjenige sind, dem es von Milliarden Menschen am schlechtesten geht, dann könnte der Herr Psychologe seinen Job an den Nagel hängen und Sozialhilfe beantragen.
baltar
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Re: es ist alles schwarz

Beitrag von baltar »

https://www.youtube.com/watch?v=Ukarnf_qAqg

ich höre mir dieses Lied an, weil es zu meinem Gefühl passt.

ich freue mich nicht mehr, ich will nichts mehr für mich. ich hab außerhalb der Arbeit keine Freude an meinem Leben, ich hab auch keine Kraft, für mich was gutes zu tun, ich habe keinen spaß mehr, ich will von dieser welt nichts mehr.

ich will einschlafen und nicht mehr aufwachen. warum ist das nicht möglich, warum wache ich noch auf?
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