Stellt euch vor...

Meinungs- und Erfahrungsaustausch zum Thema Suizid; Berichte über gescheiterte Suizidversuche; suizidales Verhalten; Leben mit Suizidgedanken; Hilfestellungen

Moderatoren: Ludwig A. Minelli, Mediator

Emely
Beiträge: 210
Registriert: Mittwoch 17. November 2021, 14:03

Re: Stellt euch vor...

Beitrag von Emely »

Ich verstehe nicht, wie man Trost darin finden kann, von Gott (oder wemauchimmer/wasauchimmer) geleitet zu werden und den Weg bestimmt zu bekommen.
Als Missbrauchsopfer ist es für mich pure Qual, mich handlungsunfähig zu fühlen und das Gefühl zu haben, keine eigene Entscheidung treffen zu können.

Ich glaube, wegen dieses Urvertrauens, das ich nie bekommen habe, kann ich nicht gläubig werden.

Ich mag auf keinen Fall eine Diskussion anstoßen, in der versucht wird, mir Gott "schönzureden" oder mich zum Glauben zu bewegen. Das finde ich übergriffig. Ich lasse Gläubigen auch ihren Glauben!

Ich beneide Gläubige sogar um des Vertrauens und des Gefühls der Sicherheit. Das ist was Schönes - etwas, das ich so nicht habe.

Ich glaube nicht an Himmel und Hölle. Wenn ich tot bin, ist es für mich vorbei. Punkt. Es ist für mich eher eine schlimme Vorstellung, dass selbst danach noch irgendjemand bestimmt, wohin ich gehen darf.

Es gibt viele Missbrauchsopfer, die gläubig sind. Viele von denen werden es erst als Erwachsene. Ich sehe das eher aus einem psychologischen Standpunkt aus. Und bin tatsächlich froh, dass ich als Nichtgläubige genauso Höhen und Tiefen habe wie Gläubige.
Egal wer hier im Forum was glaubt - alle wollen (so) nicht mehr leben.
kapree
Beiträge: 113
Registriert: Montag 3. Juli 2023, 17:53

Re: Stellt euch vor...

Beitrag von kapree »

Ich stelle mir gerade vor, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Nur die letzten 2 Jahre, das ist alles 🙏🙏 Für mich gibt es nur ein Leben vor dem Tod!
Dennoch respektiere ich den Glauben anderer.
whatever
Beiträge: 17
Registriert: Dienstag 22. August 2023, 13:19

Re: Stellt euch vor...

Beitrag von whatever »

Ja, das kenne ich. Wieviel würde ich rückwirkend anders machen, wenn ich vor 10 Jahren wüsste, was ich heute weiß. Dann wäre vielleicht alles anders gekommen als es gekommen ist und ich wäre vielleicht gesund und glücklich.

Ich hoffe, es gibt ein Leben nach dem Tod bei Gott und seinen Liebsten mit unendlich Liebe und Trost.

kapree hat geschrieben: Samstag 23. September 2023, 23:28 Ich stelle mir gerade vor, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Nur die letzten 2 Jahre, das ist alles 🙏🙏 Für mich gibt es nur ein Leben vor dem Tod!
Dennoch respektiere ich den Glauben anderer.
Stummfilm
Beiträge: 159
Registriert: Freitag 16. August 2013, 13:38

Re: Stellt euch vor...

