Abschiedsbriefe schreiben

[chalkchalk]

Hallo liebes Forum,

heute habe ich farbige Briefe gekauft, um persönliche Abschiedsschreiben zu hinterlassen.
Den ersten (für einen meiner besten Freunde) habe ich eben in vorläufiger Form am PC abgefasst.

Es hat ca. 2,5 Stunden gedauert, ich musste mehrmals weinen und habe einige Stellen als fragwürdig markiert, da sie mir vom Gefühl her als nicht passend erscheinen. Zum Beispiel würde ich einerseits gerne nochmal meinen und unseren gemeinsamen Humor durchscheinen lassen, das kommt mir aber in Angesicht der Tatsachen als unpassend vor.

Wie sind eure Erfahrungen mit dem Verfassen dieser Briefe?


Viele Grüße,
c

[Stummfilm]

Nix für mich.
Ich würde es vielleicht schreiben, wenn es eine Klarstellung oder eine Abrechnung wäre. Und bitte online und öffentlich zugänglich. Wenn der Leserkreis eingeschränkt werden muss, dann reicht ein Link mit Zugangscode, irgendwo prominent plaziert.
Briefe sind sowas von altmodisch. Überhaupt ist mir die ständige Gefühlsduselei um den Suizid zuwider: unaufhörlich strömende Tränen (bei allen Beteiligten!), Selbsthilfegruppen, in denen sich natürlich gaanz starke und tapfere Menschen händchenhaltend im Trauerranking zu überbieten suchen, ...
Furchtbar.
Das gehört alles restlos digitalisiert.

[Dissolved_Alice]

Abschiedsbrief Also... Nö... Warum auch...
Ich hab alles gesagt was es zu sagen gibt.

[Dissolved_Alice]

Zum Beispiel würde ich einerseits gerne nochmal meinen und unseren gemeinsamen Humor durchscheinen lassen, das kommt mir aber in Angesicht der Tatsachen als unpassend vor.

Unpassend??? Bitte was?

[Emely]

Ich find das hier ehrlich gesagt respektlos.
Könnte man sich bitte unterhalten, ohne sich darüber lustig zu machen?!
Wie würdet ihr euch fühlen, wenn ihr ein Thema erstellt und dafür regelrecht ausgelacht werdet...?
Bitte geht respektvoll miteinander um. Ansonsten ist niemand gezwungen, zu antworten. Schreibt euch gegenseitig PNs und lacht euch da einen ab, statt hier auf jemanden rumzutrampeln, der sich mit seinen Gedanken gezeigt hat.

[whatever]

Ich finde, man sollte da auch hinschreiben, warum man es getan hat und auch, dass die Angehörigen/Freunde usw. nicht schuld sind am Tod. Ansonsten machen sich Angehörigen/Freunde usw. möglicherweise Vorwürfe. Ich finde, es ist wichtig, dass einfach klar wird aus dem Brief, dass man eben nicht mehr konnte, dass es nicht mehr ging und dass niemand daran Schuld hat (natürlich wenn man das so hinschreiben kann).

[Alpaka]

Hallo,

ich würde einen Abschiedsbrief hinterlassen, per Hand geschrieben.
Das finde ich persönlicher und überhaupt nicht altmodisch.
In der heutigen Zeit schreibt man eh nur noch sehr wenig per Hand.

Hineinschreiben würde ich auf jeden Fall den Grund, das finde ich für mich persönlich, sehr wichtig.
Es soll sich niemand Gedanken machen, das er/sie, schuld daran ist.

Die Schuldfrage wird aufkommen, auch wenn das Verhältnis zueinander sehr gut war.

LG
Alpaka

[Stummfilm]

@ Emely: Bitte nicht schon wieder. Das hat doch nichts mit lustigmachen zu tun. Ich würde halt keinen Abschiedsbrief schreiben. Ein Brief riecht für mich eben nach 19. Jhdt mit der entsprechenden geistigen Einstellung. Und wenn ich mir dann auch noch das Schicksal des Briefs vorstelle... Der Arme kann einem nur leid tun. Heulsus:innen, die ihn mit Rotz und Tränen besudeln, unfähig zu verstehen, nicht begreifen...
Ein digitaler Brief muss all das nicht erleiden. Beschmutzt wird höchstens die Hardware, aber das wird sie ohnehin.

Zur Begründung: Wer sich schuldig fühlt, hat auch allen Grund dazu. Es ist die Wahrheit. Das heißt nicht, dass alle, die ursächlich waren, dies mit vollem Vorsatz getan haben. Aber diese Tatsache zu leugnen wäre wie zu behaupten, dass Wasser nicht nass machte. Eltern vererben ihre Sch*** Gene, der müde Fahrzeuglenker überschätzt sich usw. Kurz: Jeder, der länger Umgang mit dem Suizidopfer gepflegt hat, war nicht gut genug. Das kann man doch einfach mal stehen lassen, statt Hinterbliebene in ihrer ohnehin zum Scheitern verurteilten Abwehr zu unterstützen.
Entlasten kann ein Therapeut sicher besser als ich, also fange ich damit erst gar nicht an. Was ich meinen Nächsten in all den Jahren nicht vermitteln konnte, werde ich noch weniger in wenigen Seiten schaffen. Denn mein Bauchgefühl sagt mir, sie wollen es nicht wissen. Als soziale Wesen können wir uns in der Regel auf dieses Gefühl verlassen. Ein Abschiedsbrief ist vielleicht ein Pflaster auf einer Wunde, sicher aber ein Messer, mit dem man neue Wunden zufügt.