Beitrag von Stummfilm »

Naja. Wie soll ich mir Verhältnisse vorstellen, die weit jenseits unserer Lebenserfahrung liegen? Mit unserem Körper und unseren Voraussetzungen können manche dem Leben durch seine Begrenztheit etwas Schönes abgewinnen, wobei ich da der Meinung bin, dass sie so programmiert sind. Aber unbegrenzt und unendlich wären auch diese Schönheiten dahin. Ain't gonna work. Mag sein, dass Gott es schon irgendwie schaukeln wird und die Fehler in der Version 2.0 ausbügelt. Nur leider bin ich nicht fähig daran zu glauben wie auch nicht an das heilige Spaghettimonster. Wenn schon unsere primitiven Standards in so einem Fall die Beweislast bei einem/mehreren Schöpfern sehen, müssten dies die göttlichen mindestens genauso oder besser machen. Wie die Dinge derzeit liegen, habe ich jedes Recht, höhere Wesen für nicht existent zu halten und, selbst wenn sie existierten, ihre Fähigkeiten anzuzweifeln. Jedenfalls müssten sich meine Schöpfer:Innen auf das jüngste Gericht vorbereiten, nicht ich. Kann leicht belegen, dass selbst wir begrenzten, verdammten Geschöpfe viel besser als sie selbst geworden sind und noch werden. Ich gehe davon aus, dass wir intelligentere, stärkere und weit weniger leidende künstliche Wesen hervorbringen können und werden. Kurz: Ich vertraue meiner Spezies mehr, in allen Bereichen. Und das, obwohl ich nicht gern unter den Individuen wäre.
Scotti
Beiträge: 917
Registriert: Donnerstag 3. Juni 2010, 10:34

Re: Stellt euch vor...

Beitrag von Scotti »

Delfino hat geschrieben: Freitag 22. September 2023, 22:38 Man darf nicht ausser Acht lassen, dass es auch Bereiche im Jenseits gibt, wo nur pures Leid, Feindschaft, Angst und Dunkelheit ist. Diesen Bereich kann man Hölle nennen. Und leider kommen viele Suizidenten (aber längst nicht alle) dorthin. Ob man nach einem Suizid in den Himmel kommt oder in die Hölle kommt, hängt auch etwas von der Motivation und den Lebensumständen ab. Wenn man aus egoistischen Gründen Suizid begeht, stehen die Karten nicht so gut. Man hinterlässt Angehörige, die einen lieben, und sehr unter dem Verlust zu leiden haben. Anders sieht es aus, wenn jemand schwer krank ist und das Leben einfach unerträglich ist. Etwa bei der Krankheit ALS oder bei Multiple Sklerose. Wenn man vorher nicht alles menschenmögliche versucht hat, sein Leben lebenswert zu machen, sollte man einen Suizid nicht in Betracht ziehen.
Im Grunde genommen gehört unser Leben Gott. Nur er darf über den Zeitpunkt der Geburt und des Todes entscheiden. Entscheiden wir selbst, wann wir sterben wollen, ist das ein Verstoss gegen das kosmische Harmoniegesetz. Gott hat einen Plan für jedes Leben, aber wenn wir das Geschenk, das wir von Gott erhalten haben, einfach so wegwerfen, beleidigen wir Gott, was negative spirituelle Konsequenzen haben kann.
Ich will niemandem Angst machen, aber man sollte bitte nicht so naiv sein und denken, dass nach dem Freitod alles besser ist.
Lieber Delfino,
es tut mir so leid, dass du in dem Glauben lebst, dass es sowas wie Hölle oder dunkle Bereiche wirklich gibt.
Seit weit mehr als 100 Jahren ist allen Thanatologen eines gemein: sie wissen, dass es sowas wie Hölle oder dunkle Bereiche, wo Hass, Wut usw. existieren nicht gibt.

Was es sehr wohl gibt ist, dass wir im Tod so verblendet, so wütend und verzweifelt sind, dass wir das Licht nicht sehen und an dieser Erde, dieser Dimension haften bleiben, was nicht sein sollte.
Die einzige wirkliche Hölle ist, wenn wir unseren Lebensfilm sehen und die Gefühle unserer Freund, Ehepartner usw. spüren können und aus ihrer Sicht erleben, was wir getan haben (gutes und schlechtes).
Aber auch da sind wir nicht allein, sondern können auf die Liebe und die Hilfe unserer Führer und Freunde vertrauen, denn wir sind alle untereinander verbunden.
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